DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-11-2018 08:01
SXEU31 DWAV 230800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 23.11.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HN z, meist ruhiges Spätherbstwetter, im Wesentlichen ohne markante
Wettererscheinungen. Allenfalls heute und in der kommenden Nacht auf höheren
Alpengipfeln durch leichten Föhn mit geringer Wahrscheinlichkeit einzelne Böen
bis Sturmstärke.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegt Deutschland zwischen einem Langwellentrog über West- und
Südwesteuropa und einem Höhenkeil, der sich von der Balkanhalbinsel über
Südskandinavien hinweg bis nach Grönland erstreckt. Durch diesen wird eine
Hochbrücke gestützt, wobei darin eingelagert Hochs mit Schwerpunkten über der
Ukraine und dem Raum Island auszumachen sind. Zwischen dieser Brücke und tiefem
Luftdruck über Westeuropa sickert mit einer südöstlichen bodennahen Strömung
gealterte kontinentale Polarluft ein.
Aus dem mit der Hauptachse über Westeuropa liegenden Trog ist ein Sekundärtrog
herausgelaufen, der über Deutschland hinweg nordostwärts schwenkt. Nennenswerte
Hebung ist daran nicht gekoppelt, so dass das mit dem Trog korrespondierende
Wolkenband weitgehend ohne Niederschläge nach Nordosten geschoben wird, wobei
die Hochbrücke gegenhält. Somit verlagert sich dieses Wolkenband nur noch wenig.
Rückseitig, aber auch an dessen Vorderseite, konnte es aufklaren, so dass sich
die typischen Wetterelemente für eine ruhige Herbstlage in Form von leichtem
Frost, Nebel und örtlicher Glätte einstellen konnten.
Im Tagesverlauf nimmt die Strömung alsbald wieder einen antizyklonalen Charakter
an, allerdings setzt dann auch von Süden her Warmluftadvektion ein, die mit dem
Haupttrog, der die Pyrenäen überquert, in Verbindung steht. Hierdurch zieht von
Südwesten bereits wieder mehrschichtige Bewölkung auf, wahrscheinlich ohne dass
bereits Niederschläge fallen. Zuvor sind aber (wenn sich Nebel und Hochnebel
auflösen, was aufgrund der vorhandenen, wenn auch schwachen südlichen bis
südöstlichen Strömung durchaus vorstellbar ist) größere Auflockerungen, im Lee
der Mittelgebirge auch sonnige Abschnitte vorstellbar. An den Alpen kann durch
die südliche Komponente leichter Föhn aufkommen, so dass in Hochlagen Wind- und
stürmische Böen, auf exponierten Berggipfeln mit geringer Wahrscheinlichkeit
auch einzelne Böen bis Sturmstärke auftreten können. Die Tageshöchsttemperaturen
erreichen 5 bis 9, bei zähem Nebel sowie im Nordosten nur Werte um 2 Grad.
In der Nacht zum Samstag erreicht der bisherige Haupttrog nordostwärts
schwenkend Ostfrankreich. Gleichzeitig erfolgt weiter westlich eine erneute
Trogbildung. Hebung erfasst somit den Westen und Südwesten Deutschlands, wodurch
auf diese Gebiete Niederschläge übergreifen. Diese weiten sich bis Samstagfrüh
bis etwa zu den zentralen Mittelgebirgen aus. Dabei fällt durchweg Regen. Von
der Wetterinterpretation werden in einem breiten Streifen von der Eifel über
Südthüringen bis nach Niederbayern Signale für gefrierenden Niederschlag
gezeigt. Dies ist bei ICON, im stärkeren Maße bei COSMO-D2 der Fall, aber auch
MOS liefert geringe Wahrscheinlichkeiten hierfür. Hier ist allerdings fraglich,
ob die Vorgeschichte (leichte Erwärmung tagsüber und nachfolgender Wolkenaufzug)
Berücksichtigung fand, zudem ist der Boden auch noch nicht gefroren. Daher ist
das Auftreten der gefrierenden Phase als nahezu unwahrscheinlich anzusehen und
dürfte allenfalls für einige abgeschlossene Tallagen im Bereich der zentralen
Mittelgebirge (Kaltluftseen) in Frage kommen und per Nowcasting abzuwarnen sein.

Weiter nach Norden und Osten hin kann es gebietsweise aufklaren; so dass dann
wieder leichter Frost, Nebel und örtliche Glätte durch Reif oder Überfrieren
auftreten kann.
An den Alpen bleibt es zunächst noch leicht föhnig, allerdings beginnt sich
ausgangs der Nacht der Föhn bereits wieder abzuschwächen.


Samstag... greift der Trog, der sich auch einigermaßen im Bodendruckfeld
abbildet, weiter nordostwärts schwenkend, auf Norddeutschland über. Mit diesem
Trog dringen Niederschläge bis nach Norddeutschland vor. Warnrelevante Summen
sind nicht zu erwarten; allenfalls in Staulagen der westlichen Mittelgebirge
kann es für 10 mm innerhalb von 12 Stunden reichen. Die Niederschläge fallen
durchweg in flüssiger Phase; allenfalls nach COSMO-D2 ist nach Nordwesten hin
(wo aufgrund der Nähe zum Trog oberhalb der Grundschicht kältere Luft vorhanden
ist) die feste oder zumindest die Mischphase vorstellbar.
In Küstennähe und ganz im Osten bleibt es weitgehend niederschlagsfrei; auch im
Südwesten haben die Niederschläge bereits in den Frühstunden aufgehört.
Allerdings dürfte dort durch Warmluftadvektion alsbald wieder Wolkenaufzug
einsetzen, so dass größere Auflockerungen wohl eher unwahrscheinlich sind.
Die Tageshöchsttemperaturen ändern sich gegenüber heute nur unwesentlich.
Lediglich ganz im Südwesten Maxima bis 10 Grad vorstellbar.
In der Nacht zum Sonntag findet der o.g. Trog Anschluss an den über
Nordosteuropa liegenden Langwellentrog, so dass sich eine über Norddeutschland
hinweg nordostwärts verlaufende Rinne tiefen Geopotentials ergibt. Im
Bodendruckfeld ist hiervon nicht allzu viel zu spüren; geringe
Luftdruckgegensätze lassen die Luftmasse, die inzwischen mit etwas mehr Feuchte
angereichert ist, altern. Die Niederschläge greifen dann unter Abschwächung auf
den Norden und Nordosten Deutschlands über. Im Süden, aber auch im Lee der
Mittelgebirge kann es vorübergehend aufklaren, allerdings dürfte sich
nachfolgend rasch dichter Nebel bilden.

Sonntag... greift erneut ein Trog auf Frankreich über und kommt bis in die
östlichen Landesteile voran. Dieser Trog ist Vorbote einer auf relativ weit
südlichem Niveau einsetzenden Zonalisierung. Vorderseitig erfasst erneut
Warmluftadvektion weite Teile Deutschlands. Da jedoch der Trog austropft, wird
die Strömung über Mitteleuropa antizyklonal deformiert. Somit erschöpft sich die
Wetterwirksamkeit dieser Warmluftadvektion neben teils mehrschichtiger Bewölkung
auf allenfalls geringe Niederschläge, die vornehmlich im Norden und Westen
Deutschlands auftreten.
Ein paar Auflockerungen kommen lediglich im Osten, südlich der westlichen
Mittelgebirge sowie in Alpennähe in Gang. Ansonsten hält sich vielfach
mehrschichtige, zum Teil aber auch hochnebelartige Bewölkung, wobei nach wie vor
die Luftdruckunterschiede gering sind. Lediglich ganz im Norden macht sich der
Einfluss des mit Schwerpunkt bei Island liegenden Bodenhochs bemerkbar. An
einigen Küstenabschnitten kann es für warnrelevante Windböen reichen.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 5 bis 9, in Gebieten mit zähem Nebel sowie
ganz im Norden Werte um 3 Grad.
In der Nacht zum Montag setzt sich die Frontalzone über das westliche Mittelmeer
hinweg nach Osten durch. Der o.g. Kurzwellentrog, der über die Westalpen hinweg
ostwärts übergreift, induziert südlich der Alpen eine schwache Zyklogenese.
Zwischen dem sich entwickelnden Tief und dem o.g., mit einem Keil bis nach
Südskandinavien reichenden Hoch verstärkt sich die bodennahe östliche bis
nordöstliche Strömung, so dass sich die Zufuhr bodennaher kontinentaler und
gealterter Kaltluft wieder verstärkt und warnrelevante Böen an einigen
Küstenabschnitten sowie auf höheren Berggipfeln dann wieder wahrscheinlicher
werden. Warmluftadvektion, die an der Nordflanke des Tiefs auf die
Alpennordseite und somit auf Süddeutschland übergreift, lässt Niederschläge
aufkommen, die in flüssiger Phase fallen.
Niedertroposphärische Kaltluft, die aus dem o.g. Hoch ausströmt, kann an der
Küste Schauer aufkommen lassen, die zusehends in Misch- oder fester Phase
fallen. Allerdings bleibt die Konvektion flach und ist auf die untersten 800 bis
850 hPa beschränkt, so dass die Niederschlagsmengen gering bleiben.
Gebietsweise kann es aufklaren, nachfolgend bildet sich erneut Nebel oder noch
vorhandene Nebel- oder Hochnebelfelder verdichten sich wieder. Leichter Frost
sollte dann jedoch auf den östlichen Mittelgebirgsraum sowie den Alpenrand
begrenzt bleiben.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Auch anhand der Probabilistik lassen sich keine Indizien für markant
zu bewarnende Wetterereignisse finden. Die Unterschiede bei der
Wetterinterpretation in Bezug auf die Möglichkeit von Niederschlägen in der
gefrierenden Phase wurden bereits weiter oben angesprochen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann