DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-12-2018 09:01
SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 28.12.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW a

Nachts in einem Streifen über der Mitte Glätte durch örtlich gefrierenden Regen.
Ab Samstagnachmittags von NW Windzunahme. Stürmische Böen im Binnenland, Küste
und Bergland mit Sturmböen. Im Stau der Mittelgebirge und später auch an den
Alpen ab der Nacht zum Sonntag teilweise kräftige Schneefälle.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... setzt sich die Hochdruckrandlage weiter fort. Gestützt durch hohes
Geopotential kräftigt sich die Bodenhochdruckzone mit mehreren Kernen über
Südwest- und Westeuropa wieder. Der anfangs über dem Süden Richtung Alpen
ziehende Kurzwellentrog verlässt uns im Tagesverlauf. In der Folge zieht auch
die mittelhohe und hohe Bewölkung aus dem Süden ab und die geringen
Niederschläge, die vormittags im Südosten örtlich Glätte verursachen hören auf.

Insgesamt ändert sich am Wettercharakter im Vergleich zu den Vortagen aber nur
recht wenig. In den Norden und Osten wird feuchte und wolkenreiche Nordseeluft
mit örtlichem Regen oder Nieselregen advehiert. Im Süden und Westen liegt eine
bodennah kalte Luftmasse, in der sich abseits einiger zäher Nebel- und
Hochnebelfelder tagsüber gebietsweise die Sonne durchsetzen kann. Die feuchte
Luft mit tiefer Bewölkung und geringen Niederschlägen breitet sich tagsüber
etwas nach Süden aus.
Abgesehen von einzelnen stürmischen Böen auf dem Brocken und Fichtelberg, spielt
der Wind nur eine untergeordnete Rolle. Er ist im Norden und Osten spürbar aus
West unterwegs, aber nicht warnrelevant, sonst bleibt es schwachwindig. Die
Temperatur erreicht Maxima zwischen 3 und 8 Grad, bei zähem Nebel liegen die
Temperaturen auch darunter, teilweise im Dauerfrostbereich.

In der Nacht zum Samstag verbleiben wir unter dem Einfluss des Höhenrückens. Das
Bodenhoch kräftigt sich weiter und bildet einen neuen Schwerpunkt über
Nordfrankreich und dem Süden Deutschlands aus, wo der Luftdruck über 1035 hPa
steigt.
Allerdings greift von Nordwesten der schwach ausgeprägte Ausläufer eines Tiefs
mit Kern bei den Lofoten in Verbindung mit einer kurzen Welle in 500 hPa auf
Deutschland über. Dabei ist vor allem in der Nordhälfte etwas Niederschlag zu
erwarten, der im nördlichen Mittelgebirgsraum bei Temperaturen um oder leicht
unter dem Gefrierpunkt für Glätte sorgen kann. Vielleicht werden regional auch
markante Warnungen vor örtl. gefrierendem Nieselregen fällig. Im höheren
Bergland oberhalb von 600 bis 800m kommt im weiteren Verlauf die feste Phase ins
Spiel. Warntechnisch kann das meiste aber wahrscheinlich mit Glättewarnungen
abgehandelt werden, da die Niederschlagsmengen gering bleiben.

In der Nordhälfte liegen die Minima zwischen 6 und 0 Grad. In der Südhälfte gibt
es wieder verbreitet leichten, gebietsweise mäßigen Frost bei teils klarem,
teils bedecktem Himmel und örtlichem Nebel.


Samstag... läuft um den Langwellenrücken über Westeuropa ein markanter Randtrog
über die Nordsee Richtung Südskandinavien und Norddeutschland ab. Der Randtrog
ist verbunden mit einem Tief, das im Tagesverlauf von Schottland nach Jütland
zieht. Das daran gekoppelte teilokkludierte Frontensystem greift am Nachmittag
von Norden bzw. Nordwesten auf Deutschland über und bringt mit kräftiger
Warmluftadvektion, die von PVA gestützt wird, Regenfälle, die bis zum Abend den
Nordrand der Mittelgebirge erreicht haben sollten.

Richtung Süden dominiert Hochdruckeinfluss, wobei die frontale Bewölkung
teilweise über den Main nach Süden ausgreift. Sonnige Abschnitte gibt es auf den
Bergen im Südwesten sowie an den Alpen.
Der Gradient verschärft sich mit Übergreifen der Tiefausläufer im Nordwesten
deutlich und es treten Windböen, vereinzelt stürmische Böen auf. An der Nordsee
sind Sturmböen zu erwarten, auf dem Brocken geht es laut Mos rauf bis Bft 11. Am
Temperaturniveau ändert sich kaum etwas: Die Nordhälfte kommt mit milden
Temperaturen davon, im Süden liegen die Maxima meist zwischen 0 und 5 Grad, im
Dauernebel ist auch Dauerfrost zu erwarten.

In der Nacht zum Sonntag läuft der Trog weiter nach Südosten ab und das
okkludierte Frontensystem erreicht die Alpen. Bei anfangs Temperaturen unter 0
Grad und teilweise gefrorenen Böden ist im Südosten auch gefrierender Regen
nicht ausgeschlossen. Allerdings frischt auch dort der westliche Wind im Verlauf
der Nacht spürbar auf und die kalte Luft wird zum großenteil ausgeräumt, so dass
die gefrierende Phase nicht übermäßig wahrscheinlich ist, und wenn dann auch
nicht sehr verbreitet zu finden sein sollte.
Postfrontal gelangt vor allem in die östlichen und mittleren Landesteile ein
Schwall kälterer Luft, womit die Temperatur in 850 hPa auf -2 bis -4 Grad
zurückgeht. Im höheren (östlichen und südöstlichen) Bergland kann der
Niederschlag oberhalb von 800 m in Schnee übergehen. Dabei sind in einigen
Staulagen in 6 Stunden 5 bis 10 cm Neuschnee, akkumuliert über 12 bis 18 h um 15
cm. Bei in Böen Sturmstärke erreichendem West- bis Nordwestwind sind auch
Verwehungen denkbar, auch wenn der Schnee sicher alles andere als trocken sein
dürfte.
Der Wind frischt vor allem in der Nordosthälfte kräftig auf und erreicht in Böen
Stärke 7 bis 8, an der Ostsee bis Bft 9 und auf exponierten Bergen sind
orkanartige bis Orkanböen nicht ausgeschlossen. Nachfolgend beginnt der Wind von
Nordwesten aber schon wieder nachzulassen.


Sonntag... regeneriert sich der Höhenrücken über Westeuropa bzw. dem nahen
Ostatlantik, wobei sich sogar ein eigenständiges Höhenhoch abzeichnet. An der
Ostabdachung steilt die nordwestliche Höhenströmung über Deutschland auf, wobei
mit dem Auge kaum wahrnehmbare, in den Diagnosekarten aber auftauchende sehr
flache Trog-Keil-Strukturen süd-südostwärts gesteuert werden.
Darüber hinaus wird der Rücken respektive das Höhenhoch einmal mehr von WLA
überlaufen, die im Zusammenhang steht mit der Warmfront eines Tiefs bei Island.
Sie nähert sich über GB und die Nordsee, so dass von Westen her wieder leichte
Hebungsprozesse ausgelöst werden. Trotzdem zeigen die Prognosetemps eine
Inversion zwischen 800 und 900 hPa, die eine feuchte Grundschicht von
trockenerer Luft darüber trennt.
Vor allem nach Westen hin kommt im Tagesverlauf vermehrt mittelhohe Bewölkung
aus, aus der es hier und da etwas regnen kann. Niederschlag fällt teils
staubedingt auch im östlichen und südöstlichen Bergland sowie an den Alpen,
wobei sich die Schneefallgrenze zwischen 600 und 1000 m einpendeln sollte. Auch
gefrierender Regen ist anfangs nicht ausgeschlossen.
Ansonsten gelangt um das mit seinem Zentrum über Frankreich liegende Hoch
erwärmte Meereskaltluft aus subpolaren Breiten zu uns, in der die Temperatur auf
3 bis 10°C steigt.
Ein paar Aufhellungen oder Auflockerungen stellen sich am ehesten im Norden ein,
wo sich leichter Skandinavienföhn durchsetzen könnte. Der Nordwestwind weht im
Osten und Südosten anfangs noch mäßig bis frisch mit Böen 7 Bft, im Bergland
8-10 Bft, Tendenz später weiter abnehmend.

In der Nacht zum Montag kommt die Warmfront in der nördlichen Höhenströmung
schleifend nur sehr zögernd nach Osten voran. Dabei fällt im Westen und der
Mitte gebietsweise leichter Regen, im Osten und Südosten kann es oberhalb von
600m schneien. Vor allem am Ostalpenrand, bzw. Berchtesgaden summiert sich der
Schnee, der dort am Sonntagmorgen einsetzt bis Montag früh in der deutschen
Modellkette auf 20 bis 40 cm, wobei die Schneefallgrenze bei 800 bis 1000 m
liegen kann, in einigen Alpentälern vielleicht tiefer.
Abgesehen vom höheren Bergland im Süden und Osten bleibt es frostfrei.
Auch der Wind spielt keine überragende Rolle. Auf einigen Alpengipfeln und der
östlichen und südlichen Mittelgebirge sind noch stürmische Böen oder Sturmböen
im Programm.


Modellvergleich und -einschätzung
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Der grobe Fahrplan für die nächsten Tage steht, auch wenn natürlich
Unsicherheiten im Detail verbleiben. Ob und wie viel gefrierender Nieselregen
kommende Nacht auftritt, kann vorab nicht beantwortet werden. Einige Modelle
liefern Signale, andere nicht. Etwas unsicher ist noch die Entwicklung in der
Nacht zum Sonntag, gerade hinsichtlich der Schneemengen im östlichen Bergland.
Markante Warnungen sollten aber ausreichend sein, Verwehungen dürften sich auf
eher exponierte Kammlagen beschränken.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner