DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-11-2018 09:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 11.11.2018 um 10.30 UTC



Blockade ohne Ende; ruhiges, zu Nebel/Hochnebel neigendes und trockenes
Hochdruckwetter. Nach dem kommenden Wochenende von Osten her kälter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 18.11.2018


Die aktuell stattfindende unbeständige Witterungsperiode mit zeitweiligen (und
viel zu wenigen) Niederschlägen ist bereits zu Beginn der Mittefrist, am
kommenden Mittwoch, wieder Vergangenheit.
Nach Abzug des Höhentroges, der zu Wochenbeginn tatsächlich doch für etwas für
etwas Abwechslung in der Wetterküche sorgt und sich Mittwochfrüh bereits über
dem Baltikum befindet, folgt ein umfangreicher Höhenrücken, der sich nordwärts
aufwölbt und dessen Achse sich in der Nacht zum Donnerstag bereits vom
westlichen/zentralen Mittelmeerraum über Mitteleuropa bis zur Norwegischen See
bzw. am Donnerstag nach Skandinavien erstreckt.
Flankiert wird dieser von tiefem Geopotenzial über dem nahen (oder doch schon
etwas ferneren) Ostatlantik und über Osteuropa - ein Muster, das sich als
außerordentlich stabil erweist und im Fachjargon wegen der Ähnlichkeit zum
griechischen Buchstaben als "Omega-Lage" bezeichnet wird.
Auch im Bodenfeld kann sich am Mittwoch ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa
etablieren, das seinen Schwerpunkt bis Donnerstagmittag allmählich vom mittleren
Deutschland nach Polen verlagert und in Form einer Brücke Verbindung mit dem
kräftigen Russlandhoch aufnimmt.
An der Nordflanke des Hochs gelegen werden der äußerste Norden und Nordosten des
Vorhersagegebietes in der Nacht zum und am Donnerstag von
der Warmfront eines nach Island ziehenden Tiefs gestreift, diese macht sich aber
hauptsächlich durch dichte Wolkenfelder bemerkbar, aus denen höchstens
gebietsweise etwas Nieselregen fällt.
Ansonsten dominiert im ganzen Land sowohl am Mittwoch als auch am Donnerstag
ruhiges Hochdruckwetter, wobei die Neigung zu Nebel/Hochnebel vor allem in den
großen Flusstälern Süddeutschlands allmählich zunimmt, nicht zuletzt auch
aufgrund der Tatsache, dass von Südwesten her niedertroposphärisch milde bis
sehr milde Luft advehiert wird (T850 hPa am Donnerstag, 12 UTC um 10 Grad)
wodurch sich die Inversion oberhalb der Grundschicht verstärkt.
Im Laufe des Freitags und am Samstag kommt es im Zuge einer Orkantiefentwicklung
östlich von Neufundland zu einer markanten Austrogung über dem mittleren
Nordatlantik, dabei verschiebt sich der Schwerpunkt hohen Geopotenzials bis
Samstag, 12 UTC wieder ein wenig nach Westen. Insgesamt wölbt sich der Rücken
noch weiter nach Norden auf und über der Nordsee etabliert sich ein
eigenständiges imposantes Höhenhoch (584 gpdam-Isohypse).
Auch im Bodenfeld beginnt der Druck ab Freitag über Mitteleuropa zu steigen, bis
Samstag hat sich ein eigenständiges Bodenhoch mit knapp 1040 hPa über
Südnorwegen aufgebaut. An dessen Ostflanke stellt sich über dem Nordwesten
Russlands eine kräftige und hochreichende Nordströmung ein, mit der über
Osteuropa eine rege Tiefdrucktätigkeit in Gang kommt, die in der erweiterten
Mittelfrist eventuell auch für unser Wetter von Bedeutung sein könnte.
Bis Samstag bleibt es erst einmal bei der Advektion niedertroposphärisch milder
Luftmassen, somit ändert sich - bis auf eine weitere Zunahme der Nebelneigung
und einem damit einhergehenden leichten Temperaturrückgang im Vorhersagegebiet
kaum etwas.
Am Sonntag und Montag ändert sich am Höhenrücken bzw. Höhenhoch nur wenig,
während sich das korrespondierende Bodenhoch über Südskandinavien noch etwas
verstärkt. Bis Montag, 00 UTC topft der Trog über Osteuropa über der Ukraine ab,
nördlich davon kann sich das Bodenhoch nach Osten, Richtung Nordwestrussland,
ausweiten, so dass die Strömung niedertroposphärisch zunächst über Osteuropa,
bis Montag aber auch zunehmend über Mitteleuropa auf Ost dreht. Vor allem über
dem Osten des Vorhersagegebietes macht sich am Sonntag wohl bereits die
Advektion etwas kälterer Festlandsluft von Osten her bemerkbar, die Temperatur
in 850 hPa sinkt bis Montag, 00 UTC auf Werte zwischen 0 Grad an der Neiße und 8
Grad an der Mosel.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Lauf des IFS erweist sich als sehr konsistent zu seinen beiden
Vorgängern. Bis einschließlich Samstag gibt es so gut wie keine Unterschiede,
lediglich der Schwerpunkt hohen Geopotenzials wurde vom gestrigen 00 UTC-Lauf
etwas weiter südlicher (nämlich über Deutschland, statt über der Nordsee)
simuliert als vom aktuellen bzw. gestrigen 12 UTC-Lauf.
Ab Sonntag und zu Beginn übernächster Woche ergeben sich dann kleinere
Differenzen, die Advektion kälterer Luftmassen von Osten her betreffend, die
aber kaum prognoserelevant sein dürften. Der gestrige 12 UTC-Lauf hatte die
progressivste Variante auf der Karte (Montag, 00 UTC: -4 Grad an der Neiße und
+7 Grad an der Mosel in 850 hPa), der 00 UTC-Lauf simulierte einen etwas
schärferen Gradienten der 850 hPa-Temperatur (-3 Grad an Oder und Neiße, +10
Grad an der Mosel).
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Prognosen aller vorliegenden Globalmodelle stützen im gesamten
Mittelfristzeitraum im Großen und Ganzen die Prognose des IFS. Kleinere
Unterschiede sind erst zum Ende hin auszumachen. Ähnlich wie der gestrige 00
UTC-Lauf des IFS simulieren ICON und GEM den Schwerpunkt hohen Geopotenzials
etwas weiter südlicher als IFS und GFS, was aber kaum Auswirkungen auf die
Wetterentwicklung im Vorhersagegebiet hat.
Den Vorstoß kühlerer Festlandsluft von Osten her zu Beginn der erweiterten
Mittelfrist zeigen ebenfalls mehr oder weniger alle Modelle (ICON nur bis 180 h
vorhanden), allerdings erweist sich das IFS als etwas progressiver als GFS und
GEM, vor allem ab Montag.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden verteilen sich die 49 Ensemblemitglieder, Haupt-
und Kontrolllauf auf drei Cluster, die sich hinsichtlich der Wetterentwicklung
über dem Vorhersagegebiet so gut wie gar nicht unterscheiden (allerhöchstens
noch, die Wetterwirksamkeit der Warmfront am Mittwoch im Nordosten betreffend,
aber die Unterschiede sind noch prognoserelevant, geht es doch eigentlich nur
darum, ob es dort keinen Regen oder 0,5 mm gibt).
Auch im Zeitraum 120 bis 168 Stunden zeigen alle 5 Cluster ein ausgeprägtes
Blocking-Muster über Mittel- und Nordeuropa. Die Unterschiede beschränken sich
auf kleine Tröge oder Höhentiefs über Nordost- und Osteuropa, die für
Mitteleuropa aber nicht wirklich prognoserelevant sind.
In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) ändert sich an der Blockade
nur wenig. 3 Cluster (Nr. 1, 2 und 4) zeigen eine Art "High over Low"-Muster mit
dem Schwerpunkt hohen Geopotenzials eher über Nordwest- und Nordeuropa und reger
Tiefdrucktätigkeit über dem Baltikum bzw. Norditalien (vor allem Cluster 2 wohl
mit Niederschlägen - vielleicht als Schnee - auch bis nach Süddeutschland
reichend), woraus bodennah eine recht kalte Ostströmung resultieren würde.
Cluster 3 (worin sich auch der Hauptlauf befindet) legt den Schwerpunkt hohen
Geopotenzials eher etwas weiter südlich, über Mittel- bis Westeuropa, wobei zwar
von Osten her zunächst ebenfalls kältere Luft advehiert wird, diese aber zur
Ruhe kommt und es auch im Süden weiterhin komplett trocken bleibt. Eine ähnliche
Variante zeigt der Hauptlauf des GFS.
Die Rauchfahnen bestätigen den Trend und zeigen ab Sonntag - mit nur wenigen
Ausreißern nach oben, zu denen vor allem im Westen Deutschlands noch bis Montag,
danach nicht mehr, auch der Hauptlauf gehört - einen deutlichen Rückgang der
Temperatur in 850 hPa, viele Läufe bewegen sich ab Dienstag über der Mitte
Deutschlands sogar zwischen -5 und -10 Grad.
Niederschlagssignale tauchen im gesamten Zeitraum nur sporadisch auf, am ehesten
zu Beginn übernächster Woche. Der Hauptlauf lässt es im Großteil des Landes
komplett trocken.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bei beständigem Hochdruckeinfluss sind im gesamten Mittelfristzeitraum keine
signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten. Die Temperaturen pendeln sich
zwar auf ein für die Jahreszeit etwas zu hohes Niveau ein, allerdings ohne, dass
außergewöhnlich hohe Werte erreicht werden, somit zeigt auch EFI keine
entsprechenden Signale dafür.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOXMIX, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff