DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-11-2018 17:30
SXEU31 DWAV 211800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 21.11.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhiges, aber kaltes Spätherbstwetter mit Nebel und Hochnebel. Anfangs vor allem
in den Hochlagen Glätte durch geringfügigen Sprühregen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland zwischen einem Höhenhoch mit Zentrum im
Nordmeer und einem umfangreichen Höhentief mit Drehzentrum knapp nordwestlich
vor Irland. Das Höhenhoch überdeckt einen Bereich von Island über dem Nordmeer
bis nach Skandinavien sowie bis zum Baltikum und Nordpolen. Das Höhentief
wiederum hat einen Einflussbereich vom nahen Nordostatlantik bis zu den
Britischen Inseln, der Biskaya, dem Westen Frankreichs und dem Nordwesten der
Iberischen Halbinsel. In nahezu kongruenter Lage bildet sich diese Konstellation
auch am Boden ab, woraus eine südöstliche Strömung über Deutschland resultiert,
mit der feuchtkalte Kontinentalluft (T850 -1 bis 4 Grad) zu uns gelangt. In
dieser hat sich über weiten Teilen Deutschlands tiefhängender dichter Stratus
ausgebreitet. Aus ihr fällt entlang eines Streifens im Nordosten Deutschlands
vereinzelt etwas Schneegriesel oder Sprühregen mit nur geringen Mengen. Die
Niederschläge halten in der Nacht zum Donnerstag an, die Modelle zeigen
schwerpunktmäßig dann vom Erzgebirge bis zum Rothaargebirge und zum Harz
schwache Signale. Bei Temperaturen, die gebietsweise in den Frostbereich
absinken, können die Niederschläge, die aufgrund der T850 hPa teils im positiven
Bereich auch als Regen fallen, für Glätte sorgen, vor allem in den höheren Lagen
der zentralen Mittelgebirge ab etwa 400 m. Dabei reicht die einfache
Glättewarnung in den meisten Fällen wohl aus. Sollte es etwas mehr Niederschlag
geben - so zeigt C-D2 beispielsweise punktuell auch mal bis 1 mm in drei Stunden
an - muss gegebenenfalls die Warnstufe erhöht werden. In den meisten Regionen
Deutschlands bleibt es allerdings sowieso trocken. Auflockerungen sind jedoch
selten, gebietsweise bildet sich teils gefrierender Nebel mit Sichtweiten unter
150 m. Zudem ist an den Küsten der Gradient zwischen den Druckgebilden noch
erhöht, womit dort vor allem eingangs der Nacht noch einzelne starke Böen Bft 7
aus Südost auftreten.

Donnerstag ... weitet das Höhentief mithilfe eines Randtrogs seinen Einfluss bis
in den Südwesten Deutschlands aus. Damit schwächt sich dort die südöstliche
Strömung ein wenig ab, südlich der Trogachse werden durch Absinken
Wolkenauflockerungen begünstigt. Auf der anderen Seite ist in dem Randtrog kaum
dynamische Substanz (konfluenter Ausgang) vorhanden, sodass Hebungsimpulse
nördlich der Trogachse weitgehend ausbleiben und damit auch kaum neuen
Niederschläge zu erwarten sind. Zudem trocknet die alternde Luftmasse ein wenig
ab. So bleiben dann in weiten Teilen des Landes der dünne Stratus oder ganztägig
auch Nebel erhalten, die kaum noch Niederschlag produzieren. Die
Höchsttemperaturen liegen zwischen 1 und 4, im Südwesten bei 3 bis 7 Grad. Der
Wind aus Ost bis Südost weht schwach bis mäßig, an der Küste sind ganz
vereinzelte starke Böen Bft 7 (bis 55 km/h) vor allem anfangs noch gering
wahrscheinlich.

In der Nacht zum Freitag stößt der Randtrog über Süddeutschland noch ein wenig
nach Norden bis in die Mitte Deutschlands vor, ohne an dynamischer Kraft zu
gewinnen. Die Strömung dreht dabei bodennah auf Süd, in der Höhe zum Teil schon
auf Südwest. Im Südwesten des Landes sind damit weitere Auflockerungen denkbar.
Kommt es zu Auflockerungen, kann sich bei rasch bis in den leichten Frostbereich
absinkenden Temperaturen schnell wieder Nebel oder Hochnebel ausbilden. Nach
Nordosten hingegen dürfte der Stratus sowieso länger durchhalten, dort sinken
die Temperaturen bis nahe oder knapp unter den Gefrierpunkt. Nebel indes ist im
Nordosten nicht so häufig ein Thema, da die Abkühlung unter den Wolken meist
nicht für die Nebelbildung ausreicht. Ebenso spielt der Wind bei nur schwachem
Gradienten keine Rolle mehr.

Freitag ... schwenkt der Randtrog in den Norden Deutschlands, während von Süden
ein flacher Rücken nachfolgt. Die Auflockerungen breiten sich damit gemäß den
Modellvorhersagen bis in den Norden aus. Es bleiben jedoch - wie auch schon an
den Vortagen - einige Fragen offen, ob der Stratus sich tatsächlich auflöst,
kennt man doch die Probleme der Modelle bei Grenzschichtvorgängen. Niederschläge
stehen jedenfalls tagsüber nur selten auf der Agenda. Im Süden nimmt am
Nachmittag die Bewölkung auch schon wieder zu, da der flache Rücken von
kräftiger WLA überlaufen wird und ein neuer Randtrog eines Höhentiefs über der
Biskaya bereits in den Startlöchern steht. Bei den Temperaturen ändert sich
wenig, so werden in T850 hPa -1 bis 6 Grad erreicht, in zwei Metern 1 bis 8
Grad. Am Alpenrand sind mit leichter Föhnunterstützung örtlich 10 Grad möglich.
Föhnböen aus Südwest beschränken sich voraussichtlich auf die höchsten
Alpengipfel. Ansonsten weht meist nur schwacher, vereinzelt mäßiger Wind um Ost.


In der Nacht zum Samstag rückt dann der Randtrog des Höhentiefs über der Biskaya
in den Blickpunkt des Interesses. Dabei erreicht er zum Morgen mit seiner Achse
die Mitte Frankreichs. Mit vorderseitiger Hebung vor allem durch PVA, aber auch
durch die auf Deutschland übergreifenden WLA, kommt im Südwesten leichter Regen
auf. In höheren Lagen fällt Schnee, die Schneefallgrenze liegt bei etwa 800 m.
Weiter im Norden, Osten und Südosten des Landes ist von diesen Vorgängen noch
nichts zu merken. Dort bleibt die Grenzschichtproblematik mit Nebel, Hochnebel
und nur vereinzelten Auflockerungen im Vordergrund. Zudem ist leichter Frost bis
-3 Grad zu erwarten, während es im Südwesten unter Wolken außer in den Hochlagen
bei Tiefstwerten von 3 bis 0 Grad häufig frostfrei bleibt. Damit ist auch das
Thema Glätte eher nur eins für die Hochlagen. Der leichte Südwestföhn in den
Alpen hält noch an.

Samstag ... erreicht der Randtrog unter Ausbildung eines eigenen Drehzentrums
Benelux und bildet damit einen Dipol mit dem Höhentief über der Biskaya. Durch
das Vorankommen des neuen Höhentiefs bis nach Benelux werden die vorderseitigen
Hebungsprozesse und damit die Niederschläge in die Mitte des Landes geführt. Bei
den Mengen sind sich die Modelle relativ einig, dass in der Fläche 1 bis 5 mm
bis zum Abend fallen sollen, einzig ICON wagt sich in Staulagen auch mal mit 10
mm hervor. Eine Entspannung der Trockenheit ist damit allerdings auch nicht in
Sicht. Im Norden bleibt es dagegen sogar noch trocken bei weiterhin meist
dichter Stratusbewölkung und örtlich sich länger haltendem Nebel. Ganz im Süden
kann es nachmittags wieder auflockern. Der Südwestföhn in den Alpen bricht am
Nachmittag zusammen. Sonst weht meist nur schwacher Wind, im Norden aus Ost bis
Nordost, südlich des Regengebietes aus Südwest. Bei den Temperaturen ändert sich
weiterhin nicht viel: 2 bis 7 Grad. Nur im Südwesten dringt hinter dem Regen mit
südwestlicher Strömung etwas mildere Luft ein, wobei die Höchsttemperaturen dann
zwischen 4 und 11 Grad liegen. Entsprechend steigt auch die Schneefallgrenze,
die mit Beginn des Niederschlags bei rund 800 m zu finden ist, auf über 1000 m.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die anstehende Wetterlage sehr ähnlich. Auf die kleinen
Unterschiede bei den Niederschlägen am Samstag wurde im obigen Text bereits
eingegangen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler