DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-11-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.11.2018 um 10.30 UTC



Weiterhin mäßig kalt, nachts gebietsweise Frost. Ab dem Wochenende zeitweise
Niederschlag, vor allem im Bergland etwas Neuschnee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 26.11.2018


Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag reicht ein Höhenrücken vom
Mittelmeerraum über das östliche Mitteleuropa hinweg bis nach Nordeuropa. Dabei
befindet sich über Skandinavien ein abgeschlossenes Höhenhoch. Dadurch gestützt
wird eine Hochdruckzone, die etwa von Island über Südnorwegen bis nach Polen
reicht. Demgegenüber befindet sich über dem nahen Ostatlantik eine hochreichende
Zone tiefen Luftdrucks. Ausgehend von einem Höhentiefkomplex ist ein Randtrog
Richtung Deutschland gerichtet. Er schwenkt in der Nacht zum Freitag und am
Freitag allmählich nordwärts. In dessen Einflussbereich kommt es über
Deutschland vereinzelt zu leichten Niederschlägen, die bei 850 hPa Temperaturen
zwischen 2 und minus 3 Grad in höheren Lagen als Schnee fallen.
Mit Durchschwenken das Randtroges schwächt sich der Höhenrücken am Freitag etwas
ab bzw. spaltet sich auf, woraus zwei Hochschwerpunkte entstehen. Einer über dem
Europäischen Nordmeer und ein Weiterer über Osteuropa. Über Deutschland bleiben
nur geringe Luftdruckgegensätze erhalten.

Am Samstag schwenkt ein weiterer Trog von der Biskaya über Frankreich hinweg
nordostwärts, der dort eine flache Zyklogenese mit mehreren Tiefkernen
induziert. Eines der eingelagerten Tiefs zieht in der Nacht zum Samstag etwa vom
Raum Orleans nordwärts und erreicht Samstagabend die südwestliche Nordsee. Das
zugehörige Frontensystem greift zunächst auf den Westen und Süden Deutschlands
über und bringt dort gebietsweise Niederschläge.

Am Sonntag kommt der Höhentrog weiter ostwärts voran, sodass wir zunehmend in
dessen Einflussbereich gelangen. Das zugehörige Bodentief füllt sich etwas auf
und verbleibt mit seinem Kern etwa über dem Ärmelkanal. Seine Ausläufer
erreichen nun auch den Norden Deutschlands. Rückseitig gelangt kältere Luft nach
Deutschland, wobei die Temperatur in 850 hPa landesweit auf etwa minus 2 Grad
absinkt. Somit muss in höheren Lagen teils mit etwas Neuschnee gerechnet werden.


Am Montag verbleiben wir unter dem Höhentrog, der noch etwas weiter nach Osten
vorankommt. Das Bodentief zieht unter weiterer Abschwächung vom Ärmelkanal über
Belgien hinweg Richtung Südwestdeutschland. In Verbindung damit kommt es
gebietsweise zu weiteren, teils schauerartigen Niederschlägen. Insbesondere in
höheren Lagen fällt weiterhin geringfügig Schnee.

In der erweiterten Mittelfrist zieht der Höhentrog südostwärts ab. Nachfolgend
baut sich über Skandinavien erneut ein kräftiges Hoch auf, dessen Einfluss sich
allmählich Richtung Deutschland ausweitet.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Freitag kann die Konsistenz des EZMW-Modells für Mitteleuropa
als gut bezeichnet werden.

Ab dem Wochenende lässt die Konsistenz nach. Sicher scheint, dass der zyklonale
Einfluss zunimmt. Unsicher ist aber noch, wohin sich das Tief von Frankreich aus
über West- und Mitteleuropa verlagern wird. Während das Tief auf Basis des
gestrigen 12 UTC Laufs über Deutschland hinweg ostwärts ziehen sollte, zeigen
die jüngeren Läufe eher einen Kurs Richtung Norden. Somit ist hierzulande zwar
häufiger mit Niederschlägen zu rechnen, die genaue Verteilung ist aber noch
nicht vorhersagbar.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Erste Modellunterschiede gibt es bereits zu Beginn der Mittelfrist. Während EZMW
und GFS den Randtrog nach Norden abziehen lassen und sich so der Freitag
überwiegend trocken gestaltet, verbleibt dieser nach ICON zunächst über
Deutschland und sorgt gebietsweise für Niederschläge.
Im weiteren Verlauf ist zwar auch nach ICON die Höhenströmung über Mitteleuropa
leicht zyklonal geprägt, den beschriebenen Höhentrog, der sich von Frankreich zu
uns vorschiebt, hat ICON aber nicht im Programm. So ist auch im Bodendruckfeld
das entsprechende Tief nicht zu finden. GFS zeigt deutlich größere
Übereinstimmung mit EZMW. Während das Tief aber nach EZMW über Westeuropa
verbleibt, zieht es nach GFS über die südliche Nordsee hinweg Richtung Ostsee.
Entsprechend unsicher ist noch die Niederschlagsprognose im Mittelfristzeitraum.
Signifikante Mengen werden aber von keinem Modell angedeutet.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne für Offenbach zeigt bis einschließlich Samstag einen relativ
geringen Spread. Dabei steigt die Temperatur zunächst an, um schließlich
nachfolgend nach Passage des Tiefausläufers wieder abzusinken. In Bezug auf die
Temperaturabnahme nimmt der Spread zwar zu, die Mehrheit der Member gleicht aber
dem Verlauf des deterministischen Laufs. Aufkommende Niederschlagssignale ab dem
Wochenende bestätigen die zyklonal geprägte Witterung, allzu hohe Mengen sind
aber auch auf Basis des Ensembles nicht zu erwarten.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden sechs
Cluster, wobei sich für Mitteleuropa keine nennenswerten Unterschiede ergeben.
Für den weiteren Verlauf der Mittelfrist von Samstag bis Montag gibt es zwei
Cluster, die beide die EZMW-Lösung mit dem Höhentrog über Westeuropa stützen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Insbesondere in höheren Lagen kann es zwar zeitweise etwas schneien,
signifikante Mengen werden aber nicht erwartet.

Auch sonst sind bis zum Ende der Mittelfrist keine signifikanten
Wettererscheinungen zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
anfangs MOS-Mix, ab dem Wochenende MOS-EZMW, EZMW und EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger