DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-12-2018 08:30
SXEU31 DWAV 090800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 09.12.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW z
Heute abgesehen vom Norden und Nordosten sowie Teilen der Mitte stürmische Böen,
in Verbindung mit kräftigeren Schauern oder kurzen Gewittern schwere Sturmböen,
auf exponierten Gipfeln Böen bis Orkanstärke. Im Tagesverlauf auch an der
Nordsee auflebender Wind mit stürmischen Böen.
In der Nacht zum Montag von Westen her abflauender Wind, sonst bis weit in den
Montag hinein in Höhenlagen weiterhin stürmische Böen. Im Norden und Nordosten
auffrischender Wind mit einzelnen stürmischen Böen bis in tiefe Lagen, an der
See Sturmböen, in den Gipfellagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge
sowie auf Alpengipfeln schwere Sturmböen. Außerdem im Nordosten und Osten kurze
Gewitter.
In der Nacht zum Dienstag auch im Nordosten und Osten abflauender Wind, Böen bis
Sturmstärke aber noch an einigen Küstenabschnitten sowie auf höheren Berggipfeln
der nördlichen und östlichen Mittelgebirge. Am Dienstag auch dort allmähliche
Windabschwächung.

In den Südwest- und süddeutschen Mittelgebirgen sowie an den Alpen
Dauerniederschlag, Schneefallgrenze zunächst bei etwa 1000 Metern. Oberhalb
davon nur wenige Zentimeter Schnee. In der Nacht zum Montag absinkende
Schneefallgrenze auf 400 bis 800 m, in den Mittelgebirgen am Montag um 10, am
Alpenrand 15 bis 30 Zentimeter Neuschnee. Dort wie auch in den östlichen
Mittelgebirgen Schneefälle bis in den Mittwoch hinein andauernd und weitere 10
bis über 30 Zentimeter Neuschnee.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland an der Südflanke eines Zentraltiefs mit Zentrum
über Mittelskandinavien. Der von diesem Tief ausgehende breite Trog sorgt für
wiederholte Schauer und kurze, zum Teil eingelagerte Gewitter. Zwischen diesem
Tief und einem Bodenhoch mit Schwerpunkt westlich der Iberischen Halbinsel, das
durch einen Höhenrücken über dem mittleren Atlantik gestützt wird, hält sich ein
kräftiger Gradient. Das Starkwindfeld bleibt somit über der Mitte und dem Süden
Deutschlands bestehen, so dass weiterhin Wind- und einzelne stürmische Böen, vor
allem im Westen und Süden vermehrt stürmische Böen auftreten. Im Bergland sind
schwere Sturm- und auf exponierten Gipfeln Böen bis Orkanstärke zu erwarten.
Etwas ausgenommen von diesem Sturmfeld ist vorerst bedingt durch die Nähe zum
Tief und des dort schwächeren Gradienten der Norden und Nordosten, aber mit dem
Übergreifen eines Bodentroges kommen auch an der Nordseeküste Sturmböen in Gang.

Aufgrund der labilen Schichtung treten wiederholt kräftige Schauer und einzelne
kurze Gewitter auf; in Verbindung damit können die Böen noch um 1 Bft höher
ausfallen; schwere Sturmböen bis Bft 10 sind demnach auch in tieferen Lagen
nicht auszuschließen. Als weitere Gefahr können bei kräftigeren Schauern die
Niederschläge bis in mittlere Lagen vorübergehend in die feste Phase übergehen,
auch wenn die Schneefallgrenze erst bei etwa 1000 Metern zu finden ist. Was
heute in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge als Schnee fällt, dürfte
vorerst eine untergeordnete Rolle spielen.
Ein weiteres Augenmerk gilt den Niederschlägen. Durch wiederholte
Niederschlagsereignisse werden in den süddeutschen Mittelgebirgen die
Warnschwellen in Bezug auf Dauerregen überschritten, so dass entsprechende
Warnungen in Kraft sind. Da in der Nacht zum Montag die Schneefallgrenze
abzusinken beginnt, sind diese Warnungen nur bis dahin terminiert.
In der gut durchmischten Luftmasse erreichen die Tageshöchsttemperaturen heute 5
bis 9, in Rheinnähe und in tieferen Lagen Südwestdeutschlands 10 Grad.
In der Nacht zum Montag dringt nach Passage des Bodentroges Polarluft vom
Nordmeer nach Mitteleuropa vor, wodurch die Schneefallgrenze abzusinken beginnt
und in den Frühstunden nordost-südwestgestaffelt zwischen 300 und 700 Metern
liegt. Oberhalb davon gehen die Niederschläge in Schnee über. Während es in den
Staulagen der Mittelgebirge meist nur für wenige Zentimeter Schnee reicht und
mehr als 10 cm Neuschnee eher unwahrscheinlich sind, dürften an den Alpen 10 bis
20 cm Neuschnee fallen. Da dort dieses Ereignis länger andauert, würde sich eine
lange laufende markante Schneefallwarnung anbieten. Mit Glätte muss jedoch auch
in den Mittelgebirgen gerechnet werden.
An der Südflanke des nahezu stationären Zentraltiefs bleibt der kräftige
Gradient bestehen; vielmehr wird hiervon dann auch der Nordosten Deutschlands
erfasst, wo bis in tiefe Lagen Wind- und einzelne stürmische Böen aufkommen. An
der Küste sowie im höheren Bergland der nördlichen und östlichen Mittelgebirge
und an den Alpen treten Sturmböen auf; exponiert sind schwere Sturmböen nicht
auszuschließen. Im Westen wird eine leichte Gradientabnahme wirksam, so dass
dort stürmische Böen auf höhere Berglagen beschränkt bleiben dürften.
Die labilste Luft wird zusehends nach Süddeutschland und weiter zu den Alpen
gedrückt, so dass Gewitter dann weniger wahrscheinlich sind als dies heute der
Fall war.

Montag... stößt von Nordmeer ein weiterer Kurzwellentrog nach Süden vor, der den
wetterbestimmenden Langwellentrog regeneriert. Vielmehr verlagert sich hierdurch
das Zentraltief ein wenig nach Süden. Bedingt durch diesen Kurzwellentrog nimmt
die Labilität erneut zu, so dass sich im Nordosten und im Osten zwischen 500 und
850 hPa eine Temperaturdifferenz von etwa 30 K ergibt. Hierdurch dürfte die rege
Schauertätigkeit andauern, wobei dann auch im Westen und im Süden die
Schneefallgrenze tagsüber leicht absinkt. Mit der auf Nordwest bis Nord-Nordwest
drehenden Strömung verstärkt sich die Stausituation an den Mittelgebirgen und
erst recht an den Alpen. Aufgrund des geringen Flüssigwassergehalts der
Luftmasse sind in den Mittelgebirgen nur wenige Zentimeter Schnee zu erwarten.
Im Schwarzwald und an den Alpen dürften 10 bis über 20 cm Neuschnee
zusammenkommen.
Bedingt durch die leichte Südverlagerung des Zentraltiefs bleibt der Gradient
bestehen, so dass sich an der Böenlage, wie sie für die Nacht zum Montag
beschrieben wurde, nicht allzu viel ändert. Etwas im Auge zu behalten ist die
Nordseeküste, wo neben exponierten Berggipfeln schwere Sturmböen am
wahrscheinlichsten sind. Ein paar Auflockerungen sind am ehesten in Küstennähe
und ganz im Nordwesten sowie an den Leeseiten der Mittelgebirge zu erwarten.
Die Temperaturen ändern sich gegenüber Sonntag nur unwesentlich. Im höheren
Bergland stellt sich auch tagsüber leichter Dauerfrost ein.
In der Nacht zum Dienstag rückt der über dem mittleren Nordatlantik liegende
Keil unter Verkürzung der Wellenlänge und Vergrößerung der Amplitude bis zu den
Britischen Inseln vor. Hierdurch steilt die Strömung über Mitteleuropa noch
etwas auf. Das wetterbestimmende Zentraltief verlagert sich mit seinem Zentrum
nach Nordpolen. Auch wenn sich dieses Tief allmählich aufzufüllen beginnt, so
geht doch die Gradientabnahme infolge der Annäherung dieses Tiefs nur langsam
vonstatten. Somit sin im Nordosten in freien Lagen weiterhin Windböen zu
erwarten. An der Küste und in den Berglagen der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge treten stürmische Böen auf; an der Nordsee und auf höheren
Berggipfeln sind weiterhin Böen bis Sturmstärke zu erwarten. Im Westen und
Südwesten flaut der Wind weiter ab, so dass dort selbst in Berglagen stürmische
Böen eher unwahrscheinlich sind.
Die Schneefallgrenze sinkt bis in tiefe Lagen ab. In den östlichen und
süddeutschen Mittelgebirgen kommen weitere 10 bis 15, an den Alpen auch mehr als
20 cm Neuschnee hinzu. Da der Schnee zusehends trockener wird, besteht in den
östlichen Mittelgebirgen sowie am östlichen Alpenrand in freien Hochlagen die
Gefahr von Verwehungen.

Dienstag... entwickelt sich, gestützt durch den o.g., sich kaum noch nach Osten
verlagernden Höhenkeil, über Skandinavien ein Bodenhoch. Hiervon ausgehend ist
ein Bodenkeil über die Nordsee hinweg nach Südwestdeutschland gerichtet, so dass
im Westen und Südwesten die eingeflossene Luftmasse allmählich zur Ruhe kommt
und einzelne leichte Schauer dann allenfalls noch an den Nordseiten der
Mittelgebirge auftreten. Auflockerungen sind somit im Nordwesten und im Westen
wahrscheinlicher als an den Tagen zuvor.
Nach Osten hin hält sich der Einfluss des Zentraltiefs, das durch einen
weiteren, nach Süden ablaufenden Kurzwellentrog regeneriert wird. Hierdurch
dauert die Schauertätigkeit im Osten und Südosten an. Die Schneefallgrenze liegt
dann in tieferen Lagen, oberhalb von etwa 400 Metern fällt durchweg Schnee. In
den östlichen und süddeutschen Mittelgebirgen sowie am Alpenrand dürfte es für
weitere 5 bis 10, in Staulagen am östlichen Alpenrand auch 15 cm Neuschnee
reichen. In freien Kammlagen der östlichen Mittelgebirge muss weiterhin mit
Verwehungen gerechnet werden.
Gegenüber den Vortagen gehen die Temperaturen ein wenig zurück. Am Nachmittag
werden 1 bis 6, im Nordwesten und in Rheinnähe noch einmal bis 8 Grad erreicht.
Oberhalb von 600 Metern herrscht leichter Dauerfrost.
In der Nacht zum Mittwoch gewinnt das über Skandinavien liegende Bodenhoch die
Oberhand, das durch ein nunmehr blockierendes Höhenhoch gestützt wird. Der
Norden und Osten Deutschlands wird nach wie vor zyklonal beeinflusst. Da sich
das Zentraltief vollends auffüllt und somit faktisch verschwindet, stellt sich
über dem Vorhersagegebiet eine schwachgradientige Lage ein. Daher sollte,
abgesehen vielleicht von den östlichen Mittelgebirgen, die Schauertätigkeit
vollends zum Erliegen kommen. Dort, aber auch am Alpenrand, können weitere 10
bis 15 cm Neuschnee hinzukommen.
Abgesehen vom Küstenbereich und vom Nordosten, wo noch ein schwacher
Restgradient vorhanden ist und es hierdurch weitgehend frostfrei bleibt, stellt
sich durchweg leichter, im höheren Bergland und an den Alpen auch mäßiger Frost
ein. Im Laufe der Nacht sollte auch im Norden und Nordosten der Wind so weit
abflauen, so dass dann keine warnrelevanten Böen mehr auftreten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Auch hinsichtlich der zu erwartenden Niederschläge und der an den
östlichen Mittelgebirgen sowie am Alpenrand einsetzenden Schneefälle ergeben
sich ähnliche Ergebnisse, die zudem von der Probabilistik gestützt werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann