DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-11-2018 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.11.2018 um 10.30 UTC



Zunächst ruhiges Herbstwetter mit Föhn in den Alpen. Ab Donnerstag leicht
unbeständig und zunehmend windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 11.11.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Mittwoch herrschen wie an den
Vortagen blockierende Verhältnisse über dem europäisch-atlantischen Raum vor.
Einem ausgeprägten Rücken, der sich vom östlichen Mittelmeerraum bis nach
Nordwestrussland und Skandinavien aufwölbt, steht einem großräumigen Höhentief
auf dem Nordatlantik gegenüber. Auf der süd- und Südwestflanke des Tief werden
dabei wiederholt kurzwellige Anteile herumgeführt, die teilweise auch mit
Randtiefs im Bodenniveau korrelieren. Die zugehörigen Fronten werden dabei
entweder mit der Höhenströmung nordwärts geführt oder suchen sich einen Weg in
den Mittelmeerraum. In Deutschland beeinflussen die kurzwelligen Anteile bzw.
die Frontensysteme lediglich den Westen und Südwesten, wo gleichzeitig auch
kühlere atlantische Luftmassen advehiert werden. Der Osten verbleibt dagegen bei
einer südlichen Strömung noch überwiegend unter antizyklonalen Bedingungen. Im
850hPa Temperaturfeld stellt sich demnach ein West-Ost-Gradient ein. Während im
Westen die Werte um 7 Grad schwanken, werden Richtung Oder bis 13 Grad
prognostiziert.

Bis Donnerstag verlagert sich das stabile Höhenhoch mit Zentrum über die
Ukraine, sodass sich das Höhentief vom Atlantik her weiter nach Osten ausbreiten
kann. Dabei greift ein Kurzwellentrog mit korrelierender Kaltfront am Boden von
Westen auf Deutschland über und überquert das Land bis Donnerstagabend ostwärts.
Nachfolgend wird auch im Osten die alternde Subtropikluft ausgeräumt und durch
kühlere atlantische Luftmassen ersetzt. Deutschlandweit sind demnach im 850
hPa-Niveau nur noch Temperaturen zwischen 0 und 5 Grad zu finden.

Entgegen des gestrigen 00 UTC Laufes wird der hinter dem Kurzwellentrog von
Süden nachstoßende Rücken rasch abgehobelt. Für Nordwest- und Mitteleuropa
bleibt nach den neusten Berechnungen bis in die erweiterte Mittelfrist ab Montag
das ausgeprägte Höhentief auf dem Atlantik wetterbestimmend. Auf der Südflanke
soll sich eine stramme west- bis südwestliche Grundströmung einstellen, die
wiederholt kleine Randtiefs und deren Frontensysteme über Deutschland und
Dänemark hinweg nordostwärts führt.

Seit dem gestrigen 12 UTC-Lauf zeigen die deterministischen Simulationen des IFS
somit eine signifikante Wetterumstellung. Die blockierenden Verhältnisse der
letzten Wochen würden aufgebrochen bzw. weit nach Osten verschoben und durch
zonale Bedingungen ersetzt. Anstatt ruhigem Herbstwetter würden zumindest
vorübergehend unbeständige und windige Witterungsbedingungen in Mitteleuropa und
somit auch Deutschland Einzug halten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen 00 UTC-Laufes ist allgemein als mittelmäßig zu
bezeichnen. Bis einschließlich Donnerstag wird zwar das Luftdruckmuster
überwiegend ähnlich simuliert, doch in der Phase ergeben sich schon ab Mittwoch
zunehmend Unterschiede. Seit dem gestrigen 00 UTC-Lauf wird das Übergreifen
eines Troges samt eingebetteter Kaltfront von Westen stetig schneller gerechnet.
Als Wetterlage würde sich demnach rasch eine zyklonale West- bis Südwestlage
einstellen, die nach dem neusten Lauf des EZ auch bis in die erweiterte
Mittelfrist bei nur leichten Veränderungen Bestand hätte. Vor allem der gestrige
00 UTC-Lauf zeigte ab Freitag aufgrund eines Rückens über dem mittleren
Mittelmeerraum bevorzugt in der Südhälfte des Landes jedoch wiederholt noch
antizyklonale Verhältnisse. Entsprechend der Modellunterschiede sind ab Freitag
auch die Niederschlagsfelder in der Lage verschoben. Während die letzten beiden
Modellläufe von Freitag bis Sonntag Niederschläge auf Deutschland übergreifen
lassen, blieb die Frontalzone bei dem gestrigen Lauf weitgehend nordwestlich von
Deutschland und beeinflusste lediglich den Norden und Nordwesten geringfügig.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag zeigen die Globalmodele ICON, GFS, IFS und GEM
überwiegend ähnliche Luftdruckmuster. Geringe Unterschiede sind nur bei der
Amplitude und Phase der auf der Süd- bzw. Südwestseite des Höhentiefs
durchschwenkenden kurzwelligen Anteile zu verzeichnen. Nachfolgend ergeben sich
vor allem beider Kaltfront am Donnerstag geringe zeitliche Abweichungen.

Zum Freitag nehmen die Modellunterschiede allmählich zu. Während das IFS des EZ
eine Umstellung der Wetterlage auf West bzw. Südwest zyklonal vollzieht,
verschieben die anderen Globalmodelle lediglich das blockierende Hoch etwas nach
Osten. Entsprechend würden die Frontensysteme zwar den deutschen Raum erreichen,
aber dort zunehmend an Wetteraktivität verlieren. Weiterhin eine sehr starke
blockierende Wetterlage zeigt dabei das det. ICON mit einem kräftigen Rücken von
der Türkei über das Baltikum und Finnland hinweg bis zum Nordmeer. Das GFS zeigt
einen etwas weniger stark ausgeprägten und noch etwas weiter nach Osten
verschobenen Rücken und stellt somit eine Zwischenlösung dar. Das GEM beschreibt
eine weiter nach Osten geschobene ICON-Lösung.

Insgesamt sehen alle Modelle für Deutschland eher unbeständige und windige
Wetterbedingungen. Stürmische und regnerische Aussichten würde jedoch nur das
IFS vom EZ ermöglichen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Plumes ausgewählter Stationen in Deutschland zeigen insgesamt ähnliche
Verteilungen des EZ-EPS. Bis einschließlich Mittwoch kann aufgrund eines relativ
geringen Spreads von einer hohen Güte der Temperatur- und
Niederschlagsvorhersage ausgegangen werden. Ab Donnerstag nehmen die
Abweichungen zu, wobei sich der Haupt- und auch der Kontrolllauf weiter im
Bereich der höchsten Vorhersagewahrscheinlichkeit befinden. Demnach würde sich
das Temperaturniveau auf dem 850 hPa-fläche ab Donnerstag im Norden auf Werte
zwischen 1 und 5 Grad und im Süden etwa zwischen 3 und 8 Grad einpendeln, mit
leicht steigender Tendenz zum Ende des mittelfristigen Zeitraums. Das gesamte
EPS lässt im Norden bis Sonntag gleichzeitig Werte zwischen -2 und +8 Grad und
im Süden zwischen 0 und 13 Grad zu. Das Geopotential zeigt nur bis
einschließlich Freitag ein gutes Vorhersagepotential. Ab Samstag ist vieles
möglich, wobei der überwiegende Teil des ENS-Member überwiegend ein
gleichbleibendes und erst ab Sonntag von Süden her leicht ansteigendes
Geopotential wiedergibt. Relativ gut werden vom EZ-EPS die
Kaltfrontniederschläge in der Nacht auf Donnerstag und am Donnerstag selber
abgebildet, die jedoch nur im Maximum signifikante Mengen von 2 bis 6 mm
annehmen. Der Median zeigt gleichzeitig keine signifikanten Summen zwischen 0,2
und 1,5 mm.

Im Zeitraum von +72 bis +96h werden alle Modellläufe des EZ-EPS in ein Cluster 1
eingeordnet. Dieses beschreibt bei einem ausgeprägten Rücken über Ost- und
Nordeuropa weiter blockierende Verhältnisse.

Im Zeitraum zwischen +120 und 168h werden insgesamt 3 Cluster benötigt die
Abweichungen der Luftdruck- und Geopotentialmuster hinreichend zu erklären.
Während dabei am Freitag Clusterübergreifend bei nur geringen Unterschieden
weiter blockierende Bedingungen vorherrschen, zeigen der Samstag und Sonntag
eine größere Variabilität. Das Cluster 1, in dem sich auch Haupt- und
Kontrolllauf befinden, schwenkt in das Schemata "Positive NAO". Vor allem über
dem Atlantik und Nordwesteuropa soll sich nach Cluster 1 mit 24 Membern eine
kräftige zonale Strömung einstellen, die teilweise bis nach Mitteleuropa reicht.
In Deutschland würden somit bevorzugt in der Nordhälfte unbeständige und teils
windige Witterungsbedingungen Einzug halten. Das Cluster 2 mit insgesamt 16
Repräsentanten zeigt zunehmend den umgekehrten Fall einer negativen NAO-Phase,
mit hohem Geopotential über Grönland und tiefem über Nordwesteuropa. Demnach
würde sich von Westen her eine kräftige zonale Strömung von Frankreich über
Mitteleuropa hinweg bis teils in den Osten des Kontinents durchsetzen. Über
Osteuropa wird sowohl bei Cluster 1 als auch bei Cluster 2 aber weiter ein
blockierendes Höhenhoch simuliert. In Cluster 3 beschreiben 11 Member weiterhin
mehr oder weniger stark ausgeprägt blockierende Bedingungen über Mitteleuropa.
Demnach würde sich das ruhige und überwiegend milde bis sehr milde Wetter
fortsetzen.

In der erweiterten Mittelfrist von +192 bis +240h zeigen nahezu alle Modellläufe
des Ensembles die Geopotential- und Luftdruckverteilung einer positiven
NAO-Phase. Unterschiede gibt es lediglich in der Lage des weiterhin
prognostizierten Rückens über Osteuropa. Das Cluster 1 mit 32 Membern lässt die
zonale Strömung wesentlich weiter ostwärts ausgreifen und würde allgemein
kräftige Sturmtiefs begünstigen, die vom Atlantik über die Britischen Inseln und
die Nordsee ostwärts ziehen. Das Cluster 2 mit 19 Repräsentanten lässt zeitweise
auch antizyklonale Bedingungen bis nach Südskandinavien zu. Heranrauschende
Tiefs würden weiter über Osteuropa geblockt und somit etwa über der Nordsee bzw.
dem Norden Deutschlands an Wetteraktivität verlieren.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Abgesehen von einem leicht überdurchschnittlichen Temperaturniveau zu Beginn des
mittelfristigen Zeitraums am Mittwoch und Donnerstag im Osten des Landes gibt es
vom EFI/SOT keine Hinweise auf markante Wettererscheinungen.

Von der Probabilistik sind zunächst auch nur für den Alpenföhn am Mittwoch noch
geringe Wahrscheinlichkeiten bis 30% für Windböen zu verzeichnen. Die Statistik
lässt in den Hochlagen auch Windstärke 8 bis 9 zu. Am Samstag mit übergreifen
eines Frontensystems werden vom EZ-EPS im Westen und der Mitte sowie an der
Nordsee stürmische Böen mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 bis 60% und
Sturmböen im Bergland mit 5 bis 20% gestützt. Die Statistik lässt auf dem
Brocken BFT 10 zu.

Für Niederschlag gibt es keine Signale für markante Mengen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZ-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel