DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-11-2018 08:01
SXEU31 DWAV 110800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 11.11.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW z
In höheren Berglagen und an der Nordsee zeitweise stürmische Böen, exponiert
Sturmböen nicht auszuschließen. Heute im Nordwesten und Westen und am Montag mit
Kaltfrontpassage einzelne kurze Gewitter nicht ganz auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland unter einer zyklonalen Südwestströmung, die sich
zwischen einem Zentraltief über dem mittleren Nordatlantik und einem
blockierenden Hoch über Westrussland ergibt. An der Vorderseite dieses
Zentraltiefs werden kurzwellige Keil-Trog-Strukturen nach Nordosten gesteuert.
Einer dieser Tröge überquert heute Deutschland. Vorderseitig wird labil
geschichtete Luft eingesteuert, die aus dem westlichen Mittelmeerraum
herangeführt wird. Die von Südwesten und Westen übergreifenden Niederschläge
sind somit konvektiv durchsetzt, einzelne eingelagerte Gewitter können nicht
ausgeschlossen werden. Die Schichtung ist hinreichend labil, die Scherung
(sowohl niedertroposphärisch als auch hochreichend) gut ausgeprägt, etwas CAPE
wird auch generiert. Was fehlt, ist markante Hebung. Der Kurzwellentrog, der
nach Nordosten gesteuert wird, ist relativ "breit", so dass sich keine
ausgeprägten Antriebe diagnostizieren lassen. Somit sind organisiertere
Strukturen hochreichender Konvektion eher unwahrscheinlich.
Mit der noch etwas zunehmenden südwestlichen Strömung kommen in den westlichen
Mittelgebirgen Wind- und in exponierten Lagen stürmische Böen auf. Auch auf
Nordseeinseln können Windböen nicht ausgeschlossen werden.
Nach Osten und Südosten hin ist dieser Kurzwellentrog kaum wetterwirksam.
Geringe Niederschläge in der Größenordnung von 1 bis 3 mm innerhalb von 12
Stunden greifen auf den Nordosten und den östlichen Mittelgebirgsraum über,
wogegen im Lee der Mittelgebirge durchaus größere Wolkenlücken und in Alpennähe
auch längere sonnige Abschnitte vorstellbar sind. Die Tageshöchsttemperaturen
erreichen 11 bis 16, im Südwesten in tieferen Lagen mit Hilfe der Sonne bis 19
Grad. Im östlichen Bergland und bei zähem Nebel im Süden sind kaum mehr als 9
Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Montag nähert sich der von dem o.g. Zentraltief ausgehende
Haupttrog der Iberischen Halbinsel. Stromab steilt die Strömung über
Mitteleuropa etwas auf und wird zudem leicht antizyklonal deformiert, was auf
die kräftige Warmluftadvektion und den heraus resultierenden Geopotentialgewinn
zurückzuführen ist. In diese steiler werdende Südwestströmung wird eine offene
Welle eingesteuert. Deren Warmfront legt sich schleifend über Deutschland und
führt in einem breiten Streifen vom westlichen Mittelgebirgsraum bis nach
Nordostdeutschland zu zeitweisen Niederschlägen. In Staulagen können durchaus
mehr als 10, punktuell auch bis 20 mm innerhalb von 12 Stunden zusammenkommen.
In den Süden und Südosten gelangt dann feuchte Warmluft, so dass sich, sobald es
aufklart, relativ rasch dichter Nebel bildet. Der Nordosten verbleibt dagegen im
Einflussbereich von nicht ganz so milder Meeresluft.
Bedingt durch die etwas zunehmende Antizyklonalität wird der Gradient etwas
auseinandergezogen, so dass dann Wind- und exponiert vielleicht auch stürmische
Böen auf exponierte Berggipfel beschränkt bleiben dürften.

Montag... kommt der Haupttrog nur noch wenig nach Osten voran und weitet sich
dabei bis zum westlichen Atlasgebirge aus. Die o.g. Welle wird nord-nordostwärts
gesteuert, so dass deren Scheitel den äußersten Nordwesten Deutschlands
überquert und bis zum Abend das nördliche Schleswig-Holstein erreicht. Im
Bereich des Warmsektors dieser Welle erfolgt eine erneute Gradientverschärfung,
so dass im westlichen Bergland Wind- und exponiert einzelne stürmische Böen
wieder wahrscheinlicher werden. Auf exponierten Berggipfeln sind Sturmböen nicht
auszuschließen. Zudem wird auch wieder labil geschichtete Luft aus dem
westlichen Mittelmeerraum eingesteuert. Da aber die Strömung relativ "glatt"
ist, dürfte die Hebung zur Freisetzung der Labilität ausbleiben, so dass in den
Niederschlag eingelagerte Gewitter weniger wahrscheinlich sind als heute.
Der meiste Niederschlag wird dabei in einem breiten Streifen fallen, der vom
westlichen Mittelgebirgsraum bis zur Küste reicht. In diesen Gebieten sind
erneut einige bis etwa 10, in Staulagen auch mehr als 10 mm innerhalb von 12
Stunden zu erwarten. Wie weit diese Niederschläge nach Süden ausgreifen, ist
noch unsicher. Im Süden und Südosten sind dagegen Auflockerungen, im Lee der
östlichen Mittelgebirge und in Alpennähe auch längere sonnige Abschnitte zu
erwarten. In diesem Gebieten kann es zudem leicht föhnig werden, aber für
warnrelevante Böen sollte es dort nur in exponierten Lagen reichen.
Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 15 und 20 Grad (bei leichtem Föhn) wird es
für die Jahreszeit außergewöhnlich mild. Im Norden und Nordwesten, d.h. unter
mehrschichtiger Bewölkung, bewegen sich die Temperaturen zwischen 11 und 15
Grad.
In der Nacht zum Dienstag tropft der Trog über dem Atlasgebirge aus, der
verbleibende Resttrog greift auf Ostfrankreich über. Die diesem Trog
vorgelagerte Kaltfront dringt dann schleifend bis in die Mitte Deutschlands vor.
Im Frontbereich können in exponierten Berglagen noch einmal Wind- und stürmische
Böen und anfangs mit geringer Wahrscheinlichkeit auch kurze Gewitter auftreten.
Ansonsten sollte der Wind nicht warnrelevant sein. Kaltluftadvektion, die bis in
den Präfrontalen Bereich ausgreift, unterbindet in der zweiten Nachthälfte
jegliche konvektive Aktivitäten, so dass sich die Wetterwirksamkeit dieser Front
auf zeitweise Niederschläge (in den westlichen Mittelgebirgen in Staulagen
immerhin bis etwa 20 mm) beschränkt ist. Der Südosten verbleibt noch im
Einflussbereich der Subtropikluft, so dass sich dort erneut (sollte es
aufklaren) dichter Nebel bilden kann.

Dienstag... überquert der (von Kaltluftadvektion überlaufende) Resttrog das
Vorhersagegebiet, wodurch die Niederschläge an der schleifenden Kaltfront weiter
nach Osten und Süden gedrückt werden. Eine Überschreitung warnrelevanter
Schwellenwerte ist nach wie vor nicht in Sicht; vielmehr deutet sich eine
Abschwächung des Niederschlagsgeschehens an. Nachfolgend setzt von der Nordsee
her rasch Warmluftadvektion ein, so dass zumindest im Nordwesten und Norden
größere Auflockerungen eher unwahrscheinlich sind.
Mit der Passage des Troges, der sich auch im Bodendruckfeld abbildet, frischt im
Nordwesten und Westen der Wind auf, so dass verbreitet Windböen und im Bergland
sowie an der Nordsee stürmische Böen zu erwarten sind. In exponierten Küsten-
und Berglagen sind einzelne Sturmböen nicht auszuschließen. Zudem kann es im
Trogbereich in Nordseenähe einzelne kurze Gewitter geben.
Wolkenlücken sind auf der Rückseite der Kaltfront vor allem im Lee der
Mittelgebirge und präfrontal an den Alpen am wahrscheinlichsten, was auch auf
die Durchmischung im Trogbereich zurückzuführen ist. Ansonsten dominiert
mehrschichtige Bewölkung.
Die Temperaturen gehen gegenüber dem Vortag zurück, so dass Maxima zwischen 9
und 14, in Alpennähe vielleicht bis 16 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Mittwoch gelangt Deutschland zusehends unter einen breiten
Höhenrücken, der sich, gestützt durch relativ weit nordwärts ausgreifende
Warmluftadvektion, bis nach Südskandinavien ausweitet. Unter diesem Rücken
entwickelt sich ein Bodenhoch, dessen Schwerpunkt sich über Süddeutschland
etabliert. In dessen Bereich stellt sich erneut eine schwachgradientige Lage
ein, so dass sich verbreitet Nebel oder Hochnebel bildet. Hiervon bleibt der
Norden und zumeist auch die Mitte noch größtenteils verschont. Zum einen hält
sich dort mehrschichtige Bewölkung, die aus Warmluftadvektion resultiert, zum
anderen bleibt noch ein leichter Gradient bestehen, der zwar für warnrelevante
Böen nicht hinreichend ist, aber die Bildung von Nebel unterbinden sollte.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Auch die Welle, die am Montag den Nordwesten Deutschlands überquert,
wird ähnlich simuliert. Unsicherheiten bestehen jedoch in der Frage, wie weit
die Niederschläge an der Warmfront dieser Welle südwärts ausgreifen. Neben ICON
und COSMO-D2 zeigt auch GFS ein eher weiter südliches Ausgreifen, wogegen die
anderen Modelle die Niederschläge eher etwas nach Norden versetzt erwarten.
Eine Überschreitung warnrelevanter Schwellenwerte in Bezug auf Dauerregen hat
jedoch keines der Modelle im Programm.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann