DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-12-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.12.2018 um 10.30 UTC



Mit Wochenwechsel von Westen her wieder milder. Vorübergehend am Sonntag
Glatteis.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 19.12.2018


Am Samstag hält das wetterbestimmende, blockierende Hochdruckgebiet mit
Schwerpunkt über dem Nordwesten Russlands atlantische Tiefausläufer noch auf
Distanz. Sie kommen mit milder Meeresluft lediglich in den Westen des Kontinents
voran, so dass bei uns der Zustrom kalter Festlandsluft andauert. Ein Höhentief
über Südosteuropa sorgt in der Osthälfte für meist bewölkten Himmel und geringe
Schneefälle, im Westen setzt sich häufiger die Sonne durch.
Am Sonntag beginnt sich die Wetterlage umzustellen. Das Hoch zieht sich etwas
weiter nach Osten zurück und die Ausläufer eines über Schottland zu den Shetland
Inseln ziehenden Sturmtiefs greifen von Westen her auf Deutschland über und
erreichen in der Nacht zum Montag unter Abschwächung die östlichen Landesteile.
Zum einen frischt der südliche Wind dabei auf. Zum anderen breiten sich
Niederschläge über Deutschland aus. Während im Westen und Süden vielfach Regen
fällt, der bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und teilweise gefrorenen Böden
gefrieren kann und Glatteis bringt, fällt nach Osten und Nordosten hin mehr und
mehr Schnee. Auch unwetterartige Glätte ist nicht ausgeschlossen.
Am Montag folgt ein sich abschwächender Trog von Westen und bringt erneute
Niederschläge, vor allem über dem Süden und der Mitte. Inwieweit im Südosten die
Kaltluft wirklich ausgeräumt wird, bleibt abzuwarten. Mangels Gradient dürften
sich dort zumindest Kaltluftreste halten, im Nordosten bleibt der Wind am Rand
des weiter existenten Hochs über Osteuropa auf Süd bis Südost, so dass sich auch
dort die milde Luft, wenn überhaupt, nur bedingt durchsetzen kann und sich die
Glättesituation nur langsam entspannt.
Am Dienstag zieht ein neues Sturmtief ins Seegebiet zwischen Island und
Schottland. Davor wölbt sich ein Rücken über Mitteleuropa auf, der für eine
vorübergehende Wetterberuhigung sorgt. Das Hochdruckgebiet über Osteuropa
streckt seine Fühler wieder in Richtung Mitteleuropa aus. Die milde Luft ist vor
allem Westen aktiv, nach Osten hin dominiert bodennah eher eine feuchte, relativ
kalte Mischluftmasse.
Am Mittwoch nähert sich von Westen her der nächste Trog mit den vorgeschalteten
Ausläufern des Tiefs bei Island. Bei auffrischendem Süd bis Südwestwind kommt es
wieder zu Regenfällen. Während in den westlichen Landesteilen weiter milde
Meeresluft einfließt, geht es temperaturmäßig im Osten und Südosten höchstens
zäh aufwärts, dort ist aber auch von der Windzunahme eher weniger zu sehen.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der letzten Läufe des IFS ist relativ gut. Die Blockinglage "High
over Low" geht am Wochenende zu ende und macht einer Zonalisierung Platz. Der
Übergang dürfte aber mit teils starker Glätte verbunden sein. Die nachfolgende
Zonalisierung greift vor allem in den westlichen Landesteilen, während der Osten
teilweise im Randbereich des osteuropäischen Hochs verbleibt. Dies hatten auch
die Vorläufe ähnlich im Programm. Das Timing der Glättelage und das Ausmaß der
Zonalisierung bzw. Milderung sind mit einigen Fragezeichen versehen.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Konsistenzaussagen lassen sich weitgehend auf den Modellvergleich
übertragen. ICON simuliert die Tiefausläufer am Sonntag langsamer als GFS oder
die Europäer. Die nachfolgende Milderung betont ICON am stärksten, während sonst
der Osten teilweise im Randbereich des Hochs bleibt.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte die
Aussagen des Hauptlaufs. Die Kurvenschar für T850 verläuft bis zum Ende relativ
gut gebündelt und schließt die operationelle Kurve ein. Wiederholte
Niederschlagssignale deuten ab Sonntag auf wechselhaftes Wetter. Die
Geopotentialverläufe streuen ab Dienstag stärker, was aber lediglich
Unsicherheiten in Phasenlage und Amplitude der durchziehenden Wellen andeutet.
Zwei Drittel der Ensembleläufe zeigen mittelfristig einen Trog über Westeuropa
und uns auf dessen Vorderseite in einer mal mehr, mal weniger zyklonalen
südwestlichen Strömung. Allerdings regeneriert ein Drittel der Läufe die
Blockierung über Europa, indem sich wieder ein kräftiger Rücken bis nach
Skandinavien aufwölbt. Aus diesem Blickwinkel scheint die Entwicklung in der
nächsten Woche dann doch nicht so eindeutig zu sein. Die wechselhafte, milde
Lösung ist aber auf jeden Fall die wahrscheinlichere.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag dürfte eine Glatteislage anstehen, auch Unwetterwarnungen dürften
eine Rolle spielen. Glätte kann vor allem im Südosten und Osten auch zu
Wochenbeginn noch zu finden sein, insgesamt nimmt die Verbreitung aber deutlich
ab.
Danach frischt der Wind an den Küsten und im Bergland zeitweise stärker auf. Ob
auch mal Dauerregenwarnungen nächste Woche nötig werden, ist derzeit kaum
absehbar, ausgeschlossen ist es aber keinesfalls.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, ECM, ECM EPS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner