DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-11-2018 08:30
SXEU31 DWAV 130800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 13.11.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Aufbau BM
An der Nordsee sowie im Nordosten und Osten heute einzelne Gewitter mit
Windböen, vereinzelt stürmischen Böen. Zudem im Westen und Nordwesten einzelne
Windböen. Ab Mittwoch teils sonnig, teils neblig trüb, aber trocken.


Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines Kurzwellentroges
der von West nach Ost im Tagesverlauf über Deutschland hinwegwandert. Am Boden
lässt sich in der Analyse ein Randtief finden, dass mittlerweile zu Ostsee
gezogen ist. Seine Kaltfront liegt in SW-NO Erstreckung quer über Deutschland.
Angeschoben durch den Kurzwellentrog wird sich das daran gebundene
Niederschlagsgebiet nach zunächst nur schleppender Verlagerung im Laufe der
ersten Tageshälfte rascher südostwärts bewegen und den Südosten zum Mittag
erreichen. Zum Nachmittag regnet es dann nur noch südlich der Donau, wobei die
Niederschlagsintensität deutlich nachlässt. Postfrontal kommt es gebietsweise zu
Auflockerungen.

Der bereits angesprochene Trog führt Höhenkaltluft bis -28 Grad in 500 hPa mit
sich, sodass sich im Tagesverlauf über der Nordhälfte Schauer bilden sollen. Die
Troglinie lässt sich gut im Satelliten- und Radarbild als konvektiv verstärktes
Niederschlagsband erkennen, dass derzeit auf BeNeLux übergreift und nachfolgend
unter Abschwächung nach Deutschland vorankommen soll.

Das Potential für Gewitter ist mit dem Feuchtinput am höchsten im Umfeld der
Nordsee. Weiter nach Süden lässt sich anhand der spezifischen Feuchte eine
deutliche Abtrocknung feststellen und die Prognosesoundings zeigen die
Obergrenze von Konvektion zum Teil nur bei -10 Grad. Entsprechend ist die
Ausbildung von Gewittern weiter landeinwärts eher unwahrscheinlich.
Zum Nachmittag steigt dann über dem Osten und Nordosten das Gewitterpotential.
Das liegt daran, dass dort tagesgangbedingt der vertikale Temperaturunterschied
mit dem dort ankommenden Trog größer ist, als in den Vormittagsstunden weiter
westlich. Noch wichtiger ist allerdings wohl die Tatsache, dass die Feuchtwerte
im Osten noch besser sind, die Werte der spezifischen Feuchte liegen um 1 bis 2
g/kg höher, als stromaufwärts.

Mit den Gewittern sind vornehmlich Windböen zu erwarten, je weiter man nach
Norden kommt sind aber auch einzelne stürmische Böen denkbar (925 hPa Winde bis
35 kn).

Auch abseits der konvektiven Umlagerungen nimmt der Wind im Tagesverlauf über
dem Westen und Nordwesten zu, was vor allem an dem stärkeren
Luftdruckgegensätzen liegt. Davon betroffen sind vornehmlich das höhere
Bergland, aber auch die Leelagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge
(Südwestwind). Davon abgesehen sollten Windböen nur vereinzelt und zumeist in
Verbindung mit Schauern auftreten. Entlang der Nordsee sind vornehmlich an
exponierten Küstenabschnitten und auf den Inseln zeitweise stürmische Böen
möglich.

Zu guter Letzt wäre noch der Nebel zu erwähnen, der sich im Donautal und entlang
des Bodensees wohl ganztägig halten dürfte und bis etwa zum Mittag warnwürdig
ausfallen kann.

In der Nacht auf Mittwoch zieht der Kurzwellentrog ostwärts ab, sodass
Deutschland rückseitig in eine nordwestliche Höhenströmung gelangt, mit der
weiter maritime Polarluft einfließt. Gleichzeitig setzt in höheren Luftschichten
aber auch Warmluftadvektion ein. Dementsprechend ist mit Schauern nur noch
anfangs in Schleswig-Holstein zur rechnen, ehe später auch dort die
Schauertätigkeit rasch zum Erliegen kommt.

Über dem Süden und der Mitte kann sich gestützt durch den sich immer weiter
aufweichenden Gradienten und die bereits erwähnte WLA eine kräftige Inversion
aufbauen, dies lässt sich auch gut in den Prognosesoundings mit einem deutlichen
Trockeneinschub in den mittleren Atmosphärenschichten wiederfinden. Mit dem
vorhandenen Feuchtinput durch den vorangegangenen Regen ist verbreitet mit der
Ausbildung von dichten Nebelfeldern über der Mitte und dem Süden zu rechnen, die
zum Teil auch warnwürdig ausfallen. Letzteres gilt insbesondere für das
erweiterte Donautal.

Weiter nach Norden ist Nebel noch kein Thema, da sich zum einen noch stärkere
Bewölkung halten kann und andererseits der Bodengradient nördlich des Hochs noch
kräftig genug ist, dass der Wind noch nicht einschläft. Entlang der Küsten muss
noch mit Windböen gerechnet werden, auf den Nordseeinseln anfangs auch noch mit
stürmischen Böen.


Mittwoch... greift ein sich kräftigender Rücken mit seiner Vorderseite auf
Deutschland über und sorgt zusammen mit dem korrespondierenden Bodenhoch für
Absinken. Gleichzeitig herrscht im Norden auch noch etwas WLA. Der
Luftdruckgradient schwächt sich so sehr ab, dass Wind keine Rolle mehr spielt.
Entsprechend werden keine warnwürdigen Böen mehr erwartet.

Der fehlende Gradient führt aber auch dazu, dass es schwer wird, dass sich die
Nebel und Hochnebelfelder aus der Nacht am Tage auflösen. So ist zu erwarten,
dass es in einigen Regionen den ganzen Tag über grau bleibt. Davon ausgenommen
sind die Leelagen der Mittegebirge. Mit der südöstlichen Bodenströmung ist also
vornehmlich nördlich und nordwestlich der Mittelgebirge mit länger anhaltendem
Sonnenschein zu rechnen.

In Richtung Norden und Nordosten bleibt es ebenfalls häufig grau. Dies ist der
Tatsache geschuldet, dass aufgrund der Nähe zur Trogrückseite noch feuchte
Luftmassen aktiv sind (meist in mittleren Schichten). Niederschlag ist abgesehen
von Nebelnässen oder feinem Sprühregen unter Hochnebel, nicht zu erwarten.

In der Nacht auf Donnerstag breiten sich Nebel und Hochnebel über der Mitte und
dem Süden erneut aus, häufig ist dieser auch warnwürdig. In den nördlichen
Landesteilen kann sich mit dem nachlassenden Wind ebenfalls gebietsweise Nebel
bilden.

Da das Bodenhoch seinen Schwerpunkt nach Polen/Tschechien verlagert gelangt
Deutschland stärker an seine Westflanke. Damit nimmt der Gradient in den
westlichen und nordwestlichen Landesteilen etwas zu. Die damit prognostizierte
leichte Windzunahme verringert in diesen Regionen das Nebelpotential.

Die Minima sinken verbreitet in den unteren einstelligen Bereich mit der Option
von Bodenfrost (vorübergehendes Aufklaren vorausgesetzt). In Teilen Bayerns und
der östlichen Bundesländer ist bei längerem Aufklaren auch Luftfrost bis -3 Grad
zu erwarten.


Donnerstag... liegt der bis nach Südskandinavien ausgreifende Höhenkeil direkt
über Deutschland und hat dort auch ein eigenständiges Hochzentrum. Zusammen mit
einem Höhentief vor der Iberischen Halbinsel und einem weiteren beim Schwarzen
Meer, stellt sich eine stabile Omegalage ein. Dabei liegen höhenmilde Luftmassen
mit bis zu 11 Grad in 850 hPa über Deutschland. Mit dem Absinken verstärkt sich
die Inversion weiter. In den Prognosesoundings lässt sich diese mit einer
deutlich Abtrocknung bei etwa 900 hPa ausmachen.

Durch die Lage am Westrand des Bodenhochs bestehen allerdings in einigen
Regionen gute Chancen, dass sich Nebel und Hochnebel auflösen. Das gilt
insbesondere für den Westen und Nordwesten, dank der südöstlichen Anströmung.
Aber auch nordwestlich der östlichen Mittelgebirge gibt es längeren
Sonnenschein. In den Luvlagen sowie in den nebelanfälligen Flusstälern wird es
aber wohl wieder ganztags grau bleiben. Das betrifft im Speziellen die Donau,
den Ober- und Hochrhein sowie Teile von Rheinland-Pfalz und Südhessen.

Darüber hinaus verläuft der Tag unspektakulär mit 10 bis 14 Grad bei Sonne und
nur 5 bis 10 Grad im Dauergrau.

In der Nacht auf Freitag bleibt die Großwetterlage vom Tage erhalten. Dank der
Lage am Westrand des Hochs weht der Südostwind gebietsweise mäßig, sodass sich
Nebel und Hochnebelfelder nicht mehr so weit ausbreiten können. Betroffen von
tiefem Stratus und Sichtbehinderungen sind weiterhin die großen Flusstäler wie
Donau und Rhein sowie die Luvlagen, während es gleichzeitig in den Leeregionen
oft klar bleibt.

Dort wo der Himmel klar bleibt, geht die Temperatur in den leichten Frostbereich
zwischen 0 und -3 Grad zurück, sonst bleibt die Temperatur meist oberhalb der 0
Grad Grenze.

Modellvergleich und -einschätzung
Es herrscht Einigkeit im kurzfristigen Vorhersagebereich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer