DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-12-2018 17:30
SXEU31 DWAV 051800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 05.12.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts und Donnerstagvormittag im Südosten örtlich Glatteis. Langsam zunehmender
Wind und in der Folge wieder milder.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... nimmt mit Annäherung der Ausläufer eines in die Nordsee ziehenden
Randtief die in der Folge wieder westliche Strömung über Deutschland erneut
Fahrt auf und der kurze Hochdruckeinfluss geht zu ende.
Die anfangs wetterbestimmende, ursprünglich subpolare, Luftmasse wird dabei
wieder durch sehr milde Meeresluft ersetzt.
Die entsprechende Warmluftadvektion um einen flachen Rücken herum führt abends
und nachts auch in den östlichen Landesteilen zu Bewölkungszunahme und von
Nordwesten her zu Regenfällen, die sich, nachdem der Rücken abgezogen ist, vor
einem Kurzwellentrog vorübergehend auch verstärken können.
In westlichen Staulagen sind 10 bis 15 mm Regen nicht ausgeschlossen. Richtung
Oder und Neiße bleibt es bis zum Morgen noch trocken. Warntechnisch interessant
wird der Niederschlag in den südöstlichen Landesteilen. Dort hält sich in
einigen Teilen bodennah Kaltluft, bzw. wird mit südöstlichen Winden aus dem
Böhmischen Becken advehiert. Die Temperaturen liegen dort knapp unter dem
Gefrierpunkt, weshalb regional "markantes" Glatteis auftreten kann. Betroffen
sind die an Tschechien grenzenden Bereiche Bayerns und Sachsens. ICON und CD 2
scheinen die Glatteislage etwas über zu betonen, die Modelle sind etwas zu kalt.
IFS und GFS simulieren defensiver, auch im ModellMix und WarnMos sind nur
geringe Wahrscheinlichkeiten zu finden. Angesichts der Unsicherheiten sollte in
situ gewarnt werden. Im Westen dürfte nachts kaum ein Temperaturrückganz zu
verzeichnen sein, im Osten gibt es leichten Frost.

Darüber hinaus nimmt der Gradient zu. Bei stabiler Schichtung springen darauf
zunächst mal vor allem die Berggipfel und die offene Nordsee an mit starken bis
stürmischen Böen, exponiert im Bergland sind Sturmböen möglich. Auch in
Ostsachsen dürfte der Böhmische Wind mit Bft 6 bis 7 aus SE spürbar werden.

Donnerstag ... wird der Kurzwellentrog rasch nach Südosten geführt und in den
über Osteuropa liegenden Langwellentrog einbezogen. Diesem kurzwelligen Trog
folgt ein breiter, aber flacher Rücken, der somit eher als leicht antizyklonale
Westströmung in Erscheinung tritt. Diese Struktur wird durch kräftige
Warmluftadvektion gestützt. Ein Zwischenhoch kann sich hierdurch nicht
entwickeln, vielmehr stellt sich eine westliche Strömung ein. Da das erste
Frontensystem lediglich noch als Warmfront vorhanden ist und nach Osten
vorankommt, gerät Deutschland zusehends in den Bereich eines breiten
Warmsektors. Mit der Gradientzunahme setzt sich die mildere Luft auch nach Osten
hin durch, so dass die anfängliche Glättesituation, sofern davon die Rede sein
kann, bald beendet sein dürfte.
Mit dem leicht anziehenden Gradienten sind an der Küste und im Bergland Windböen
und exponiert stürmische Böen zu erwarten. Zudem dürften sich eventuelle
Nebelfelder ebenfalls beizeiten auflösen. Bevorzugt im östlichen
Mittelgebirgsraum und im Südosten sind noch leichte Regenfälle zu erwarten.
Sonst bleibt die Niederschlagsneigung gering, größere Chancen auf Auflockerungen
gibt es aber nicht.
In der von Westen einfließenden sehr milden und feuchten Luft steigt die
Temperatur auf 10 bis 14 Grad, wogegen nach Osten hin, d.h. präfrontal, 5 bis 9
Grad zu erwarten sind.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich ein aus dem Tiefdruckkomplex über dem
nahen Ostatlantik herauslaufendes Randtief in den Skagerrak. An dessen Südflanke
legt der Gradient langsam weiter zu, wodurch dann auch in tieferen Lagen West-
und Nordwestdeutschlands Windböen einsetzen. Im Bergland und an der Nordsee sind
stürmische Böen, auf höheren Berggipfeln Sturmböen, exponiert (Brocken, Feldberg
im Schw.) schwere Sturmböen zu erwarten. Zudem setzen von Nordwesten und Westen
her auf die Mitte übergreifend wieder Regenfälle ein, die nicht warnrelevant
sind. Frost und Glätte sind kein Thema mehr.

Freitag ... nähert sich vom nahen Ostatlantik eine markante Kurzwelle, die bis
zum Abend Ostfrankreich erreicht. Sie bringt über dem Skagerrak eine erneute
Randtiefbildung in Gang. Die Kaltfront dieses Randtiefs greift bis zum Abend auf
den Nordwesten und Westen Deutschlands über.
Mit der Annäherung der Kaltfront zeichnet sich vorerst ein Höhepunkt der
Windentwicklung ab, von welcher anfangs nur der Osten und Südosten ausgenommen
ist. Mit Annäherung und dem Übergreifen der Kaltfront sind bis in tiefe Lagen
stürmische Böen, im Bergland Sturm- und schwere Sturmböen und auf exponierten
Gipfeln orkanartige Böen zu erwarten.

In Frontnähe sind die Regenfälle konvektiv durchsetzt, die präfrontale
Labilisierung könnte sogar für eingelagerte kurze Gewitter reichen. Bei
zunehmender Scherung ist die Bildung einer markanten Schauerlinie nicht
ausgeschlossen.
In der unteren Troposphäre (850 hPa) zeichnet sich die Entwicklung eines Low
Level Jets mit Windgeschwindigkeiten bis 60 kt ab, wobei die Gefahr besteht,
dass bei kräftigen Umlagerungen diese Winde zumindest teilweise bis zum Boden
heruntergemischt werden und entsprechend sollten mit Frontpassage Sturmböen,
vielleicht sogar schwere Sturmböen bis in tiefe Lagen einkalkuliert werden.
In der gut durchmischten Luftmasse sind deutschlandweit Höchsttemperaturen
zwischen 8 und 13 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Samstag gelangt Deutschland in den Bereich des Troges, wodurch
sich sehr labil geschichtete Luft durchsetzt. Die Kaltfront wird durch die auf
Nordwest drehende Strömung rasch über die Alpen hinweg nach Süden gedrückt.
Dabei kommt es postfrontal zu Schauern oder schauerartigen Niederschlägen, die
oberhalb von 600m in Schnee übergehen. Auch kurze Gewitter sind nicht
ausgeschlossen.

An der Südflanke des tiefen Drucks über der Nordsee und Südskandinavien
verschärft sich der Gradient, nach kurzer Windabnahme postfrontal, wieder etwas,
wodurch dann im Westen bis in tiefe Lagen stürmische Böen und im Bergland sowie
an der Küste durchaus Sturmböen bis Bft 9 aufkommen.

An der Nordseeküste sowie auf höheren Berggipfeln muss ausgangs der Nacht mit
Sturmböen, exponiert im Bergland mit schweren Sturmböen gerechnet werden.
Allerdings setzt dann, bedingt durch rasch südostwärts ausgreifende
Warmluftadvektion, bereits wieder Stabilisierung ein. Dies ist auf ein weiteres
Frontensystem zurückzuführen, das ausgangs der Nacht aber noch weit ab, westlich
Irlands liegt.

Samstag ... schwenkt der Trog nach Osten durch und von Westen her nähert sich
der nächste flache Rücken, der von Warmluftadvektion überlaufen wird. Die
höhenkälteste Luft wird rasch wieder nach Osten abgedrängt und die
Stabilisierung macht langsam Fortschritte. Im Bereich eines Bodentroges dauern
die Hebungsvorgänge an und der Gradient verschärft sich wieder. So sind
verbreitet stürmische Böen zu erwarten, in Schauernähe und exponiert auch
Sturmböen. An der See und im Bergland treten schwere Sturmböen auf. Einige
Berglagen sind schließlich auch mit orkanartigen Böen und Orkanböen dabei.
Dazu kommt überwiegend starke Bewölkung mit weiteren Niederschlägen, die
einerseits weiter schauerartigen Charakter haben und wieder bis 1000m hinauf
eher als Regen fallen. Ein paar Aufhellungen und am wenigsten Regen sind für die
östlichen Landesteile im Programm. Dort hält sich auch der Wind am ehesten noch
zurück. Prächtig durchmischt werden in der stark erwärmten subpolaren Meeresluft
meist 7 bis 10 Grad erreicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Der grundsätzliche Ablauf wird von den vorliegenden Modellen ähnlich simuliert.
Das Glatteis im Laufe der Nacht wird eher nicht unwetterartig ausfallen,
allerdings muss die Entwicklung natürlich im Auge behalten werden. Auch die am
Freitagabend von NW übergreifende Kaltfront birgt einiges an Potential bezüglich
der Windentwicklung. Da darf aber noch beruhigt abgewartet werden. Die
akkumulierten Niederschlagsmengen deuten bis zum Beginn der kommenden Woche auch
eine gewisse Warnrelevanz an. Der Regen ist aber auch immer wieder unterbrochen,
die einzelnen 6- bzw. 12/24h Intervalle schreien nicht nach Warnungen. Auch hier
muss geschaut werden, wie sich die Niederschlagsmengen der Modelle fürs
Wochenende entwickeln.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner