DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-12-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 28.12.2018 um 10.30 UTC



Zunächst noch mild, an der See und im höheren Bergland Gefahr von Sturmböen. Ab
Wochenmitte Temperaturrückgang, im Bergland Schnee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 04.01.2019


Am Montag liegt Deutschland an der Vorderseite eines blockierenden Höhenhochs
mit Schwerpunkt über dem Ärmelkanal. Über Osteuropa erstreckt sich ein Trog vom
Weißen Meer bis ins östliche Mittelmeer. In der hieraus resultierenden
nördlichen Strömung kommt es staubedingt an den Alpen zu geringen
Niederschlägen, die erst oberhalb von 1000 Metern meist als Schnee fallen.
In der Silvesternacht läuft in die Nordostflanke des Höhenhochs ein Trog herein.
Das diesem Trog vorgelagerte Frontensystem erfasst mit seiner Warmfront den
Norden und Osten Deutschlands, ohne dass nennenswerter Niederschlag fällt. Im
Westen und Süden sind im Bereich eines ausgedehnten Bodenhochs die
Luftdruckgegensätze schwach, so dass verbreitet mit teils dichtem Nebel zu
rechnen ist.
Zu Neujahr erreicht die diesem Trog vorgelagerte Kaltfront die Küste.
Vorderseitig frischt der Wind auf, so dass im nördlichen und nordöstlichen
Binnenland Windböen, im küstennahen Binnenland stürmische Böen und an der See
sowie in höheren Mittelgebirgslagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge
Böen bis Sturmstärke auftreten. Im Westen und Süden bleibt es vorerst
gradientschwach, so dass sich Nebel und Hochnebel wohl kaum auflösen.
In der Nacht zum Mittwoch wird die Kaltfront durch den in den Nordosten
hereinlaufenden Trog aktiviert, wodurch sich die Niederschläge verstärken. Diese
gehen in den nördlichen und östlichen Mittelgebirgen oberhalb von etwa 600
Metern in Schnee über. Ansonsten fällt noch meist Regen, bevor auch bis zu den
Alpen die Schneefallgrenze abzusinken beginnt. Abgesehen vom Südwesten setzt
überall eine markante Gradientzunahme ein, so dass verbreitet Windböen,
zumindest an der See und im Bergland Sturmböen auftreten können.
Im Laufe des Mittwochs weitet sich der nach Süden ablaufende Trog noch etwas
nach Westen aus. Der vor Westeuropa liegende Höhenrücken regeneriert sich und
weitet sich bis nach Ostgrönland aus, so dass sich über Mitteleuropa eine
zyklonale Nordströmung ergibt. Mit dieser wird die Kaltfront rasch über die
Alpen hinweg südwärts gedrückt. An den Alpen sind dann durchaus mehr als 10
Zentimeter Neuschnee innerhalb von 12 Stunden vorstellbar. In den Staulagen der
östlichen Mittelgebirge ist die Wahrscheinlichkeit für derartige Schneefälle
geringer. Die Schneefallgrenze dürfte dabei bis in Lagen um 400 Meter absinken.

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der Trog zu den Alpen, was die Schneefälle
am Alpennordrand verstärkt, so dass in Staulagen durchaus mehr als 15 cm
Neuschnee hinzukommen können. Ansonsten verstärkt sich der antizyklonale
Einfluss, wodurch die Schneefälle in den anderen Mittelgebirgen eher nachlassen.

Am Donnerstag wird an der Ostflanke eines blockierenden Hochs mit Schwerpunkt
über den Britischen Inseln mit einer nördlichen Strömung weiterhin arktische
Polarluft advehiert. In den Staulagen der östlichen Mittelgebirge und an den
Alpen kann es noch einige bis etwa 5 Zentimeter Neuschnee geben. Ansonsten
bleibt es weitgehend trocken. In weiten Teilen Deutschlands dürfte sich auch
tagsüber leichter Dauerfrost einstellen.
Am Freitag greift auf den mittleren Nordatlantik ein breiter Trog über, wodurch
sich das gesamte Zirkulationsmuster unter Verkürzung der Wellenlänge ein wenig
nach Osten verschiebt. An der Nordostflanke des Höhenrückens kann daher eine
schwache Warmfront auf den Norden und Nordosten Deutschlands übergreifen, ohne
nennenswerte Niederschläge zu bringen. Im Westen, in der Mitte und im Süden hält
sich die Kaltluft, so dass aus tagsüber die Temperaturen meist im Bereich
leichten Frostes verbleiben.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum schwenkt der Rücken (oder was
davon noch übrig bleibt) nach Mitteleuropa, wodurch der Hochdruckeinfluss über
Deutschland am ersten Wochenende des neuen Jahres wahrscheinlich noch gestützt
wird. Niederschläge, die in Verbindung mit Frontenresten stehen, können vom
Nordosten bis auf den Mittelgebirgsraum ausgreifen. Da die Niederschlagsphase
noch sehr unsicher ist, besteht Glättegefahr. Da oberhalb der Grundschicht
zusehends wärmere Luft advehiert wird, dürfte sich dann eine Inversionslage
einstellen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Donnerstag ist der aktuelle Lauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen weitgehend konsistent. Allerdings zeigt sich
bereits ab Wochenmitte, dass der heutige 00 UTC-Lauf die Kaltluft am raschesten
nach Süden vorstoßen lässt und den Kaltluftvorstoß auch am ausgeprägtesten
zeigt. Dabei liegen beim aktuellsten Lauf die Temperaturen im 850 hPa-Niveau zum
Teil mehr als 5 K unter den Werten der gestrigen Modellläufe.
Für Freitag ergibt sich nach dem aktuellsten Lauf an der Flanke des in Richtung
des westlichen Mittelmeer vorstoßenden Troges eher eine nordöstliche Strömung.
Die beiden gestrigen Modellläufe hatten eher eine nördliche Strömung im
Programm. Da nach der aktuellsten Simulation der Kaltluftausbruch intensiver
simuliert wird, ergibt sich auch ein kräftigeres Bodenhoch.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeig sich wiederum ein
weitgehend ähnliches Bild, wobei der Temperaturanstieg (oberhalb der
Grundschicht!) nach dem aktuellsten Lauf etwas rascher gerechnet wird als bei
den beiden Simulationen des Vortages.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bereits ab Dienstag ergeben sich Unterschiede zwischen den verfügbaren Modellen,
was die nach Süden vorstoßenden Kaltluft betrifft. Hier ist ICON am
"schnellsten", wogegen GFS gegenüber EZMW die nach Süden vordringende Kaltluft
eher noch etwas verzögert.
Bis Donnerstag lässt EZMW den nach Süden vorstoßenden Trog in Richtung Westalpen
ausgreifen. Nach ICON und GFS wie auch nach dem Modell des kanadischen
Wetterdienstes weitet sich dieser Trog in Richtung Balkanhalbinsel aus. Folglich
rechnet EZMW das "kälteste" Szenario. Während sich nach GFS am Freitag bereits
oberhalb der Grundschicht schon wieder mildere Luft durchsetzt, hält sich nach
den anderen Modellen die Kaltluft.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt sich nach GFS rasch und
vollständig auch in Bodennähe mit einer west- südwestlichen Strömung wieder
mildere Luft durch. Nach dem kanadischen Modell zeichnet sich eine
Randtiefentwicklung über der Ostsee ab, die zumindest im Norden und Nordosten
Deutschlands für einen Luftmassenwechsel sorgt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die Aussagen des deterministischen GFS-Laufes. Demnach
wird in der zweiten Wochenhälfte der antizyklonale Einfluss relativ rasch
abgebaut, wobei der Spread sehr hoch ist, d.h. Einzellösungen kommen der Version
des EZMW relativ nahe. Aber abgesehen davon wird eher auf einen milden
Witterungsabschnitt gesetzt.
Das EPS des EZMW setzt dagegen auf eine Andauer der Blockierungssituation, wobei
es wahrscheinlicher ist, dass sich die Kaltluft zumindest bodennah auch über den
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hinaus hält als dass eine
Milderung in Gang kommt. Die Einzellösungen weisen bzgl. der Temperaturen im 850
hPa-Niveau einen hohen Spread auf, wobei Einzellösungen bei einem sehr tiefen
Temperaturniveau bleiben. Abgesehen vom Norden und Nordwesten wird sich daher ab
Donnerstag in weiten Teilen Deutschlands leichter Dauerfrost einstellen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch sind an der Küste und in höheren
Berglagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge Sturmböen zu erwarten; auch
im küstennahen Binnenland können stürmische Böen nicht ausgeschlossen werden. Am
Mittwoch sind Böen bis Sturmstärke wahrscheinlich auf höhere Berggipfel
beschränkt.
In der Nacht zum Donnerstag gehen in den Mittelgebirgen bis etwa 600 Meter die
Niederschläge in Schnee über, oberhalb davon können einige, in den süddeutschen
Mittelgebirgen und vor allem an den Alpen auch mehr als 10 cm Neuschnee
zusammenkommen, wobei die Schneefälle am Alpenrand am Donnerstag andauern, ohne
sich wesentlich abzuschwächen. Erst in der Nacht zum Freitag lassen auch dort
die Schneefälle nach.
Abgesehen vom Nordwesten und vom Norden Deutschlands wird sich auch tagsüber
verbreitet leichter Dauerfrost einstellen. In den Nächten besteht bei Aufklaren
über Schnee die Gefahr von strengem Frost.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann