DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-11-2018 12:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 15.11.2018 um 10.30 UTC



Lage im Randbereich eines blockierenden Hochs über Nord- bzw. Nordosteuropa mit
Tageshöchstwerten knapp über null Grad in den tiefen Lagen. Dabei Schnee und
Schneeregen teils bis in die Niederungen. Im Bergland oberhalb 400 bis 500 m
meist Dauerfrost. Windig mit Sturmböen an einigen Küstenabschnitten sowie auf
den Bergen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 22.11.2018


Am Sonntag liegt Deutschland an der Südflanke eines hochreichenden,
blockierenden Hochs mit Schwerpunkt im Raum Südnorwegen. Am Boden dehnt sich das
Hoch bis nach Nordwestrussland aus. Zwischen diesem Hoch und tiefem Luftdruck
über Südwesteuropa wird mit einer kräftigen östlichen bis nordöstlichen
bodennahen Strömung bodennah zunächst trockene, aber langsam kältere Luft
advehiert. Bedingt durch den kräftigen Gradienten können auf exponierten
Berggipfeln sowie an einigen Abschnitten vor allem der Ostseeküste Sturmböen
auftreten.
Ab Montag zeiht von Osten her kommend ein markanter Kaltlufttropfen über
Süddeutschland hinweg nach Westen. Dies lässt die Temperaturen im 850 hPa-Niveau
flächendeckend auf -5 bis -8 Grad zurückgehen, so dass die Niederschläge, die
besonders in der Osthälfte Deutschlands auftreten, bis in tiefen Lagen zum Teil
in Schnee übergehen und im Bergland durchweg.

Am Dienstag setzt sich der Kaltlufttropfen über Frankreich fest (während sich
das Hoch über Nordeuropa nur wenig verändert) und die Niederschläge greifen zum
Teil auf den Westen über. Größere Niederschlagssummen sind eher
unwahrscheinlich, aber gut 5 cm Schnee können im Bergland zusammenkommen.

Am Mittwoch zieht das Höhentief von Nordostfrankreich nach Schottland und
rückseitig setzt sich in der Höhe eine Südströmung durch. Am Boden dreht die
Strömung geostrophisch auf Südost, da sich das Hoch mit einem Keil von
Skandinavien zum nördlichen Balkan ausdehnt. In 850 hPa steigt damit im Süden
die Temperatur auf positive Werte. Niedertroposphärisch dürfte sich aber bei dem
vorherrschend noch östlichen Wind nicht viel tun. Lediglich an den West- und
Nordwestseiten der Gebirge könnte es durch leichte Föhneffekte milder werden.
Am Donnerstag zieht das Höhentief weiter ins Seegebiet südlich von Island und
der ´einbeziehende´ atlantische Höhentrog schwenkt nach Spanien. Der
Hochschwerpunkt wandert dabei zur Ukraine. Sein stützender Höhenkeil bleibt über
Osteuropa und Skandinavien liegen, so dass sich an der blockierenden Lage nichts
ändert. Niedertroposphärisch ändert sich nichts am geostrophischen Südostwind.
Zwar steigt in 850 hPa die Temperatur noch etwas an, jedoch dürfte es am Boden
weiterhin recht kalt bleiben, allerdings meist ohne Dauerfrost in tiefen Lagen.
Lagen oberhalb von 400 bis 500 m bleiben tagsüber meist frostig. Die Gipfellagen
werden allerdings milder.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Dienstag gibt es nur geringe Unterschiede zwischen den gestrigen
Simulationen und dem heutigen Lauf vom EZMW.
Am Mittwoch zieht im neuen Lauf das mitteleuropäische Höhentief deutlich
schneller nach Großbritannien ab als im gestrigen 00-UTC-Lauf. Entsprechend
liegt die 850-hPa-Temperatur zum Tagesende um rund 4 bis 5 Grad höher und die
Niederschlagsmenge ist deutlich geringer als im alten Lauf.
Das gilt auch für den Donnerstag, an dem das Höhentief in einen westeuropäischen
Höhentrog aufgehen soll.
Im neuen Lauf resultiert eine glatte Südströmung in der Höhe, so dass praktisch
kein Niederschlag simuliert wird am Mittwoch. Im alten Modelllauf soll das
Höhentief abends über Südengland liegen, so dass anfangs in Nordwestdeutschland
noch Niederschlag fallen soll. Bei niedertroposphärisch östlicher bis
südöstlicher Strömung sollten allerdings die 2-Meter-Temperaturen ähnlich wie im
gestrigen Lauf sein (Erwärmung setzt sich nicht bis zum Boden durch.)
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Globalmodelle simulieren bis Dienstag eine ähnliche Entwicklung. Ab
Mittwoch ergeben sich besonders in der Lage des Höhentiefs (Kaltlufttropfens)
größere Differenzen: Bei GFS zieht es von Süddeutschland nach Norddeutschland
mit teils kräftigen Schneefällen bis in tiefe Lagen.
Das Höhentief, das sich nach GFS auch am Boden abbildet, zieht am Donnerstag zur
südwestlichen Nordsee und die 850-hPa-Temeperatur bleibt unter null Grad im
Gegensatz zum EZMW.

Bei GEM verbleibt das Höhentief im Alpenraum (und bei JMA über Bayern) und es
gibt auf der Nordseite (bzw. Nordwestseite) nur geringe WLA und entsprechend nur
örtlich leichten Schneefall.
Danach soll es sogar am Donnerstag noch im Alpenraum verbleiben und hierdurch
werden auch über den Donnerstag hinaus negative Temperaturen in 850 hPa
berechnet.

ICON nimmt eine Position ein, die zwischen GFS und EZMW liegt mit einer Lage des
hochreichenden Tiefs am Donnerstagmittag im Raum Irland und die Temperaturen in
850 hPa liegen ebenfalls im negativen Bereich zwischen -2 und -6 Grad.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse ergibt heute bis zum siebten Folgetag 6 Cluster, die sich
alle in der Lage des Höhentiefs/Kaltlufttropfens unterscheiden. Interessant ist,
der oper. Lauf in den eher unwahrscheinlichen 4. Cluster mit 6 Modell-Runs
eingruppiert. Wahrscheinlicher ist die Lage des Höhentiefs am Donnerstag über
Benelux/südwestliche Nordsee wie im ersten Cluster gezeigt mit 14 Modellläufen.
In diese Lage kann GFS und bedingt auch ICON eingeordnet werden und hier wäre
die Milderung in 850 hPa nur gering, da die Kaltluft von Westen her wieder nach
Deutschland gelangt (auf der Südseite des Tiefs). Entsprechend wäre die
Niederschlagsrate größer und Schnee wäre noch bis in tiefe Lagen möglich.
Auch der 3. Cluster mit 10 Modell-Runs zeigt ein Höhentief über Mitteleuropa, so
dass das oben beschriebene Szenario recht wahrscheinlich ist.
In der unteren Troposphäre herrscht aber eine östliche bis südöstliche
Windkomponente, so dass die bodennahen Temperaturen tagsüber in tiefen Lagen
meist leicht im Plusbereich liegen dürften (wie es häufig Mitte/Ende November
der Fall ist, wenn in Osteuropa noch nicht der harte Winter eingekehrt ist.)
Oberhalb 400 bis 500 m dürfte aber bei dieser Lage leichter Dauerfrost herrschen
mit häufig winterlichen Straßenverhältnissen.
Auch die EPS-Ergebnisse zeigen solche Tagestemperaturen in den tiefen Lagen ab
Dienstag (+1 bis +5 Grad).
In 850 hPa dagegen streut die 850-hPa-Temeperatur in der Rauchfahne von
Offenbach ab Mittwoch (meist zwischen -7 und +5 Grad), was mit der Höhentieflage
zu tun hat. Die höheren Temperaturen dürften sich aber bei dem Ostwind meist
nicht bis zum Boden hin durchsetzen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ab Sonntagabend ist die Wahrscheinlichkeit von stürmischen Böen und Sturmböen an
der See und auf den Bergen erhöht (CosmoLEPS/EZMW-EPS/ICON-EPS). Am Montag ist
in Staulagen der östlichen Mittelgebirge die Wahrscheinlichkeit von Neuschnee
über 10 cm erhöht (CsomoLEPS, innerhalb von 24 Stunden), ab Dienstag nach
EZMW-EPS (aber nur bis 4 Prozent). Am Mittwoch steigt die
Neuschneewahrscheinlichkeit (für mehr als 10 cm) im Osten teils bis 12 Prozent).

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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, oper. Modelle, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden