DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-11-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 25.11.2018 um 10.30 UTC



Ab Mittwoch von Westen wieder allmählich milder, dabei Glatteisgefahr. Große
Unsicherheiten!
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 02.12.2018


Am Mittwoch, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, befindet sich Deutschland
nach dem aktuellen IFS-Lauf vorderseitig eines Höhenrückens über Frankreich, an
dessen Vorderflanke noch ein Kurzwellentrog südwärts gesteuert wird. Über
Osteuropa liegt dagegen ein Trog. Der Rücken stützt ein Bodenhoch im Bereich des
Baltikums, wohingegen nordwestlich der Britischen Inseln ein kräftiges Tief
liegt. Dessen okkludierte Front erreicht am Abend den Nordwesten Deutschlands
und kommt dann aber kaum noch voran. Mit ihr gelangt deutlich mildere Luft in
den Nordwesten und es regnet. Nach Süden und Osten scheint dagegen noch vielfach
die Sonne oder es herrscht Hochnebel. Dort ist die Luft aber auch deutlich
kälter mit -8 Grad in 850 hPa in Neißenähe. Der meist südöstliche Wind frischt
im Tagesverlauf auf. In den Frühstunden kann es dagegen im Südwesten schon
regnen oder schneien (durch das Höhentief), dort ist auch gefrierender Regen
vorstellbar.

Am Donnerstag schwenkt der von Warmluftadvektion auf der Vorderseite des Tiefs
aufgebaute Rücken über Deutschland hinweg und beginnt zu kippen. Damit kommt
auch die Okklusion weiter voran und erreicht Freitagfrüh eine Linie
Westmecklenburg-Schwarzwald. An ihr kommt es zu leichten Regenfällen, wobei nach
Süden und Osten hin durchaus auch gefrierender Regen vorstellbar ist. Der Wind
dreht langsam weiter auf Süd und frischt noch mehr auf, mit stürmischen Böen im
Bergland und an den Küsten. Landesweit setzt sich weitere Milderung durch, in
850 hPa liegen die Temperaturwerte bis Freitagfrüh überall über +4 Grad.

Am Freitag erreicht ein Trog Frankreich und schwenkt in der Nacht zum Samstag
über Norddeutschland hinweg. Das Tief weitet sich immer weiter nach Skandinavien
aus, während das Hoch sich nach Russland zurückzieht. Damit kommt die Okklusion
weiter voran und zieht bis Samstagfrüh über unser Land hinweg. Dabei kommt es
nur zu leichten Regenfällen. Der Wind dreht von Westen her auf Südwest und
schwächt sich langsam ab. Bei 850-hPa-Werten von etwa 0 Grad und dann zunehmend
durchmischter Atmosphäre fällt abgesehen von hohem Bergland Schnee und auch im
Osten setzt sich bodennah deutliche Milderung durch.

Am Samstag gelangen wir immer mehr in eine recht schwache westsüdwestliche
Höhenströmung, mit der ein Rücken zu uns gelangt. Bodennah erstreckt sich vom
Russlandhoch ausgehend eine Hochdruckbrücke südlich unseres Landes bis zum
Azorenhoch, während sich vom Nordostatlantik bis zur Barentssee Tiefs befinden.
Über ganz Nordwesteuropa herrscht somit eine südwestliche Strömung, an deren
Südrand wir liegen. Bei wieder deutlich schwächeren Winden bleibt es trotz
leichten Hochdruckeinflusses meist bewölkt und aus tiefen Wolken fallen ein paar
Tropfen.

Am Sonntag nähert sich dann in der weiterhin südwestlichen Höhenströmung ein
neuer Trog und auf dessen Vorderseite greift eine okkludierte Front mit mäßigen
Regenfällen und weiterer Milderung auf Deutschland über. Dabei frischt der Wind
vor allem im Nordwesten wieder auf.

In der erweiterten Mittelfrist erreichen uns in der weiterhin westsüdwestlichen
Grundströmung zunächst ein Trog und dann wieder ein kräftiger Rücken.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufes des IFS mit seinen beiden Vorgängerläufen
ist nicht sehr gut. Während der gestrige 00-UTC-Lauf in der nahen Mittelfrist
(Mittwoch bis Freitag) das Hoch im Osten noch als sehr blockierend simuliert hat
und somit die Front sehr zögernd übergriff, zeigte sich der gestrige 12-UTC-Lauf
deutlich progressiver. Der heutige 00-UTC-Lauf ruderte dagegen wieder etwas
zurück auf die blockierende Variante, wenngleich nach dem neuen Lauf sich die
Front mit der Milderung dann bis zum Samstag im ganzen Land durchsetzen kann.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Alle vorliegenden Modelle zeigen das Übergreifen der Okklusion und damit auch
des Regens, des südwestlichen Windes und der Milderung schneller als IFS. So
regnet es bei GFS bis Mittwochabend schon in ganz Deutschland, GEM und ICON sind
nur wenig zurückhaltender. Auch UKMO zeigt sich sehr progressiv. Lediglich
NAVGEM unterstützt IFS mit der langsameren Variante.
Alle Modelle zeigen im Laufe des kommenden Wochenendes von Südwesten her wieder
das Übergreifen eines Rückens, der sich auf der Vorderseite eines atlantischen
Tiefs aufbaut. Allerdings gibt es in der weiteren Entwicklung wieder
Unterschiede. Während bei IFS sofort wieder ein Trog nachrückt, lässt GFS ein
blockierendes Hoch über Mitteleuropa daraus entstehen. ICON und GEM deuten eine
Zwischenlösung an, bei der sich die nächste Front zumindest schwer tut, wieder
auf Mitteleuropa überzugreifen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In der frühen Mittelfrist (Mittwoch 00, UTC bis Donnerstag, 00 UTC), in der sich
ja schon entscheidende Prognoseunterschiede gezeigt haben, verteilt sich das
IFS-EPS auf sechs Cluster, die sich sensationellerweise darin einig sind, dass
der Hochdruckblock genauso stark sein soll wie beim Hauptlauf. Im Zeitraum
Freitag, 00 UTC bis Sonntag, 00 UTC gibt es dagegen nur zwei Cluster. Auch diese
sind sich einig, dass sich die westsüdwestliche Strömung langsam durchsetzen
soll und dass sich am Sonntag von Südwesten der Rücken nähert. Die 3 Cluster in
der erweiterten Mittelfrist zeigen sich etwas unterschiedlicher: Während C3 sehr
schnell wieder zyklonal aufgestellt ist, zeigt C1 (Hauptlauf) zumindest über dem
Süden eine Tendenz zum antizyklonalen, aber bei auch dort spürbarer
südwestlicher bodennaher Strömung. C2 schiebt den Rücken noch weiter nordwärts,
so dass der Süden Deutschlands stärker unter Hochdruckeinfluss gerät. Eine
stärker blockierende Variante wie bei GFS ist aber in den Clustern nicht zu
finden.
Betrachtet man die IFS- Rauchfahnen für Erfurt (die Mitte Deutschlands) zeigt
sich von Mittwoch bis Donnerstagabend ein allmählicher Temperaturanstieg mit
zwei Spitzen von Potenzial, Temperatur und Niederschlägen am Freitag/Samstag und
Sonntag/Montag. Auch wenn die Streuung vor allem zu Beginn der Mittelfrist recht
groß ist, so macht zumindest das gesamte Ensemble diese Wellenbewegung mit. Auch
das GFS-Ensemble zeigt diese Welle, allerdings mit der ersten Spitze schon etwas
früher am Donnerstag, also einen halben Tag früher. Zudem ist der zweite
Wellenberg beim Potenzial wesentlich höher, dagegen sind die
Niederschlagssignale ab Samstag wieder generell recht schwach. Beide
Ensemblesysteme tendieren also dazu (wie auch schon gestern), den jeweiligen
Hauptlauf zu unterstützen, schaffen es aber bei weitem nicht die Bandbreite an
Prognosen, die die verschiedenen Hauptläufe bieten, zu erzeugen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


STURM:
Von Mittwochabend an gibt es Signale für stürmische Böen/Sturmböen an den
Küsten, wobei bei Südostwind die meisten deutschen Küstenabschnitte ja nicht
anfällig sind. Cosmo-LEPS zeigt zudem Hinweise auf stürmische Böen im
nordwestdeutschen Binnenland und in den Mittelgebirgen.

DAUERREGEN:
Cosmo-LEPS zeigt schwache Hinweise auf Dauerregen von über 30 mm in 24 Stunden
von Mi, 00 UTC bis Do, 00 UTC im Bergischen Land.

DAUERFROST:
Cosmo-LEPS zeigt mittlere Wahrscheinlichkeiten für eine dreitägige
Dauerfrostperiode von Dienstag bis Donnerstag im Nordosten Deutschlands. Im
höheren östlichen Bergland ist die Wahrscheinlichkeit noch etwas höher.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZMW (12 UTC). Es wird zwar tendenziell auf die blockierende Wirkung des
Hochs gesetzt, der gestrige Lauf stellt aber einen gewissen Kompromiss mit den
anderen Modellen da. EZMW-EPS (12 UTC).
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann