DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-12-2018 08:01
SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 30.12.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW a
Zunächst noch windig, im Osten und anfangs in Teilen der Mitte in freien Lagen
noch einzelne stürmische Böen bis Bft 8, an der Ostseeküste und im nördlichen
und östlichen Bergland Sturmböen bis Bft 9, auf exponierten Gipfeln darüber.
Wind allmählich abflauend, in der Nacht zum Montag nur noch in höheren Berglagen
der östlichen Mittelgebirge stürmische Böen und exponiert Sturmböen bis Bft 9.
Auf dem Erzgebirgskamm bis 15 cm Neuschnee, am Alpenrand 10 bis 20, nach Osten
hin bis 30 cm Neuschnee. Schneefall dort am Montag noch andauernd, in den
östlichen Mittelgebirgen hingegen kaum noch Schneefall. In der Nacht zu Neujahr
auch am östlichen Alpenrand Schneefallgrenze auf deutlich über 1000 m
ansteigend.
In der Neujahrsnacht an der Küste wieder auffrischender Wind mit Sturmböen bis
Bft 9, tagsüber dann im gesamten Norden und Nordosten sowie in Teilen der Mitte
Windzunahme mit stürmischen Böen in freien Lagen. An der See und im höheren
Bergland teils schwere Sturmböen bis Bft 10, auf exponierten Gipfeln orkanartige
Böen, die Nacht zum Mittwoch wahrscheinlich noch andauernd.
Dann Niederschläge bis in tiefe Lagen wieder in Schnee übergehend mit
Glättegefahr. In den nördlichen und östlichen Mittelgebirgen sowie später auch
an den Alpen Gefahr von Verwehungen; Unwetter nicht ausgeschlossen.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland zwischen einem blockierenden Höhenhoch mit
Schwerpunkt unmittelbar westlich der Biskaya und einem breiten Langwellentrog
über Osteuropa, woraus sich eine nördliche bis steil nordwestliche Strömung
ergibt. In diese Strömung wurde ein Kurzwellentrog eingesteuert, der über Polen
hinweg nach Süden abläuft. Das korrespondierende Bodentief wird zu den
Baltischen Staaten geführt und füllt sich dabei weiter auf. Ohnehin ist bei
diesem Tief längst keine geschlossene Isobare mehr vorhanden. Dennoch bleibt
durch dieses Tief im Osten zunächst noch ein kräftiger Gradient bestehen, der
nur allmählich auffächert. Zumindest bis Mittag muss in freien Lagen
Ostdeutschlands noch mit Wind- und einzelnen stürmischen Böen bis Bft 8, auf
höheren Berggipfeln der östlichen Mittelgebirge mit teils schweren Sturmböen bis
Bft 10 gerechnet werden, bevor in der zweiten Tageshälfte der Wind auch dort
abzuflauen beginnt. Ab dem Abend und in der ersten Nachthälfte der Nacht zum
Montag sollten Wind- und stürmische Böen (exponiert vielleicht auch noch
einzelne Sturmböen Bft 9) auf höhere Berglagen beschränkt bleiben. Bedingt durch
die andauernde steile nord- nordwestlichen Strömung bleibt bzgl. der
Niederschläge die Stausituation bestehen, auch wenn das Frontensystem längst
nach Südeuropa abgezogen ist. In den östlichen Mittelgebirgen oberhalb von etwa
600 Metern reicht es nur noch für wenige Zentimeter Neuschnee. Am östlichen
Alpenrand dürften weitere 10 bis in exponierten Staulagen auch um 20 cm
Neuschnee hinzukommen.
Ein paar Wolkenlücken sind am ehesten ganz im Norden vorstellbar, ansonsten hält
sich meist geschlossene mehrschichtige Bewölkung, was auch auf Warmluftadvektion
zurückzuführen ist, die alsbald wieder auf Deutschland übergreift. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 5 bis 9, im Süden Werte um 3 und im höheren
Bergland Maxima um den Gefrierpunkt.
In der Nacht zum Montag wird die Warmfront eines Tiefs bei Island in die
nördliche Strömung eingesteuert. Hierdurch kommen von Nordwesten Niederschläge
auf, die durchweg in flüssiger Phase fallen. An den Alpen, wo die
Schneefallgrenze nach wie vor bei 600 bis 800 Metern liegt, kommen weitere 10
bis (nach Osten hin) 20 cm Neuschnee hinzu. Abgesehen von den höheren Berglagen
der östlichen und süddeutschen Mittelgebirge und vom Alpenrand bleibt es
ansonsten durchweg frostfrei.

Montag... gelangt Deutschland in den Bereich eines breiten Warmsektors, der
durch das vom Raum Island in die Norwegische See ziehende Tief aufgespannt wird.
An der Südflanke dieses Tiefs lebt der Gradient wieder auf. Für warnrelevante
Böen sollte es jedoch erst gegen Abend und dann auch zunächst nur an der Küste
und auf höheren Berggipfeln reichen. Da sich an der nördlichen Strömung vorerst
nicht allzu viel ändert, dauern an den Nordseiten der östlichen Mittelgebirge,
im stärkeren Maße aber an den Alpen die staubedingten Niederschläge an. Während
die Niederschläge in den Mittelgebirgen bis in die Kamm- und Gipfellagen in die
flüssige Phase übergehen, steigt an den Alpen die Schneefallgrenze auf etwa 1200
Meter, lediglich zu den Berchtesgadener Alpen hin liegt di Schneefallgrenze zum
Teil noch deutlich darunter. Oberhalb davon kommen vor allem am östlichen
Alpenrand noch einmal bis 10 Zentimeter Neuschnee hinzu. Nach wie vor hält sich
Warmluftadvektion, so das Auflockerungen die große Ausnahme darstellen und sich
auch am letzten Tag des Jahres die Sonne rar macht. Mit Tageshöchsttemperaturen
zwischen 3 und 7, im Nordwesten und Westen bis 10 Grad bleibt es dabei relativ
mild.
In der Nacht zum Dienstag (Nacht zu Neujahr) setzt sich das o.g., kräftige Tief
über dem Bottnischen Meerbusen fest und bildet sich zusehends auch in höheren
Troposphärenschichten ab. Die Kaltfront dieses Tiefs erreicht gegen Morgen die
Küste und dringt rasch bis ins nördliche Binnenland hervor. Mit der Annäherung
der Kaltfront verschärft sich im Norden und Nordosten der Gradient erneut, so
dass in freien Lagen dieser Gebiete Wind- und stürmische Böen und an der See
sowie im höheren Bergland Böen bis Sturmstärke aufkommen.
Nach Südwesten und Süden hin bleibt es vergleichsweise windschwach, so dass sich
dort verbreitet teils dichter Nebel (nicht zuletzt auch durch den
Feinstaubeintrag) bildet, der sich nur sehr zögernd am ersten Tag des neuen
Jahres auflöst oder zumindest lichtet.

Dienstag... wandelt sich das allmählich nach Südfinnland ziehende Tief in ein
Zentraltief um. Zwischen diesem Tief und einem von Westeuropa bis nach
Ostgrönland reichenden Hochkeil wird mit einer nordwestlichen und zusehends
steiler werdenden Strömung Polarluft nach Mitteleuropa geführt. Die Kaltfront
des Zentraltiefs erreicht im Tagesverlauf Süddeutschland. Rückseitig gehen in
den Kamm- und Gipfellagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge die
Niederschläge wieder in die feste Phase über. Allerdings reicht es dort zunächst
nur für wenige Zentimeter Neuschnee.
Im Tagesverlauf setzt sich das Starkwindfeld des Zentraltiefs von Norden her
südostwärts durch, so dass im Norden und Osten sowie in Teilen der Mitte in
freien Lagen stürmische Böen bis Bft 8 auftreten. An der Küste und in den
nördlichen und östlichen Mittelgebirgen muss mit Sturm- und einzelnen schweren
Sturmböen bis Bft 10 gerechnet werden; auf exponierten Gipfeln können
orkanartige Böen nicht ausgeschlossen werden. Nach Westen und Süden hin bleibt
es vergleichsweise windschwach, so dass dort Wind- und exponiert einzelne
Sturmböen auf höhere Berglagen beschränkt bleiben.
Im Tagesverlauf greift auf den Norden Deutschlands Kaltluftadvektion über, was
von der Küste her die Wolken etwas auflockern lässt. Ansonsten hält sich meist
dichte und geschlossene Bewölkung. Dabei bewegen sich die
Tageshöchsttemperaturen relativ ausgeglichen zwischen 4 und 9 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch gelangt auf zunehmend kürzerem Wege arktische
Polarluft nach Deutschland. So sinkt von Norden her die Temperatur im 850
hPa-Niveau auf Werte unter -10 Grad ab. Dabei gehen bis in tiefe Lagen die
Niederschläge wieder in Schnee über. In den Staulagen der östlichen
Mittelgebirge können um 10, an den Alpen auch deutlich mehr als 15 cm Neuschnee
zusammenkommen.
Zwischen dem o.g. Zentraltief und dem ein wenig nach Osten vorrückenden
Bodenhoch bleibt der kräftige Gradient bestehen, so dass sich an der oben
beschriebenen Starkwindlage vorerst nicht allzu viel ändert. Bedingt durch die
zunehmende Labilität verstärkt sich sogar noch die Böigkeit des Windes.
In den nördlichen und östlichen Mittelgebirgen sowie später an den Alpen wird
der Schnee zusehends trockener, so dass die Gefahr von Verwehungen steigt.
Abhängig von den zu erwartenden Neuschneemengen können unwetterartige
Schneeverwehungen nicht ganz ausgeschlossen werden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann