DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-12-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.12.2018 um 10.30 UTC



Vorübergehend ruhiges Winterwetter, meist ohne nennenswerte Niederschläge.
Wahrscheinlich ab Montag wieder verstärkt unbeständig und erneute Milderung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 15.12.2018


Am Dienstag liegt Deutschland zwischen einem osteuropäischen Langwellentrog und
einem markanten Keil, der sich von den Pyrenäen nordwärts bis nach Ostgrönland
erstreckt. Mit der hieraus resultierenden nördlichen Strömung gelangt arktische
Polarluft nach Deutschland. Niederschläge, die aufgrund der Nähe zum Trog
vorzugsweise in den Staulagen der östlichen Mittelgebirge und an den Alpen
auftreten, fallen bis in mittlere Lagen als Schnee. In Staulagen können durchaus
mehr als 10 Zentimeter Neuschnee zusammenkommen; zudem besteht dort die Gefahr
von Verwehungen. An der Ostsee und in höheren Berglagen muss mit Böen bis
Sturmstärke gerechnet werden.
Durch den o.g. Keil wird ein Bodenhoch gestützt, das sich über Skandinavien
etabliert. Ausgehend von diesem Hoch ist ein Keil in Richtung Ostalpen
gerichtet, so dass die Luftmasse zur Ruhe kommt. In den östlichen Mittelgebirgen
kommen, induziert durch einen nach Süden schwenkenden Sekundärtrog weitere
Schneefälle zustande. So dass dort noch einmal um 10 Zentimeter Neuschnee fallen
können. Da der Wind abflaut, sind dann keine Verwehungen mehr zu erwarten. Bei
längerem Aufklaren kann es durchaus auch mäßigen Frost geben.
Am Mittwoch beginnt sich der Keil abzuschnüren, so dass sich eine Blockierung
über Skandinavien ergibt. Die Frontalzone setzt sich relativ weit südlich über
das Mittelmeer hinweg nach Osten durch. Das o.g. Bodenhoch, das sich noch ein
wenig kräftigt, sorgt für ruhiges Winterwetter mit weiteren, meist geringen
Niederschlägen im Osten Deutschlands, die oberhalb von 400 Metern meist als
Schnee fallen.
Am Donnerstag greift auf Westfrankreich ein in die Frontalzone eingelagerter
Kurzwellentrog über, der nach Südosten und somit in der Nacht zum Freitag zum
westlichen Mittelmeer gesteuert wird. Vorderseitige Hebung wird mit
mehrschichtiger Bewölkung wahrscheinlich nur den äußersten Südwesten
Deutschlands erfassen. Ansonsten sind, bedingt durch weiterhin zyklonale
Strukturen über Mitteleuropa, bevorzugt in Küstennähe und im Osten weitere
geringe Niederschläge zu erwarten, die meist als Schnee fallen.
In den Nächten muss bei längerem Aufklaren mit mäßigem Frost gerechnet werden.
Bei klarem Himmel über Schnee ist im Mittelgebirgsraum und an den Alpen auch
strenger Frost vorstellbar.
Bis Freitag verlagert sich der Schwerpunkt des blockierenden Hochs ein wenig
nach Norden, etwa nach Lappland. Gleichzeitig wird ein sich aus einer Welle
rasch zu einem Sturmtief intensivierendes Randtief von der über dem Ostatlantik
scharf ausgeprägten Frontalzone bis vor den Westausgang des Ärmelkanals
gesteuert. Entwicklungsgünstig gelegen, erreicht dieses Tief bis Freitagabend
als kleinräumiges Sturmtief den Ostausgang des Ärmelkanals. Vorderseitig können
auf den Südwesten und den äußersten Westen geringe Niederschläge übergreifen,
die anfangs wahrscheinlich durchweg als Schnee fallen, in tieferen Lagen jedoch
rasch in Regen übergehen. Zudem frischt im Westen der Wind aus Süd bis Südost
auf; in hierfür anfälligen Mittelgebirgslagen können dann Böen bis Sturmstärke
auftreten. Allerdings wird dieses Sturmtief, das den Höhepunkt seiner
Entwicklung über dem Ärmelkanal erreicht hat, von dem nachfolgenden Trog
überlaufen, so dass sich über Nordfrankreich dieses Tief rasch aufzufüllen
beginnt. In dessen Bereich sind im Westen und Süden Deutschlands sowie in Teilen
der Mitte kräftige Niederschläge zu erwarten, wobei noch unsicher ist, bis in
welche Höhe die Schneefallgrenze ansteigt. Wahrscheinlich fällt zur Mitte hin
durchweg Schnee. In den Höhenlagen kann es 10 bis 20 Zentimeter nassen Schnee
geben, wobei hier noch Unsicherheiten bestehen.
Im Laufe des Samstags setzt sich wieder Hochdruckeinfluss durch. Dieser
resultiert aus einer Brücke, die sich von dem dann mittlerweile über
Nordwestsibirien liegenden Hoch über Mitteleuropa hinweg nach Südwesten
erstreckt und die Verbindung zu dem Hoch südlich der Azoren darstellt. Hierdurch
setzt sich trockenere Luft durch. Weitere Niederschläge sind noch in den
südwestdeutschen Mittelgebirgen und an den Alpen zu erwarten. Die
Schneefallgrenze sinkt wieder deutlich ab; für die Hochlagen ergeben sich 10 bis
20 Zentimeter Neuschnee.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wölbt sich erneut ein
Höhenkeil auf, der am Montag auf Deutschland übergreift. Durch diesen Keil wird
die zuvor beschriebene Hochbrücke anfangs, d.h. am Sonntag, noch gestützt. Im
Laufe des Montags greift dann das Frontensystem eines kräftigen Tiefs über den
Britischen Inseln auf Deutschland über. Mit einer straffen West- bis
Südwestströmung wird milde Luft herangeführt, so dass die Niederschläge durchweg
wieder in die flüssige Phase übergehen. Zudem frischt der Wind auf, so dass
zumindest an der Küste und in höheren Berglagen dann wieder Böen bis Sturmstärke
vorstellbar sind.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Lauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen einigermaßen konsistent. Ab Donnerstag ist dies
nicht mehr der Fall. Der aktuellste Modelllauf betont die Zyklonalität stärker,
wodurch auch über die Wochenmitte hinaus vor allem im Norden und Osten
Deutschlands noch Niederschläge zustande kommen und größere Auflockerungen eher
die Ausnahme darstellen. Während die beiden gestrigen Modellläufe im Westen und
Nordwesten eine südliche bodennahe Strömung aufkommen ließen, ist das beim
aktuellsten Lauf nicht mehr der Fall, was zweifellos Auswirkungen auf das
Temperaturverhalten in diesen Gebieten haben dürfte. Diese Unterschiede weiten
sich im Laufe des Freitags noch aus. Zudem zeigt der heutige 00 UTC-Lauf über
Mitteleuropa deutlich tiefere Temperaturen als die beiden Modellläufe des
Vortages.
Die Entwicklung des Sturmtiefs über dem Ärmelkanal am Freitag hatte bereits der
gestrige 00 UTC-Lauf angedeutet, nicht aber der 00 UTC-Lauf des Vortages.
Ähnliches gilt auch für den erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum in
Bezug auf den auf Mitteleuropa übergreifenden Höhenkeil. Der 00 UTC-Lauf des
Vortages simulierte noch eine über Mitteleuropa auffächernde, west- bis
südwestliche Strömung.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Mittwoch ergeben sich keine prognoserelevanten Unterschiede
zwischen den verfügbaren Modellen. Am Donnerstag lassen ICON, das Modell des
kanadischen Wetterdienstes und auch GFS auf den Nordwesten und Westen
Deutschlands eine südliche bodennahe Strömung übergreifen, was den gestrigen
EZMW-Läufen entspricht, aber nicht dem aktuellsten EZMW-Lauf.
Das Sturmtief am Freitag ist bei keinem der anderen Modelle zu finden. ICON und
das kanadische Modell generieren eine offene Welle, die auf relativ weit südlich
verlaufender Zugbahn zu den Westalpen gesteuert wird und wahrscheinlich in den
Alpen viel Schnee bringt. GFS favorisiert ein kräftiges Tief, das sich in die
Deutsche Bucht verlagern soll.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigt keines der verfügbaren
Modelle eine winterliche Witterung. Vielmehr ist eine weitere
Sturmtiefentwicklung vorstellbar. Das entsprechende Tief soll nach EZMW
Nordengland überqueren; das kanadische Modell und auch GFS verlagern dieses Tief
über Deutschland hinweg nach Osten, wobei GFS eine etwas weiter südlich
erfolgende Verlagerung sieht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung, wobei die im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zu erwartende Milderung nicht so
ausgeprägt gezeigt wird wie beim EZMW. Vielmehr sind, ohne nennenswerten Trend,
850-er Temperaturen zwischen 0 und -5 Grad zu erwarten, was etwa dem
langjährigem Mittel entspricht. Der Spread ist vergleichsweise gering. Dabei
setzen mehr Einzelmember auf ein sehr mildes Szenario mit höheren Temperaturen
als auf ein tieferes Temperaturniveau. Dabei bleibt der Wettercharakter eher
unbeständig.
Auch das EPS des EZMW liefert keine Indizien für einen erneuten winterlichen
Witterungsabschnitt. Zwar werden die Vorhersagen in drei Cluster untergliedert,
aber alle Gruppierungen zeigen eine mehr oder weniger straffe und leicht
mäandrierende Westströmung. Somit besteht weiterhin die Chance einer
Sturmtiefentwicklung. Die Zonalisierung spiegelt sich auch bei den "Rauchfahnen"
wieder, die einen Trend hin zu einem höheren Temperaturniveau bei einem
verhältnismäßig geringen Spread zeigen. Zudem sind nach Wochenmitte wieder
verstärkt Niederschlagssignale zu finden. Zudem hält das EPS des EZMW die
Möglichkeit einer Sturmlage offen, wenngleich sich eine derartige Entwicklung
noch nicht terminieren lässt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag und am Mittwoch sind an den Nordseiten der östlichen Mittelgebirge,
mit geringerer Wahrscheinlichkeit auch am östlichen Alpenrand mehr als 10 bis
etwa 15 Zentimeter Neuschnee innerhalb von 12 Stunden zu erwarten. Dabei besteht
am Dienstag noch die Gefahr von Verwehungen. Auf höheren Berggipfeln der
östlichen Mittelgebirge und an der Ostseeküste kann es Böen bis Sturmstärke
geben, bevor zum Mittwoch hin auch dort der Wind abflaut.
Von Mittwoch bis Freitag ist im Südosten Deutschlands und in den östlichen
Mittelgebirgen mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Nächten mit mäßigem Frost zu
rechnen; bei längerem Aufklaren über Schnee kann auch strenger Frost nicht
ausgeschlossen werden. Tagsüber bleibt es in diesen Regionen wahrscheinlich
frostig bei leichtem Dauerfrost.
In der Nacht zum Samstag kommen im Südwesten und Westen wahrscheinlich
Schneefälle auf, die unterhalb von 400 Metern und tagsüber unterhalb von 800
Metern bald in Regen übergehen, oberhalb davon aber mehr als 10 bis etwa 20
Zentimeter meist nassen Schnee bringen können. In den südwestdeutschen
Mittelgebirgen können am Samstag diese Schneefälle noch andauern und weitere 10
bis 15 Zentimeter Schnee bringen, wobei die Schneefallgrenze dann allmählich
wieder abzusinken beginnt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS (EZMW) + MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann