DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-11-2018 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 16.11.2018 um 10.30 UTC



Zunehmend winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 23.11.2018


Am Montag, zu Beginn der Mittelfrist befindet sich über Nordwesteuropa (Kern
etwa über den Shetlands) ein ausgeprägtes und hochreichendes Hoch. Von der
Karasee aus erstreckt sich dabei nach Italien ein lang gestreckter Trog. An
dessen Nordwestflanke fließen kalte Luftmassen mit 850 hPa Temperaturen zwischen
-5 bis -10 Grad nach Deutschland. Der Trog tropft über Süddeutschland bzw. über
dem Alpenraum ab, wobei sich ein Kaltlufttropfen bildet und im Laufe des Tages
über Süddeutschland von der Tschechei nach Frankreich zieht. Dabei kommt mit den
kalten Lufttemperaturen gleich auch Schneefall auf. Tagsüber erst mal in höheren
Lagen, in der Nacht zu Dienstag aber auch zunehmen bis in tiefe Lagen. Die
genaue Zugbahn des Katlufttropfen bzw. Höhentiefs ist aktuell noch unsicher.

Am Dienstag befindet sich der Kaltlufttropfen nach IFS über Frankreich, wobei an
der nun Südflanke des Hochs weiterhin Kaltluft mit 850 hPa zwischen -5 und -10
Grad nach Deutschland geführt werden. Leichte Schneefälle sind gebietsweise
weiterhin möglich. Tagsüber gehen die Niederschläge in den Niederungen aber in
Schneeregen oder Regen über.

Am Mittwoch bleibt die Konstellation Hoch Nordeuropa und Tief West- bzw.
Mitteleuropa bestehen. Zum Donnerstag hin verlagert das nun hochreichende Tief
nach Westeuropa bzw. zum Atlantik. Gleichzeitig ändert sich die Orientierung des
nordeuropäischen Hochs. Von der vorherigen eher zonalen Ausrichtung verändert es
sich am Donnerstag zu einer zunehmend meridionalen Ausrichtung und verlagert
sich in Richtung Polen. Dabei wird die Zufuhr weiterer Kaltluft aus Osten
abgeschnitten und die südwestliche Anströmung ausgehend von dem Tief über
Südwesteuropa (Atlantik) gewinnt mit etwas milderen (+3 bis -3 Grad in 850 hPa)
Temperaturen wieder die Oberhand.

Am Freitag befindet sich Deutschland quasi im Zentrum eines 4er Feldes, im
Norden und Süden Antizyklonen und im Westen und Osten Zyklonen. In der Höhe ist
zwar eine sehr schmale Tiefdruckrinne zu erkennen, wetterwirksam ist sie aber
nicht. Über Mitteleuropa stärkt sich nachfolgend der antizyklonale Einfluss.

In der erweiterten Mittelfrist soll der antizyklonale Einfluss über Mitteleuropa
bestehen bleiben, wobei an dessen Ostflanke sehr kalte Luft unter -10 Grad in
850 hPa bis nach Rumänien geführt wird. Über Deutschland soll sich aber "nur" +1
- +5 Grad in 850 hPa befinden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Gro simulieren die Vorläufe und auch der aktuelle IFS Lauf eine ähnlich
synoptische Situation nächste Woche. Es wird auch im aktuellen Lauf der
Kaltlufteinschub ab Montag aus Osten simuliert. Jedoch wird der Katlufttropfen,
der ab Montag über Deutschland liegen soll jeweils etwas anders simuliert. Es
wird kälter, jedoch ergeben sich je nach Position und Ausrichtung andere
Auswirkungen auf die Windentwicklung. Von lauen Lüftchen bis zu Sturmböen im
Küstenumfeld ist alles drin. Die Unsicherheiten beziehen sich allerdings eher
von der Mitte nach Norden hin. Im Süden sollte es eher windschwach sein.

Auch wenn keine Dauerregenlage ins Haus steht, könnte der Niederschlag
interessant werden, bzw. dessen Phase. Zeitweise sind bis in die Niederungen
leichte evtl. auch mäßige Schneefälle möglich. Die Unsicherheiten wo und in
welcher Intensität sind allerdings noch sehr hoch.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Kaltlufteinschub ab Montag und den möglichen Schneefall simulieren
eigentlich alle betrachteten Modelle, jedoch wird der Kaltlufttropfen bzw. das
Höhentief jeweils anders simuliert. IFS hat eine recht südliche Zugbahn, während
GFS und auch ICON etwas nördlicher orientiert sind. Je nach dem ist auch die
Gradientverschärfung in Richtung Norden mal mehr oder weniger stark ausgeprägt.

Insgesamt zeigen aber alle Modelle mal mehr oder weniger intensive Schneefälle
bis in die Niederungen. Wie genau dies vonstattengehen soll, unterliegt aber
noch großen Unsicherheiten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In dem Offenbacher Plum ist schön der "Temperaturabfall" am Montag zu erkennen.
Nachfolgend bleibt die Kaltluftzufuhr bis Donnerstag erhalten. Im Laufe des
Donnerstags jedoch öffnet sich der vorher recht enge Spread deutlich. Insgesamt
weisen nachfolgend aber fast alle Member ein leichte Erwärmung auf bis zu +5Grad
in 850 hPa auf.
Ein ähnliches Bild ist auch im Ensemble des GFS zu erkennen.

Im Zeitbereich 120 bis 168h gibt es in der Clusteranalyse des ECMWFs 6
verschiedene Cluster. Die ausgeprägte Antizyklone über Nordeuropa haben
eigentlich alle Cluster, jedoch gibt es größere Unterschiede wo die
Tröge/Höhentiefs sich befinden und orientiert sind.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Nach dem EFI ist die kommende Woche leicht zu kalt im Vergleich zum Klima.
Weiterhin gibt es Hinweise auf leichte bis mäßige Schneefälle, die zumindest
zeitweise auch bis in die Niederungen fallen können. In den Nächten kann es
lokal, gerade über Schnee auch zu mäßigen Frost kommen, auf den Mittelgebirgen
herrscht leichter Dauerfrost.

Generell gibt es aber keine Hinweise auf Dauerregen.
Mitte nächster Woche gibt es schwache Signale dass im Küstenumfeld auch mal
stürmische Böen oder gar Sturmböen auftreten können. Dies ist aktuell aber noch
sehr unsicher.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMF, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher