DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-11-2018 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 22.11.2018 um 10.30 UTC



Recht ruhiges und ab Montag teils auch mäßig kaltes Spätherbstwetter meist ohne
signifikante Wettererscheinungen. Im Bergland ab Montag/Dienstag wieder häufig
Dauerfrost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 29.11.2018


Am Sonntag gliedert sich das Höhentief über Norddeutschland nur vorübergehend
dem Trog über Osteuropa an und wird nachfolgend langsam nach Süden gesteuert.
Das blockierende Hoch über Skandinavien dehnt seinen Einfluss zögernd in
Richtung Mitteleuropa aus. Vor allem in den Norden wird etwas kältere
Festlandsluft geführt, während in den anderen Gebieten etwas mildere Mischluft
wetterbestimmend bleibt. In der Nordhälfte kommt es zu leichten Niederschlägen,
wobei die Schneefallgrenze in den Mittelgebirgen etwas sinkt.
Am Montag schwenkt ein weiteres Höhentief von Süd- und Ostfrankreich her kommend
über die Alpen hinweg in den Raum Triest, während sich das nördliche kleine
Höhentief diesem Tief über Süddeutschland angliedert. Gleichzeitig dehnt sich
das hochreichende Hoch über dem Nordmeer etwas nach Süden aus. Sowohl im
Küstenbereich als auch im Mittelgebirgsraum sowie im Südosten werden aber noch
leichte Niederschläge erwartet, die teils bis in tiefere Lagen in Schnee
übergehen.
Am Dienstag und Mittwoch schwenkt ein von der Biskaya her kommender Höhenrücken
nach Mitteleuropa und nimmt dabei das Höhenhoch über dem südlichen Nordmeer auf.
Gleichzeitig verlagert sich das Bodenhochdruckgebiet von Skandinavien nach
Polen. Damit stellt sich ruhiges, allerdings auch meist kaltes Wetter ein,
obwohl mit Winddrehung auf Südost es in 850 hPa vor allem im Westen Deutschlands
milder wird (über 0 Grad am Mittwoch, 18 UTC). Dabei lässt nach EZMW und ICON
der anfangs noch im Süden erwartete Niederschlag langsam nach.
Am Donnerstag schwenkt der Höhenrücken unter leichter Intensivierung nur sehr
langsam über Deutschland ostwärts.
Von Westen her kommt im Vorfeld eines atlantischen Frontensystems
Warmluftadvektion auf, so dass es spätestens abends im Westen anfängt zu regnen.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf vom EZMW simuliert die Entwicklung bis Mittwoch ähnlich wie
die beiden Modell-Runs von gestern.
Am Donnerstag lässt der alte Lauf von gestern 12 UTC ein atlantisches
Frontensystem schneller auf Deutschland übergreifen mit teils kräftigen
Regenfällen in der Westhälfte (6 bis 13 mm/24 Stunden) und auch der Osten
bekommt nennenswert Regen ab.
Im neuen Lauf betrifft der Regen erst abends den Südwesten und auch der alte
Lauf von gestern 00 UTC berechnet erst nach 18 UTC Regen im Westen Regen.
Bei den meisten anderen Globalmodellen (inclusive ICON), ist das Übergreifen von
Regen aber schneller als im aktuellen EZMW-Lauf (damit vorerst Ende der
blockierenden Lage).
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen Modelle einschließlich ICON berechnen bis Mittwoch die
blockierende Lage mit einer hochreichenden Antizyklone, die vom Nordmeer langsam
nach Osteuropa zieht, was zu ruhigem Wetter mit meist nur leichten
Niederschlägen führt.
Am Donnerstag gibt es Unterschiede im Timing des von Westen übergreifenden
Frontensystems. Am schnellsten ist GEM, welches den Niederschlag am Nachmittag
und Abend sogar bis nach Polen ausbreiten lässt. Dann folgt ICON, bei dem
bereits Donnerstagmittag die Elbe vom Niederschlag erfasst werden soll. Bei GFS
wird ´nur´ die komplette Westhälfte erreicht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse ermittelt heute bis zum 7. Folgetag 6 Cluster, wobei sich in
den ersten 4 Clustern die Lage vom oper. Lauf widerspiegelt mit dem Höhenrücken,
der sich unter Verstärkung bis Donnerstagfrüh nach Deutschland schiebt. Die
beiden letzten Cluster mit 6 bzw. 4 Modell-Runs sind Außenseiterlösungen. Bei
Cluster 5 nähert sich der Höhenrücken nur langsam und dessen Achse liegt
Donnerstagfrüh erst über Westeuropa. Hier könnte sich ein neues Blocking in der
erweiterten Mittelfrist einstellen.
Im 6. Cluster bildet sich gar kein Rücken und man erkennt eine südliche
Westlage.
In der Rauchfahne von Offenbach geht die 850-hPa-Temperatur von Freitag (rund 3
Grad) bis Dienstag auf -5 bis -2 Grad zurück. Anschließend geht sie langsam
wieder auf Werte um 0 Grad nach oben, wobei sie sogar recht gebündelt ist. Die
Niederschlagswahrscheinlichkeit erreicht am Mittwoch ein Minimum (Höhenrücken)
und steigt im Laufe des Donnerstages wieder an (atlant. Frontensystem). Danach
liegt der Medianwert des Niederschlags bei rund 1 mm und die Windrosen zeigen ab
Samstag überwiegend Südwestwinde an, was die Umstellung auf eine Südwest- oder
Westlage anzeigt. Im Norden bleiben aber noch überwiegend Südost- und Ostwinde
bis zum 10. Vorhersagetag. Dies erlaubt den Schluss, dass die Westlage nur
zögerlich sich durchsetzt, eventuell durch nur langsam vordringenden Fronten
(´Frontenfriedhof´) oder Tiefs, die zum nördlichen Mitteleuropa ziehen.

Nach einer etwas milderen Anfangsphase (bis Sonntag) liegen die Temperaturen in
den EPS-Meteogrammen von Montag bis Mittwoch meist nur noch bei 2 bis 7 Grad mit
Dauerfrost oder Werten um 0 Grad im höheren Bergland. Ab Donnerstag wird es mit
dem ersten Frontensystem im Mittel wieder milder bei allerdings einer recht
großen Schwankungsbreite. Für Hamburg ist diese noch größer: Hier schwanken die
Höchstwerte ab Freitag zwischen -3 und +12 Grad! Immerhin 25 Prozent der
Modell-Runs zeigen Dauerfrost! Dies würde auf der Nordseite von Tiefs Schneefall
bedeuten oder bodennahe Kaltluft bei Ost- bis Südostwinden im Randbereich eines
Hochs über Osteuropa.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Wettererscheinungen stehen bis zum 7. Folgetag meist nicht an.
Leichte Niederschläge anfangs sind höchstens gelbe Schneefallwarnungen.
Aus Sicht des Warnmanagements bleiben Grenzschichtphänomene wie Nebel oder Frost
zu beachten. Es besteht lediglich eine kleine Restwahrscheinlichkeit von
gefrierendem Nieselregen in den Mittelgebirgen.
Erst ab Mittwochabend wird es an der Küste und auf exponierten Bergen
wahrscheinlich stürmisch.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden