DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-11-2018 17:30
SXEU31 DWAV 081800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 08.11.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Leicht wechselhaft, mild. Keine markanten Entwicklungen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... schwächt sich eine Kaltfront über Norddeutschland weiter ab, da sich
ein schwaches Hochdruckgebiet über Deutschland gebildet hat, dass sich nun dem
Hoch über Osteuropa angliedert. Somit stellt sich über Deutschland in der
unteren Troposphäre eine schwache südliche Strömung ein mit der weiter sehr
milde Luft zu uns geführt wird.
Mit dem nächsten Kurzwellentrog, gestützt durch leichte Warmluftadvektion wird
vom Südwesten bis in die Mitte geringer Regen ausgelöst. Auch im Nordwesten
werden auf der Trogvorderseite im Laufe der Nacht Regenfälle generiert, die dort
gebietsweise an die 5 mm Regen in 6 Stunden bringen können. Zuvor ist es dort
aufgelockert und es kann sich Nebel bilden, ebenso in der Südosthälfte bildet
sich bei anfangs teils geringer Bewölkung gebietsweise dichter Nebel und
Hochnebel.

Freitag ... formiert sich über Westeuropa und dem nahen
Nordostatlantik ein neuer Langwellentrog, auf dessen Vorderseite der alte
LW-Trog als inzwischen kurzwelliges Gebilde von Südwesten her auf Deutschland
übergreift.
Dieser löst nur schwache Hebung bei uns aus, wohl u.a. weil auf der Vorderseite
des Sturmtiefs westlich Irlands kräftige Warmluftadvektion die Bildung eines
flachen Rückens stützt, der sich vor allem in 300 hPa abzeichnet und dem
vorgelagerten Trog schnell folgt.
Anfangs regnet es vor allem im Nordwesten leicht, im Tagesverlauf kann es auch
von Frankreich her wieder ein paar Tropfen geben, nennenswert ist das
alles aber eigentlich nicht, die Mengen bleiben gering. Ein gewisser
Temperaturkontrast bleibt vor allem in der unteren Troposphäre (850 hPa) von
Nordwesten (+1 Grad) nach Südost (+8 Grad) über Deutschland bestehen, ohne dass
man das Ganze als Front bezeichnen könnte. Dazu ist der Gradient etwas zu stark
aufgefächert.
Vor allem im Westen und im Süden/Südosten lässt sich mal mehr, mal weniger
häufig die Sonne blicken, wobei im Südosten der Nebel sich auch zäh halten kann.
In einem Streifen vom Saarland/Rheinland-Pfalz bis zur Ostsee überwiegt zunächst
starke Bewölkung, die aber im Tagesverlauf auch ab und zu auflockert.
Überwiegend bedeckt bleibt es wohl in größeren Teilen des Nordens und
Nordostens.
Die Temperaturen in 2 m Höhe erreichen recht einheitlich 10 bis 15 Grad, bei
zähem Nebel und im Nordosten liegen die Maxima darunter.

Mit dem neuen LW-Trog korrespondiert ein Sturmtief westlich Irlands, das durch
seinen Druckfall den Gradient über Westeuropa verschärft und auch im Westen und
Nordwesten Deutschlands den südlichen bis südöstlichen Wind nachmittags etwas
aufleben lässt. Warnwürdige Böen stehen nicht auf der Karte.

In der Nacht zum Samstag zieht das Sturmtief, dessen Ausläufer in die
Nordsee und nach Nordfrankreich vorankommen, langsam weiter nach
Nordosten. Dabei verschärft sich der Druckgradient über der Nordwesthälfte
langsam. Vor allem im westlichen Bergland, exponiert aber auch in tiefen Lagen
sowie über der Nordsee sind starke Böen Bft 7 zu erwarten. Auf dem
Brocken sind stürmische Böen drin.
Ausgangs der Nacht erreicht kompakte, frontale Bewölkung den Westen, Regen
bleibt noch außen vor über Benelux und Frankreich.

Samstag ... greift das Frontensystem des Sturmtiefs westlich von
Schottland auf Deutschland über. Gefolgt von einem kurzwelligen Troganteil über
Frankreich. In den letzten Läufen wurde die Progression nach Osten aber immer
mehr verzögert.
Dabei beginnt es westlich einer Linie von der Pfalz bis Schleswig-Holstein von
Westen her zu regnen. Hier dürfte auch kaum die Sonne zu sehen sein.

Präfrontal verstärkt sich die Advektion sehr milder bis warmer Luftmassen aus
Südwesteuropa mit Temperaturen in 850 hPa um 10 Grad. Ob diese sich auch am
Boden bemerkbar macht bleibt unsicher, mit leichter Föhnunterstützung sind im
Lee der Mittelgebirge und der Alpen 16 bis 17 Grad möglich, vereinzelt mehr.
Auch sonst liegen die Maxima bei sehr milden 11 bis 15 Grad.

Dazu verschärft sich vorübergehend der Gradient deutlich und im
Westen sind exponiert starke Böen um 50 km/h zu erwarten, im Bergland und über
der Nordsee sind stürmische Böen bis 70 km/h aus Süd bis Südost zumindest nicht
ganz ausgeschlossen.

In der Nacht zum Sonntag kommt der KW Trog bis Südwestdeutschland voran, während
das Frontensystem über dem Norden langsam ostwärts Boden gutmacht, gerät es über
dem Süden in Schleifen und geht in die Warmfront einer Welle über der Iberischen
Halbinsel über. Von S-H und Mecklenburg bis in den Südwesten fällt gebietsweise
Regen.
Der Westen gerät auf die Rückseite in auflockernde Bewölkung, mangels
höhenkalter Luft gibt es aber kaum Schauer. Zwischen Ostsee und Ostbayern bleibt
es präfrontal trocken bei geringer Nebelneigung trocken. Im höheren Bergland und
über der Nordsee gibt es Windböen aus südlicher Richtung.

Sonntag ... liegen wir weiter auf der Vorderseite des Troges über dem
Nordostatlantik. Rückseitig des KW Troges dreht die Höhenströmung wieder stärker
auf Südwest. Der Tiefausläufer über dem Osten schwächt sich ab, während auf den
Westen die Warmfront der Welle mit Regen übergreift. Wo genau bleibt noch offen,
da die Modelle noch deutlich divergieren.
In der Südosthälfte bleibt es teils heiter, teils wolkig oder neblig trüb und
meist trocken.
Die Warnaktivität dürfte sich in Grenzen halten, da Windböen dem höheren
Bergland und der Nordsee vorbehalten bleiben, stürmische Böen oder Sturmböen
sind wenn überhaupt nur exponiert im Bergland zu finden.
Mit der südwestlichen Strömung wird eine sehr milde Luftmasse herangeführt, in
der im Südwesten, vor allem am Oberrhein 17 bis 18 Grad zu erwarten sind.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung ist in groben Zügen unstrittig. Unsicherheiten kommen ab Samstag
ins Spiel, wenn das Verhalten der Tiefausläufer unterschiedlich simuliert wird.
Die Verlagerung nach Osten wird aktuell immer mehr verzögert. Auch die Frage, wo
der Regen an der Welle am Sonntag ansetzt, kann noch nicht beantwortet werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner