DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-12-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 10.12.2018 um 10.30 UTC



Zunächst winterlich, gebietsweise auch tagsüber leichter Frost. Ab der Nacht zum
Sonntag wahrscheinlich Milderung, gebietsweise Glatteisgefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 17.12.2018


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Donnerstag befindet sich Deutschland noch
am Rande eines Höhentiefkomplexes über Osteuropa. Eine Trogachse verläuft dabei
nach Süddeutschland, wobei dort auch die höhenkälteste Luft zu finden ist. Über
Skandinavien etabliert sich dagegen ein abgeschlossenes und sehr kräftige
Höhenhoch, das am Boden durch ein Hoch mit Schwerpunkt über dem nördlichen
Schweden und Finnland repräsentiert wird. An dessen südlichen Flanke strömt
kalte Festlandsluft nach Mitteleuropa, wobei die Temperatur in 850 hPa von -5
Grad am Oberrhein bis -10 Grad im zentralen Mittelgebirgsraum reicht.

Am Freitag verlagert sich das Höhentief weiter ostwärts und macht damit den Weg
frei für einen nachfolgenden flachen Keil, der vom östlichen Mittelmeerraum bis
in den Süden Deutschlands reicht. Der verbliebene Rest des Höhentiefs über der
Nordsee nimmt dagegen Verbindung mit einem neuen Trog über dem nördlichen
Ostatlantik auf, der bereits einen Abtropfprozess über Westeuropa hinter sich
hat. Dabei kam es über dem westlichen Mittelmeer zur Entwicklung eines
Bodentiefs, das den Zustrom polarer Festlandsluft in den Süden Deutschlands
zunehmend hemmt (T850 hPa wieder über 0 Grad). Der Norden des Bundesgebiets
verbleibt dagegen in der kalten und trockenen Festlandsluftmasse.

In der Nacht zum Samstag reicht die Achse des erwähnten Troges von der Nordsee
quer über Deutschland hinweg zu den Alpen, wo der eh schon schwach ausgeprägte
Keil schnell wieder abgebaut wird. Das Bodentief über dem westlichen Mittelmeer
verlagert sich langsam südwärts und verliert damit den Einfluss auf das
Wettergeschehen in Deutschland.

Am Samstag verläuft die Trogachse schließlich von Island über Dänemark bis nach
Ostösterreich, wobei der Trog selber durch einen umfangreichen Keil, der von der
Iberischen Halbinsel bis nach Benelux orientiert ist, zunehmend abgebaut wird.
Mit der weiteren Ostverlagerung des Keils ist kräftige Warmuftadvektion
verbunden, die für ein Ansteigen der T850 hPa auf 0 Grad im Nordosten und 6 Grad
im Südwesten Deutschlands sorgt. Die Warmfront ist dabei an ein Tief mit Kern
bei Schottland (Termin: Sonntag 00 UTC) gekoppelt. Aufgrund der zuvor während
der Nacht unter den Gefrierpunkt gesunken Lufttemperaturen und der durch WLA
ausgelösten Niederschlagsprozesse ist damit vor allem in der Osthälfte
Deutschlands Glatteis durch gefrierenden Regen wahrscheinlich. Die nachfolgende
Kaltfront bleibt in der Nacht zum Sonntag noch außen vor und reicht über Benelux
nach Nordfrankreich.

Am Sonntag tagsüber zieht der Keil nach Osteuropa ab und die Strömung nimmt
nachfolgend eine starke Westtendenz ein. Das Frontensystem ist okkludiert und
verläuft vom südlichen Norwegen bis nach Tschechien und hängt an den Alpen
deutlich zurück.

Am Montag liegt Mitteleuropa unter Trogeinfluss, wobei die Luftmasse im
äußersten Süden einen eher milden Charakter aufweist (T850 hPa um 0 Grad). Sonst
bewegen sich die Temperaturen in 850 hPa knapp unter diesem Wert. Dies hat zur
Folge, dass aufgrund der guten Durchmischung bei den Tageshöchstwerten besonders
im Südwesten die 10 Grad-Marke übertroffen werden kann.

Zu Beginn des erweiterten Mittelfristzeitraums wölbt sich über Westeuropa erneut
ein mächtiger Keil auf, der in weiterer Folge die Warmluftadvektion über
Deutschland wieder deutlich verstärkt. Allerdings kann sich der Keil nicht
richtig etablieren und wird bereits am Mittwoch vom nachfolgenden Langwellentrog
nach Osteuropa abgedrängt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des operationellen Laufes ist zu Beginn des Mittelfristzeitraums
als relativ gut zu bewerten. Allerdings muss dafür der Lauf vom 09.12. 00 UTC
etwas außer Betracht gelassen werden. Kleine Unterschiede ergeben sich für
Donnerstag bei der im aktuellen Lauf um etwa 2 bis 3 Grad (850 hPa) kälteren
Luftmasse über der Mitte Deutschlands. Auch beim Abzug des Troges und dem
Übergreifen des Keiles am Samstag sind die letzten beiden Läufe konsistent.
Damit ist auch das Timing der kräftigen WLA deutlich besser bestimmbar als beim
alten 00 UTC-Lauf. Die mögliche Glatteissituation in der Osthälfte wird sich
daher wahrscheinlich auf die Nacht zum Sonntag konzentrieren. Ab Wochenbeginn
steigen die Unsicherheiten deutlich an, ob wir im Bereich des neuen Troges
liegen (wie im aktuellen und im Lauf -24 h) oder im Übergangsbereich mit
frontalen Einflüssen (wie im Lauf -12 h), ist noch fraglich. In der erweiterten
Mittelfrist greift nach Lesart der letzten beiden Läufe ein umfangreicher Trog
auf Westeuropa über, wohingegen der gestrige 00-UTC-Lauf den Rücken wesentlich
markanter simulierte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zwischen den verschieden Modellgruppen besteht zum Beginn des
Mittelfristzeitraum eine relativ gute Übereinstimmung. Kleinere Unterschiede
sind zunächst nicht prognoserelevant. ICON simuliert jedoch für Freitag einen
weiteren Abtropfprozess des Troges über Westeuropa. Dies hätte stärkere
Niederschläge ist Südwesten Deutschlands zur Folge. Beim Übergreifen der
Warmfront am Samstag und Sonntag ist ICON zeitlich etwas progressiver
aufgestellt als die gut übereinstimmenden Modelle GFS und ECMWF. Allerdings
simuliert GFS das Tiefdruckzentrum deutlich weiter nördlicher. Größere
Abweichungen ergeben sich wieder für das Übergreifen des nächsten Troges, den
ECMWF am schnellsten und am ausgeprägtesten simuliert. Auch im erweiterten
Mittelfristzeitraum zeigen alle Modelle eine westliche bis südwestliche
Strömung, die mit der Zufuhr milder Luftmassen einhergehen würde.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der Spread bei den Rauchfahnen ist am Freitag relativ gering, wobei der
operationelle ECMWF-Lauf bei den Temperaturen in 850 hPa etwas höher liegt als
der Kontrolllauf. Bei Timing der Erwärmung am Samstag und Sonntag weisen einige
Member darauf hin, dass diese zeitlich etwas verzögerter stattfinden könnte.
Niederschläge werden unisono im Norden, als auch in der Mitte und im Süden
Deutschlands ab der Nacht zum Sonntag gezeigt. Zu Beginn der neuen Wochen
vergrößert sich die Schwankungsbreite beim Geopotential deutlich, was aufgrund
des noch unsicheren Übergreifens des nächsten Troges nicht weiter verwunderlich
ist.

Im Zeitraum +120h bis +168h liegen insgesamt 3 Cluster vor, wobei sich der
operationelle Lauf im dritten und bezüglich des Übergreifens des Troges auch
progressivsten Cluster befindet. Cluster 1 und 2 mit insgesamt 37 Member lässt
den Trog etwas verzögerter nach Mitteleuropa schwenken. Im Zeitraum +192h bis
+240h erweitert sich die Clusteranzahl auf 6. Die Grundaussage, dass die
Einstellung der Westlage kleine zeitliche Unschärfen aufweist, wird dabei
bestätigt.

Das GFS-Ensemble unterstützt ebenfalls die deutliche Erwärmung am Sonntag (im
Süden auch den ersten schwachen Warmluftvorstoß aus dem Mittelmeerraum am
Freitag). Danach stellt sich nach GFS eine milde und teils wechselhafte West-
bis Südwestströmung ein, wobei das Temperaturniveau 850 hPa im Süden einer
höheren Amplitude ausgesetzt ist als im Norden Deutschlands.

Übereinstimmend ergeben sich daher Hinweise darauf, dass die restliche
Vorweihnachtszeit zu mild mit zeitweiligen Regenfällen verläuft. Eine Umstellung
auf Nord oder Ost ist nicht zu erkennen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag und Freitag besteht durch die Gradientverschärfung eine leicht
erhöhte Wahrscheinlichkeit für Sturmböen (Bft 8 bis 9) in höheren
Mittelgebirgslagen.

In den Nächten zum Freitag und Samstag ist in schneebedeckten Mittelgebirgs- und
Alpentälern bei Aufklaren strenger Frost unter -10 Grad wahrscheinlich.
Bevorzugt im Süden und Osten kommt es am Donnerstag, Freitag und stellenweise
auch am Samstag tagsüber zu leichtem Frost (Dauerfrost).

In der Nacht zum Sonntag besteht eine erhöhte Glatteisgefahr durch aufkommenden
gefrierenden Regen. Dies gilt im Osten Deutschlands bis weit in den Sonntag
hinein.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMWF-EPS, EZMWF-MOS, GFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Florian Bilgeri