DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-12-2018 09:01
SXEU31 DWAV 140800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 14.12.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HF a

Ab Samstag auffrischender Wind, über der Nordsee und im höheren Bergland
teilweise Sturmböen. Ab Sonntagmorgen vor allem im Westen und Süden
Glatteisgefahr.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... ist die Strömung über Europa stark meridional geprägt. Einem
blockierenden Hochdruckgebiet über Skandinavien steht eine Potentialrinne
gegenüber, die von Osteuropa bis nach Süddeutschland reicht und in die mehrere
kleine Höhentiefs eingelagert sind. Das Höhentief über dem Nordwesten unseres
Landes schwenkt westwärts und ist abends noch als Randtrog über Benelux
auszumachen, während das Höhentief über Süddeutschland sich nach Österreich
verabschiedet.
Das Bodenhoch über Skandinavien und Nordwestrussland kräftigt sich unterdessen
leicht, wobei auch im Vorhersagegebiet der Druck langsam steigt. Am Gradienten
ändert sich dabei nur wenig, so dass einzelne stürmische Böen aus Ost lediglich
auf exponierte Mittelgebirgsgipfel beschränkt bleiben, soweit sie überhaupt
auftreten. In einigen Ost-West ausgerichteten Tälern, vor allem im
ostbayerischen Mittelgebirgsraum kann es Böen Bft 6 bis 7 geben.

Nach Abzug des Höhentiefs im Norden haben die Lake Effekt- Schauer in
Schleswig-Holstein schon nachgelassen. Die Tendenz setzt sich tagsüber fort, da
die Labilität abnimmt und leichtes Absinken einsetzt, was gut in den
Prognosetemps ablesbar ist. Auch sonst sind, mangels ausreichender Hebung, aus
tiefer Bewölkung mit Obergrenzen um 850 hPa keine nennenswerten Schneefälle zu
erwarten. Am ehesten kann es im Osten und Süden gebietsweise etwas Schneegriesel
geben; vor allem dort, es etwas durch die östliche Strömung anstaut (am meisten
wohl im Ostharz , aber auch dort nur wenige mm).

Die Advektion kalter Festlandsluft von Osten her verstärkt sich noch ein wenig,
die Temperatur in 850 hPa bewegt sich zwischen -10 und -8 Grad, im äußersten
Süden/Südwesten etwas darüber. Entsprechend gibt es im Süden und im Bergland
häufig leichten Dauerfrost und auch sonst sind maximal 0 bis 3 Grad zu erwarten.


In der Nacht zum Samstag nähert sich über Westeuropa ein kurzwelliger Rücken,
der die Potentialrinne beginnt nach Osten zu drücken. Andauerndes leichtes
Absinken lässt eine markante Absinkinversion antstehen, die sich im Westen in
etwa 850 hPa befindet, im Osten bei ca. 800 hPa. In der feuchten Luft darunter
hält sich starke Bewölkung, aus der hier und da etwas Schneegriesel oder gar
gefrierender Nieselregen fällt, am ehesten im Südosten, die Mengen bleiben aber
sehr gering.

Die östliche bis nordöstliche Bodenströmung über Deutschland bleibt besteht,
dennoch setzt von Westen her etwas stärkeres Absinken ein, dass dazu führt, dass
die ansonsten dichte Wolkendecke dort größere Lücken bekommt. Selbiges gilt auch
für die Alpentäler. Dort kann es über Schnee bei klarem Himmel erneut strengen
Frost geben, ansonsten muss verbreitet mit leichtem bis mäßigem Frost gerechnet
werden, lediglich an den Küsten bleibt es gebietsweise frostfrei.


Samstag... bleibt das Höhentief über Österreich quasistationär, während sich
weiter westlich ein Höhenrücken über den Ärmelkanal und die westliche Nordsee
aufwölbt, gestützt durch Warmluftadvektion vorderseitig eines Langwellentroges
mit Drehzentrum südwestlich von Island. Er nähert sich mit seiner Achse bis zum
Abend der deutschen Westgrenze und die WLA erfasst auch den Westen des
Vorhersagegebietes. Die Temperatur in 850 hPa steigt dort am Abend bis nahe 0
Grad. Auch nach Osten zu sinkt die markante Invasion etwas ab, in 850 hPa
herrschen dort bis zum Abend aber noch Temperaturen zwischen -10 und -6 Grad.
Das Bodenhoch verschiebt seinen Schwerpunkt in den Nordwesten Russlands,
gleichzeitig erreicht ein Wellentief am Abend die Irische See, so dass die
Strömung vor allem über dem Westen des Vorhersagegebietes bei zunehmendem
Gradienten auf Südost dreht. Zum Abend hin gibt es über der Nordsee erste starke
bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8) und auch in den Kammlagen der westlichen bzw.
zentralen Mittelgebirge sind einzelne 7er Böen möglich.

Vor allem im Westen und Südwesten sowie an den Alpen kann sich mit der
Windzunahme die Sonne durchsetzen, wobei sich die WLA zum Abend hin im äußersten
Westen mit dem Aufzug hoher Bewölkung bemerkbar macht. In der Osthälfte sowie in
den Niederungen Süddeutschlands hält sich dagegen vielerorts dichte tiefe
Bewölkung, aus der es stellenweise geringen Schneegriesel oder Nieselregen geben
kann.

Bodennah dauert die Advektion kalter Festlandsluft an, so dass es vielerorts,
vor allem aber in der Osthälfte und im Süden leichten Dauerfrost gibt. Auf
leicht positive Werte (0 bis 3 Grad) steigt die Temperatur dagegen an den Küsten

sowie mit Sonnenschein im Westen.

In der Nacht zum Sonntag kommt der Höhenrücken bis ins Vorhersagegebiet voran,
während auf der Vorderseite des umfangreichen nordatlantischen Langwellentroges
ein kräftiger kurzwelliger Randtrog auf die Britischen Inseln übergreift. Dabei
werden aufgrund von WLA - unterstützt von PVA - markante Hebungsprozesse
ausgelöst, die morgens auch den Westen des Vorhersagegebiets betreffen.
Das korrespondierende Randtief im Bodenfeld zieht von der Irischen See über
Schottland zur nordwestlichen Nordsee, die Ausläufer, zunächst in Form der
Warmfront, erreichen morgens den äußersten Westen des Landes. Beim Anlaufen
gegen den Block okkludiert dieses Frontensystem allerdings zusehends.
Vorderseitig setzen im Laufe der zweiten Nachthälfte etwa vom Emsland bis zum
Bodensee Niederschläge ein, die zunächst
meist als Schnee fallen, teilweise aber auch in gefrierenden Regen übergehen
können. Die Mengen fallen mit 1 bis 5 mm in sechs Stunden, im Bereich der Eifel
und des Schwarzwaldes auch bis 10 mm zwar nicht allzu üppig aus, könnten aber
vor allem im Bergland westlich des Rheins für eine markante Schneefallwarnung
ausreichen.
Gefährlicher wäre die flüssige Phase, die auch Unwetterwarnungen nach sich
ziehen würde, allerdings tendieren die aktuellen Modelläufer eher Richtung
Schnee und lassen nur ganz im Westen und Südwesten, wo die 850er Temperaturen
vorübergehend über 0 Grad steigen, den gefrierenden Regen erkennen.

Von Warnrelevanz ist auch der Wind. Der frischt mit Annäherung des
Frontensystems deutlich auf, im Nordseeumfeld, eventuell auch im Bereich der
Ostseeküste Schleswig-Holsteins gibt es stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen,
auf Helgoland eventuell schwere Sturmböen aus Südost (MosMix). In Kamm- und
Gipfellagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge sind ebenfalls stürmische
Böen zu erwarten, was Schneeverwehungen nach sich ziehen könnte, während es im
Binnenland bzw. in den Niederungen aufgrund der stabilen Schichtung lediglich
ganz im Westen und vielleicht in Schleswig-Holstein für einzelne steife Böen
reichen sollte.
Verbreitet tritt leichter, im Osten und Süden mäßiger, in einigen Erzgebirgs-
und Alpentälern bei Aufklaren über Schnee strenger Frost auf.


Sonntag... wird der abflachende Höhenrücken nach Osten gesteuert und der sich
aufgrund des blockierend wirkenden, inzwischen über Russland angelangten Hochs,
deutlich abschwächende Kurzwellentrog greift auf die Nordsee, mit seinem Südende
am Nachmittag auch auf das Vorhersagegebiet über. Die anfangs markanten
Hebungsprozesse schwächen sich dabei allerdings deutlich ab.
Das korrespondierende Bodentief über der Nordsee schwenkt nordwärts und füllt
sich langsam auf. Das nunmehr okkludierte Frontensystem kommt aufgrund der
Blockadewirkung des Hochs über Nordwestrussland nur noch langsam nordostwärts
voran und erreicht abends in etwa eine Linie Deutsche Bucht-Westsachsen. Die
vorgelagerten, sich immer weiter abschwächenden Niederschläge erreichen bis zum
Abend die Elbe und Schleswig-Holstein, östlich davon bleibt es trocken.

Dabei fällt nach Osten zu meist Schnee (mit dem Okklusionsprozess sinkt die
Temperatur in 850 hPa wieder überall auf unter 0 Grad, zuletzt im Süden), der
von Westen mit Frontpassage in Regen oder geringen Nieselregen übergeht
(zumindest in den Niederungen), aber bald wieder nachlässt. Allerdings kann bei
weiter meist starker Bewölkung oder trübem Himmel, dort wo sich bodennah kalte
Luft hält gebietsweise leichter gefrierender Regen auftreten.

Mit Abzug und Auffüllen des Tiefs fächert der Gradient wieder auf und der Wind
lässt nach, an den Küsten und auf den Bergen kann es aber nach wie vor Böen Bft
7 bis 8, exponiert 9 aus Südost geben. Mit Frontpassage lässt der Wind weiter
nach und ist postfrontal meist nicht mehr warnrelevant.

Vor allem präfrontal und in Bayern bleibt es im bodennahen Zustrom (teils
trockener) kalter Festlandsluft bei leichtem Dauerfrost, während die
Temperaturen im Westen und Südwesten bei auf Südwest drehendem Wind in einer
feuchten Mischluftmasse langsam auf etwa 0 bis 5 Grad steigen.

In der Nacht zu Montag beruhigt sich das Wetter vorübergehend unter einem
kurzwelligen Rücken. Dabei schwächen sich die leichten Niederschläge im
Nordosten weiter ab, bzw. ziehen zur Ostsee und nach Polen ab. Das leichte
Absinken dürfte kaum für größere Auflockerungen reichen, aus der tiefen
Bewölkung fällt aber auch nur örtlich geringer Niederschlag. Lediglich im
Alpenraum sorgt ein Tief über dem Mittelmeer für kräftige Hebung, die mit
Niederschlägen auch den äußersten Süden streifen könnte. Über 800 bis 1000m
fiele dann Schnee, darunter Regen, der teils gefrieren kann. Ob es wirklich so
kommt, ist unsicher. Vor allem ICON simuliert in diese Richtung.

Die Temperatur geht entsprechend der starken Bewölkung kaum zurück, im Westen
und Süden bleibt es in den Niederungen frostfrei, sonst liegen die Werte um 0
Grad, im Osten und Süden gibt es gebietsweise leichten Frost. Inwieweit sich bei
eventuellen Auflockerungen in der sehr feuchten Luft Nebel bildet, oder im
Bergland bei aufliegenden Wolken Thema wird, darf abgewartet werden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Der Ablauf wird in groben Zügen ähnlich simuliert. Knackpunkt dürfte die
Entwicklung am Sonntag werden, die im Detail unsicher ist. Aufgrund des raschen
Okkludierens dürfte zunächst Schnee fallen und die Glatteisphase dahinter
zurücktreten und eher markant als WU ausfallen. Auf jeden Fall ist überregional
Unwetter unwahrscheinlich, lokal aber sicher weiter in Betracht zu ziehen. Es
dürfte am Sonntagmorgen vieles auf Nowcasting hinauslaufen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner