DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-10-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 23.10.2018 um 10.30 UTC



Zum Wochenende und Anfang nächster Woche gebietsweise nass und im höheren
Bergland eventuell frühwinterlich. Zur Mitte der kommenden Woche wieder deutlich
milder und trockener.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 30.10.2018


Am Freitag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, schwenkt nach IFS in einer
kräftigen westlichen Höhenströmung ein flacher Rücken über das östliche
Mitteleuropa, während Deutschland zunehmend in den Einflussbereich eines Troges
gerät. Dieser erstreckt sich zunächst von der Nordsee zur Iberischen Halbinsel,
ein kurzwelliger Anteil schwenkt aber am Abend schon über den Norden
Deutschlands hinweg und lenkt Höhenkaltluft über Schleswig-Holstein. Auf der
Vorderseite dieses Kurzwellentroges entwickelt sich ein Tief, das sich von
Jütland nach Südschweden bewegt. Seine Warmfront zieht am Morgen aus dem
Nordosten ab, während die Kaltfront am Nachmittag rasch auf den Nordwesten
übergreift und in der Nacht zum Samstag schon den Süden Deutschlands erreicht.
Sie bringt teils mäßige Regenfälle, im Norden wird es zudem windig. Mit viel
Sonne ist nicht zu rechnen, da auch im Warmsektor des Tiefs viel hohe Bewölkung
durch WLA auf der Vorderseite des Troges generiert wird.
Am Samstag zieht der Kurzwellentrog ab, der Haupttrog weitet sich dagegen stark
nach Süden zur Iberischen Halbinsel aus. Damit stellt sich bei uns eine
zunehmend südwestliche und sogar leicht antizyklonal gekrümmte Höhenströmung
ein. Infolgedessen gerät der Vormarsch der Kaltfront ins Stocken und diese
bleibt an den Alpen hängen und wird nachfolgend durch die Entwicklung eines
Tiefs im nördlichen westlichen Mittelmeer wieder leicht rückläufig. In der Folge
setzen im Süden stärkere Aufgleitniederschläge ein. Das ursprüngliche Bodentief
zieht nach Nordwestrussland ab, so dass die Druckverteilung über Deutschland
zunächst recht flach ist, bevor das südliche Tief die Regie übernimmt und
Nordostwind einsetzt. In weiten Teilen des Landes, auch außerhalb des Regens in
der Mitte und im Norden ist mit viel Bewölkung durch WLA zu rechnen.
In der Nacht zum Sonntag und am Sonntag zieht das Tief zu den Alpen und später
bildet sich ein weiterer Kern über Bayern. Der Trog weitet sich noch weiter nach
Süden aus und verlagert sich langsam ostwärts, so dass die Höhenströmung auf Süd
dreht. An den Alpen stellt sich vorübergehend kräftiger Föhn ein, bevor das Tief
seinen Schwerpunkt nach Norden verlagert. Die Hebungsgebiete greifen am Sonntag
zunehmend nordwärts aus, so dass es auch dort zu Aufgleitregenfällen kommt.
Am Montag schwenkt der Südteil des Troges weiter ostwärts und lässt das Tief
südlich der Alpen über Oberitalien wieder regenerieren, während der nördliche
Teil schwächer wird. Insgesamt liegt dann ganz Deutschland im Bereich eines
Tiefdrucksumpfes, während sich über Skandinavien eine kräftige Antizyklone
gebildet hat. Diese bringt im Norden des Landes kräftigen Ostwind, während
ansonsten die Windverhältnisse schwach sind. Die südliche Höhenströmung bleibt
bestehen. Es kommt gebietsweise zu Niederschlägen, wobei im Westen des Landes in
850 hPa die Temperatur auf etwa -4 Grad sinkt, so dass es dort im Bergland ab
700 m durchaus frühwinterlich werden kann. In der Nacht zum Dienstag zieht ein
weiterer Tiefdruckkern auf Vb-artiger Bahn von Oberösterreich nach Fünen und
bringt dem Osten und Norden anhaltenden Regen, wobei die Kaltluft dann auch den
Osten erreicht und dort die Schneefallgrenze je nach Windverhältnissen und
Niederschlagsstärke durchaus auf unter 500 m absinken kann.
Am Dienstag liegt Deutschland dann am östlichen Rand eines umfangreichen
Trogkomplexes im Bereich eines nordwärts schwenkenden Randtroges. Der
Schwerpunkt des Bodentiefs ist auf dem nahen Atlantik zu finden, so dass sich
wieder südliche Winde durchsetzen, die allerdings nur langsam wieder mildere
Luft zu uns bringen. An den Alpen setzt jedoch starker Föhn ein. Die Regenfälle
ziehen nach Norden ab.
In der erweiterten Mittelfrist bis Freitag etabliert sich im Bereich der
Iberischen Halbinsel ein Höhentiefkomplex, während bei uns das Potenzial steigt.
Der Hochdruck verlagert sich in den Nordosten Europas. Es stellt sich eine
kräftige Südströmung ein, die zu einer erheblichen Erwärmung führt, die sich
aber mitunter nicht in allen Tieflagen voll durchsetzen kann.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum kommenden Sonntag ist der aktuelle Lauf des EZMW mit seinen beiden
Vorgängern konsistent. Auch im weiteren Verlauf simuliert der aktuelle Lauf eine
ähnliche Entwicklung wie seine Vorgänger, alle zeigen grob die südliche
Höhenströmung mit Durchschwenken eines Kurzwellentroges von Süden her.
Allerdings ist die genaue Lage der Drehzentren in der Höhe und der Bodentiefs
noch mit Unsicherheiten behaftet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zur Nacht zum Sonntag stimmen die vorliegenden Globalmodelle weitgehend
überein. Nachfolgend zeigen GFS und GEM eine ähnliche Entwicklung wie IFS, wobei
das erste Tief ab Sonntagabend nur beim EZMW enthalten ist. NAVGEM lässt erst am
Dienstag ein Tief über dem Osten Deutschlands nordwärts ziehen. Beim UKMO und
ICON scheint dagegen das Hoch im Norden etwas mehr Kraft zu haben, so dass bis
zum jeweiligen Prognoseende kein Tief bis in den Norden Deutschlands gelangen
kann, allerdings springt auch bei ICON das Tief am Dienstagmittag über die
Alpen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum von Sonntag, 00 UTC bis Dienstag, 00 UTC verteilt sich das
IFS-Ensemble auf zwei Cluster fast gleicher Größe, die aber eine sehr ähnliche
Entwicklung zeigen. Der zweite, in dem auch Haupt- und Kontrolllauf zu finden
sind, zeigt den Schwerpunkt des Trogsystems insgesamt weniger südlich im
Mittelmeer, so dass Deutschland schon am Dienstag in seinen Kernbereich gerät.
In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch dominiert zunächst das Höhentief über
Südwesteuropa bei allen vier Clustern, später schwächt sich dieses ab. Es werden
durchweg südliche und südwestliche Wetterlagen simuliert, teils mit eher
zyklonalem, teils her antizykonalem Charakter. Dass die nasskalte Phase aber
rasch wieder zu Ende geht, scheint recht sicher zu sein.
Die IFS-Rauchfahnen für Erfurt (Mitte Deutschlands) zeigen bei Temperatur und
Potenzial ein doppeltes Tal mit einer Talsohle am Samstag/Sonntag und einer
weiteren am Dienstag mit einer deutlichen Erwärmung dazwischen. Dabei bestehen
aber noch größere Unsicherheiten. In 850 hPa soll die Temperatur bei den meisten
Läufen auf etwa -3 Grad zurückgehen. Es gibt zwei deutliche Niederschlagsspitzen
am Sonntag und in der Nacht zum Dienstag, wobei in der Mitte Deutschlands die
Summen überschaubar bleiben. Im Laufe der nächsten Woche zeigt das Ensemble
einen deutlichen Aufwärtstrend bei Potenzial und Temperatur, wobei der Hauptlauf
im Bereich des oberen Randes der Verteilung liegt. Die Niederschlagssignale sind
dann wieder schwach. Beim GFS-Ensemble ist über Erfurt die Talsohle bei
Temperatur und Potenzial etwas tiefer als beim GFS und es fehlt die deutliche
Erwärmung dazwischen. Zur Wochenmitte zeigt auch GFS den Anstieg deutlich, aber
nicht in dem Maße wie IFS. Auch bei GFS treten dann nur mehr geringe
Niederschlagssignale auf.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Sturm: Am Freitag zeigen alle Ensembles an den Küsten geringe
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen, auch im Bergland kann es stürmisch
werden. Am Sonntag gibt es deutliche Signale für einen vorübergehenden Föhnsturm
vor allem im östlichen Alpengebiet, wobei das noch recht unsicher ist und von
der genauen Konstellation der kleinräumigen Tiefs abhängt. Vorstellbar sind aber
orkanartige Böen in den Kammlagen und stürmische Böen in Föhntälern. Zum Montag
hin steigt am Rande des Hochs im Norden an den Küsten wieder die
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen aus Ost bis Nordost.

Regen: Alle Ensembles zeigen von Sa, 00 UTC bis So, 00 UTC geringe
Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen an den Alpen mit Schwerpunkt im Allgäu.
Dabei sollte die Schneefallgrenze noch über 1500 m liegen.

Schnee: Vor allem für die Nacht zum Sonntag und am Sonntagvormittag zeigen
Cosmo-LEPS und ICON-EPS geringe Wahrscheinlichkeiten bis 30 % für mehr als 5 cm
Schnee in höheren Lagen des Thüringer Waldes, des Erzgebirges, des
südwestdeutschen Berglandes sowie im höheren Alpenvorland. Im Bereich der
Schwäbischen Alb und des Schwarzwaldes sind auch geringe Wahrscheinlichkeiten
für mehr als 15 cm vorhanden. In der Nacht zum Dienstag zeigt EZMW-EPS noch
einmal etwas verstärkte Signale am Alpenrand und im Erzgebirge.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann