DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-12-2018 17:30
SXEU31 DWAV 191800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 19.12.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Südosten in der Nacht und morgen früh Gefahr von Glatteis, im Schwarzwald
Gefahr von stürmischen Böen. Morgen dann nachlassende Glatteisgefahr im
Südosten. Von Westen her wärmer und windiger, auf den Bergen Gefahr von
Sturmböen. Am Freitag und Samstag vor allem im Südwesten und Süden Gefahr von
Dauerregen und Tauwetter.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... greift von Westen her der Trog um ein Höhentief südlich von Island
auf Westeuropa über. Die Achse des Troges erreicht in der Nacht Süddeutschland,
weiter nördlich leicht zurückhängend unsere westlichen Landesgrenzen. Die im
Trog eingelagerte höhenkalte Luft mit Temperaturen in 500 hPa von unter -30 Grad
liegt allerdings noch westlich von uns. Am Boden überquert uns vorderseitig des
Troges eine Okklusion nur recht langsam. An und vorderseitig der Front sorgt ein
Niederschlagsgebiet bis morgen früh für leichte Niederschläge, die meist nur im
Mengenbereich zwischen 0,5 bis 2 mm, gebietsweise bis 5 mm liegen. Oberhalb von
1000 m in den Alpen und 600 m den östlichen Mittelgebirgen fällt der
Niederschlag als Schnee. Zwar ist die Schmelzflächen, d.h. der Bereich positiver
Temperaturen nicht sehr ausgeprägt, aber im Bereich der östlichen Mittelgebirge
und im Südosten besteht lokal die Gefahr von Glatteis. Dabei können
unwetterartige Entwicklungen nicht ausgeschlossen werden.

Daneben verschärft sich der Gradient und vor allem im südwestlichen Bergland
frischt der Wind auf. Dabei kann es vor allem im Schwarzwald zu steifen bis
stürmischen Böen kommen (Bft 7 bis 8).
Ansonsten gibt es in der Nacht im Südosten Frost und in der gesamten
Südosthälfte besteht zudem die Gefahr von Bodenfrost.


Donnerstag ... liegt der Trog mit der höhenkalten Luft direkt über uns. Die
Okklusion erreicht die östlichen Landesteile. Rückseitig der Front stellt sich
auf der Süd- und Südostflanke des mittlerweile über Schottland angekommenen
Bodentiefs eine recht kräftige westliche Strömung ein.

Vor allem über dem Süden und der Mitte gibt es konvektiv verursachte
Niederschläge, wobei meist zwischen 2 und 5 mm in 12h simuliert werden. Nur das
EURO4, als hochaufgelöstes Modell, gibt über dem Südwesten Signale für über 10
mm/12h. Über 700 bis 900 m gibt es im Südosten und an den Alpen Schnee. Darunter
kann es in kalten Tälern auch weiterhin gefrierenden Regen mit Glatteisbildung
geben. In den übrigen Landesteilen gibt es Regenschauer.

Warnrelevant bleibt der Wind. Er verstärkt sich aufgrund der oben beschriebenen
Verstärkung des Gradienten. In der Folge gibt es vor allem in Kamm und
Gipfellagen steife bis stürmische Böen aus Südwest (Bft 7 bis 8). Im Südwesten
und Süden sind in exponierten Lagen auch Sturmböen (Bft 9), auf dem Feldberg im
Schwarzwald auch schwere Sturmböen möglich (Bft 10).

Die Tageshöchstwerte liegen zwischen 2 Grad in der Oberlausitz und im
Bayerischen Wald und 10 Grad im Breisgau.

In der Nacht zum Freitag überquert der Trog noch den Osten und Nordosten.
Dahinter stellt sich eine relativ glatte und kräftige westliche Höhenströmung
ein. Auch die Okklusion wandert weiter ostwärts nach Polen und Tschechien. Auf
dem Atlantik nähert sich ein weiteres Frontensystem und erreicht am Morgen
Ost-England und den Kanal. Auf der Vorderseite verstärkt sich aufgrund der
starken WLA der Niederschlag. Die Schneefallgrenzen steigen im ganzen Land auf
über 1000 m an, sodass nur noch in den höchsten Lagen der östlichen
Mittelgebirge die feste Phase auftreten kann. Sonst gibt es Regen, am stärksten
im äußersten Westen, wo es Signale für über 10 bis 15 mm gibt.

Der Wind bleibt Thema und nimmt vorderseitig des Frontensystems zu. Vor allem im
westlichen Mittelgebirgsraum gibt es steife bis stürmische Böen, in den
Höhenlagen des Schwarzwaldes auch Sturmböen und auf exponierten Gipfeln schwere
Sturmböen. Auf dem Feldberg sind auch orkanartige Böen wahrscheinlich.
Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen 0 Grad im Südosten und 7 Grad am
Niederrhein.


Freitag ... wird das weiterhin entwicklungsgünstig in der Frontalzone liegende
Randtief von den Britischen Inseln über die südliche Nordsee hinweg in die
Deutsche Bucht gesteuert. Kräftige Warmluftadvektion in Kombination mit
positiver (allerdings schwacher) Vorticityadvektion bewirkt eine weitere leichte
Intensivierung dieses Tiefs, was den Gradienten über Deutschland weiter zunehmen
lässt. Hierdurch kommen bis in tiefe Lagen verbreitet stürmische Böen auf. In
höheren Berglagen sind dann schwere Sturmböen und auf exponierten Gipfeln Böen
bis Orkanstärke zu erwarten.

Aufgrund der stabilen Schichtung sind stärkere Böen in tiefen Lagen eher
unwahrscheinlich. Bis zum Abend arbeitet sich das Starkwindfeld etwa bis zur
Elbe vor. Nordöstlich davon bleibt es relativ windschwach, so dass dort,
abgesehen vielleicht von einigen Küstenlagen an der Ostsee, noch keine
warnrelevanten Böen auftreten. Ob von der Windzunahme auch der Nordwesten
erfasst wird oder ob diese Gebiete noch im vergleichsweise gradientschwachen
Bereich in Tiefnähe verbleiben, ist ebenfalls noch nicht sicher.

Im Tagesverlauf greift die Kaltfront dieses Randtiefs rasch auf den Norden
Deutschlands über, beginnt aber über dem Mittelgebirgsraum und erst recht nach
Süden hin zusehends zu schleifen. Hierdurch dauern über dem Bergland die
Niederschläge (die in der milden Atlantikluft durchweg als Regen fallen) für
längere Zeit an. In den Staulagen der westlichen und südwestdeutschen
Mittelgebirge werden die 24-std. (bis Samstagfrüh) Warnschwellen für Dauerregen
sehr wahrscheinlich überschritten, in den höheren Lagen des Schwarzwaldes und
auch im Allgäu (wo eine Tauwetterwarnung überlegenswert wäre) können kleinräumig
unwetterartige Niederschlagssummen nicht ausgeschlossen werden. Im Erzgebirge,
wo ebenfalls hinreichend viel Schnee liegt, gibt es Tauwetter, aber für eine
Tauwetterwarnung sind die dort zu erwartenden Niederschlagssummen zu gering. Es
muss allerdings erwähnt werden, dass die anderen Modelle deutlich defensiver mit
ihren Niederschlagsprognosen sind. Demnach ist eine Dauerregenlage allenfalls
für die höchsten Lagen des Schwarzwaldes erforderlich. Weitere Modellläufe sind
abzuwarten.

Deutschlandweit erfolgt ein weiterer Temperaturanstieg auf 6 bis 12, in
Rheinnähe bis 14 Grad.

In der Nacht zum Samstag überquert das Tief den Norden von
Mecklenburg-Vorpommern und erreicht Nordwestpolen, ohne bereits Tendenzen einer
Auffüllung zu zeigen. Die genaue Zugbahn dieses Tiefs ist noch sehr unsicher.

Somit gelangen dann auch die Gebiete nordöstlich der Elbe in das Starkwindfeld,
wodurch dort ebenfalls mit stürmischen Böen, abhängig von der Zugbahn des Tiefs
an der Ostseeküste auch mit Sturmböen zu rechnen ist. Während in den Hochlagen
der nördlichen und östlichen Mittelgebirge weiterhin teils schwere und exponiert
auch Böen bis Orkanstärke auftreten können, deutet sich für den Westen und Süden
eine allmähliche und leichte Windabschwächung an. In freien Lagen sind aber
weiterhin stürmische Böen, im höheren Bergland Böen bis Sturmstärke und
exponiert auch schwere Sturmböen möglich.


Samstag ... wandert das hochreichende Tief weiter in Richtung Osten und erreicht
am Abend Weißrussland. Aufgrund der WLA wölbt sich knapp westlich von Irland ein
Keil auf und in der Folge dreht bei uns die Höhenströmung auf Nordwest.
Rückseitig der Front gibt es bei uns Schauer, die als Regen fallen. Bei
Schneefallgrenzen von 900 m im Erzgebirge und 1500 in den Alpen fällt Schnee
allenfalls in den höheren Lagen der Alpen.
Bei den Niederschlagsmengen liegen die Modellergebnisse noch recht weit
auseinander. Am progressivsten ist dabei das deutsche Modell. Es simuliert von
der Fränkischen Alb bis nach Salzburg und Oberösterreich Mengen über 15 mm /12h.
Im 24-stündigen Zeitraum sind das dann 30 bis 40 mm und damit könnte es im o.a.
Region eine Dauerregenlage geben. Allerdings sind die anderen globalen Modelle
und auch die Ensembles wiederum deutlich defensiver aufgestellt.

Neben dem Niederschlag bleibt der Wind Thema. Er betrifft vor allem die Mitte
und den Süden. Hier kann es vor allem in der ersten Tageshälfte in der Mitte und
im Süden bis ins Flachland steife bis stürmische Böen geben. In Gipfellagen der
Gebirge gibt es Sturmböen oder exponiert sogar schwere Sturmböen aus Südwest. In
der zweiten Tageshälfte flaut der Wind dann ab.

Die Tageshöchstwerte steigen auf 6 Grad im Nordosten und bis 15 Grad im
Breisgau.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis Donnerstag stimmen die Modelle recht gut überein. Danach gibt es deutliche
Diskrepanzen, vor allem bei der Simulation des Tiefs, welches am Freitagabend
und Samstag auf den Norden übergreift.
Die Differenzen bei der Niederschlagsprognose wurde bereits im Text
angesprochen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich