DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-12-2018 08:30
SXEU31 DWAV 050800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 05.12.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W a, Übergang zu W z
Zunächst noch Zwischenhocheinfluss. In der Nacht zum Donnerstag vor allem im
östlichen Mittelgebirgsraum und ganz im Osten einsetzender leichter Regen mit
örtlichem Glatteis.
Am Donnerstag von Westen her generell zunehmender Wind mit Wind- und stürmischen
Böen bis in tiefe Lagen, an der Nordsee und im Bergland Sturmböen und exponiert
mit schweren Sturmböen. Am Freitag dann auch auf den Osten und Süden
ausgreifend. In der Nacht zum Samstag an der Nordsee sowie auf höheren
Berggipfeln schwere Sturmböen nicht auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland unter der Frontalzone, die vom mittleren
Nordatlantik über Mitteleuropa hinweg nach Südosten gerichtet ist und sich über
Südosteuropa aufspaltet. Der südliche Ast ist nach Ägypten gerichtet, der
nördliche reicht nach Nordwestrussland. In der Frontalzone sind kurzwellige
Keile und Tröge eingelagert. Einer dieser zunächst relativ flachen Strukturen -
hier ein Keil - wird heute nach Mitteleuropa gesteuert. Durch diesen wird ein
Zwischenhoch gestützt, das in der vergangenen Nacht zu einer Wetterberuhigung
führte, die mit den üblichen Begleiterscheinungen wie leichtem Frost, Nebel und
örtlicher Glätte verbunden war.
Im Tagesverlauf verabschiedet sich das Zwischenhoch bereits nach Osteuropa.
Warmluftadvektion, die zunächst verhalten, später kräftiger einsetzt, lässt
mehrschichtige Bewölkung aufziehen, wodurch zum Abend hin ganz im Nordwesten
Regen einsetzt. Dieser Niederschlag steht in Verbindung mit einem Frontensystem
eines Randtiefs, das vom nahen Ostatlantik kommend auf die Britischen Inseln
übergreift. Längere sonnige Abschnitte sind daher am ehesten noch im Nordosten
und ganz im Osten zu erwarten. Ansonsten zieht sich der Himmel zu, bevor die
Sonne aufgeht bzw. der Nebel und Hochnebel verschwindet. In der zuvor
eingeflossenen gealterten maritimen Polarluft sind Tageshöchsttemperaturen
zwischen 3 und 9, am südlichen Oberrhein vielleicht 10 Grad, zu erwarten.
In der Nacht zum Donnerstag folgt dem flachen Keil ein erster Kurzwellentrog.
Dieser aktiviert die dann auf Deutschland übergreifende Warmfront, so dass sich
die Niederschläge rasch nahezu das gesamte Vorhersagegebiet erfassen.
Wahrscheinlich bleibt es dann nur noch in Oder- und Neißenähe weitgehend
trocken. Hinsichtlich der Niederschläge ist an deren östlichen Rand, d.h. vor
allem im östlichen Mittelgebirgsraum, die Phase im Auge zu behalten. Sollte der
Wolkenaufzug nicht rasch genug einsetzen und zuvor noch eine Abkühlung in den
Bereich leichten Frostes erfolgen, besteht die Gefahr von Glatteis. Dies dürfte
eher räumlich eng begrenzt auftreten; eine unwetterartige Situation ist eher
unwahrscheinlich. Zum einen sind die Niederschlagssummen zu gering, zum anderen
ist der Erdboden nicht gefroren. Gleichzeitig frischt der Wind auf. In einigen
westlichen Mittelgebirgslagen ist das bereits ab dem Abend der Fall, so dass
Wind- und exponiert vielleicht auch einzelne stürmische Böen auftreten. Im Laufe
der Nacht kommt dann der "Böhmische Wind" in Gang, so dass dort ebenfalls Wind-
und stürmische Böen aufkommen können. Zudem wird aus dem Böhmischen Becken
bodennah Kaltluft angesaugt, so dass die hiervon betroffenen Gebiete in Bezug
auf örtliches Glatteis am gefährdetsten sind. Auch auf höheren Berggipfeln muss
dann bereits mit Böen Bft 8/9 gerechnet werden.

Donnerstag... wird der o.g. Kurzwellentrog rasch nach Südosten geführt und in
den über Osteuropa liegenden Langwellentrog einbezogen. Diesem kurzwelligen Trog
folgt ein breiter Rücken, der vielmehr als leicht antizyklonale Westströmung in
Erscheinung tritt. Diese Struktur wird durch kräftige Warmluftadvektion
gestützt. Ein Zwischenhoch kann sich hierdurch nicht entwickeln, vielmehr stellt
sich eine westliche Strömung ein, wodurch Deutschland zusehends in den Bereich
eines breiten Warmsektors gerät. Mit der Gradientzunahme setzt sich die mildere
Luft auch nach Osten hin durch, so dass die Glättesituation, sofern davon die
Rede sein kann, alsbald beendet sein dürfte. Mit dem leicht anziehenden
Gradienten sind an der Küste und im Bergland Windböen und exponiert stürmische
Böen zu erwarten. Zudem dürften sich eventuelle Nebelfelder ebenfalls beizeiten
auflösen.
Bevorzugt im östlichen Mittelgebirgsraum sind noch geringe Niederschläge zu
erwarten, die durchweg als Regen fallen. Sonst bleibt die Niederschlagstätigkeit
eher gering. In der von Westen einfließenden sehr milden Luft steigt die
Temperatur auf 10 bis 14 Grad, wogegen nach Osten hin, d.h. präfrontal, 5 bis 9
Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Freitag verlagert sich ein aus dem Tiefdruckkomplex über dem
nahen Ostatlantik herauslaufendes Randtief in den Skagerrak. An dessen Südflanke
legt der Gradient weiter zu, wodurch dann auch in tieferen Lagen West- und
Nordwestdeutschlands Windböen einsetzen. Im Bergland und an der Nordsee sind
dann stürmische Böen, auf höheren Berggipfeln Sturmböen, exponiert (Brocken,
Feldberg im Schw.) schwere Sturmböen zu erwarten. Zudem setzen von Nordwesten
und Westen her auf die Mitte übergreifend wieder Regenfälle ein, die vorerst
noch nicht warnrelevant sind. Frost und Glätte sollten dann kein Thema mehr
sein.

Freitag... nähert sich vom nahen Ostatlantik her ein weiterer, relativ markanter
Kurzwellentrog, der bis zum Abend Ostfrankreich erreicht. Dieser Trog bringt
über dem Skagerrak eine erneute Randtiefbildung in Gang. Die Kaltfront dieses
Randtiefs greift bis zum Abend auf den Nordwesten und Westen Deutschlands über.
Mit der Annäherung der Kaltfront zeichnet sich vorerst ein Höhepunkt der
Windentwicklung ab, von welcher anfangs nur der Osten und Südosten ausgenommen
ist. Mit Annäherung und dem Übergreifen der Kaltfront sind bis in tiefe Lagen
stürmische Böen, im Bergland Sturm- und schwere Sturmböen und auf exponierten
Gipfeln orkanartige Böen zu erwarten. In Frontnähe nehmen die Niederschläge
einen konvektiv durchsetzten Charakter an, die präfrontal einsetzende
Labilisierung könnte sogar für eingelagerte kurze Gewitter reichen. Die sowohl
niedertroposphärisch als auch in höheren Niveaus ausgeprägte Scherung könnte
auch für organisiertere Strukturen hoch reichender Konvektion hinreichend sein.
In der unteren Troposphäre (850 hPa) zeichnet sich die Entwicklung eines Low
Level Jets mit Windgeschwindigkeiten bis 60 kt ab, wobei die Gefahr besteht,
dass bei hinreichend kräftigen Umlagerungen diese Winde bis zum Boden
heruntergemischt werden. In der gut durchmischten Luftmasse sind deutschlandweit
Höchsttemperaturen zwischen 8 und 13 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Samstag gelangt Deutschland in den Bereich des Troges, wodurch
sich labil geschichtete Luft überall durchsetzt. Die Kaltfront wird durch die
auf Nordwest drehende Strömung rasch über die Alpen hinweg nach Süden gedrückt.
Der Trog zeichnet sich auch im Bodendruckfeld ab, das darin eingelagerte
Bodentief, das vielmehr als Sturmtief in Erscheinung tritt, wird in den
Skagerrak gesteuert. An dessen Südflanke erfolgt eine weitere
Gradientverschärfung, wodurch dann im Nordwesten und im Westen bis in tiefe
Lagen stürmische Böen und im Bergland sowie an der Küste durchaus Sturmböen bis
Bft 9 aufkommen. An der Nordseeküste sowie auf höheren Berggipfeln muss ausgangs
der Nacht mit schweren Sturmböen gerechnet werden. Allerdings setzt dann,
bedingt durch rasch südostwärts ausgreifende Warmluftadvektion, bereits wieder
Stabilisierung ein. Dies ist auf ein weiteres Frontensystem zurückzuführen, das
ausgangs der Nacht bereits die Britischen Inseln erreicht. Dies könnte die
Böenentwicklung über dem Vorhersagegebiet dann etwas dämpfen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Erst in der Nacht zum Samstag werden Differenzen hinsichtlich der
Gradientverschärfung an der Südflanke des Sturmtiefs über dem Skagerrak
erkennbar. Andere Modelle weichen den Gradienten gegenüber ICON etwas auf und
sehen das Tief geringfügig weiter nördlich, was aber im Bereich der Unschärfe
der Vorhersagen liegt.
Für die nördlichen Mittelgebirge werden Signale gezeigt, dass am Freitag die
Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden können. Dies ist für den Harz
und das Hochsauerland der Fall. Wenngleich es sich hierbei um keine ausgeprägte
Dauerregenlage handelt, so können doch durch wiederholte Niederschlagsereignisse
und Verstärkungen durch die Orografie derartige Summen zusammenkommen.
Hinsichtlich der Windentwicklung ergeben sich auch von Seiten der Probabilistik
keine signifikanten Unterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann