DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-12-2018 08:01
SXEU31 DWAV 120800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.12.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HFa
Ruhige kalte Hochdruckrandlage mit nur geringen Schneefällen. Lediglich im
Ostseeumfeld vor allem ab Donnerstag vermehrt Schneeschauer. In einigen
Hochlagen stürmische Böen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Mittwoch... befindet sich Deutschland zwischen einem Höhenrücken, der sich vom
Ärmelkanal bis zur Norwegischen See erstreckt und einem mehrkernigen
Höhentiefkomplex über dem östlichen Mittel- bzw. Südosteuropa. Im Tagesverlauf
wird der Höhenrücken von einem über der Bretagne abtropfenden und nach
Südfrankreich ziehenden Kurzwellentrog unterlaufen, wodurch er abgeschnürt wird
und sich bis zum Abend eine eigenständige Höhenantizyklone mit Schwerpunkt über
Südnorwegen etabliert. Das westliche Drehzentrum des Höhentiefkomplexes
verlagert sich bis zum Abend allmählich vom Süden Polens nach Tschechien,
begleitet von einem kurzwelligen Randtrog an dessen Nordwestflanke, der von der
südlichen Ostsee bzw. Nordpolen auf den Nordosten und später die Mitte
Deutschlands übergreift. Dahinter dreht die eher zyklonal konturierte
Höhenströmung auf Nordost bis Ost.
Im Bodenfeld verstärkt sich ein Hochdruckgebiet über Skandinavien und weitet
sich nach Süden aus. Die Strömung dreht niedertroposphärisch somit im ganzen
Land mehr auf Ost bis Nordost, wodurch die maritime Polarluft allmählich durch
kalte Festlandsluft ersetzt wird. Bis zum Abend sinkt die Temperatur in 850 hPa
auf Werte zwischen -5 Grad am Niederrhein und -9 Grad in der Lausitz.
In der Peripherie des Höhentiefs bzw. Kaltlufttropfens (im Bodenfeld ist
tagsüber keine zyklonale Struktur mehr auszumachen) werden im Südosten weitere
Niederschläge simuliert, ebenso im Bereich des Kurzwellentroges vom Nordosten
bis in den nördlichen zentralen Mittelgebirgsraum. Mangels Hebungsantrieb (die
schwache PVA wird noch durch etwas KLA teilkompensiert) fallen die Niederschläge
aber nicht allzu intensiv aus (0 bis 3 mm in 12 Stunden). Allerdings fallen
diese dann (vielleicht abgesehen vom äußersten Nordosten) bis in tiefe Lagen als
Schnee. Für geringen Neuschneezuwachs (1 bis 3 cm, im Erzgebirgsstau und im
Bayerwald sowie im Berchtesgadener Land vielleicht etwas mehr) dürfte es aber
lediglich oberhalb von etwa 400 m reichen. Einige Modelle - vor allem die
hochaufgelösten - deuten rückseitig des Kurzwellentroges im Bereich der
Ostseeküste im Tagesverlauf einen zunehmenden Lake Effekt an (zunächst im
Bereich der Pommerschen Bucht bis nach Vorpommern reichend mit Mengen über 5
mm). Ob diese etwas intensiveren Niederschläge dann quasi durchwegs als Regen
fallen oder doch bereits teilweise in Schnee übergehen (und sich eine dünne
Schnee(matsch)decke ausbildet), ist noch fraglich, die Modelle tendieren
Richtung flüssiger Phase.
In der Westhälfte bleibt es dagegen weitgehend trocken, lediglich im Bereich der
Ostfriesischen Inseln kann es aufgrund des auch dort schwach wirksamen Lake
Effektes den ein oder anderen kurzen Schauer geben.
Der Wind frischt an der Südflanke des Hochs vor allem im Nordosten etwas aus Ost
bis Nordost auf, für warnrelevante Böen sollte es aber auch entlang der
vorpommerschen Küste kaum reichen.
Wolkenlücken sind generell nur wenige auszumachen, am ehesten noch im Südwesten
und im Allgäu. Die Höchsttemperaturen erreichen meist Werte zwischen 0 und 5
oder 6 Grad, oberhalb von 500 bis 800 m gibt es leichten Dauerfrost.

In der Nacht zum Donnerstag kommt der Kaltlufttropfen weiter nach Westen voran
und erreicht morgens in etwa Unterfranken. Das Höhenhoch verlagert dagegen
seinen Schwerpunkt etwas nach Nordosten, nach Mittelschweden. Somit ergibt sich
eine High-over-Low-Konstellation mit einer östlichen Höhenströmung über dem
Norden und der Mitte des Landes.
Das Bodenhoch über Skandinavien ändert sich in Lage und Intensität nur wenig,
während über Südwesteuropa mit einem zur Iberischen Halbinsel und Biskaya
gerichteten Trogvorstoß Druckfall einsetzt. Die damit einhergehende
Gradientverschärfung führt auch in der Mitte und im Süden zu einer leichten
Windzunahme, die sich aber lediglich in höheren Lagen bemerkbar macht. Eventuell
reicht es auf einigen exponierten Gipfeln auch für stürmische Böen aus östlichen
Richtungen, über der offenen Nordsee kann es einzelne starke bis steife Böen
geben, wohingegen im Bereich der Ostseeküste der Wind eher wieder ein wenig
abnimmt.
Vor allem dort kann sich aber der Lake Effekt noch ein wenig verstärken,
unterhalb von etwa 750 hPa ist die Troposphäre über dem relativ warmen Wasser
labil geschichtet. Die höher aufgelösten Modelle (EURO4, SuperHD) simulieren in
erster Linie im südöstlichen Schleswig-Holstein sowie in Vorpommern kleinräumig
mehr als 5 mm in 6 bis 12 Stunden. Erneut stellt sich die Frage, ob diese als
Schnee fallen, die meisten Modelle belassen es weiterhin bei der flüssigen oder
Mischphase. Bei Temperaturen bis -7 Grad in 850 hPa ist aber vor allem bei etwas
höherer Intensität durchaus ein Übergang in Schnee vorstellbar, wobei dann
schnell mal (allerdings nur regional eng begrenzt) einige cm Nassschnee
zusammenkommen können.
Im übrigen Land fallen die Niederschläge - so sie denn überhaupt auftreten -
dagegen nur spärlich aus, vor allem in der Westhälfte bleibt es auch überwiegend
trocken. Zwar dominiert die feste Phase, für wenige Zentimeter Neuschnee reicht
es aber wohl nur in den Ost-/Nordoststaulagen einiger Mittelgebirge. Außer im
Norden tritt in weiten Teilen des Landes leichter Frost auf, hier und da kann es
Glätte durch überfrorene Nässe geben, am ehesten im Bergland. Wolkenlücken (und
somit in ungünstigen Lagen auch mäßigen Frost) gibt es am ehesten im Westen,
Südwesten und an den Alpen, in schneebedeckten Alpentälern ist bei längerem
Aufklaren auch strenger Frost denkbar.

Donnerstag... zieht der KLT bis zum Abend nach Nordbaden. Das Höhenhoch mit
Schwerpunkt über Mittelschweden kann sich noch etwas verstärken. Trogvorstöße
von Westen her Richtung Kontinentaleuropa haben nach wie vor keine Chance, somit
tropft auch der südwesteuropäische Trog über der Iberischen Halbinsel ab.
Das Bodenhoch erstreckt sich inzwischen von Skandinavien bis nach
Nordwestrussland und streckt seine Fühler weiterhin bis ins nördliche
Mitteleuropa und nach Norddeutschland aus, während in Südwestdeutschland
schwacher Druckfall einsetzt. Dadurch kann sich der Gradient vorübergehend etwas
verschärfen, so dass es in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge etwas
verbreiteter für warnrelevante Böen (Bft 7, exponierte Gipfel: Bft 8) aus
östlichen Richtungen reicht, eventuell auch in bei dieser Windrichtung
begünstigten Talabschnitten, vor allem im Bayerwald ("Böhmischer Wind").
Niederschläge werden nach wie vor nur sehr geringe simuliert, am ehesten im
Osten und im Süden, meist sind es aber weniger als 2 mm in 12 Stunden.
Allerdings verstärkt sich die Advektion kalter Festlandsluft noch etwas, die
Temperatur in 850 hPa sinkt auf -7 bis -10 Grad (Alpenrand nur -5 Grad), die
tiefsten Werte in den mittleren Landesteilen. Somit fallen die Niederschläge
überwiegend als Schnee und sorgen gebietsweise (am ehesten in den Oststaulagen
einiger Mittelgebirge) für eine leichte "Anzuckerung". Vielerorts bleibt es aber
auch trocken. Nach wie vor darf der Lake Effekt vor allem im Bereich der
Ostseeküste und etwas weiter landeinwärts (Schleswig-Holstein, Vorpommern) nicht
außer Acht gelassen werden, zumal nun auch die "Modellniederschläge" vor allem
zum Abend hin dort mehr und mehr in Schnee übergehen. COSMO-D2 simuliert zwar
nur 1 bis 4 mm, EURO4 dagegen im nördlichen Schleswig-Holstein regional eng
begrenzt mehr als 15 mm und auch das SuperHD hat dort recht hohe Mengen auf der
Karte. Auch wenn die Höchstwerte küstennah aufgrund des auflandigen Windes die 0
Gradmarke deutlich überschreiten, ist bei kräftigeren Schauern dennoch ein
Übergang in Schnee denkbar, gefolgt von einer mehreren Zentimeter dicken
Nassschneedecke.
Insgesamt geht das Temperaturniveau aber eher noch etwas zurück, mehr als -2 bis
+4, an den Küsten vielleicht etwas mehr sind nicht "drin". Dauerfrost gibt es in
Lagen oberhalb von etwa 300 bis 500 m. Die Sonne zeigt sich am ehesten an den
Alpen und im Westen sowie im Lee einiger Mittelgebirge.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich der KLT über Südwestdeutschland nur
wenig nach Süden, an dessen Nordflanke ziehen flache Randtröge bis zum Morgen
zur südöstlichen Ostsee und nach Nordwestdeutschland, nach wie vor sind aber
keine nennenswerten Hebungsantriebe auszumachen.
Somit ändert sich insgesamt nur wenig. Der Lake Effekt, der rund um die
Ostseeküste und auch etwas weiter landeinwärts reichend für schauerartige
Niederschläge sorgt, dauert an und weitet sich noch etwas Richtung Nordsee aus
(hier sind in erster Linie Helgoland und die Ostfriesischen Inseln betroffen).
Nach wie vor reicht die labile Schicht bis etwa 750 hPa, die Niederschläge
sollten bei -8 bis -9 Grad in 850 hPa weitgehend in Schnee übergehen. Regional
eng begrenzt sind dann durchaus auch mal markante Mengen über 5 cm in kurzer
Zeit denkbar, EURO4 simuliert im östlichen Schleswig-Holstein regional eng
begrenzt nochmals mehr als 10 mm in 12 Stunden.
Ansonsten gibt es weiterhin keine nennenswerten Schneefälle, am ehesten können
in den Oststaulagen einiger Mittelgebirge (Harz) wenige Zentimeter fallen.
Der Druckgradient fächert wieder ein wenig auf, da der Druck über Süddeutschland
etwas steigt, während er sich im Norden kaum ändert. Somit schwächt sich der
Wind wieder ab, auf exponierten Gipfeln vor allem der ostbayerischen
Mittelgebirge sind aber einzelne Böen Bft 7 bis 8 aus Ost bis Nordost nicht
ausgeschlossen.
Mit Ausnahme der unmittelbaren Küstenregionen gibt es verbreitet leichten, nach
Westen und Süden zu bei aufgelockerter, örtlich auch geringer Bewölkung auch
mäßigen Frost. In den Alpentälern und im südlichen Alpenvorland muss bei klarem
Himmel über Schnee mit strengem Frost gerechnet werden.

Freitag... bleibt die High-over-Low Konstellation erhalten. Der KLT bzw.
Höhentiefkomplex über Mitteleuropa nimmt Dipolstruktur an mit Drehzentren, die
sich abends über dem Westen Tschechiens und dem Emsland befinden.
Dem gegenüber steht das Höhenhoch mit Schwerpunkt über Nordschweden.
Auch im Bodenfeld ändert sich kaum etwas. Das umfangreiche Hochdruckgebiet über
dem fennoskandischen Raum weitet sich geringfügig nach Süden aus, was auch im
Vorhersagegebiet noch zu leichtem Druckanstieg führt. Der Gradient reicht aber
nach wie vor kaum für warnrelevante Böen.
Die -10 Grad-Isotherme in 850 hPa flutet derweil weite Teile des Landes,
lediglich im Lee des Erzgebirges und der Alpen liegen die Werte etwas darüber,
so dass die Höchstwerte nur noch in tiefen Lagen West- und Norddeutschlands die
0 Grad überschreiten dürften, an den Küsten können bis zu 4 Grad erreicht
werden. Im Süden und Südosten gibt es vielerorts leichten Dauerfrost. An den
Küsten schwächt sich der Lake Effekt nur allmählich ab und kann regional eng
begrenzt nochmals zu etwas Neuschnee führen. Ansonsten sind aber kaum mehr
Niederschläge - durchwegs als Schnee - auszumachen. Vor allem im Westen und an
den Alpen scheint auch mal die Sonne.

In der Nacht zum Samstag ändert sich an der Verteilung der Geopotenzialgebilde
in 500 bzw. 300 hPa insgesamt nur wenig, im Bodenfeld steigt der Druck noch
etwas an, wobei der Gradient insgesamt weiter auffächert. Nach wie vor bleibt
das Vorhersagegebiet im Zustrom kalter Festlandsluft von Osten her, wobei sich
in etwa 800 (Südosten) bis 860 hPa (Nordwesten) eine recht markante
Absinkinversion etabliert, so dass sich vielerorts dichte hochnebelartige
Wolkendecke hält, aus der hier und da etwas Schneegriesel fallen kann.
Wolkenlücken gibt es wohl am ehesten im Westen/Nordwesten sowie in höher
gelegenen Alpentälern. Dort kann es über Schnee erneut strengen Frost geben,
ansonsten sinken die Temperaturen - außer in unmittelbarer Küstennähe meist in
den leichten, nach Süden zu auch mäßigen Frostbereich.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Insgesamt unterscheiden sich alle vorliegenden Modelle, was die großräumige
Wetterentwicklung angeht, kaum voneinander. ICON-EU simuliert weiterhin vor
allem zum Freitag hin etwas niedrigere Temperaturen in 850 hPa als die meisten
anderen Modellen, vor allem über Süddeutschland, was aber kaum von Prognose- und
schon gar nicht von Warnrelevanz ist.
Nicht außer Acht gelassen werden darf der Lake Effekt, der erfahrungsgemäß nur
von den hochaufgelösten Modellen einigermaßen zufriedenstellend erfasst wird.
Ein regional eng begrenztes markantes Schneefallereignis, vor allem in der Nacht
zum Freitag, kann in Vorpommern und in Schleswig-Holstein nicht ausgeschlossen
werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff