DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-12-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.12.2018 um 10.30 UTC



Niederschlagsreicher und am Wochenende sehr windiger bis stürmischer
Witterungsabschnitt mit Sturm- und schweren Sturmböen. Danach deutlicher
Temperaturrückgang.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 09.12.2018


Am Mittwoch dominiert nur anfangs noch ein breitgefächerter Höhenkeil, der
bereits am Vormittag von Westen her abgeschwächt wird und zusammen mit dem
korrespondierenden Bodenhoch Richtung östliches Mitteleuropa abzieht. Von Westen
folgt dann ein vergleichsweise schwach entwickeltes Tief mit seinen
eingelagerten Fronten nach, das das vor allem im Westen und der Mitte für
weiteren Regen sorgen wird. Dieses Tief wirkt sich auch in der Nacht zu
Donnerstag in ganz Deutschland noch mit Niederschlägen aus, bevor es am
Donnerstag Vormittag unter Auffüllung nach Polen abzieht. Es folgt kurzer
Zwischenhocheinfluss, der spätestens am Abend von Westen her mit erneut
einsetzendem Regen zu Ende geht. Bei kräftig auffrischendem Südwestwind
überqueren Tiefausläufer eines im Laufe des Freitag von Schottland Richtung
Jütland ziehenden Sturmtiefs Deutschland mit reichlich Regen ostwärts. Besonders
zum Samstag hin nimmt der Wind weiter zu. Deutschland gelangt in der Nacht zu
Sonntag und am Sonntag auf die Rückseite dieses Sturmtiefs. Mit einer
nordwestlichen bis nördlichen Strömung gelangt ein Schwall hochreichend kalter
maritimer Luft bis zu den Alpen und verursacht dort Stauniederschlag, der mehr
und mehr in Schnee übergeht.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die letzten drei Läufe des ECMF weisen im großen Ganzen eine gute Konsistenz
auf. Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Mittwoch, fällt allerdings auf,
dass im neuesten Modelllauf die Entwicklung eine von den Britischen Inseln
Richtung Nordpolen ziehenden Tiefs deutlich schwächer ausfallen soll als in den
weiter zurückliegenden Berechnungen. Das hätte trotz ähnlich hoher
Niederschlagsmengen eine wesentlich schwächere Windentwicklung zur Folge. Eine
weitere zyklonale Entwicklung ist am Wochenende für Deutschland von Bedeutung.
Zwar variieren auch hier die Details etwa hinsichtlich der Position und Zahl der
Tiefzentren innerhalb des umfangreichen Tiefdrucksystems. Letztlich stellt sich
aber als wichtiges Ergebnis ab der Nacht zum Sonntag sehr einheitlich ein
markanter Vorstoß maritimer Kaltluft ein. Stauniederschläge an den Alpen, die
dabei bald in Schnee übergehen, sind dabei sehr wahrscheinlich.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Unterschiede zeigen sich eher zu Beginn des Mittelfristzeitraumes als am Ende.
Dies betrifft die Tiefdruckentwicklung am Mittwoch,. Diese verläuft bei ICON von
der Phase her ähnlich wie bei ECMF, allerdings ist das Tief signifikant
kräftiger, was für eine deutlich stärkere Windentwicklung in Deutschland
spräche. GFS verlagert diese Tief von den Britischen Inseln aus nordostwärts,
wobei ebenfalls Tiefausläufer, allerdings verzögert, auf Deutschland
übergreifen, jedoch keine vergleichbare Windentwicklung wie bei ICON zu erwarten
wäre.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum von Mittwoch 00 UTC bis Donnerstag 00 UTC liegen 4 Cluster vor,
wobei Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 2 liegen (13 Member). Das mit 10
Membern nur wenig schwächer besetzte Cluster 4 deutet auf eine stärkere
Tiefdruckentwicklung über Deutschland hin als durch den Hauptlauf suggeriert.
Diese Lösung kann als nicht verworfen werden.
Im Zeitraum Freitag 00 UTC bis Sonntag 00 UTC sind Haupt- und Kontrolllauf
ebenfalls in Cluster 2 (20 Member) von insgesamt drei Clustern zu finden. Sowohl
dieses Clster, als auch das mit 25 Membern stark besetzte Cluster 1 deuten
Annäherung und schließlich Durchzug eines markanten Höhentroges an, wobei
Deutschland ab Sonntag auf die Rückseite gelangt. Die beschrieben synoptische
Entwicklung für das Wochenende dürfte daher als ziemlich sicher gelten.

Die Rauchfahne für Offenbach zeigt am Mittwoch einen deutlichen
Temperaturanstieg, resultierend aus einer von Westen her stattfindenden
Tiefdruckannäherung. Die Kaltfront diese Tiefs überquert in der Nacht zu Samstag
den Westen Deutschlands, dahinter strömt hauptsächlich in der Höhe kühlere Luft
ein. Erst am Sonntag deutet ein weiterer Temperaturrückgang das Einströmen
maritimer Polarluft an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Markante Signale für eine Sturmentwicklung (Sturm- und schwere Sturmböen)setzt
ECMF EPS bereits am Freitag für die Westhälfte und die Küsten, am Samstag dann
auch für den Osten. Auch am Sonntag sind, weniger häufig, vor allem in der
Südwesthälfte Deutschlands deutliche Signale für Sturmböen vorhanden.
Große Regenmengen sind vor allem am Freitag zu erwarten, hier ragen vor allem
die Mittelgebirge mit Wahrscheinlichkeiten von 20 bis 40% für Regenmenegen von
über 20 l/m² in 24 Stunden heraus. Stauniederschläge ab Samstag/Sonntag am
Alpennordrand werden ebenfalls mit hohen Wahrscheinlichkeiten für die erwähnten
Mengen bedacht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. R. Hering-Zieringer