DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-12-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.12.2018 um 10.30 UTC



Nach Nordosten viele Wolken, windig, etwas Regen, nach Südwesten ruhiger mit
erhöhter Nebelneigung und Nachtfrost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 02.01.2019


Am Samstag liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Höhenrückens im
500-hPa-Niveau, dessen Achse vom nahen Ostatlantik bis nach Island verläuft. Im
Tagesverlauf verlagert sich diese zögerlich nach Osten, erreicht die
Südwestspitze Irlands aber erst ausgangs der Nacht zu Sonntag. Auf seiner
Vorderseite weist der Rücken eine antizyklonales Strömungsmuster auf, allerdings
ist dieses nur sehr schwach ausgeprägt. Im Bodendruckfald korrespondiert mit
diesem Rücken eine Hochdruckzone, die sich von der Bretagne bis nach
Zentralfrankreich erstreckt. Diese kann sich zwar allmählich kräftigen, eine
markante Verlagerungstendenz ist dabei aber nicht auszumachen. Somit liegt vor
allem der Südwesten Deutschlands in ihrem Einflussbereich. Dort lagert mit etwa
4 Gad in 850 hPa vergleichsweise milde Luft, allerdings sorgt die feuchte
Grundschicht aber zumindest gebietsweise für einen trüben, teils
hochnebelartigen Wettercharakter. Da an der Nordostflanke des Hochs der schwache
Wind aus Nordwest weht, sind die günstigsten Regionen für eventuelle - und dann
möglicherweise auch längere sonnige Abschnitte - in den Südwestleelagen der Alb
und des Schwarzwaldes, bis hin zum Alpenrand, gegeben. Der Nordosten und die
Mitte werden dagegen, trotz des positiven Einflusses des Rückens, von einem
Frontensystem beeinflusst, der zu einem Tief über dem Nordmeer gehört, das aber
am Tage und in der Nacht nach Lappland zieht. Im Bodendruckfeld ist dabei schon
am Tage ein Trog über Großbritannien auszumachen, der zum Morgen, ebenso wie die
mit ihm verbundenen Niederschläge, die Oder-Neiße-Linie und das Erzgebirge
erreicht. Im Osten ist mit dem hereinziehenden Frontensystem eine leichte
Milderung in 850 hPa verbunden, so dass dort die Temperaturwerte ausgangs der
Nacht meist über null Grad liegen, während sie zu Tagesbeginn eher in die leicht
negative Spur tendierten. Daraus resultiert bezüglich der Niederschlagsphase ein
deutliches Übergewicht des Regens, bei einer Schneefallgrenze, die Ausgangs der
Nacht im Osten bei etwa 800 Meter liegt, ist Schnee allenfalls in den höchsten
Lagen zu erwarten. Mit dem Hereinziehen des Troges ist auch eine Verschärfung
des Gradienten verbunden, so dass der Wind in der Nordhälfte und im Osten
auflebt. Am Tage bedeutet das für die Küsten und die Hochlagen der nördlichen
und östlichen Mittelgebirge Böen der Stärke 7, in Gipfellagen eventuell auch 8,
in der Nacht legt der Wind dann noch einen Zacken zu, so dass dann auch im
Binnenland Böen Bft 7 denkbar sind. Dabei bleibt die Nordosthälfte bei guter
Durchmischung frostfrei, im Südwesten dagegen gibt es leichten, über Schnee auch
mäßigen Frost und dazu eventuell dichten Nebel.

Am Sonntag bleibt der Höhenrücken das für uns dominierende Geopotentialgebilde.
Er wölbt sich noch etwas mehr nach Norden auf, wobei die Höhenströmung dabei
noch etwas mehr auf Nord dreht. Da sich der westliche Schwerpunkt des Hochs nach
Norden auf den Westausgang des Ärmelkanals verlagert, bekommt auch die bodennahe
Strömung eine stärkere Nordkomponente und dreht auf Nordwest. Beide Faktoren
sorgen dafür, dass die Front und die Regenfälle sich nach Süden verlagern und im
Erzgebirge und an den Alpen für Stauniederschläge sorgen. Die Hebung wird dabei
nicht nur durch die Orografie, sondern auch durch die (über ganz Deutschland)
konvergente Bodenströmung mit dem schärfsten Gradienten über Süddeutschland
getriggert. Die Stauniederschläge halten zwar lange an, sind aber insgesamt
wenig ergiebig, Dauerregenwarnungen werden deswegen voraussichtlich nicht
ausgegeben werden müssen. Aber auch in den übrigen Gebieten kann es leichten
Regen geben, sickert doch von der Nordsee feuchte Luft ein, die ebenfalls von
den Konsequenzen der konvergenten Bodenströmung betroffen ist. Der im Süden
markante Gradient sorgt für Böen bis zur Sturmstärke in den Hochlagen des Harzes
sowie der östlichen Mittelgebirge, in den tieferen Lagen sollte es für
wanrwürdige Böen aber laut EZMW-Hauptlauf nicht reichen, zumal der stärkste
Gradient schon im Tagesverlauf nach Osten auswandert. Allerdings deutet die
Probabilistik zumindest die Möglichkeit einzelner steifer Böen auch im Flachland
an. Die Hebungsprozesse sogren fast überall für eine geschlossene Wolkendecke,
allenfalls im äußersten Südwesten kann sich mal die Sonne zeigen. Ob sie es tut,
hängt dabei von der Ausbildung einer nächtlichen Inversion (laut Modell
bevorzugtes Niveau 900 bis 850 hPa) und von deren Persistenz ab. Sollte sich an
einer solchen Sperrschicht eine Wolkendecke ausbilden, könnte das Auflösen
derselben eine zähe Angelegenheit werden. Das Temperaturniveau im 850-hPa-Niveau
ändert sich kaum, es liegt am Montagmorgen zwischen Vorpommern und dem
Erzgebirge etwas unter null Grad, im Westen werden Maxima von 4 Grad erreicht,
was in Verbindung mit der meist dichten Wolkendecke, eine meist frostfreie Nacht
verspricht, in der Nebel aufgrund der angefeuchteten Grundschicht aber
verbreitet ein Thema werden sollte.

Am Montag zieht der Höhenrücken bis nach Frankreich, seine Struktur ändert sich
dabei dahin gehend, dass er zwei Achsen ausbildet, wobei eine zum Nordatlantik,
die andere am Tage nach Skandinavien, in der Nacht zu Dienstag dann in Richtung
Baltikum weist. Auch der Vorderseite der zweiten Achse dominiert Absinken, so
dass die Niederschläge, die aus der Nacht heraus vor allem noch den Südosten
betreffen, im Tagesverlauf nachlassen und sich stattdessen das westeuropäische
Hoch kräftigt. Es schiebt dabei einen Keil bis zum Balkan, wodurch die bodennahe
Strömung wieder etwas zurückdreht. Das Hoch und das Höhenhoch sorgen dabei
insgesamt für eine ruhige Wetterlage, allerdings ist die über die Nordsee
einströmende Luft feucht, so dass durchaus mit tiefer stratiformer Bewölkung
gerechnet werden darf (die größten Chancen auf Sonne bestehen im Südwesten).
Zusammen mit der ohnehin feuchten Grundschicht sorgt die für einen wolkigen oder
neblig-trüben Wettercharakter, wobei aus dem tiefen Stratus hier und da auch mal
etwas Niesel ausgepresst werden kann. Mit der über die Nordsee advehierten
Warmluft steigen die 850er Temperaturen an, sie liegen Ausgangs der Nacht im
Südosten um 1, im Norden um 8 Grad, wobei es erneut verbreitet neblig werden
dürfte.

Am Dienstag ändert sich an der synoptischen Situation nichts Grundlegendes,
weiterhin dominieren der Höhenrücken bzw. das Höhenhoch sowie das
Hochdruckgebiet unser Wetter. Dabei wird der Rücken von Norden her etwas
abgebaut, und auch das Hoch verliert allmählich an Kraft. Insbesondere über dem
Nordosten verschärft sich durch Druckfall über dem Nordwesten Russlands der
Gradient, wobei der Druckfall einem Tief geschuldet ist, das über
Nordskandinavien unter kräftiger Intensivierung nach Osten zieht. Die bodennahe
Strömung kommt dabei weiterhin aus Nordwest, und die Höhenströmung bekommt sogar
vorübergehend nochmals einen etwas antizyklonaleren Touch, so dass die feuchte
Nordseeluft zwar viele Wolken, aber kaum Regen bringt. Mit 3 bis 7 Grad im 850er
Niveau bleibt es relativ mild.

Am Mittwoch greift von Norden die Kaltfront des Russlandtiefs auf Deutschland
über, die bis zum Donnerstagmorgen die Mitte und den Süden erreicht. In diesem
Zusammenhang gelangt Deutschland auch in den Einflussbereich eines
Langwellentroges über Skandinavien und Nordwestrussland, in dessen Rückseite
Kaltluft einfließt und der sich daher leicht retrograd bewegt. Ein kurzwelliger
Anteil überquert Deutschland dabei im Tagesverlauf und sorgt für zusätzliche
Hebung. Mit der Kaltfront - nomen est omen - ist ein deutlicher
Temperaturrückgang verbunden. Am Donnerstagmorgen sollen de 850er Temperaturen
meist zwischen -2 und -9 Grad liegen, mit den niedrigsten Werten im Nordosten.


Am Donnerstag im Süden noch Regen und Schnee, am Freitag von Nordwesten wieder
zunehmend Hochdruckeinfluss, dabei ruhiges und kaltes Winterwetter.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs mit dem direkten Vorlauf muss als gut
bezeichnet werden. Es ergeben sich bis in die kommende Woche hinein nur relativ
geringe Unterschiede im Druck- du Geopotentialmuster, selbst in den
Feuchtefeldern ist eine recht gute Übereinstimmung erkennbar.

Der gestrige 00-UTC-Lauf fällt dem gegenüber etwas aus dem Rahmen, er simuliert
ein kleinräumiges Tief, das am Samstag über Schottland und die nördliche
Nordsee, am Sonntag dann über die westliche Ostsee hinweg nach Polen ziehen
soll. Diese Entwicklung haben die beiden jüngsten EZMW-Läufe nicht im Programm,
allerdings baut sich auch im gestrigen 00-UTC-Lauf nach Durchzug des Tiefs über
Frankreich wieder hoher Luftdruck auf, so dass sich die Modellläufe wieder
angleichen.

Zu Beginn der kommenden Woche laufen dann auch der aktuelle 00-UTC-Lauf und sein
direkter Vorgänger auseinander. Dies lässt sich insbesondere in den
Geopotentialmustern erkennen, bei denen in der Nacht zu Dienstag der neueste
Lauf einen kräftigen Höhenkeil über der Nordsee mit zwei Achsen andeutet, der
gestrige 12-UTC.Lauf dagegen einen Rücken, der westlich von Irland nach Norden
weist und auf dessen Vorderseite Deutschland unter einer nordwestlichen
Höhenströmung liegen würde. Das Bodenhoch greift zu diesem Zeitpunkt nach dem
aktuellen Lauf weiter nach Osten aus und liegt weiter Nördlich als noch im
direkten Vorlauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis in den Samstag hinein liefern EZMW, ICON, LFPW, GFS und UKMO recht ähnliche
Lösungen mit Hoch und Rücken über Westeuropa, wobei ICON einen recht markanten
kurzwelligen Troganteil aufweist, der auf der Vorderseite des Rückens ablaufen
soll und den die anderen Globalmodelle nicht oder nicht so stark simulieren.

Am Sonntag gleichen sich die Modelle wieder an (die Unterschiede am Vortag waren
auch wirklich gering), und die Ähnlichkeit der Simulationen ist bemerkenswert,
sie geht bis zum Bodenkeil, den alle Modelle von Frankreich her in den Süden
Deutschlands ausgreifen lassen.

Ab Montag werden dann auch im globalen Vergleich die Unterschiede größer. UKMO
simuliert einen Rücken, der von Westeuropa nach Grönland gerichtet ist, dabei
liegt der Hochschwerpunkt über dem westlichen Ärmelkanal, unter der
Hochdruckzone liegen aber weite Teile Südwesteuropas und des westlichen
Mittelmeeres. Bei GFS weist der Rücken, ähnlich wie bei EZMW, zwei Achsen auf,
die nach Nordwesten und Nordosten orientiert sind. Der Schwerpunkt des Hochs
liegt bei GFS aber über Nordfrankreich, während EZMW diesbezüglich eher die
UKOM-Schiene fährt. Bei ICON hat das Hoch zwei Kerne, einen über England, einen
über Süddeutschland, am deutlichsten hebt sich ICON aber bezüglich der
Geopotentialstruktur von den Mitbewerbern ab, weisen doch die Achsen des Rückens
nach Ost-Nordost und West-Nordwest.

Bei allen hier beschriebenen Unterschiedlichkeit muss man aber betonen, dass die
Modelle mit ihren Ergebnissen recht eng zusammen liegen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum +72 bis +96 Stunden werden die Ensembles des EZMW in 4 Cluster
eingeteilt, die zwischen 23 und 6 Mitglieder haben und somit eine recht
deutliche Spreizung in der Zahl der Mitglieder aufweisen. Der Haupt- und der
Kontrolllauf liegen beide in Cluster 1, was bedeutet, dass deren Lösung in der
Clusterbetrachtung von 22 Ensemblemitgliedern gestützt wird. Alle Cluster liegen
dabei über den gesamten Zeitraum in der Wetterlagenkategorie "Blockierungslage".


Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden werden 3 Cluster analysiert, wobei die beiden
größten jeweils 18 Mitglieder, der kleinere 15 Mitglieder hat. Die Spreizung der
Clustergröße ist also gering, wobei der Haupt- und der Kontrolllauf in Cluster2
liegen. Gemeinsam ist den Clustern auch die Blockierungslage, nur der erste
Cluster wechselt zum Ende des betrachteten Zeitraumes in die Wetterlage
"Atlantischer Rücken"

Etwas diffuser wird die Situation im Zeitraum +192 bis +240 Stunden, in dem 4
Cluster (16, 13, 12 und 10 Mitglieder) sich in 3 Wetterlagen
("Blockierungslage", "Atlantischer Rücken" und "Positive NAO") bewegen. Der
Haupt und Kontrolllauf liegen dabei in Cluster 1, welcher mit der Konfiguration
"Atlantischer Rücken" startet und zum Ende des Zeitraums in eine
Blockierungslage übergeht.

Die Rauchfahnen des EZMW zeigen bezüglich der 850er Temperatur ab dem kommenden
Samstag eine Zunahme der Streuung, wobei sich der Haupt- und Kontrolllauf im
oberen Bereich der Temperaturbandbreite bewegen. Um Mittwoch der kommenden Woche
nimmt die Streuung dann nochmals deutlich zu, dann zeigen der Haupt- und
Kontrolllauf einen deutlichen Rücken der 850er Temperaturen und sie sinken recht
nah an die Untergrenze des 850er-Temperaturspektrums, liefern mithin recht kalte
Lösungen.

Auch bei den Ensembles des GFS nimmt die Streuung, im Einklang mit den
EZMW-Ensembles, ab dem Samstag deutlich zu. GFS zeigt dann ein nochmaliges
Ansteigen der Streuung am 1.1. und damit etwas früher als die EZMW-Ensembles.
Der GFS-Hauptlauf zeigt wie der Haupt- und Kontrolllauf von EZMW einen
deutlichen Temperaturrückgang ab dem 2ten Januar.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt am Samstag und Sonntag im Norden Signale für signifikant über dem
Klimamittel liegende Temperaturen. Ansonsten deutet EFI keine signifikanten
Wettererscheinungen an.

COSMO-LEPS zeigt am Samstag an der Küste geringe (bis 20%), am Sonntag an der
Küste, auf dem Brocken und in Hochlagen des Erzgebirges hohe (bis 80%) und in
der Nordosthälfte allgemein geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen an.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas