DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

30-10-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 30.10.2018 um 10.30 UTC



Zunehmend ruhiges, vor allem nach Westen leicht unbeständiges Herbstwetter mit
stürmischen Böen im höheren Bergland sowie Richtung Nordsee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 06.11.2018


Am Freitag zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums zeigt der aktuelle 00
UTC-Lauf des EZMW einen Trog über der Nordsee, der sich südwärts bis nach
Nordwestafrika erstreckt und sich allmählich abschnürt, sowie einen ausgedehnten
Rücken, der von Griechenland bis nach Westrussland reicht. Deutschland würde
demnach im Tagesverlauf von einem kurzwelligen Anteil des Gesamttroges ostwärts
überquert. Auf der Vorderseite werden dabei vor allem im Nordwesten und Norden
Hebungsprozesse ausgelöst, die leichte Niederschläge bringen. Zudem hält
zunächst die Zufuhr von erwärmten polaren Luftmassen an. Am Samstag tropft der
Langwellentrog über dem Mittelmeer komplett ab. Der resultierende Cut-Off zieht
nachfolgend unter Intensivierung Richtung Tunesien. Gleichzeitig kann sich das
hohe Geopotential samt korrelierendem Bodenhoch von Osteuropa westwärts bis nach
Mitteleuropa ausdehnen. Die Frontalzone wird dabei auf die Nordsee geschoben,
sodass bei zunehmend hochreichenden antizyklonalen Verhältnissen lediglich im
Südwesten anfangs noch Niederschläge zu erwarten sind. Zudem wird mit einer süd-
bis südwestlichen Strömung sehr milde Mittelmeerluft bis nach Deutschland
geführt. Bis Dienstag bleibt das blockierende meridional geprägte
Zirkulationsmuster bestehen, wobei sich das hochreichende Hoch allmählich nach
Osten verlagert. Ab Dienstag können daher in die weiter anhaltende südliche
Grundströmung eingelagerte kurzwellige Anteile eines erneut abtropfenden Troges
über Westeuropa im Südwesten und Westen für Hebung und somit etwas Niederschlag
sorgen. Ansonsten dominiert über den betrachteten Zeitraum bei antizyklonalem
Einfluss Absinken. Durch die Zufuhr subtropischer Luft aus dem Mittelmeerraum
liegt im deterministischen Modellauf des EZMW die Temperatur im 850-hPa-Niveau
von Sonntag bis einschließlich Dienstag landesweit zwischen 10 und 19 Grad.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen 00 UTC-Laufs des EZMW ist zu Beginn des
mittelfristigen Zeitraums am Freitag noch als relativ gut zu bezeichnen. Aber
schon ab Samstag zeigen die letzten beiden Modellläufe größere Abweichungen zum
gestrigen 00 UTC-Lauf. Sowohl das Tief über dem Atlantik als auch das Hoch über
Osteuropa werden deutlich stärker simuliert. Nach den neusten Läufen kommt es
nun zu einer blockierenden Lage, die über Deutschland eine antizyklonal geprägte
südliche Grundströmung zeigt. Die Frontalzone liegt weiter nordwestlich, sodass
die Niederschläge bis einschließlich Dienstag überwiegend westlich des Landes
verbleiben würden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Freitag zeigen IFS, GFS, GEM und ICON
ein relativ übereinstimmendes Zirkulationsmuster. Etwas größere Abweichungen
gibt es lediglich bei ICON, das den Trog über der Nordsee mit einer größeren
Amplitude zeigt. Entsprechend würden die vorderseitig induzierten Niederschläge
auch weiter südwärts als beim IFS und GFS ausgreifen. Im weiteren Verlauf
simulieren die betrachteten Globalmodelle eine ähnliche synoptische Entwicklung.
Der Abtropfprozess und die nachfolgend entstehende blockierende Südwetterlage
haben alle im Angebot. Unterschiede gibt es allerdings bei der Lage des
hochreichenden Hochs über Osteuropa sowie auch der Zugbahn des Cut-Off-Tiefs.

Das ICON lässt das Tief entgegen des EZMW nicht südwärts nach Tunesien sondern
ostwärts nach Italien ziehen. Ab Sonntag schlägt es eine nördliche Richtung ein,
um am Dienstag wieder von der Grundströmung eingefangen zu werden. Bei ICON kann
sich daher das Hochdruckgebiet über Osteuropa nicht so weit nach Westen
ausdehnen, sodass vor allem über dem Westen Deutschlands zyklonale Verhältnisse
vorherrschen. Auch die einfließenden Luftmassen sind im Vergleich zum EZMW
weniger warm. Die Temperaturen liegen in 850 hPa beim deutschen Modell von
Samstag bis Dienstag maximal zwischen 4 und 14 Grad.

Das GFS und das GEM zeigen grundsätzlich zum EZMW vergleichbare synoptische
Entwicklungen. Allerdings gibt es geringe Abweichungen in Phase und Amplitude.
Da das GFS und das GEM den ostatlantischen Trog etwas weiter ostwärts über
Westfrankreich sehen, sind über Deutschland nicht durchweg antizyklonale
Verhältnisse zu verzeichnen. Zeitweise können in die südliche Strömung
eingelagerte kurzwellige Anteile im Westen ebenfalls für Hebungsprozesse sorgen.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für unterschiedliche Städte in Deutschland zeigen grundsätzlich
den gleichen Verlauf und bis einschließlich Freitag auch eine hohe
Vorhersagegüte. Die große Mehrheit der ENS-Member zeigen ab Freitag entsprechend
des Hauptlaufes auch den Anstieg des Geopotentials in 500 hPa und der Temperatur
auf 850 hPa. Nur wenige Modellläufe gehen derzeit davon aus, dass sich das hohe
Geopotential nicht stabil auf Deutschland ausdehnt. Einhergehend sind daher
signifikant kühlere Varianten mit zeitweisen Niederschlägen auch Einzellösungen.
Festzuhalten ist aber auch, dass der Hauptlauf bis Sonntag im oberen Bereich des
Ensembles liegt. Die Mehrheit der Member zeigt Temperaturen zwischen 8 und 16
Grad auf 850 hPa.

Die Clusteranalyse des EZMW ordnet die Ensembleläufe im Zeitraum +72 bis +96h in
insgesamt drei Muster ein, die nahezu komplett in das Schema "Blocking" fallen.
Die Unterschiede der Cluster sind nur gering und beziehen sich überwiegend auf
die Lage und Amplitude des Troges sowie des Abtropfprozesses. Im Zeitraum +120
bis 168h geben lediglich zwei Cluster die Variabilität des Ensembles an. Während
Cluster 1 weiter in das Schema "Blocking" fällt, ist Cluster 2 überwiegend einer
positiven NAO zugeordnet. Diese beiden Varianten zeigen dabei auch gleich die
Unsicherheiten, die auch die Plumes oder aber auch der Vergleich zu den anderen
Globalmodellen wiedergibt. Während sich sowohl der Hauptlauf als auch der
Kontrolllauf im Cluster 1 befinden, das eine kräftige, weit nach Westen
reichende Antizyklone mit überwiegend trockenen und sehr milden
Witterungsverhältnissen zeigt, kann die Interpretation des ICON eher in Cluster
2 zugeordnet werden, welches wiederum den nachfolgenden Trog plus erneutem
Abtropfungsprozess weiter östlich abbildet und somit bevorzugt im Westen
Deutschlands leicht unbeständige Verhältnisse zulässt. Im Zeitraum +192 bis 240h
können alle Modellläufe des Ensembles einem Cluster zugeordnet werden, das einen
ausgeprägten Langwellentrog über den Ostatlantik bis nach Nordafrika reichend
zeigt. Über Osteuropa dominiert dagegen weiter stabiles hohes Geopotential,
sodass im atlantisch-europäischen Raum insgesamt weiter ein blockierendes
Luftdruckmuster das Wetter bestimmt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI/SOT zeigen über den mittelfristigen Zeitraum bezüglich Niederschlag und
Wind keine markant überdurchschnittlichen Witterungsverhältnisse. Lediglich für
Sonntag und Montag werden für den Südosten überdurchschnittlich hohe
Temperaturen wieder gegeben. Die EPS-Systeme von ICON, EZ und LEPS zeigen
lediglich für die Nordseeküste sowie den Brocken am Freitag und Samstag geringe
Wahrscheinlichkeiten bis 20% für stürmische Böen (Bft 8). Das C-LEPS greifen am
Samstag Wahrscheinlichkeiten bis 10% im Westen teils bis zur Eifel aus. Ab
Sonntag sind keine markanten Ereignisse mehr zu verzeichnen. Niederschlag spielt
insgesamt keine Rolle.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS, bedingt MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel