DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-10-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 26.10.2018 um 10.30 UTC



Trog Westeuropa, über Mitteleuropa Südlage mit Föhnsturm an den Alpen; für die
Jahreszeit deutlich zu warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 02.11.2018


Am Montag liegt ein stark ausgeprägter Trog über Westeuropa, der bis weit nach
Nordwestafrika reicht. Dem gegenüber steht ein kräftiges, blockierendes Hoch mit
Zentrum über Norwegen und Finnland. Der westeuropäische Trog hat ein Cut-Off im
östlichen Mittelmeer gebildet. Dadurch verstärkt sich ein kräftiges Bodentief
über dem Golf von Genua, das sich Nord-Nordwestwärts in Bewegung setzt. Über
Mitteleuropa dreht die Strömung in Folge dessen auf Süd bis Süd Ost. Somit
entsteht starker Südföhn an den Alpen, der für extreme Niederschläge an den
Südalpen sorgt. Am Alpennordrand setzt Föhnsturm ein, der in der Nacht zum
Dienstag seinen Höhepunkt hat. Auf den Bergen ist dann mit Orkanböen und in den
Tälern mit schweren Sturmböen zu rechnen. Sturmböen gibt es auch an der See
durch den stärker werdenden Gradient zum nordosteuropäischen Hoch. Durch den
Föhn steigt die 850-hPa-Temperatur im Süden bis auf 15 °C, während im Norden
noch maritime Polarluft (850-hPa-Temperatur um 0°C) liegt. Trotz großer
Baroklinität auf Grund des starken Temperaturgradienten sind die Niederschläge
über Norddeutschland nur gering, da die Luftmasse durch den föhn weitestgehend
ausgetrocknet ist und größtenteils Absinken wirksam ist.


Am Dienstag läuft ein weiterer atlantischer Trog in den westeuropäischen Trog.
Das Bodentief verlagert in der Nacht zum Dienstag unterstützt durch eine
Leetiefentwicklung an den Westalpen weiter Nord-Nordwestwärts und erreicht am
Dienstag die Nordsee wodurch der östliche Teil des Troges auf Mitteleuropa
übergreift. Der Föhn an den Alpen schwächt sich ab. Im Westen breitet sich
erwärmte Polarluft aus, in der es zu meist leichten Regenfällen kommt, während
der Osten im Einflussbereich von subtropischen Luftmassen verbleibt. Zudem
verstärkt sich der Südwind, wodurch es starken bis stürmischen Böen gibt.

Am Mittwoch und Donnerstag liegt Mitteleuropa vorderseitig des westeuropäischen
Langwellentroges, der sich nach Abzug des Tiefs über der Nordsee auf Grund
seiner langen Wellenlänge leicht retrograd verlagert hat. Über Mitteleuropa
herrscht dem zu Folge eine kräftige Südströmung, die warme subtropische Luft
heran führt. Während es im Osten häufig Auflockerungen gibt, und es meist
trocken bleibt, gibt es im Westen unter Trogeinfluss wiederholt leichten Regen.

Am Freitag findet ein erneutes Cut-Off ins westliche Mittelmeer statt, wodurch
der in seiner Wellenlänge deutlich verkürzte Resttrog als schwacher
Kurzwellentrog über den Norden Deutschlands hinweg zieht und dort für Regen
sorgt.

Im weiteren Verlauf rückt vom Atlantik ein neuer Trog nach, der wieder über
Westeuropa Austrogt und den Südwesten von Deutschland erfasst. Über
Süddeutschland kommt es zu einer, diesmal aber deutlich schwächeren
Lee-Zyklogenese, sodass verbreiteter Regen simuliert wird.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die ECMWF-Vorläufe sahen bis Ende der Woche größtenteils ähnlich aus.
Unterschiede gab es bezüglich der Zugbahn des Tiefs am Dienstag, wodurch die
Niederschläge im neuen Lauf in der Westhälfte wieder etwas zurück genommen
wurden. Weitere geringe Unterschiede bestehen in Bezug auf die Stärke des
Trogeinflusses auf die Westhälfte.

Zum Ende des Vorhersagezeitraumes berechnete der alte ECMWF-00z-Lauf eine
Austrogung über Mitteleuropa. Diese wird seit dem gestrigen 12z-Lauf weiter
westlich über Westeuropa gerechnet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Globalmodelle simulieren die Entwicklung recht ähnlich, wobei der
Hauptunterschied in der Zugbahn des Tiefdruckgebietes am Dienstag besteht, was
Einfluss auf die Windentwicklung bzw. auf den Regen im Westen hat.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen bestätigen das bisherige Bild. Bis Mittwoch ist die Streuung in
den Rauchfahnen bezüglich des Geopotenzials und der 850-hPa-Temperatur nur
gering. Bezüglich des Regens am Dienstag gibt es im Westen Deutschlands recht
unterschiedliche Simulationen.
Ab Donnerstag nimmt die Streuung dann deutlich zu. Der überwiegende Teil der
Ensembles zeigt aber ein für die Jahreszeit zu hohes Temperaturniveau. Die
Niederschlagssignale bleiben auch ab Donnerstag eher gering.
Die Clusteranalysen zeigen alle eine Fortdauer der Blockierungslage mit einem
Westeuropatrog und Mitteleuropa auf der Vorderseite, je nach Cluster mal mehr,
mal weniger antizyklonal geprägt. Die meisten ENS gehen aber ab dem Wochenende
nicht den Weg des Hauptlaufes, sondern bevorzugen eine antizyklonalere Lösung.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Wetterentwicklung bis Mittwoch relativ
sicher scheint. Am Anfang der Woche gibt es eine ausgeprägte Föhnlage.
Unsicherheiten gibt es bezüglich der Zugbahn des Tiefs am Dienstag, wodurch
große Unsicherheiten bezüglich der Niederschläge und Windentwicklung im Westen
entstehen. Danach stellt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Trogvorderseite
mit für die Jahreszeit deutlich zu warmen Temperaturen ein, wobei der Osten her
antizyklonal, der Westen zyklonaler geprägt ist. Danach wird die Vorhersage
unsicher. Wahrscheinlich geht es auf der Trogvorderseite eher antizyklonal und
für die Jahreszeit zu warm weiter.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Föhnsturm an den Alpen scheint aus derzeitiger Sicht sehr wahrscheinlich.
Dabei kann es durchaus sein, dass in anfälligen Föhntälern, wie zum Beispiel bei
Mittenwald orkanartige Böen mit über 100 km/h auftreten. Auf den Bergen gibt es
Orkanböen.
Je nach Zugbahn des Tiefs sind am Dienstag in den Leelagen auch mal stürmische
Böen bis in Tief Lagen möglich (Moderate Signale im EFI). Diesbezüglich gibt es
aber noch größere Unsicherheiten.
Ansonsten beschränken sich Sturmböen auf die Küste und die Berglagen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOS-MIX ab Donnerstag ECMWF-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold