DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-10-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 25.10.2018 um 10.30 UTC



Unbeständig, Föhnsturm in den Alpen. Zunächst kalt, im weiteren Verlauf wieder
wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 01.11.2018


Am Sonntag liegen wir vorderseitig eines Troges über Westeuropa in den ein
großes Höhentief über der Iberischen Halbinseln und Südfrankreich eingelagert
ist. Die an seiner Ostflanke nach Norden strömende feuchtwarme Luft gleitet über
Mitteleuropa auf eine kalte Luftmasse auf, die zwischen einem Hochdruckgebiet
über Nordeuropa und dem Tief über dem Mittelmeer bodennah aus Nordosten
herangeführt wird. Vor allem über der Mitte und dem Süden regnet es teilweise
länger anhaltend, oberhalb 600 bis 700 m fällt auch Schnee. Vor allem an den
Küsten und im Bergland weht lebhafter, teilweise starker Nordostwind mit
Sturmböen. Der Tag dürfte somit echt ungemütlich werden.
Am Montag dreht die Höhenströmung gänzlich nach Süd, teilweise schon etwas nach
Südost, da der Trog mehr und mehr negativ geneigt ist und von der Biskaya ins
westliche Mittelmeer reicht. An der bodennah kalten Ostströmung ändert sich kaum
etwas. Besonders im Westen und Norden muss noch mit Aufgleitregen gerechnet
werden, ganz im Süden/Südosten wird es zunehmend föhnig aufgeheitert und wärmer.
In den Alpen setzt starker Südföhn ein mit Orkanböen auf einigen Gipfeln. Mit
dem über Deutschland immer noch leicht fallendem Druck verschärft sich der
Gradient zu den Küsten hin, dort sind Sturmböen wahrscheinlich.
Am Dienstag stößt ein weiterer Trog nach Westeuropa vor, vor dem der
ursprüngliche Trog nach Nordosten schwenkt und auf Mitteleuropa übergreift.
Damit schafft der tiefe Druck auch den Sprung über die Alpen nach Norden und es
entwickelt sich ein Leetief über Südwestdeutschland, das sich über den Westen
Richtung Nordsee verlagert. Außer im Osten fällt dabei gebietsweise Regen, im
Westen auch kräftiger, aber aus jetziger Sicht nicht warnrelevant.
In den Osten gelangt wärmere Luft, der Föhn in den Alpen lässt nach. Der Wind
frischt allerdings vor allem im Osten und Norden vorübergehend nochmal auf.
Am Mittwoch und Donnerstag liegen wir vor einem westeuropäischen Trog in einer
südsüdwestlichen Höhenströmung mit der warme Luft aus dem Mittelmeerraum nach
Norden verfrachtet wird. Diese dürfte sich auch am Boden durchsetzen, da der
Hochschwerpunkt nach Osteuropa wandert und die Bodenströmung bei recht guter
Durchmischung ebenfalls nach Süd dreht.
Hebungsvorgänge sind dann am ehesten in der Westhälfte zu erwarten, viel Regen
gibt es bei dieser Konstellation aber nicht, da die Alpen den meisten
Niederschlag "abfangen" und nach Überströmung der Gebirge ein Großteil des
Wasser raus ist. Im Osten wirkt sich ohnehin eher der antizyklonale Einfluss
aus.
Die Entwicklung in der erweiterten Mittelfrist wird sehr unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Großen und Ganzen ist die Konsistenz des Modells gut, zumindest bis zum Ende
der Mittelfrist. Dann laufen die letzten Modellergebnisse stark auseinander. Die
Unsicherheiten betreffen vor allem die Entwicklung am Montag und Dienstag, wenn
sich der tiefe Druck nach Mitteleuropa ausweitet und schließlich mit einer
Leeentwicklung den Sprung nach Deutschland hinein schafft. Das neue Tief soll
dann, quasi als nach Westen verschobene Vb Lage, über Westdeutschland nach
Norden bis Nordwesten ziehen. Leicht nachvollziehbar, dass dahinter Fragezeichen
verbleiben, da auch kleinere Abweichungen dann durchaus größere Auswirkungen
haben können.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle liefern auch keine großartig neuen Erkenntnisse
oder gar Alternativen. Leichte Abweichungen betreffen den Aufgleitniederschlag
am Sonntag und die Entwicklung des Tiefs am Dienstag. Diese bleiben aber im
mittelfristig üblichen Rahmen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen über weite Strecken die Aussagen des deterministischen
Laufs. Auch die Tiefentwicklung am Dienstag lässt sich in vielen Ensembleläufen
wiedererkennen. Bis nächsten Mittwoch stimmen die Kurven der Ensembles recht gut
mit der von Haupt- und Kontrolllauf überein. Erst ab Donnerstag nehmen die
Kurven einen deutlich anderen Verlauf. Wie schon erwähnt wird die Entwicklung
dann sehr unsicher.
In der Clusterung werden zunächst (bis +96h) 3 Cluster gebildet, die sich für
Mitteleuropa kaum unterscheiden. Im folgenden Zeitraum sind 5 Cluster zu finden.
Alle zeigen eine gut ausgeprägte positive Geopotentialanomalie über Nord- und
Osteuropa, entsprechend oft taucht die Blockinglage auf, teilweise aber mit
leicht zyklonaler Prägung über Mitteleuropa. Cluster 1 (16 Member) beinhaltet
den Hauptlauf.
Zum Ende darf man sich was aussuchen. Die 5 Cluster (bis +240h) haben von der
Andauer der Blockingsituation, über eine Zonalisierung bis hin zu einer
südlichen Westlage alles zu bieten.
Auch die GFS Ensembles zeigen die zunehmenden Unsicherheiten ab Monatswechsel
mit einer stärkeren Streuung der Läufe, die ja auch die Europäer aufweisen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikant dürfte zunächst mal der Föhn in den Alpen sein und die am Sonntag
und Montag auch an der See auftretenden Sturmböen. EFI hat darüber hinaus für
den Süden am Sonntag Signale auf kräftigeren Niederschlag im Programm und zeigt
außerdem eine negative Temperaturabweichung für weite Landesteile. Danach gibt
es stärkeren Wind mit Passage des Tiefs am Dienstag vor allem in der Osthälfte.


Es fehlen allerdings Hinweise auf möglichen stärkeren Regen auf der Zugbahn des
Tiefs oder westlich davon.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECM, EPS, MosMix ... zum Ende Mos und EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner