DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-11-2018 18:01
SXEU31 DWAV 231800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 23.11.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Geringe Wahrscheinlichkeit für Glatteis im Süden und der Mitte. Auf Alpengipfeln
vorübergehend Sturmöen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... wird ein Höhentief mit Kern nahe der Biskaya flankiert von einem
Höhenrückenüber Ost- und Nordeuropa. Ausgehend vom Höhentief schwenkt ein
markanter Randtrog nordostwärts und erreicht Nordfrankreich. Die vorderseitige
Hebung erfasst den Westen und Südwesten Deutschlands, wodurch auf diese Gebiete
Niederschläge übergreifen. Diese weiten sich bis zum Morgen bis etwa zu den
zentralen Mittelgebirgen aus. Dabei fällt meist Regen. Von der
Wetterinterpretation des ICON/Cosmo D2 werden in einem breiten Streifen von der
Eifel über Südthüringen bis nach Niederbayern Signale für gefrierenden
Niederschlag gezeigt. Die Signale im Mos sind nur schwach.
Allerdings ist der Boden nicht gefroren und es zieht bereits abends und in der
ersten Nachthälfte in diesen Gebieten Bewölkung auf, so dass die Abkühlung nicht
besonders deutlich ausfallen dürfte. Daher ist das Auftreten der gefrierenden
Phase als eher unwahrscheinlich anzusehen und dürfte nur für einige Tallagen im
Bereich der zentralen Mittelgebirge (Kaltluftseen) in Frage kommen und sollte
per Nowcasting bewarnt werden.

Weiter nach Norden und Osten hin kann es gebietsweise aufklaren; so dass dann
wieder leichter Frost, Nebel und örtliche Glätte durch Reif oder Überfrieren
auftreten kann.
An den Alpen bleibt es zunächst leicht föhnig mit Sturmböen auf einigen Gipfeln,
allerdings schwächt sich der Föhn ausgangs der Nacht der Föhn wieder ab.

Samstag ... greift der Trog, der sich mit einer Rinne auch im Bodendruckfeld
abbildet, auf Norddeutschland über. Mit diesem Trog dringen Niederschläge nach
Norddeutschland vor. Warnrelevante Summen sind nicht zu erwarten; allenfalls in
Staulagen der westlichen Mittelgebirge kann es für 10 mm innerhalb von 12
Stunden reichen. Die Niederschläge fallen fast durchweg in flüssiger Phase; auf
einigen Mittelgebirgsgipfeln, bzw. laut COSMO-D2 ist nach Nordwesten hin (wo in
Trognähe oberhalb der Grundschicht kältere Luft vorhanden ist) die feste oder
zumindest die Mischphase vorstellbar.

Ganz im Osten und Norden bleibt es meist trocken; auch im Südwesten haben die
Niederschläge bereits morgens aufgehört. Allerdings dürfte dort durch
Warmluftadvektion alsbald wieder Bewölkung aufziehen, so dass größere
Auflockerungen unwahrscheinlich sind.
Die Höchstwerte liegen zwischen 2 bis 3 Grad nördlich der Rinne, wo mit
nordöstlichen Winden etwas kältere Luft advehiert wird und 10 bis 11 Grad im
Südwesten.

In der Nacht zum Sonntag findet der o.g. Trog Anschluss an den über
Nordosteuropa liegenden Langwellentrog, so dass sich eine über Norddeutschland
hinweg nordostwärts verlaufende Rinne tiefen Geopotentials ergibt. Im
Bodendruckfeld ist hiervon nicht allzu viel zu spüren; geringe
Luftdruckgegensätze im Bereich der flachen Tiefdruckrinne über dem Norden und
Nordwesten lassen die Luftmasse, die inzwischen mit etwas mehr Feuchte
angereichert ist, altern. Die Niederschläge greifen dann unter Abschwächung
weiter nordwärts aus. Im Süden, aber auch im Lee der Mittelgebirge kann es
vorübergehend aufklaren, allerdings dürfte sich nachfolgend rasch dichter Nebel
bilden. Für Frost reicht es nur im Süden und in einigen Mittelgebirgslagen.

Sonntag ... greift erneut ein Trog auf Frankreich über und kommt bis in die
östlichen Landesteile voran. Dieser Trog ist Teil der über Südeuropa
einsetzenden Zonalisierung. Vorderseitig erfasst Warmluftadvektion weite Teile
Deutschlands. Da jedoch der Trog austropft, wird die Strömung über Mitteleuropa
antizyklonal deformiert. Somit erschöpft sich die Wirksamkeit der
Warmluftadvektion neben teils mehrschichtiger Bewölkung auf allenfalls geringe
Niederschläge, die vornehmlich im Norden und Westen Deutschlands auftreten.

Ein paar Auflockerungen kommen im Osten, südlich der Mittelgebirge sowie in
Alpennähe in Gang. Ansonsten hält sich starke, teils hochnebelartige Bewölkung,
wobei nach wie vor die Luftdruckunterschiede gering sind. Lediglich ganz im
Norden macht sich der Einfluss des mit Schwerpunkt bei Island liegenden
Bodenhochs bemerkbar, dass sich nach Südosten ausweitet und mit leichter
Gradientverschärfung an einigen Küstenabschnitten für warnrelevante Windböen
sorgt.
Die Bodenrinne über dem Norden verschwindet, wogegen südlich der Alpen Druckfall
einsetzt und sich über der Adria ein Tief entwickelt.

Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 5 bis 9, in Gebieten mit zähem Nebel sowie
ganz im Norden Werte um 3 Grad.

In der Nacht zum Montag verstärkt sich die bodennahe östliche bis
nordöstliche Strömung zwischen dem Tiefkomplex südlich der Alpen und über dem
Balkan sowie dem Hochdruckgebiet über Nord- und Nordwesteuropa, so dass sich die
Zufuhr bodennaher kontinentaler und gealterter Kaltluft wieder verstärkt und
warnrelevante Böen an einigen Küstenabschnitten sowie auf höheren Berggipfeln
dann wahrscheinlicher werden.

Warmluftadvektion, die an der Nordflanke des Tiefs auf die Alpennordseite und
somit auf Süddeutschland übergreift, lässt Niederschläge aufkommen, die aber
häufig als Regen, nur ober oberhalb von 800 bis 1000 als Schnee fallen.
Auch an der Küste sind schwache Schauer möglich. Gebietsweise klart es auf,
nachfolgend bildet sich erneut Nebel oder noch vorhandene Nebel- oder
Hochnebelfelder verdichten sich wieder. Leichter Frost sollte dann jedoch auf
den östlichen Mittelgebirgsraum sowie den Alpenrand begrenzt bleiben.

Montag ... dehnt das Hoch über Nordeuropa seinen Einfluss nach Mitteleuropa hin
aus. An seiner Südflanke wird mit einer östlichen bis nordöstlichen Strömung
kalte Festlandsluft nach Deutschland geführt. In 850 hPa gehen die Temperaturen
auf -2 (Süden) bis -6 Grad (Norden) zurück.
Damit liegen die Maxima zwischen 3 Grad im Nordosten und bis 8 Grad im
Südwesten.

Da im Norden die Luft immer trockener wird, nehmen die Chancen auf
Auflockerungen oder Aufheiterungen zu, während sich über der Mitte und dem Süden
in feuchterer Luft noch vielfach starke Bewölkung hält.

Dort kommt es zu leichter Hebung die dann auch entsprechende Niederschläge zur
Folge hat. Mehr als 1 bis 5 mm sind innerhalb von 12 Stunden aber nicht drin.
Allerdings sinkt die Schneefallgrenze im Tagesverlauf teilweise bis 600/700m.
Glätte ist tagsüber aber meist kein Thema.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im Großen und Ganzen ähnlich. Unterschiede gibt es bei
der Verteilung der Bewölkung und den Nebelgebieten. Unstrittig ist auch, dass es
nur relativ wenig regnet, die Phase bereitet aber teilweise Probleme, worauf
aber im Text schon eingegangen wurde.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner