DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-12-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 01.12.2018 um 10.30 UTC



Westwetterlage, dabei wiederholt Regen, zeitweise bis in tiefe Lagen stürmisch
und sehr mild. Erst am zweiten Adventswochenende allmählich kälter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 08.12.2018


Zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag liegt Deutschland zunächst noch im
Einflussbereich eines Höhentroges, der im Tagesverlauf rasch ostwärts abzieht.
Das zugehörige Bodentief verlagert sich mit seinem Zentrum von Schweden Richtung
Finnland. Dessen Ausläufer bringen zunächst gebietsweise noch etwas Regen, bevor
sich im Tagesverlauf von Westen zunehmend der Einfluss eines Zwischenhochs bei
uns durchsetzt und für eine Wetterberuhigung sorgt.

Am Mittwoch greift von den Britischen Inseln ein weiterer Höhentrog auf
Deutschland über. Das korrespondierende Bodentief, das den Höhepunkt seiner
Entwicklung bereits überschritten hat, befindet sich zum Mittagstermin mit
seinem Zentrum über der Nordsee. Von dort aus zieht es südostwärts über den
Norden Deutschlands hinweg und erreicht Donnerstagfrüh Polen. Mit Verlagerung
des Tiefs kommt es über Deutschland zu einer Verschärfung des Druckgradienten,
der insbesondere in der Mitte und im Süden für teils stürmischen Wind sorgt.

Nach Zwischenhocheinfluss am Donnerstag greift in der Nacht zum Freitag in
Verbindung mit der Warmfront eines Tiefs südlich von Island erneut ein
Regengebiet auf Deutschland über. Die nachfolgende Kaltfront wird über der
Nordsee rückläufig und mündet in ein weiteres Tief mit Kern über Island. Dieses
Tief liegt vorderseitig eines Höhentroges und damit entwicklungsgünstig. Dies
hat zur Folge, dass sich das Tief auf seiner weiteren Zugbahn über die Nordsee
hinweg noch weiter intensiviert und sich schließlich in der Nacht zum Samstag
mit einem Kerndruck von 975 hPa auf Basis des EZMW über der Deutschen Bucht
befindet. Der nachfolgende Höhentrog weitet sich über West- und Mitteleuropa
weiter Richtung Süden bis in den westlichen Mittelmeerraum aus. Durch die
zunehmende Meridionalisierung der Strömung kommen sowohl der Höhentrog als auch
das Bodentief am Samstag kaum noch ostwärts voran, wobei sich Letzteres
allmählich auffüllt. Somit gestaltet sich auch der Samstag regnerisch und teils
stürmisch.

Interessant könnte auch die Entwicklung in der erweiterten Mittelfrist sein. Die
Meridionalisierung setzt sich zwar weiter fort, Deutschland verbleibt aber im
Bereich des Höhentroges. Dabei stellt sich zwischen dem zum Baltikum abgezogenen
Tief und einer langgestreckten Hochdruckzone vor Westeuropa eine nördliche
Strömung ein, mit der kältere Luft subpolaren Ursprungs zu uns gelangt. So sinkt
T850 hPa am Montag auf minus 6 bis minus 10 Grad ab. Die auftretenden
Niederschläge nehmen dann zwar eher Schauercharakter an, sie könnten aber teils
bis in tiefe Lagen als Schnee fallen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Vorhersagezeitraum gibt es kleinere Unterschiede bezüglich der
Verlagerungsgeschwindigkeit und Position der von Westen heranziehenden
Tiefdruckgebiete. Diese haben aber keine grundsätzliche Änderung der Wetterlage
zur Folge, sodass die Konsistenz des EZMW-Modells insgesamt als gut bezeichnet
werden kann.
Unterschiede bezüglich Position und Intensität gibt es insbesondere bei der
Tiefpassage am Samstag. So lag das Tief mit seinem Kern nach dem gestrigen 00
UTC Lauf weiter südlich als der heutige 00 UTC Lauf. Zudem war es noch etwas
intensiver. Der gestrige 12 UTC Lauf zeigt eine deutlich abweichende Variante,
mit einer Aufspaltung in zwei Tiefkerne, die beide deutlich schwächer ausgeprägt
waren. Insofern ist insbesondere die Windentwicklung m Samstag noch mit
Unsicherheiten behaftet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Erste nennenswerte Modellunterschiede ergeben sich bereits am Mittwoch bzw. in
der Nacht zum Donnerstag mit Passage des ersten kräftigen Tiefs. Während das
Tief nach EZMW und ICON über den Norden Deutschlands hinweg zieht, verläuft die
Zugbahn nach GFS über Südskandinavien. Letzteres hat zur Folge, dass der Wind
auch im Norden Deutschlands auffrischt. Zudem verlagert sich das Tief bei GFS
rascher ostwärts. Durch die unterschiedliche Zugbahn, fällt auch die
Niederschlagsverteilung unterschiedlich aus. Warnwürdige Mengen werden aber von
keinem Modell prognostiziert.
Im weiteren Verlauf der Mittelfrist nehmen die Phasenunterschiede zu. Mit
Übergreifen weiterer Frontensysteme bzw. des nächsten Tiefdruckgebietes bleibt
GFS das progressivste Modell. EZMW und ICON prognostizieren eine ähnlich Zugbahn
des Tiefs am Samstag, wobei EZMW die langsamste Verlagerung aufweist. Somit ist
auch nach Betrachtung anderer Modelle die Entwicklung am Samstag noch unsicher.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne des EZMW-EPS für Offenbach stützt die oben beschriebene
Entwicklung. Dabei ergibt sich zwischen Dienstag und Freitag eine Zunahme des
Spreads, die sicherlich durch eine unterschiedliche Phasenlage zustande kommt.
Bemerkenswert sind nicht nur die wiederholt auftretenden Niederschlagssignale,
sondern auch der deutliche Temperaturrückgang zum Ende der Mittelfrist bzw. zu
Beginn der erweiterten Mittelfrist. Zwar wird dann der Spread erneut größer, die
Mehrheit der Ensemble Member sowie Haupt- und Kontrolllauf bestätigen aber die
Zufuhr kälterer Luftmassen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag sind im höheren Bergland sowie in exponierten Küstenlagen stürmische
Böen (Bft 8) aus westlichen Richtungen wahrscheinlich. Im Tagesverlauf flaut der
Wind von Westen wieder ab. In den Staulagen von Schwarzwald, Allgäu und Eifel
endet die am Sonntag (2.12.) begonnene Dauerregenlage.

Am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag treten mit Passage des ersten
kräftigeren Tiefs in der Mitte und im Süden teils bis in tiefe Lagen stürmische
Böen (Bft 8) aus West bis Südwest auf, in exponierten Gipfellagen gibt es
Sturmböen oder schwere Sturmböen (Bft 9, 10).

Am Donnerstag lässt der Wind in tiefen Lagen wieder nach. Im höheren Bergland
kommt es am Donnerstag und Freitag weiterhin zu Sturmböen (Bft 8 bis 9) aus West
bis Südwest. Am Freitag sind in den Weststaulagen insbesondere des
Schwarzwaldes, des Allgäus und des Bayerwaldes markante Regenmengen um 35 l/qm
in 24 Stunden gering wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger