DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-11-2018 08:01
SXEU31 DWAV 180800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 18.11.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNF z
An einigen Küstenabschnitten sowie im höheren Bergland zeitweise stürmische
Böen, exponiert auch Sturmböen bis Bft 9, auf dem Brocken am Dienstag darüber.
Sonst keine markanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland unter der Südflanke eines blockierenden Hochs mit
Schwerpunkt über der Norwegischen See. Das korrespondierende Bodenhoch hat sich
über Skandinavien etabliert. Zwischen diesem Hoch und tiefem Luftdruck über
Südwesteuropa wird mit einer östlichen bis nordöstlichen bodennahen Strömung
kontinentale gealterte Polarluft advehiert. Der deutlich ausgeprägte Gradient
sorgt für einen böigen Nordostwind, so dass unter Einberechnung der
Ageostrophie, die durch das antizyklonale Ausfließen bedingt ist, Im höheren
Bergland und später auch an der Ostseeküste Wind- und stürmische Böen und auf
exponierten Gipfeln Böen bis Sturmstärke auftreten. Zunächst ist dies nur im
Schwarzwald der Fall, im Tagesverlauf sollte dann auch in den Kammlagen der
anderen Mittelgebirge sowie an der Ostsee der Wind entsprechend auffrischen.
In die Südostflanke des blockierenden Hochs läuft ein Kurzwellentrog hinein.
Dieser lässt von der Ostsee her Bewölkung aufziehen, die zunächst nur bis etwa
800 hPa hinauf reicht. Bis zum Abend erreicht diese Bewölkung die nördlichen
Mittelgebirge und den Erzgebirgsraum, ohne dass nennenswerte Niederschläge
fallen. Im weitaus größten Teil Deutschlands sind längere sonnige Abschnitte zu
erwarten. Ein paar Hochnebelfelder können sich jedoch ganz im Süden sowie im
Thüringer Becken noch halten. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen mit 3 bis 9
Grad durchweg nur noch einstellige Werte. In den Hochlagen der östlichen
Mittelgebirge, aber auch in Gebieten mit zähem Hochnebel wird der Gefrierpunkt
kaum überschritten.
In der Nacht zum Montag wird das blockierende Hoch von Nordosten her durch einen
Kaltlufttropfen "unterwandert", der als umfangreiches Höhentief in Erscheinung
tritt. Dieses Höhentief erreicht bis Montagfrüh den Alpenraum. Mit diesem
Höhentief gehen deutschlandweit die Temperaturen im 850 hPa-Niveau auf Werte um
oder etwas unter -5 Grad zurück. Zudem dringt die tiefe Bewölkung mit der
niedertroposphärischen nordöstlichen Strömung auch in den Südwesten Deutschlands
vor. Vor allem in Ostseenähe, aber auch im östlichen und zentralen
Mittelgebirgsraum sowie an den Alpen kann es geringe Niederschläge geben, die
oberhalb von 200 bis 400 Metern meist als Schnee fallen. Dabei sollte es nur für
wenige (in Staulagen vielleicht bis 5) Zentimeter Schnee innerhalb von 12
Stunden reichen. In tieferen Lagen fällt ohnehin Regen.
Während es im Norden meist frostfrei bleibt, gibt es in der Mitte und im Süden
meist leichten Frost, wodurch Glättegefahr besteht.

Montag... erreicht der Kaltlufttropfen Mittelfrankreich, gefolgt von einem bis
nach Weißrussland und bis zu den Karpaten reichenden Trog. Das blockierende Hoch
ändert dagegen seine Lage kaum. Von Südfrankreich etwas nach Norden
ausgreifender Druckfall bewirkt über Mitteleuropa eine Gradientzunahme, was den
Ost- bis Nordostwind erneut auffrischen lässt. Im Westen, Südwesten und in
Teilen der Mitte können dann in freien Lagen Windböen auftreten. An einigen
Küstenabschnitten sowie im höheren Bergland ist mit stürmischen Böen, auf
exponierten Gipfeln auch mit einzelnen Sturmböen bis Bft 9 zu rechnen
Hebung, die an der Nordflanke des Kaltlufttropfens zum einen durch
Warmluftadvektion, zum anderen durch positive Vorticityadvektion bedingt ist,
sorgt weiterhin für geringe Niederschläge, die vor allem an den Küsten sowie in
den Mittelgebirgen zustande kommen. Die Schneefallgrenze liegt nach wie vor bei
200 bis 400 Metern, so dass nur in tieferen Lagen Regen fällt. Insgesamt bleiben
aber die zu erwartenden Niederschlagsmengen gering; selbst in Staulagen sind
mehr als 5 cm Schnee eher unwahrscheinlich.
Gegenüber den Vortagen macht sich die Sonne rar; ein paar Wolkenlücken sind am
ehesten ganz im Norden, im Westen sowie im Lee der Mittelgebirge vorstellbar.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 1 bis 5, im Norden und Westen bis 7 Grad.
Oberhalb von etwa 500 Metern herrscht leichter Dauerfrost.
In der Nacht zum Dienstag ändern sowohl das blockierende Hoch als auch der
Kaltlufttropfen über Frankreich ihre Lage kaum. Druckfall über Frankreich ist
als Indiz für die allmähliche Umwandlung des Kaltlufttropfens in einen
Kaltluftkörper zu sehen. An dessen Ostflanke greift Warmluftadvektion über die
Mitte Deutschlands hinweg nordwärts aus. Da aber leicht positive
Vorticityadvektion erfolgt, kann diese Warmluftadvektion ihre Wirksamkeit nicht
voll entfalten. Somit bleibt die Niederschlagstätigkeit gering und ist auf
wenige Zentimeter Schnee in den Staulagen der nördlichen, östlichen und zum Teil
auch der zentralen Mittelgebirge beschränkt. Da der Gradient kräftig bleibt,
dürfte der Wind wohl kaum schwächer werden.

Dienstag... vollendet sich die Umwandlung des Kaltlufttropfens, der im
Tagesverlauf die Bretagne erreicht, in einen Kaltluftkörper. An dessen Ostflanke
setzt sich über dem gesamten Vorhersagegebiet eine südliche bis südöstliche
Strömung durch, mit der zunächst in die südlichen und später auch in die
östlichen Teile Deutschlands oberhalb der Grundschicht wieder wärmere Luft
advehiert wird. Ein Kurzwellentrog, der um diesen Kaltluftkörper herumgeführt
wird, lässt die Niederschläge in der Kaltluft in einem breiten Streifen, der vom
Nordwesten Deutschlands in den östlichen Mittelgebirgsraum gerichtet ist, noch
einmal aufleben. Dabei kann es ein paar, in den Mittelgebirgen auch um 5 cm
Neuschnee geben. Während in tieferen Lagen der Schnee nicht liegen bleibt bzw.
rasch in die flüssige oder zumindest Mischphase übergeht, fällt oberhalb von
etwa 400 Metern noch meist Schnee.
An der Nordflanke des blockierenden Höhenhochs läuft ein Trog nach Südosten ab.
Das vorgelagerte Frontensystem greift auf Nordwestrussland über; kräftiger
Druckfall baut den östlichen Teil des wetterbestimmenden Hochs ab und drückt
das, was von diesem Hoch übrig blieb, nach Süden, so dass sich ein zur Ukraine
gerichteter Hochkeil ergibt. Als Ergebnis dieser Entwicklung bleibt der kräftige
Gradient bestehen, so dass sich an der oben beschriebenen Windsituation nicht
allzu viel ändert. Vielmehr kann im Nordwesten und in Teilen der Mitte der Wind
noch etwas zulegen, so dass in freien Lagen einzelne stürmische Böen und auf
exponierten Berggipfeln (Brocken) schwere Sturmböen nicht auszuschließen sind.
Südlich des genannten Streifens, aber auch in Vorpommern können die Wolken
auflockern; größere sonnige Abschnitte sind jedoch eher unwahrscheinlich.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 0 bis 4, an den Küsten sowie in Rheinnähe
bis 6 Grad. Oberhalb von etwa 400 bis 600 Metern herrscht weiterhin leichter
Dauerfrost.
In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich der Kaltluftkörper weiter westwärts,
wodurch sich mitteltroposphärisch dann wieder antizyklonaler Einfluss
durchsetzt. Dabei bleibt eine südöstliche Strömung bestehen, mit welcher die
mildere Luft weiter nach Norden vordringt. Hierdurch sollten die (geringen)
Niederschläge auch in höheren Lagen wieder in die flüssige Phase übergehen.
Ohnehin lässt sich kaum Hebung ausmachen, so dass die Niederschläge tendenziell
weiter nachlassen. Von Süden fächert zudem der Gradient auf, wodurch der Wind
allmählich schwächer wird. Dennoch können auf exponierten Berggipfeln stürmische
Böen weiterhin nicht ausgeschlossen werden. Der kräftigste Gradient verschiebt
sich dann nach Norddeutschland, wodurch es dort windig bleibt. Im küstennahen
Binnenland können Windböen auftreten. An der See sind stürmische Böen, in
exponierten Lagen an der Ostseeküste Böen bis Sturmstärke zu erwarten.
Der im Süden auffächernde Gradient bringt mit sich, dass Nebel dort wieder
wahrscheinlicher wird als in den Nächten zuvor. Da abgesehen von den küstennahen
Gebieten, dem Nordwesten Deutschlands und Teilen vom Rheinland meist wieder
leichter Frost zu erwarten ist, besteht Glättegefahr durch ggf. geringe
Niederschläge, in Nebelgebieten Süddeutschlands durch Reif.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ausmachen. Die oben beschriebene Entwicklung wird von probabilistischen
Verfahren gestützt. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang noch, dass die zu
erwartenden Neuschneemengen gegenüber weiter zurückliegenden Modellläufen
deutlich reduziert wurden, so dass sich kein Anlass für markante
Schneefallwarnungen ergibt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann