DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-12-2018 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 29.12.2018 um 10.30 UTC



Auf Nord drehende Strömung und Zufuhr arktischer Polarluft, leicht wechselhaft.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 05.01.2019


Am Neujahrstag liegen wir zwischen einer kräftigen Hochdruckzone über Westeuropa
und einem steuernden Tief über Finnland in einer strammen nordwestlichen
Strömung mit der eine Kaltfront über Deutschland zu den Alpen gesteuert wird.
Postfrontal setzt der Zustrom maritimer, arktischer Polarluft ein. Die
Schneefallgrenze beginnt zu sinken und in der Nordosthälfte frischt der West-
bis Nordwestwind stürmisch auf.
Am Mittwoch hat sich das Tief noch etwas nach Südosten verlagert, in den Westen
Russlands, während sich das Hoch etwas kräftigen kann und seinen Schwerpunkt
über England haben soll. Die Strömung dreht dabei auf nördliche Richtungen und
die Zufuhr der kalten Polarluft verstärkt sich noch. Die Temperaturen gehen in
850 hPa auf Werte zwischen -8 Grad über dem Westen und -13 Grad über dem Osten
zurück. In der Südhälfte schneit es gebietsweise, in Staulagen, vor allem denen
der Alpen, auch kräftig. In der Osthälfte weht teils noch starker Nordwest- bis
Nordwind. Der Schnee kann dadurch vor allem im Bergland bei Dauerfrost verwehen.

Am Donnerstag ändert sich nichts Grundsätzliches. Das Hoch behält Position und
Stärke in etwa, das Tief über Osteuropa füllt sich dagegen langsam auf und kommt
leicht nach Süden voran. Als Konsequenz ergibt sich bei uns weiter eine
nördliche bis nordöstliche Strömung mit der sehr kalte Luft nach Deutschland
geführt wird. Gebietsweise stellt sich auch in tiefen Lagen Dauerfrost ein und
besonders in Staulagen kann es etwas schneien. Der Wind lässt allerdings
deutlicher nach.
Am Freitag und Samstag überquert uns von Norden her ein kleines Tief,
nachfolgend schwenkt ein Keil über Deutschland nach Süden gefolgt von der
Warmfront eines Tiefs über Skandinavien. Vor allem in den Norden und Westen wird
dabei im weiteren Verlauf wieder mildere Meeresluft geführt. In weiten
Landesteilen könnte es bei diesem Szenario schneien, gebietsweise herrscht dann
auch in tiefen Lagen Dauerfrost. Nachts ist mäßiger Frost zu erwarten, bei
Aufklaren über Schnee auch strenger Frost.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich die dann stärker antizyklonal
dominierte Nordlage fort.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


In groben Zügen entspricht die aktuelle Simulation denen der Vorläufe. Der
neueste Lauf lässt nun aber die Kaltfront am Neujahrstag rascher über uns nach
Süden ziehen und nachfolgend wird der Höhenrücken kräftiger und weiter nach
Norden ausgreifend simuliert als zuletzt, was der Blockierung eine gewisse
Stabilität verleihen dürfte. Dennoch ziehen an der Ostflanke Tiefausläufer über
uns nach Süden, sogar weiter westlich als in den Vorläufen und könnten somit den
Ausschlag für leicht wechselhaftes Wetter geben.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Lösungen von ICON und IFS sehen ähnlich aus, hier treten vor allem
Unterschiede in der Zugbahn und Timing der Tiefausläufer der nächsten Woche auf.
Substanzielle Abweichungen sind aber eher nicht zu finden. GFS ähnelt eingangs
der Mittelfrist auch den beiden vorgenannten Modellen, lässt dann, ab Mittwoch
der nächsten Woche, aber den Trog nach Osten herauswandern und es stellt sich
nachfolgend statt der nördlichen bis nordöstlichen eine eher nordwestliche
Strömung bei uns ein mit der rascher wieder mildere Luftmassen ihren Weg zu uns
finden würde.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles der Europäer lassen kaum Zweifel an der beschriebenen Entwicklung
aufkommen. Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte zeigen enggebündelte Kurven
der 850 hPa Temperatur und des 500 hPa Geopotentials bis zum Ende der nächsten
Woche, wobei ab Freitag die Streuung dann doch etwas zunimmt. Allerdings wird
das kleine Tief vom nächsten Donnerstag zum Freitag von den meisten Members
nicht mitgetragen. Mit den Temperaturen, zumindest denen in der unteren
Troposphäre, geht es nach einem Minimum zur Mitte der nächsten Woche zögernd
wieder nach oben, was aber nicht zwangsläufig auf die 2m Temperaturen
durchschlagen muss.
In der Clusterung liegt der deterministische Lauf fast durchgehend im größten
Cluster. Nur zum Ende der Mittelfrist nicht, hier deuten die Ensembles stärker
antizyklonalen Einfluss an, in dem sich das Hoch nach Mitteleuropa ausdehnt.
Die Ensembles des GFS simulieren im Schnitt ab kommenden Donnerstag etwas kälter
als der Hauptlauf, so dass die oben angedeutete Milderung von den meisten
Members nicht in dem Maße gestützt wird.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikant kann mittelfristig der Schneefall in einigen Staulagen werden, auch
wenn natürlich diesbezüglich noch größere Unsicherheiten bestehen. Der Wind ist
besonders in den ersten Tagen der Mittelfrist noch stärker unterwegs, flaut dann
aber ab. Auch Schneeverwehungen sind im Bergland möglich. Im weiteren Verlauf
rücken die niedrigen Temperaturen mehr in den Focus, vielleicht gibt es
gebietsweise auch strengen Frost.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECM +EPS, MosMix mit leichten Abzügen, da wahrscheinlich etwas zu warm in der
nächsten Woche.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner