DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-12-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 15.12.2018 um 10.30 UTC



Zunächst vor allem nach Osten zu gebietsweise Frost und Glätte. Ab Freitag
Durchgreifende Milderung. Dabei windig mit Regenfällen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 22.12.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraum, am kommenden Dienstag,
befindet sich Mitteleuropa vorderseitig eines Langwellentroges über dem nahen
Nordatlantik, allerdings noch im Bereich eines Höhenrückens dessen Achse nach
Mitteleuropa gereichtet ist und der allmählich nach Osteuropa abzieht. Somit
steht der Dienstag unter Hochdruckeinfluss und es setzt sich eine
Wetterberuhigung und weitgehend warnfreies Wetter durch. Einzig letzte leichte
Schneefälle im Osten des Landes könnten noch zu Glätte führen.
Am Mittwoch weitet sich der Langwellentrog nach Westeuropa sprich Frankreich,
Benelux und die Nordsee hin aus. Ein erster Frontenzug greift im Tagesverlauf
auf den Westen Deutschlands über. Der Frontenzug hat recht milde Luft im Gepäck,
die 850 hPa Temperaturen liegen zwischen 0 und 5 Grad, so dass die Niederschläge
in der flüssigen Phase in der Westhälfte ankommen werden. Nach Osten zu bleibt
es noch trocken.
Am Donnerstag greift dann der westeuropäische Langwellentrog auf Mitteleuropa
und demnach auch auf Deutschland über. Dabei fließen wieder eine etwas kältere
Luftmassen aus dem Nordpolarmeer Richtung Deutschland. Auch in der Höhe werden
im Nordwesten und Norden kalte Luftmassen um -25 Grad in 500 hPa simuliert.
Neben dem typischen Kaltluftwetter sind evtl. auch kurze Gewitter eingelagert.
Dies geschieht rückseitig des o. e. Frontenzuges, der im Tagesverlauf über die
Osthälfte Deutschlands nach Polen abzieht. In der Nacht zu Freitag zieht der nun
verkürzte Trog ostwärts ab, bzw. das südliche Residuum tropft nach Italien ab.
Am Freitag nähert sich ein neuer Langwellentrog mit Vorderseitiger WLA Europa
an. Die Schichtung stabilisiert sich damit auch in Deutschland rasch.
Niederschläge lassen vorübergehend nach, bevor zum Abend sich das Regenband
eines neuen Frontenzuges von Frankreich und Benelux her nähert. Bei 850 hPa
Temperaturen zwischen 0 und 4 Grad ist die flüssige Phase zu erwarten.
Gleichzeitig frischt der Wind mit zunehmenden Druckgradienten etwas auf. Auf den
Bergen und an der Küste sind dann wieder starke bzw. Sturmböen angesagt.
Am Samstag stellt sich bei einer strammen südwestlichen Höhenströmung eine
zyklonal geprägte Südwestlage. Unbeständiges, windiges und mildes Wetter sind
die Folge.

Auch in der erweiterten Mittelfrist bleibt voraussichtlich die zyklonale West-
oder Südwestlage wetterbestimmend in Mitteleuropa. Die Singularität
Weihnachtstauwetter lässt grüßen.


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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der vorangegangenen Läufe des ECMWF kann man als gut bezeichnen.
Zunächts wird generell eine Winkelförmige Westlage simuliert. Tiefausläufer die
Deutschland erreichen lösen sich bei langsamer Ostverlagerung auf Grund der
blockierenden Wirkung eines Hochs bei Russland über Deutschland wieder auf. Zum
Freitag stellt sich dann eine zyklonale Südwestlage ein, Tiefausläufer
überqueren Deutschland ungehindert nach Osteuropa.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Insgesamt stimmen die Aussagen der verschiedenen betrachteten Globalmodelle gut
überein. Unsicherheiten sind im Timing und in der genauen Prognose der
Niederschlagssummen zu finden. Auch in der Windentwicklung am Dienstag/Mittwoch
gibt es leichte Unterschiede. Nach GFS sollte es etwas stürmischer in der
Westhälfte von Deutschland werden, als von ECMWF oder ICON simuliert.
Das Temperaturniveau simulieren die Globalmodelle aber ähnlich.

Zum Freitag hin ergeben sich bei dem Überschwenken des neuen atlantischen Troges
kaum noch größere Unterschiede zwischen den Globalmodellen, während gestern die
Unterschiede insbesondere von GFS und ECMWF noch deutlich stärker zu Tage
traten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der Spread ist in der Offenbacher Rauchfahne recht eng bis einschließlich
Freitag. Ab dann nimmt der Spread deutlich zu, wobei der warme Ast aber etwas
stärker ausgeprägt ist, als kalte Lösungen. Ein ähnliches Bild ist auch im
Ensemble des GFS zu erkennen.

Im Zeitbereich 120 und 168 h gibt es 2 verschiedene Cluster in den 51
Simulationen des ECMWF. Der operationelle und der Kontrolllauf sind mit
insgesamt 40 Membern in Cluster 1 zu finden.

Im Zeitbereich 192 bis 240 h zeigen die 5 Cluster fast alle, bis auf Cluster 5
mit nur 5 Membern besetzt, eine zyklonale West- oder Südwestlage. Die Cluster
unterscheiden sich vor allem im Timing der Tröge und deren Ausprägungen. Von
daher scheint eine milde Westlage zu Weihnachten als recht hoch wahrscheinlich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Modelle als auch EFI liefern keinerlei Hinweise auf ein Ereignis bzgl.
Dauerregen.

Am Dienstag und Mittwoch gibt es höhere Signale für stürmische Böen BFT 8-9 auf
den westlichen Mittelgebirgen und an der Nordsee.

Am Donnerstag sind einzelne Kaltluftgitter mit stürmischen Böen oder Sturmböen
im Nordseeumfeld nicht völlig ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOS-MIX, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer