DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-12-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 22.12.2018 um 10.30 UTC



Antizyklonale Nordwestlage, meist ohne markant zu bewarnende Wettergefahren.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 29.12.2018


Am Dienstag und Mittwoch liegt Deutschland unter der Vorderseite eines sich von
Westeuropa bis ins Nordmeer erstreckenden Höhenrückens. Durch diesen wird ein
ausgedehntes Bodenhoch gestützt, dessen Schwerpunkt über dem Osten Frankreichs
in Grenznähe zu Deutschland liegt. Die Frontalzone verläuft von Skandinavien
über Osteuropa hinweg zum östlichen Mittelmeer, so dass frontale Prozesse, die
nur geringe Niederschläge (die zunächst meist als Regen fallen) bringen,
allenfalls den Norden und Osten Deutschlands streifen. In den anderen Gebieten
stellt sich typisches frühwinterliches Hochdruckwetter ein, wobei in tieferen
Lagen Nebel und Hochnebel vielfach erhalten bleiben, wogegen das höhere Bergland
Südwestdeutschlands und der Alpenrand oberhalb der feucht-kalten Grundschicht
liegen.
Am Donnerstag läuft in die Ostflanke des Höhenrückens ein Trog herein, wodurch
der Rücken abflacht und sich das wetterbestimmende Bodenhoch unter Abschwächung
mehr nach Westeuropa zurückzieht. Mit der Passage dieses Troges kommt im Osten
etwas mehr Niederschlag auf. Allerdings handelt es sich selbst in Staulagen nur
um wenige Millimeter. Diese dürften im Laufe des Freitags in den Hochlagen der
östlichen Mittelgebirge und danach auch an den Alpen in Schnee übergehen, was
selbst in Staulagen nur wenige Zentimeter Schnee ergibt.
Im Laufe des Samstags regeneriert sich der Rücken, wobei dessen Achse dann aber
etwas weiter westlich liegt als bisher. Von Frankreich weitet sich wieder
antizyklonaler Einfluss nach Deutschland aus. Hierdurch lassen die (ohnehin
geringen) Niederschläge weiter nach.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wandelt sich der Höhenrücken
in ein blockierendes Höhenhoch um, das sich wie auch das korrespondierende
Bodenhoch über den Britischen Inseln festsetzt. Hierdurch wird der Weg frei für
einen markanten Trog, der, ausgehend von dem über Osteuropa liegenden
Langwellentrog, nach Südwesten ins Tyrrhenische Meer vorstößt. Bedingt durch die
Nähe zum Trog fallen dann die Niederschläge an den Alpen meist als Schnee,
wogegen in den östlichen Mittelgebirgen die feste Phase vorerst wahrscheinlich
eher auf höhere Lagen beschränkt ist. Da sich das Bodenhoch weiter im Westen
etabliert, können die Frontenzüge, die den Osten Deutschlands streifen, etwas
mehr Niederschlag bringen, ohne auch nur annähernd in den Bereich von
Warnschwellen zu gelangen. Auflockerungen sind dann auch im Süden und Südwesten
Deutschlands eher selten. Eine signifikante Temperaturänderung zeichnet sich
nicht ab.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Freitag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Läufen weitgehend konsistent. Allerdings werden die an der Ostflanke
des Höhenrückens nach Süden ablaufenden Kurzwellentröge hinsichtlich Phasenlage
und Intensität unterschiedlich simuliert, was im Bereich der Vorhersageunschärfe
liegt.
Am Samstag ist der aktuellste Lauf etwas zyklonaler geprägt; Niederschläge sind
demnach im Süden und Osten Deutschlands wahrscheinlicher.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum nähern sich die Modellläufe
einander wieder an und zeigen durchweg die Blockierung über den Britischen
Inseln bzw. leicht westlich davon. Die Entwicklung eines Randtiefs über der
südlichen Ostsee, die der gestrige 12 UTC-Lauf im Programm hatte, zeigt der
aktuelle Lauf nicht mehr, so dass auch über das letzte Wochenende des Jahres
hinaus von einer eher schwachgradientigen Lage ausgegangen werden kann.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Freitag sind keine signifikanten Unterschiede zwischen den
verfügbaren Modellen zu finden. Am Samstag wird der an der Ostflanke des Rückens
nach Süden ablaufende Kurzwellentrog vom EZMW am kräftigsten gezeigt, wodurch
laut EZMW die Temperaturen im 850 hPa-Niveau am deutlichsten zurückgehen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum entwickeln alle Modelle eine
Blockierungslage, wobei EZMW das Hoch etwas weiter westlich als die anderen
Modelle sieht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Der Spread ist erst im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verstärkt ausgeprägt. Vor allem
die jüngeren Modellläufe favorisieren die Blockierung über den Britischen Inseln
und der Nordsee.
Das EPS des EZMW wird in zwei Cluster untergliedert, die beide eine Blockierung
über Westeuropa zeigen. Bei dem mit 19 Einzellösungen besetzten Cluster reicht
der Keil etwas weiter nach Norden. Auch hinsichtlich der Strömung über
Mitteleuropa gibt es leichte Unterschiede, die entweder steil aus Nordwest kommt
oder einen leichten Nordosteinschlag aufweist. Wie beim EPS des GFS divergieren
auch beim EPS des EZMW erst zum Wochenende hin die Einzellösungen verstärkt.
Allerdings wird vom EPS die Blockierung etwas weiter westlich simuliert.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Allenfalls am Dienstag und zum Teil auch noch am Mittwoch können in exponierten
Küstenlagen an der Ostsee sowie auf höheren Berggipfeln der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge mit geringer Wahrscheinlichkeit einzelne stürmische Böen
auftreten. Im östlichen Mittelgebirgsraum und an den Alpen kann in Verbindung
mit den dort auftretenden Niederschlägen und nachfolgendem Überfrieren örtlich
markant zu bewarnende Glätte einsetzen, die sich noch nicht terminieren lässt.
Im weitaus größten Teil Deutschlands stellt sich ruhiges Frühwinterwetter ein.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann