DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-10-2018 17:30
SXEU31 DWAV 251800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 25.10.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Wechselhaft mit etwas Regen oder schauern im Norden. Im Süden wolkig mit
Sonnenschein und meist trocken.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... hat die die großräumige Potentialverteilung über Südwesteuropa einen
markanten Höhenrücken zu bieten, der langsam zum westlichen Mittelmeer zieht.
Dem steht ein umfangreicher Langwellentrog über Nord-und Osteuropa gegenüber.
Somit hat sich über Mitteleuropa eine leicht antizyklonal konturierte
nordwestliche Höhenströmung aufgebaut, in der eingelagerte KW-Anteile sich nach
Südosten verlagern.
Im Bodendruckfeld hat ein Randtief aktuell das Baltikum erreicht und zieht nach
Weißrussland ab. Die dazugehörige Kaltfront, die im Bereich Schottland in eine
Warnfrontwelle übergeht, zieht über Deutschland langsam nach Osten. Ursache
dieser Welle ist ein KW-Trog, der von Island gen Schottland zieht.
In der Nacht zum Freitag erreicht die Welle die Nordsee (Utsira/Fischer) und die
zugehörige Warmfront den Nordwesten, von wo aus sie langsam aber sicher ostwärts
schwenkt. Damit gelangt Deutschland zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit in
einen Warmsektor, in dem große Teile des Landes abermals mit Nordseeluft
versorgt werden. Dabei fällt im Norden und in der Mitte zeitweise etwas Regen
oder Nieselregen. Der leicht rückdrehende Wind nimmt weiter ab, einzig an der
See treten noch ein paar steife Böen 7 Bft, auf dem Brocken und dem Fichtelberg
stürmische Böen 8 Bft auf.
Ruhig verläuft die Nacht im Süden, wo die Wolkendecke teilweise auflockert, die
Temperatur gebietsweise auf unter 5°C zurückgeht und nachfolgend stellenweise
Nebelfelder entstehen werden.




Freitag ... erreicht der Nordteil des sich weiter amplifzierenden KW-Troges die
Nordsee, während die Trogspitze zum Tagesende über der Biscaya zu finden ist.
Damit verfügt das gesamte Konstrukt über eine stark positiv geneigte Achse, was
bei uns - nach Passage eines flachen Rückens - die Höhenströmung auf Südwest
rückdrehen lässt. Entwicklungsgünstig (auf der Trogvorderseite) gelegen
entwickelt sich die Welle zu einem kleinen Tief, das am Mittag bzw. dem frühen
Nachmittag mit etwas unter 1000 hPa Kerndruck und unter weitere Intensivierung
Jütland passiert. Am frühen Samstagmorgen dürfte es mit wenig über 990 hPa knapp
nördlich von Fünen aufschlagen.
Wettertechnisch verbringen wir den Vormittag im Warmsektor des besagten Tiefs,
bevor gegen Mittag die Kaltfront von der Nordsee her beginnt, das
nordwestdeutsche Festland zu traktieren. Der zugehörige, schauerartig verstärkte
Regen erfasst weite Teile Norddeutschlands und erreicht bis zum Abend auch den
tiefen Westen. Dabei kommen 1 bis 5 mm, mit Hilfe schauerartiger Verstärkungen
auch mal bis knapp 10 mm zusammen. Der Südwest- bis Westwind lebt im Norden
etwas auf, warnwürdige Böen 7 Bft (exponiert 8 Bft) bleiben wohl auf die Küste
und die Inseln sowie einigen Kamm- und Gipfellagen des Berglands beschränkt.
Zwar echauffiert sich der Wind mit Passage der Kaltfront auch in tiefen Lagen
des Binnenlands kurzzeitig mal etwas, auf 7er-Böen dürfte der Puls aber nicht
steigen.
Wer kein Bock auf Nordseeluft und Bewölkung hat, dem sei am morgigen Freitag
Süddeutschland empfohlen, wo nach Nebelauflösung trotz einiger hoher
Wolkenfelder zeitweise, Richtung Alpen und Vorland sogar längere Zeit die Sonne
scheint. Im Süden Bayerns und BWs steigt die Temperatur noch mal auf 15 bis
19°C, während in den übrigen Landesteilen bei 10 bis 15°C (höheres Bergland
einstellig) Schluss ist.

In der Nacht zum Samstag schwenkt die Kaltfront langsam über die Mitte hinweg
südostwärts, wo sie zunehmend ausgebremst wird. Als Bremsklotz fungiert eine
langgestreckte, von Südwesteuropa bis hoch zum "dänischen" Tief reichende
Tiefdruckrinne, die das Resultat kontinuierlichen Druckfalls vorderseitig des
o.e. Höhentroges ist. Die Rinne weist aber nicht nur Qualitäten auf dem Sektor
"Bremsen und Beschleunigen" auf, sie wirkt auch stark frontogenetisch. Während
auf der Westflanke - gestützt durch ein stark meridional angeordnetes kräftiges
Hoch über dem Ostatlantik - Kaltluft südwärts strömt, wird vorderseitig der
Rinne Warmluft aus dem nordwestafrikanischen Raum angezapft und nordwärts
gesteuert. Folgerichtig bildet sich innerhalb der Rinne eine zweite
Luftmassengrenze, auf deren Nordseite Aufgleitniederschläge einsetzen, die in
der zweiten Nachthälfte auf den äußersten Süden und Südwesten übergreifen. Dabei
kommt es in den frühen Morgenstunden zu einer "Fusion" der beiden Regengebiete
bei zunächst noch leichter Intensität.
Rückseitig der ersten (also der nördlichen) Kaltfront gelangt ein Schwall
polarer Meeresluft in weite Teile des Landes, in der die 850-hPa-Temperatur auf
0 bis -3°C zurückgeht. Darüber hinaus löst sich aus dem Höhentrog ein kleiner
Sekundärtrog, der den äußersten Norden und Nordwesten ostwärts passiert. Dabei
gelangt ein kleines Portiönchen Höhenkaltluft (T500 um oder etwas unter -30°C)
ins nördliche Norddeutschland, die den Weg für konvektive Umlagerungen bis hin
zu kurzen Graupelgewittern besonders über See (dort zusätzlich diabatische
Effekte) sowie im küstennahen Binnenland. Der Wind weht an der See und in
Hochlagen flott mit Böen 7-8 Bft, exponiert auch mal 9 Bft, wobei er an und über
der Nordsee hinter dem abziehenden Tief stark dreht auf Nordwest bis Nord.

Samstag ... überdeckt der mittlerweile zu einem veritablen Gebilde
herangewachsene Höhentrog weite Teile Südwesteuropas, wo er über der Iberischen
Halbinsel in der Nacht zum Sonntag droht abzutropfen. Weiterhin wird auf seiner
Vorderseite ordentlich Druckfall induziert, so dass innerhalb der Rinne knapp
östlich von Spanien (unweit der Balearen) ein kräftiges Tief entsteht, das den
Samstag mit einem Kerndruck von etwas unter 995 hPa beendet. Zur gleichen Zeit
steuert sein nördliches Pendant (das dänische Tief) das Baltikum an, was
Deutschland genau zwischen diese beiden Tiefs bringt. Zwar findet man im Süden
immer noch zwei Fronten, anhand der zugehörigen, in weiten Teilen Bayerns und
BWs auftretenden Dauerregenfälle lässt sich diese Selektion aber nicht
wiederfinden. Als Hauptimpulsgeber für die niederschlagsbringende Hebung
fungiert neben frontalen Prozessen übrigens eine sich einstellende
Gegenstromlage mit nördlichen Winden in der untersten Troposphäre (bis etwa 800
hPa) und Südwestwind weiter oben. Südlich der Donau kommen bis zum Abend
gebietsweise 10 bis 20 mm innert 12 h Regen zusammen, im Hochschwarzwald fällt
etwas Schnee. Wo genau die Schneefallgrenze in den Alpen liegen wird, lässt sich
heute aus verschiedenen Gründen (u.a. Modellunterschiede, starke
Temperaturdrängung in 850 hPa, Intensität der Niederschläge) noch nicht
belastbar prognostizieren.
Der große Rest des Vorhersageraums präsentiert sich am Samstag vielfach stark
bewölkt bis bedeckt aber weitgehend trocken. Wie im richtigen Leben gibt es auch
in der Natur nichts geschenkt, will heißen, die zeitweilig zwischen den Wolken
auftretenden Sonnenstrahlen im Norden werden mit einigen Schauern erkauft, die
aber eher Segen statt Fluch darstellen sollten. Im Schlepptau des nur langsam
scheidenden Tiefs bleibt der Wind im Norden und Nordosten noch längere Zeit
lebhaft unterwegs, wobei sich das Starkwindfeld (Böen 7 Bft, Küste 8 Bft) mit
Drehung auf nördliche Richtungen peu a peu nach Vorpommern bzw. an die
vorpommersche Küste zurückzieht. An dieser Stelle soll nicht verschwiegen
werden, dass die meisten externen Modelle (darunter IFS und GFS) die
Windentwicklung schwächer sehen als ICON, weil das Tief nicht ganz so stark ist
und auch etwas schneller zieht.
In der eingeflossenen maritimen Polarluft (T850 0 bis -4°C, nur südlich der
Donau noch etwas darüber) reicht es temperaturmäßig nur noch für 6 bis 12°C, was
vor allem im Dauerregen Süddeutschlands einen regelrechten Temperatursturz
gegenüber Freitag bedeutet.

In der Nacht zu Sonntag dreht die Höhenströmung noch etwas weiter zurück.
Dadurch breiten sich die Hebungsprozesse respektive Niederschläge über dem Süden
etwas nach Norden aus, wobei noch nicht sicher ist, wie weit tatsächlich (GFS
und IFS sehen Thüringen und Sachsen mit an Bord, ICON agiert defensiver). Sicher
ist auch noch nicht, inwieweit die feste Phase ins Spiel kommt. Vor allem die
südwestdeutschen (Schwarzwald und Alb) und die fränkischen Mittelgebirge nebst
Bayerischem Wald könnten Schnee abbekommen, wobei die Schneefallgrenze durchaus
bis in mittlere Lagen sinken kann. Allerdings gelten für die Nacht die gleichen
Unsicherheiten, die schon für den Tag in den Alpen geäußert wurden. Apropos
Alpen, dort fällt der meiste Niederschlag im Südstau (durchaus bis zu 100 mm
oder mehr).
Auf der Nord-Nordostflanke des sich intensivierenden Tiefs bei den Balearen
dreht der Wind landesweit auf Nord bis Ost und frischt besonders in den
Hochlagen merklich auf mit Böen bis 9 Bft, auf exponierten Alpengipfeln auch
darüber.

Sonntag ... liegt Deutschland vorderseitig eines Troges über Westeuropa in den
ein großes Höhentief über der Iberischen Halbinseln und Südfrankreich
eingelagert ist. Die an seiner Ostflanke nach Norden strömende feuchtwarme Luft
gleitet über Mitteleuropa auf eine kalte Luftmasse auf, die zwischen einem
Hochdruckgebiet über Nordeuropa und dem Tief über dem westlichen Mittelmeer
bodennah aus Nordosten herangeführt wird. Vor allem über der Mitte und dem Süden
Deutschlands regnet es teilweise länger anhaltend, oberhalb 600 bis 700 m fällt
auch Schnee. Vor allem an den Küsten und im Bergland weht lebhafter, teilweise
starker Nordostwind mit Sturmböen. Lediglich im Norden des Landes sind auch mal
ein paar Auflockerungen zu erwarten. Die Temperaturen erreichen Höchstwerte
zwischen 4 Grad in den mittleren Lagen der Mittelgebirge und bis zu 10 Grad an
der Donau. Oberhalb von etwa 1000 m wird es winterlich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen bis auf kleinere Diskrepanzen im kurzfristigen
Vorhersagebereich eine ähnliche synoptische Entwicklung auf.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Stefan Külzer