DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-12-2018 08:30
SXEU31 DWAV 100800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 10.12.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: NWz

Heute im Osten und Norden teils stürmische Böen, an der See und im Bergland
Sturmböen, in exponierten Lagen schwere Sturmböen. In der Nacht auf Dienstag und
am Dienstag selbst abnehmende Windgeschwindigkeiten. Im östlichen
Mittelgebirgsbereich und am Alpenrand bis Mittwoch teils markante
Neuschneemengen, in den Hochlagen Verwehungen denkbar.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich ein umfangreiches und stark amplifiziertes Höhentief
über Südschweden und dem Baltikum, während sich knapp westlich der Britischen
Inseln ein Höhenkeil amplifiziert. Ein korrespondierendes Muster findet sich
auch am Boden wieder. Damit liegt der Vorhersageraum in einer lebhaften
nordwestlichen Strömung, mit der kalte Luftmassen nach Deutschland transportiert
werden. Da der Zustrom über Nordmeer und Nordsee erfolgt, ist die Luft mit
Feuchtigkeit angereichert, sodass auch aktuell schon einige Schauer unterwegs
sind.

Die Nullgradgrenze liegt derzeit bei etwa 800 m, was auch in etwa der
"Schneeliegenbleibgrenze" entsprechen dürfte. Gleichwohl fallen bei den 850 hPa
Temperaturen um -5 Grad die Schauer bis etwa 400 m hinab als Schnee. Damit kann
es in kräftigen Schauern vorübergehen auch mal bis in mittlere Lagen glatt
werden. Schaut man sich die Prognosen der Nullgradgrenze an, dann soll sich
daran im Tagesverlauf nichts Wesentliches ändern. Demnach ist Dauerfrost nur in
höheren Berglagen ab etwa 600 bis 800 m ein Thema. Dort muss dann auch Durchweg
mit Glätte durch Schneeschauer gerechnet werden, in Lagen ab 400 m sollte es
zumeist nicht für das Ausbilden einer nennenswerten Neuschneedecke reichen.

Die auftretenden Schauer sind gekoppelt an Höhenkaltluft. In 500 hPa wird ein
Minimum von -36 Grad prognostiziert, das sich von Norden im Tagesverlauf
südwärts schiebt und zum Abend die östliche Mitte erreicht. Der Vorstoß an
Höhenkaltluft ist verbunden mit einem Kurzwellentrog, der rückseitig des
Haupttroges von Nord nach Süd abläuft. Der Tagesgang, der Hebungsinput mit dem
KW-Trog und die einfließende Höhenkaltluft führen im Tagesverlauf für rege
Schauertätigkeit, wobei sich in den Niederschlagsprognosen die klassischen
Minima in den Leelagen (z.B. Rhein-Main Gebiet) und Maxima in den Staulagen
(z.B. Harz, Erzgebirge oder Alpen) abzeichnen. Zudem lässt sich bedingt durch
die Überströmung des skandinavischen Gebirges ein Schauerminimum in
Schleswig-Holstein ausmachen.
Die Wahrscheinlichkeit einzelner Gewitter ist trotz der Höhenkaltluft eher
gering, da gleichzeitig die Obergrenze der Sättigung in den Prognosesoundings
nur um -10 Grad vorhergesagt wird und die spezifische Feuchte in der
Grenzschicht nur gering ist. Am ehesten sind Gewitter entlang von Nord- und
Ostsee denkbar.

Nennenswerter Neuschnee ist durch wiederholte Schauer vor allem in den Staulagen
zu erwarten. Aufgrund der Anströmungsrichtung stehen dabei vor allem der Harz,
das Erzgebirge und die Alpen im Fokus. Bis Mittwoch ist in den Staulagen im Harz
nach Durchsicht von ICON, SNOW4 sowie WRF ein Neuschneezuwachs von 10 bis 15 cm
zu erwarten, im Erzgebirgsstau werden 10 bis 20 cm, vereinzelt auch um 30 cm
erwartet. Am größten werden die Neuschneemengen bis Mittwoch am bayerischen
Alpenrand ausfallen, wo 20 bis 40 cm zu erwarten sind und in prädestinierten
Staulagen von Allgäu und Berchtesgadener Land auch um 70 cm in Betracht gezogen
werden müssen.

Neben dem Berglandschnee ist noch der Wind im Fokus. Dieser ist vielerorts
weiterhin recht lebhaft mit Böen Bft 7. Vor allem in den nördlichen und
östlichen Bundesländern zeigen die verschiedenen Ensembleverfahren
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen. Im Bergland und an der Nordsee werden
Böen Bft 9, exponiert auch Bft 10 erwartet. Mit der nordwestlichen
Anströmrichtung hat dies an der Nordsee für eine Sturmflut gesorgt. Den
Prognosen folgend dürften auch die beiden folgenden Hochwässer sich nur wenig
darunter abspielen.
Mögliche Schneeverwehung sind zumindest für Lagen oberhalb 800 m im Erzgebirge
und an den Alpen denkbar, da dort der Schnee trockener ist, als in den Lagen
darunter.


In der Nacht auf Dienstag dreht die Höhenströmung über Deutschland aufgrund der
Amplifizierung des Höhenkeils bei den Britischen Inseln noch stärker auf
nördliche Richtungen, sodass sich die Staueffekte an den Alpen und im Erzgebirge
noch verstärken sollte. Die kälteste Höhenkaltluft zieht zwar südwärts ab, in
den östlichen Landesteilen bleibt die Temperatur in 500 hPa aber bis zum Morgen
unter -30 Grad, zudem zeigt sich in 500 hPa noch ein weiterer Kurzwellentrog,
der in der zweiten Nachhälfte von Nord nach Süd abläuft. Es ist also nicht mit
einem Abflauen der Schauertätigkeit in diesen Regionen zu erwarten. Weiter nach
Westen setzt eine gewisse Stabilisierung ein, sodass Schauer auf die Luvlagen
der Mittelgebirge beschränkt bleiben.
Rückseitig des Kurzwellentroges zeigt sich in den Advektionsfeldern ein Gebiet
mit Warmluftadvektion. Diese WLA ist es wohl auch, die für Aufgleitniederschläge
im Osten sorgt, die von verschiedenen Modellen in der zweiten Nachthälfte
vorhergesagt werden.

Die Nullgradgrenze sinkt in der Nacht auf etwa 500 m, sodass in Lagen darüber
mit Glätte durch Neuschnee oder überfrierende Nässe zu rechnen ist.
Schneeschauer kann es auch bis 300/400 m hinab geben. Dort kann es zumindest
vorübergehend mal glatt werden.

Der Wind lässt im Verlauf der Nacht deutlich nach. Zumindest anfangs bleibt es
aber noch bei Windböen im Norden und Osten sowie teils im Süden. Im Bergland und
an der See sind Sturmböen zu erwarten und auf den Gipfeln bzw. in exponierten
Nordseelagen schwere Sturmböen. Das gilt aber nur noch für die erste
Nachthälfte, ehe die Windstärke auch dort nachlässt.


Dienstag... verbleibt Deutschland in der nördlichen Höhenströmung und im
Einflussbereich feuchter und höhenkalter Luftmassen. Das Bodenhoch liegt über
Frankreich und streckt seine Fühler bis in den Südwesten des Landes aus. Das
Bodentief befindet sich über Ostpolen. Der Luftdruckgradient zwischen beiden
nimmt immer weiter ab.
Die Höhenkaltluft mit Werten unter -30 Grad in 500 hPa bleibt in der Osthälfte
noch wetterbestimmend, während es im Westen auch durch den stärkeren
Hochdruckeinfluss deutlich stabilisiert.

Entsprechend kommt es abgesehen von Staulagen der Mittelgebirge im Westen nur
noch selten zu Schauer, die zudem nicht mehr so kräftig ausfallen. Im Osten sind
die Schauer häufiger und vor allem im Erzgebirgsstau und am Alpenrand kann es
weiter kräftig schneien. Die Schneefall- und Nullgradgrenze ist ähnlich geartet,
wie am Vortag, sodass ein Neuschneezuwachs vor allem für höhere Berglagen (>600
m) von Bedeutung ist während in Lagen ab 400 m sich nur vorübergehend mal eine
Schneedecke ausbilden kann. Im Tiefland bleibt es bei der flüssigen Phase.
Das Erzgebirge sei nochmal hervorgehoben, da dort die Aufgleitniederschläge
(siehe Beschreibung aus der Nacht) für länger anhaltende Schneefälle sorgen.
Dort ist durchaus denkbar, dass die Grenze mit liegen bleibendem Neuschnee
infolge der Niederschlagsabkühlung auch mal bis 300/400 m absinkt. Zudem lässt
sich bei der deutschen Modellkette ein Maximum für das Osterzgebirge
herausarbeiten. Nicht auszuschließen, dass die Mengen auch mal in den markanten
Bereich hereinreichen.

Der Wind ist noch vom Südosten, bis zur östlichen Mitte sowie an den Küsten
lebhaft unterwegs, sodass es dort noch Windböen geben kann. An der Nordsee kann
es noch stürmische Böen geben, auf den Gipfel von Erzgebirge und Harz Sturmböen.
Die Tendenz des Windes ist im Verlauf des Tages weiter abnehmend.

In der Nacht auf Mittwoch liegt Deutschland zwar weiter in einer nördlichen
Höhenströmung, der Gradient der Isohypsen nimmt aber immer weiter ab. Am Boden
steigt der Bodendruck weiter an und die Luftdruckgegensätze nehmen deutlich ab.
Wind sollte demnach abgesehen von der vorpommerschen Ostseeküste und den
Hochlagen der östlichen Berge kein Thema mehr sein.

Im Osten halten Schauer und schauerartige Niederschläge im Osten weiter an.
Sowohl im Erzgebirgsstau und am Ostalpenrand fallen diese weiterhin teils
kräftig aus.

Vor allem nach Westen und Südwesten zeigen sich zunehmend Auflockerungen, sodass
in der Südwesthälfte häufig mit leichtem Frost zu rechnen ist. Dort kann es dann
je nach vorheriger Schaueraktivität streckenweise auch mal glatt werden. Sonst
gibt es allgemein die Schneedecke im höheren Bergland. Vor allem nördlich des
Erzgebirges könnte die Schneeglätte bis auf 200 m hinabreichen.


Mittwoch... hat sich vom Höhenkeil bei den Britischen Inseln ein eigenständiges
Höhenhoch vor der norwegischen Küste abgespalten, das zum Aufbau eines
Bodenhochs über Skandinavien führt. Gleichzeitig kann sich der Trog wieder
weiter nach Westen ausdehnen. Der Gradient im Isohypsenfeld ist aber nur noch
gering und auch der Bodendruck steigt noch etwas an. Schauer mit abnehmender
Stärke und Häufigkeit werden vor allem noch für die Osthälfte und den Norden
vorhergesagt, wobei nennenswerte Mengen nur noch im Erzgebirgsstau und am
Alpenrand erwartet werden. Mit der allmählich auch Nordost drehenden
Bodenströmung werden kältere Luftmassen advehiert, sodass die Grenze mit
Schneeglättegefahr auf 200/300 m absinkt.

Die Maxima liegen tagsüber nur noch bei 2 bis 5 Grad, im Bergland gibt es
Dauerfrost.

In der Nacht auf Donnerstag gibt es in der Nordosthälfte zwar noch Schauer, die
aber allgemein nur noch schwach ausfallen. Bei auf Ost drehenden Winden zeigen
sich zunehmend Auflockerungen, sodass verbreitet mit leichten, im Bergland auch
mäßigen Nachtfrösten zu rechnen ist. Streckenweise kann es Glätte durch
Überfrieren oder etwas Neuschnee geben.

Der Luftdruckgradient nimmt zwischen dem Skandinavienhoch und den sich von
Westen allmählich anpirschenden Bodentief, mit Zentrum nordwestlich der
Britischen Inseln, ein wenig zu, sodass auf der freien Nordsee und entlang der
schleswig-holsteinischen Ostseeküste Windböen aus Ost zu erwarten sind.

Modellvergleich und -einschätzung
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Im kurzfristigen Vorhersagebereich gibt es gute Übereinstimmung zwischen den
verschiedenen Vorhersagemodellen. Die beschriebene Prognose kann also als recht
gesichert eingeordnet werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer