DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-12-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.12.2018 um 10.30 UTC



Im Südwesten ruhiges teils nebliges Winterwetter, Im Nordosten zeitweilige
Regenfälle, teils windig und eher mild. Später deutlicher Temperaturrückgang.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 03.01.2019


Im mittelfristigen Vorhersagebereich ab kommenden Sonntag befindet sich
Deutschland am Ostrand eines markanten Höhenrückens dessen Achse vom westlichen
Mittelmeer über Frankreich nach Irland gerichtet ist. Deutschland befindet sich
daher in einer nordwestlichen Höhenströmung, in der Frontensysteme und
Zwischenhochkeile von Skandinavien über den Osten Deutschlands und den Balkan
bis zum östlichen Mittelmeer geführt werden. Insgesamt stützt der Höhenrücken im
Bodendruckfeld eine kräftige Hochdruckzone über Frankreich und England, wobei
ein Keil auch nach Süddeutschland gerichtet ist. Somit liegt vor allem der
Südwesten Deutschlands im Einflussbereich des Bodenhochs. Dort lagert mit etwa 4
Gad in 850 hPa vergleichsweise milde Luft, allerdings sorgt die feuchte
Grundschicht aber zumindest gebietsweise für einen trüben, teils
hochnebelartigen Wettercharakter. Da an der Nordostflanke des Hochs der schwache
Wind aus Nordwest weht, sind die günstigsten Regionen für eventuelle - und dann
möglicherweise auch längere sonnige Abschnitte - in den Südwestleelagen der Alb
und des Schwarzwaldes, bis hin zum Alpenrand, gegeben. Der Nordosten wird
dagegen zeitweise von den bereits erwähnten Tiefausläufern gestreift, die
Wolkenfelder und hin und wieder etwas Regen bringen. Da die Grundschicht in den
östlichen Mittelgebirgslagen teilweise noch kalt bleibt kann es dort örtlich zu
gefrierendem Regen und Glätte kommen.

Am Montag und Dienstag nimmt die Achsenneigung des Höhenrückens eine noch
stärker nach Norden gerichtete Form an, so dass sich das meridionale
Strömungsmuster über Europa noch verstärkt. Um dieses Höhenhoch herum wird nun
nämlich polare Kaltluft über Skandinavien und die Ostsee bis zur Ukraine
Richtung Schwarzes Meer geführt. Bei uns in Deutschland ändert sich dabei
zunächst nichts. Die Verhältnisse im Bodendruckfeld bleiben wie oben
beschrieben. Hochdruckeinfluss im Südwesten und Frontpassagen im Nordosten bei
noch eher milden Verhältnissen im 850 hPa-Temperaturfeld mit 5 bis 0 Grad.
Allerdings wird der Druckgradient im Nordosten durch die Bildung eines kräftigen
Tiefs über dem Baltikum etwas stärker, so dass im Laufe des Dienstages an der
Ostsee sowie in den östlichen Mittelgebirgen starke Windböen bzw. Sturmböen zu
erwarten sind.

Ab Mittwoch verstärkt sich der bis dato schwach ausgeprägte Langwellentrog über
Osteuropa allmählich und der westeuropäische Höhenrücken verliert, durch eine
weitere westwärts gerichtete Verlagerung, zunehmend an Einfluss auf das Wetter
in Mitteleuropa. Bodennah etabliert sich eine kalte Nordost-Strömung über
Deutschland. Mit ihr gelangt nach Passage einer markant ausgeprägten Kaltfront
kalte Festlandsluft aus Russland nach Deutschland. In der 850hPa Druckfläche
sinken die Temperaturen rapide auf -5 bis -10 Grad ab. Da die Luftmasse eher
trocken ist, kommt es strengen Frost mit allenfalls nur leichten bis mäßigen
Schneefällen. Auch in der erweiterten Mittelfrist bleibt es voraussichtlich bei
sehr kaltem Winterwetter mit strengem Frost und bei Hochdruckeinfluss mit nur
wenig Schneefall.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen ECMWF Laufs ist zunächst sehr gut. Generell wird
eine milde antizyklonal geprägte Nordwestlage simuliert. Ab kommenden Mittwoch
deutet der neueste Lauf mit der Verstärkung eines langwelligen Troges über
Osteuropa jedoch eine Umstellung auf eine antizyklonal geprägte Nordostlage an,
was bisher von den Vorgängern derart massiv nicht simuliert wurde.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen globalen Modelle zeigen bis einschließlich kommenden Dienstag
kaum Unterschiede bei den simulierten Druck-, Temperatur, und Feuchtefeldern. Ab
kommenden Mittwoch werden die Unterschiede teilweise aber eklatant, während bei
GFS eine Umstellung der Großwetterlage auf Südwest zyklonal gerechnet wird,
nachdem der Durchzug einer kräftigen Antizyklone über Deutschland nach Osteuropa
erfolgt ist, zeigen ICON und GEM eine ähnliche Entwicklung wie ECMWF an. Von
daher ist die Prognose ab kommenden Mittwoch bezüglich der Modellsimulation mit
einigen Fragezeichen behaftet. Nimmt man jedoch die normale klimatologische
Abfolge als Stütze zur Hilfe, so scheint ein markanter Kaltluftvorstoß Richtung
Mitteleuropa nach dem Neujahrswechsel als gut möglich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum +72 bis +96 Stunden werden die Ensembles des EZMW in 6 Cluster
eingeteilt, die zwischen 15 und 4 Mitglieder haben und somit eine recht
deutliche Spreizung in der Zahl der Mitglieder aufweisen. Der Haupt- und der
Kontrolllauf liegen beide in Cluster 1, was bedeutet, dass deren Lösung in der
Clusterbetrachtung von 15 Ensemblemitgliedern gestützt wird. Alle Cluster liegen
dabei über den gesamten Zeitraum in der Wetterlagenkategorie "Blockierungslage".


Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden werden 5 Cluster analysiert, wobei die beiden
größten 14 Mitglieder, bzw. 12 Mitglieder haben. Beide simulieren aber recht
ähnlich. Die anderen 3 Cluster haben 9, 8, bzw. 7 Mitglieder ähneln eher der
Simulation des GFS.

Diffus bleibt die Situation im Zeitraum +192 bis +240 Stunden, in dem 5 Cluster
(13, 12, 11, 9 und 6 Mitglieder) sich in 2 Wetterlagen ("Blockierungslage",
"Positive NAO") bewegen. Der Haupt und Kontrolllauf liegen dabei in Cluster 1,
welcher in der Konfiguration Blockierungslage verharrt. Die Simulation des GFS
lässt sich in Cluster 2 Einordnen, der mit der Lage "Positive NAO" endet.

Die Rauchfahnen des EZMW zeigen bezüglich der 850er Temperatur ab dem kommenden
Samstag eine Zunahme der Streuung, wobei sich der Haupt- und Kontrolllauf im
oberen Bereich der Temperaturbandbreite bewegen. Um Mittwoch der kommenden Woche
nimmt die Streuung dann nochmals deutlich zu, dann zeigen der Haupt- und
Kontrolllauf einen deutlichen Rückgang der 850er Temperaturen und sie liegen
dann recht nah an die Untergrenze des 850er-Temperaturspektrums, liefern mithin
recht kalte Lösungen.

Auch bei den Ensembles des GFS nimmt die Streuung, im Einklang mit den
EZMW-Ensembles, ab dem Samstag deutlich zu. GFS zeigt dann ein nochmaliges
Ansteigen der Streuung am 1.1. und damit etwas früher als die EZMW-Ensembles.
Der GFS-Hauptlauf zeigt wie der Haupt- und Kontrolllauf von EZMW keinen
Temperaturrückgang ab dem 2. Januar
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt am Samstag und Sonntag im Norden Signale für signifikant über dem
Klimamittel liegende Temperaturen. Ansonsten deutet EFI keine signifikanten
Wettererscheinungen an.

COSMO-LEPS zeigt am Samstag an der Küste geringe (bis 20%), ab Montag und
Dienstag an der Küste, auf dem Brocken und in Hochlagen des Erzgebirges hohe
(bis 80%) und in der Nordosthälfte allgemein geringe Wahrscheinlichkeiten für
stürmische Böen an.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOSMIX, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer