DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-12-2018 09:01
SXEU31 DWAV 150800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 15.12.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HFa
Kommende Nacht Schneefall, gebietsweise Glatteis. Auffrischender Wind mit
stürmischen Böen im Bergland und an der See. Am Sonntag in der Mitte und im
Osten Schnee, im Tagesverlauf nachlassender Wind.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt ein Höhentief mit Zentrum über Österreich und verlagert sich
bis zum Abend nur langsam ostwärts. Von Westen her kommt ein Höhenrücken weiter
ostwärts voran und liegt bis zum Abend über Westeuropa. Es wird gestützt durch
kräftige WLA auf der Vorderseite des nachrückenden Troges, der am Abend
Schottland erreicht. Im Bodendruckfeld dominiert zunächst noch ein Keil des
umfangreichen Hochs, dessen Schwerpunkt sich tagsüber von Finnland nach
Nordrussland verlagert. Er schwächt sich aber gegen Abend ab. Von Westen her
nähert sich das weitgehend okkludierte Frontensystem eines Tiefs westlich von
Schottland.

Zunächst herrscht aber noch ruhiges und meist trockenes Wetter vor. Mit Vorstoß
des Höhenkeils kommt es in der Höhe zu Milderung. Die Temperatur in 850 hPa
steigt im Westen auf Werte bis knapp unter 0 Grad an, während sie im Osten
weiterhin bei -10 Grad liegt. Allerdings ist sich dort durch Absinken eine
markante Inversion bei etwa bei 850 bis 800 hPa entstanden, an der sich eine
Wolkendecke ausbildet. Von daher Wolkendecke im Osten recht dicht und daraus
kann hin und wieder etwas Schneegriesel fallen. Bodennah hält die Advektion
kalter Festlandsluft an und vor allem im Osten und Südosten gibt es leichten
Dauerfrost. Im Westen und vor allem im Südwesten lockert die Wolkendecke auf und
vereinzelt wird es freundlich. Somit steigt dort auch die Temperatur auf leicht
positive Werte.

In der Nacht zum Sonntag erreicht der Höhenrücken Deutschland und seine Achse
liegt am Sonntagmorgen über der Westhälfte. Der Trog liegt mittlerweile über den
Britischen Inseln und vorderseitig wird in unserer Westhälfte kräftig Warmluft
advehiert. Hinzu kommt in der Nachthälfte auch leichte PVA. Am Boden erreicht am
Morgen die weitgehend okkludierte Front unsere Westgrenze. Damit verbunden sind
Niederschläge, die zwar nicht sehr ergiebig sind (bei den meisten Modellen 2 bis
5 mm/12h, vereinzelt auch darüber). Sie erreichen unser Vorhersagegebiet
zunächst als Schnee, allerdings gibt es im Südwesten, am Ober- und später am
Hochrhein und Bodensee, von allen Modellen Signale, dass der Schnee in Regen
übergeht. Auch im Saarland sowie im Aachener Raum und im Selfkant sollte man
dies im Auge behalten. Auf dem gefrorenen Boden kann es dadurch Glatteis geben.
Dafür sollte die markante Glatteiswarnung genügen, lokal muss man unter
Umständen auf Unwetter hochziehen. Die Schneemengen im Westen liegen meist bei
unter 5 cm in 6h. Nur für Staulagen gibt es auch Signale für über 5 cm.

Weiterhin nimmt mit der Annäherung der Front auch der Wind zu. Vor allem an der
Küste sowie in Kamm- und Gipfellagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge
muss mit starken bis stürmischen Böen gerechnet werden. Weiterhin kann es in den
westlichen Mittelgebirgen zu Schneeverwehungen kommen. Ansonsten werden aufgrund
der stabilen Schichtung kaum warnwürdige Böen erwartet.

Die Temperatur sinkt überall in den Frostbereich, in schneebedeckten Alpentälern
besteht weiterhin die Gefahr von strengem Frost unter -10 Grad C.


Sonntag... verlagert sich der zunehmend abgeflachte Rücken weiter nach Osten und
verlässt unser Vorhersagegebiet. Ihm folgt ein Kurzwellentrog, der mit seiner
Höhenkaltluft auf den Nordwesten und die Mitte übergreift. Allerdings verringert
sich sein Hebungsantrieb, denn die WLA schwächt sich ab und wird zunehmend von
NVA kompensiert.

Am Boden kommt das okkludierte Frontensystem wegen der Blockadewirkung des
Nordosteuropäischen Hochs nur langsam voran und erreicht am Abend den Nordosten.
Das daran befindliche Schneefallgebiet überquert die Mitte und erreicht am Abend
in etwa die Elbe. Die Mengen liegen jedoch meist nur bei 1 bis 3 cm, nach Westen
zu geht der Schnee zunehmend in Sprühregen über, wobei in kalten Lagen wieder
die Gefahr von Glatteis besteht. Im Nordosten bleibt es dagegen trocken.

Der Gradient fächert auf und vor allem nach Frontpassage schwächt der Wind sich
ab. Zuvor kann es im Küstenbereich sowie in höheren Lagen des Berglandes noch
die Gefahr von Böen der Stärke Bft 7 und vereinzelt auch Bft 8 geben.
Die Temperaturen liegen außer im Westen meist im Frostbereich, im Westen steigen
sie mit Drehung des Windes auf West bis Südwest auf 1 bis 6 Grad an.

In der Nacht zu Montag überquert der Höhentrog noch den Nordosten und es kommt
es zur Wetterberuhigung. Ursache ist ein flacher Keil, der am Morgen bereits die
Westhälfte erreicht hat. Die Okklusion überquert den Nordosten und die daran
befindlichen frontalen Niederschläge im Osten schwächen sich weiter ab.
Nennenswerte Schneemengen sind daran nicht zu erwarten. Vereinzelt gibt es im
Norden etwas Sprühregen, der wiederum zu glatten Straßen führen kann. Vor allem
im Süddeutschland kann es Nebel geben. die Temperaturen gehen im Westen auf 3
bis 0 Grad zurück. Etwa östlich des Rheins muss mit leichtem, im Bergland auch
mit mäßigem Frost gerechnet werden.


Montag... liegt in der flauen Westströmung zunächst weiterhin der flache
Höhenrücken über uns, der sich aber abschwächt. Schon am Mittag greift auf den
Westen ein weiterer ebenfalls flacher Höhentrog über, der sich anfangs auch im
Bodendruckfeld abzeichnet. Darin eingelagert befindet sich eine okkludierte
Front. Sie führt im Westen und Nordwesten zu leichten Niederschlägen, der in der
feuchten Mischluft oberhalb von rund 600 m als Schnee fallen kann
(850-hPa-Temperatur um -2 Grad). Die Mengen liegen aber nur unter 2 mm,
lediglich örtlich, in Staulagen, sind auch mal bis 5 mm möglich. Ganz im Osten
sind anfangs im Bereich der absterbenden ´alten´ Front noch geringe Schneefälle
möglich und hier gibt es noch Reste der Kaltluft (850-hPa-Temperatur bei -5
Grad).

Insgesamt dürfte sich die starke SC-Bewölkung kaum auflockern, da der Wind recht
schwach ist und die Wirkung des Absinkens nicht ausreicht. Mit Temperaturen
zwischen 1 Grad ganz im Osten und 7 Grad im Westen wird es etwas milder als am
Vortag. In den östlichen Mittelgebirgen bleibt die Temperatur bei 0 Grad oder
sogar geringfügig im Frostbereich. Hier kann leichter gefrierender Nieselregen
nicht ausgeschlossen werden.


Modellvergleich und -einschätzung
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ICON und IFS stimmen recht gut überein. Das GFS simuliert am Montag jedoch eine
Wellung an der Okklusion über Benelux, was die weitere Ostwärtverlagerung der
Front bremst. Auch die mögliche Glatteislage im Südwesten haben alle Modelle auf
der Karte.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich