DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-11-2018 09:30
SXEU31 DWAV 100800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.11.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: SWz
In der Nordwesthälfte zeitweise Regen und windig, auch einzelne Gewitter
möglich. Im Südosten ruhig mit abnehmender Nebelneigung. Sehr mild.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Am Samstag... liegt Deutschland auf der Vorderseite eines umfangreichen
ostatlantischen Troges, während sich ein Rücken vom Balkan über Osteuropa bis
nach Finnland und Karelien erstreckt. Dieser stützt ein kräftiges und
umfangreiches Hoch mit Schwerpunkt über dem Norden Russlands. Die gesamte
Westhälfte Europas liegt dagegen im Einflussbereich eines Zentraltiefs mit Kern
nordwestlich Schottlands. Dabei ist Deutschland im Bereich eines südwestlichen
Höhen- und bodennahen Strömung zu finden, welche vor allem nach Nordwesten zu
einen stärkeren Gradienten aufweist. Im Tagesverlauf weitet sich der Trog noch
etwas nach Osten aus, so dass der etwas stärkere Gradient in den meisten
Landesteilen (abgesehen vom Südosten) zu spüren sein wird. Der Wind weht dann
meist mäßig aus Südost bis Süd, im westlichen Bergland und an der Nordsee auch
frisch mit steifen Böen. Stürmische Böen kann es in exponierten Lagen des
westlichen Berglandes, Sturmböen zum Abend hin auf den Alpengipfeln geben. An
den Alpen ist es zudem leicht föhnig. Etwas stärker ist der Wind wie so oft auf
dem Brocken, dort hat MOS schwere Sturmböen im Angebot. Im Laufe des Tages
erreicht das okkludierte Frontensystem des Zentraltiefs Deutschland von
Nordwesten her und bringt dem Westen und Nordwesten des Landes leichte
Regenfälle. Während vor der Front noch sehr milde Luft aus Süden ins Land
geführt wird, setzt sich rückseitig etwas kühlere, aber immer noch recht milde
atlantische Meeresluft durch. In der Osthälfte des Landes bekommen die derzeit
vor allem über Bayern liegenden Nebel- und Hochnebelfelder im Tagesverlauf
Lücken, werden sich aber wahrscheinlich in einigen Niederungen Nordbayerns und
im Donauraum nicht ganz auflösen. Dort muss man mit Höchstwerten um 10 Grad
Vorlieb nehmen, ansonsten allgemein mit 11 bis 16 Grad, wobei es auch in den
Regengebieten im Westen nicht kühler wird, da dort die Durchmischung durch den
Wind etwas besser ist. Noch milder kann es im Lee einiger Bergländer werden.

In der Nacht zum Sonntag greift von Südwesten her ein Kurzwellentrog auf
Deutschland über. Somit verstärkt sich in der zweiten Nachthälfte der Regen von
Südwesten her etwas. Die ohnehin nur schwer auszumachende Front (wie so oft bei
Südlagen) kommt noch ein wenig nach Osten voran und dürfte bis zum Morgen in
etwa eine Position von Mecklenburg bis zum Hochrhein einnehmen. An ihr kann es
generell etwas regnen, auch schon vor Übergreifen des Troges. Auf der Rückseite
der Front wird im Trogbereich die Luftmasse labilisiert, so dass es in
Verbindung mit weiterer Hebung im Westen des Landes zu Schauern kommt, wobei
ICON sogar Gewittersymbole im Angebot hat (GFS nicht), was aber eher
unwahrscheinlich ist und wenn überhaupt werden wohl vereinzelte Blitze
auftreten. Im Südosten und Osten ziehen zeitweise Wolkenfelder über den Himmel,
es bleibt aber niederschlagsfrei. Im Südosten, wo es weiter schwachwindig ist,
können sich Nebel und Hochnebel wieder etwas ausbreiten. Im übrigen Land weht
der Wind weiter teils mäßig aus Südost, wobei er sowohl an der Nordsee als auch
im westlichen Bergland etwas nachlässt, so dass dort keine Warnungen mehr
erforderlich sind. Dort sind nur noch in sehr exponierten Lagen einzelne steife
Böen zu erwarten. Im höheren Bergland gibt es dagegen kaum Änderung beim Wind.
Das Temperaturniveau ist im Westen des Landes mit Werten um 10 Grad weiter sehr
mild, aber auch im teils klaren Osten und Südosten bleibt es frostfrei.

Am Sonntag... schwenkt der Kurzwellentrog über die Mitte und den Norden
Deutschlands hinweg nordostwärts. Auf seiner Rückseite stellt sich eine recht
stramme südwestliche Höhenströmung ein. Mit dem Trog kommt auch die Front im
Norden deutlich nach Osten voran und legt sich im Tagesverlauf weitgehend
Strömungsparallel über die Mitte Deutschlands, wobei die genaue Lage aufgrund
schwacher thermischer Gegensätze nur schwer zu lokalisieren ist. Allerdings
treten in ihrem Umfeld und auch auf ihrer Rückseite wiederholt Regenfälle auf,
auf der Rückseite aufgrund leichter Labilität schauerartig. Mitunter sind auch
wieder einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen, dann wären aufgrund einer recht
kräftigen Höhenströmung auch stürmische Böen im Flachland zu erwarten. Zum
Nachmittag und Abend zeichnet sich im Südwesten stärkere Hebung an, wohl durch
WLA und PVA bedingt. Dann könnte es im Bereich der Front auch zu mäßigen
Regenfällen kommen, bei schauerartigen Verstärkungen oder Gewittern wären
kleinräumig auch bis 20 l/qm vorstellbar, Warnungen erscheinen aber eher
unwahrscheinlich. Der Wind nimmt auf den Alpengipfeln eher wieder etwas ab und
ist dort kaum noch warnwürdig, auf dem Brocken dagegen kommt es weiterhin zu
Sturmböen und schweren Sturmböen aus Südwest. Ansonsten frischt der Südwestwind
im Westen mitunter wieder vorübergehend böig auf, so dass es dort wieder zu
steifen Böen kommen kann. In exponierten Lagen einiger Bergländer sind wieder
stürmische Böen zu erwarten. Ruhig bleibt es dagegen im Südosten, dort ist nicht
nur der dort südöstliche Wind schwächer, es setzt sich auf der warmen Seite der
Front auch im Tagesverlauf vielfach die Sonne durch, Nebel oder Hochnebel
dürften sich kaum noch halten können. Vor allem im Südwesten werden dabei
Höchstwerte von 17 bis 20 Grad angedeutet, im übrigen Land sind es ebenso sehr
milde 12 bis 17 Grad.

In der Nacht zum Montag stößt ein Trog westlich der Iberischen Halbinsel
südwärts vor. Zum Ausgleich wölbt sich über uns in der Südwestströmung ein
flacher Rücken auf. Vorderseitig dieses Rücken schwenkt noch ein flacher Trog
über die Mitte und den Nordosten Deutschlands hinweg und bringt dort weiterhin
gebietsweise verstärkten Regen, teils schauerartig, aber mit nachlassender
Gewitterneigung. Auf der Vorderseite des Langwellentroges bildet sich über der
Biskaya eine Welle, die nach Frankreich zieht. Auf der Vorderseiet derselben
kommt es ausgangs der Nacht im Westen Deutschlands zu starker WLA und bei
deutlicher Stabilisierung zu einsetzendem stratiformen Regen. Ruhig mit
durchziehenden Wolkenfeldern bleibt es einmal wieder im Südosten Deutschlands,
wobei sich dort nur vereinzelt Nebelfelder bilden sollten. Der Wind weht meist
schwach aus Ost, im übrigen Land mit abschwächender Tendenz aus Südwest. Auf dem
Brocken nimmt der Wind in der zweiten Nachthälfte allmählich etwas ab. Erneut
bleibt es mit Tiefstwerten um 10 Grad im Nordwesten und immer noch deutlich über
0 Grad im klaren Südosten mild.


Am Montag... soll sich die o.e. Welle über Benelux zu einem flachen Tief
entwickeln, das mit der weiter anhaltenden südwestlichen Höhenströmung über die
Nordwesthälfte Deutschlands gesteuert wird. Am Abend soll sie schon Dänemark
erreichen. Mit dem Tief sind über der Nordwesthälfte leichte bis mäßige
Regenfälle zu erwarten, ohne dass dort irgendwelche Warnschwellen überschritten
werden sollen. Nachfolgend zeichnet sich die Kaltfront wieder deutlich ab und
soll recht markant ausgeprägt ab dem Spätnachmittag von Nordwesten her
südostwärts vordringen. Dabei ist auch etwas Labilität im Spiel und
hochreichende Geschwindigkeitsscherung legt die Entstehung einer Schauerlinie
nahe, vielleicht sogar einer Gewitterlinie am Abend im Südwesten. Dann müsste
dort auch mit Sturmböen gerechnet werden. Ansonsten dreht der Wind im
Tagesverlauf zunächst allgemein auf Süd oder Südost zurück (außer ganz im
Nordwesten auf der Nordwestflanke des Tiefs), dreht dann mit der Kaltfront auf
West. Abgesehen von der eventuell entstehenden Schauerlinie kann es an der
Südostflanke des Tiefs, je nach dessen Entwicklung durchaus steife Böen bis ins
Flachland geben, im höheren Bergland vielleicht stürmische Böen oder Sturmböen.
Auch auf dem Brocken lebt der Wind wieder bis hin zu schweren Sturmböen auf.
Ansonsten ist die Windentwicklung aber unspektakulär. Interessanter ist dagegen
die Temperatur, denn weite Teile Deutschlands gelangen wieder in den Bereich der
recht gut vertikal durchmischen Warmluft, so dass im gesamten Süden und in der
Mitte des Landes Höchstwerte von 14 bis 20 Grad zu erwarten sind, im Norden 12
bis 14 Grad. Im Übrigen setzt sich dabei im Südosten wieder vielfach die Sonne
durch und auch daran anschließend nach Nordwesten gibt es im Bereich der
Warmluft ein Gebiet, in dem es längere Zeit trocken bleibt und nur hohe
Wolkenfelder über den Himmel ziehen.

In der Nacht zum Dienstag zieht das Tief weiter bis in die mittlere Ostsee. Die
Kaltfront kommt dann bis etwa zu einer Linie Uckermark-Schwarzwald voran. Dabei
lassen die Hebungsprozesse an der Kaltfront selbst langsam nach und auch die
Labilität in ihrem Bereich wird zunehmend schwächer. Die zunächst noch kräftigen
Schauer kommen dabei ostwärts voran, gehen dann aber zunehmend in mäßigen Regen
über. Der Nordwesten Deutschlands gelangt dann aber in der zweiten Nachthälfte
in den Bereich eines nachschwenkenden Troges und damit in den Bereich von Hebung
und zunehmend kalter Luft in der Höhe. Somit könnten in den Frühstunden von der
Nordsee her Schauer und Gewitter aufziehen. Dort frischt auch der Südwestwind
deutlich auf und an den Küsten musst ausgangs der Nacht mit steifen Böen
gerechnet werden. Ansonsten kommt es meist nur im höheren Bergland zu weiteren
steifen Böen aus Südwest, auf dem Brocken muss nach wie vor mit Sturmböen oder
schweren Sturmböen gerechnet werden. Auch ganz im Südosten dreht der Wind auf
Südwest, bleibt dort aber weiter schwach. Dort bleibt es auch noch trocken und
nur mittelhohe Wolkenfelder künden die nahe Kaltfront an. Erneut bleibt die
Nacht mild mit Tiefstwerten um 10 Grad, im Südosten bei wolkigen Himmel um 5
Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Im Großen und Ganzen simulieren die vorliegenden Globalmodelle die Wetterlage
sehr ähnlich. Am Montag bestehen noch leichte Unterschiede bezüglich der Stärke
des Tiefs, wobei vor allem EZMW ein recht kräftiges Tief simuliert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann