DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-11-2018 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 07.11.2018 um 10.30 UTC



Im Norden und Westen zeitweise leicht unbeständig, Mitte der kommenden Woche
aber erneut Übergang zu ruhigem Herbstwetter.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 14.11.2018


Zwischen einem Zentraltief mit Zentrum südlich von Island und einem
blockierenden Hoch über Westrussland wird mit einer südwestlichen Strömung milde
Luft nach Mitteleuropa geführt. Allerdings läuft an der Südostflanke dieses
Tiefs ein Trog nach Nordosten ab, der am Samstag auf den Nordwesten und Westen
und am Sonntag auch auf den Osten und Süden Niederschläge übergreifen lässt.
Warnrelevante Mengen sind jedoch nicht zu erwarten, wahrscheinlich sind
kräftigere Niederschläge auf die Staulagen der westlichen Mittelgebirge
beschränkt. Im Osten und Süden und am Sonntag in Richtung Alpen sind
Auflockerungen noch am wahrscheinlichsten. Im Norden und Westen frischt der Wind
auf, in freien Lagen können Windböen, an der Nordsee und auf höheren Berggipfeln
der nördlichen und westlichen Mittelgebirge stürmische Böen auftreten.
Zu Wochenbeginn tropft ein weiterer Kurzwellentrog, der das o.g. Zentraltief
umläuft, in Richtung Kanaren aus. Stromab wird hierdurch die Strömung
antizykklonal deformiert; Warmluftadvektion führt über Mitteleuropa zu einem
weiteren Geopotentialgewinn. Hierdurch verlagern sich die Niederschläge, die an
eine flache Welle über der Nordsee gekoppelt sind, in den Nordwesten und Norden
Deutschlands. In der Mitte und im Süden sollte, bedingt durch die Zufuhr sehr
milder Luft, vorübergehend ein weiterer Temperaturanstieg erfolgen.
Am Dienstag überquert der Resttrog den Norden Deutschlands, die diesem Trog
vorgelagerte Kaltfront dringt mit meist geringen Niederschlägen rasch vom
Nordwesten bis nach Süddeutschland vor. Lediglich in Küstennähe sind Schauer
häufiger. Da sich der Trog auch im Bodendruckfeld abbildet, sind im
Norddeutschen Tiefland Windböen und an der Küste sowie auf höheren Berggipfeln
vor allem der nördlichen Mittelgebirge stürmische Böen zu erwarten.
Nach Passage des Troges wölbt sich über Westeuropa ein breiter Rücken auf, der
sich zunächst nur wenig nach Osten vorarbeitet. Durch diesen Rücken wird ein
ausgedehntes Bodenhoch über Mitteleuropa gestützt. Die Niederschläge lassen
nach, im Bereich des Bodenhochs stellt sich bei geringen Luftdruckgegensätzen
erneut ruhiges Herbstwetter ein.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum greift der Rücken nach Osten
über, weitet sich aber dabei bis nach Nordskandinavien aus und nimmt eine
blockierende Funktion ein. Das korrespondierende Bodenhoch verlagert sich von
Mitteleuropa über die Baltischen Staaten hinweg nach Westrussland, behält aber
seinen Einfluss auf unser Wetter. Der Gradient nimmt dabei nur wenig zu, so dass
von einer Andauer des ruhigen Herbstwetters auszugehen ist. Aufgrund der
fortgeschrittenen Jahreszeit erfolgt dann eine Alterung der Luftmasse, was sich
in Form eines allmählichen Temperaturrückganges darstellt.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Montag kommender Woche ist der aktuelle Lauf gegenüber den
beiden gestrigen Modellläufen relativ konsistent. Am Dienstag beginnen sich
Unterschiede abzuzeichnen. Der dann den Norden Deutschlands überquerende Trog
wird etwas verzögert. Auch der nachfolgende Rücken wird sich etwas langsamer und
ein wenig nach Westen versetzt entwickeln. Im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum werden die Unterschiede jedoch wieder geringer.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Montag ergeben sich keine prognoserelevanten Unterschiede
zwischen den verfügbaren Modellen. Ab Dienstag ändert sich das. So wird der o.g.
Trog von GFS und in noch etwas ausgeprägterem Maße vom Modell des kanadischen
Wetterdienstes gegenüber EZMW weiter verzögert. ICON zeigt die rascheste
Verlagerung dieses Troges.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum gehen alle Modelle von einer
Blockierung aus. Dabei liegt nach dem kanadischen Modell das Hoch über
Fennoskandien und nach GFS weiter südlich, d.h. etwas östlich von Polen. Ein
kräftiger Gradient, wonach es auf höheren Berggipfeln und vielleicht auch an der
Ostseeküste für stürmische Böen reichen könnte, ist nur beim Modell des
kanadischen Wetterdienstes zu finden.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung und stützt auch das
bereits erwähnte Niederschlagsverhalten. Genauso gut wird auch der Übergang zu
ruhigem Herbstwetter ab Mitte kommender Woche abgebildet. Dabei wird die
Blockierung eher über Fennoskandien gesehen. Ab Wochenmitte nimmt zwar der
Spread deutlich zu, aber ein wirklich abweichendes Szenario wird nur von weniger
als 20 Prozent der Einzellösungen gebracht. Ein markanter Kaltlufteinbruch ist
nicht in Sicht.
Das EPS des EZMW wird in drei Cluster unterteilt, die die Passage des Troges am
Dienstag leicht unterschiedlich abbilden. Im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum wird jedoch durchweg wieder eine Blockierungslage entwickelt,
wobei das mit 9 Einzelläufen am geringsten besetzte Cluster das Hoch etwas
weiter im Osten zeigt als die übergroße Mehrzahl der Läufe. An dem erneuten
Übergang zu ruhigem Herbstwetter, der sich für die Mitte der kommenden Woche
abzeichnet, sollte daher kein Zweifel bestehen.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Wochenende und am Montag besteht an der Nordsee und auf höheren Berggipfeln
der nördlichen und östlichen Mittelgebirge die Gefahr stürmischer Böen. Auf
exponierten Berggipfeln (bei Föhn auch der Alpen) können Böen bis Sturmstärke
nicht ausgeschlossen werden.
Am Dienstag bleibt es im Norden und in Teilen der Mitte windig, so dass an der
Küste sowie auf höheren Berggipfeln der nördlichen und der östlichen
Mittelgebirge weiterhin stürmische, exponiert und mit geringer
Wahrscheinlichkeit auch Sturmböen auftreten können.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann