DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-10-2018 09:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.10.2018 um 10.30 UTC



Vorerst noch ruhiges Herbstwetter ohne markante Wetterereignisse. Erst zu
Wochenbeginn zunehmend wechselhaft, an der See und in höheren Berglagen
Sturmböen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 22.10.2018


Deutschland liegt bis einschließlich Freitag unter einer Hochbrücke, die sich
vom Azorenraum bis nach Südskandinavien erstreckt. Die leicht mäandrierende
Frontalzone verläuft vom Nordatlantik nördlich an Schottland vorbei über
Mittelskandinavien hinweg zum nördlichen Ural, so dass frontale Prozesse vorerst
nicht auf Deutschland übergreifen. Geringe Niederschläge treten allenfalls an
der Küste und an den Nordseiten der Mittelgebirge auf. Ansonsten bleibt es
trocken.
Am Samstag läuft in der Frontalzone ein etwas kräftigerer Trog nach Südosten ab,
der den Nordosten Deutschlands streift und an der Küste sowie an den Nordseiten
der östlichen Mittelgebirge geringe Niederschläge bringen kann. Im Westen und
Süden hält sich Hochdruckeinfluss, der sich zum Sonntag hin auch wieder auf den
Norden und Osten Deutschlands ausweitet. Zumindest am Samstag dürfte dieser Trog
im Norden und Osten für einen vorübergehenden Temperaturrückgang sorgen.
Am Montag greift auf die Nordsee ein kräftiger und relativ breiter Trog über.
Mit der in den Norden und Westen Deutschlands vordringenden Kaltfront wird ein
Luftmassenwechsel eingeleitet. Mit Frontpassage und auch postfrontal fällt etwas
Regen. Zudem frischt der Wind auf, an der See und auf exponierten Berggipfeln
können einzelne Böen bis Sturmstärke auftreten.
Im Süden hält sich wahrscheinlich noch schwacher Hochdruckeinfluss. Damit geht
das ruhige Herbstwetter zu Ende.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum schwenkt der Trog von der
Nordsee kommend über Polen hinweg nach Osteuropa und weitet sich bis zur
Balkanhalbinsel nach Süden aus. Stromauf kommt eine erneute Blockierung in Gang,
wobei sich das Hoch westlich der Britischen Inseln etabliert. Zwischen diesem
Hoch und dem Trog über Osteuropa dreht die Strömung über Nordwest auf Nord. In
Verbindung mit einem über Südschweden hinweg ostwärts ziehenden Randtief
(möglicherweise einer Sturmtiefzyklogenese) kommen in der Nacht zum Mittwoch von
der Küste bis zu den Mittelgebirgen und am Mittwoch dann auch im Süden
kräftigere Niederschläge auf. Dabei können in Staulagen Warnschwellen in Bezug
auf Dauerregen erreicht werden. Der Wind legt noch etwas zu, so dass verbreitet
Wind- und stürmische Böen und im Bergland sowie an der See teils schwere
Sturmböen vorstellbar sind. In den Kamm- und Gipfellagen der östlichen
Mittelgebirge und an den Alpen oberhalb von 1000 bis 1200 Metern können die
Niederschläge zumindest zeitweise als Schnee fallen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag zeigt der aktuelle Lauf gegenüber den beiden
gestrigen Modellläufen keine prognoserelevanten Unterschiede, so dass bis dahin
das weitgehend ruhige Herbstwetter noch andauert. Das Übergreifen der Kaltfront,
was vom heutigen 00 UTC-Lauf am Montag erwartet wird, hatten die beiden
gestrigen Modellrechnungen bereits für Sonntag geplant. Dies hat auch
Auswirkungen auf die Trogpassage und die nachfolgende Drehung der Strömung über
Nordwest auf Nord, was dann eher verzögert in Gang kommt. Im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigen auch die beiden Modellläufe des
Vortages die oben beschriebene Entwicklung.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich dem Wochenende folgen die verfügbaren Modelle der oben
beschriebenen Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede sind bis dahin nicht
erkennbar. Am Montag lässt ICON gegenüber den anderen Modellen die Kaltfront
etwas rascher auf den Nordwesten und Norden Deutschlands übergreifen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird das oben beschriebene
Szenario vom Modell des kanadischen Wetterdienstes gestützt, wogegen GFS bereits
am Mittwoch wieder antizyklonalen Einfluss auf den Süden Deutschlands
übergreifen lässt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung und weist bis
einschließlich Sonntag nur einen geringen Spread auf. Bereits ab Montag
divergieren die Einzellösungen verstärkt, was auf Unsicherheiten beim oben
beschriebenen Kaltfrontdurchgang hindeutet. Die Entwicklung einer erneuten
Blockierung über dem nahen Ostatlantik und somit die Drehung der Strömung
zumindest auf Nordwest wird auch vom EPS gestützt.
Das EPS des EZMW prägt den auf Osteuropa übergreifenden und sich dort nach Süden
ausweitenden Trog unterschiedlich aus, wobei auch ein Austropfen für möglich
gehalten wird. Demzufolge ist eine Drehung der Strömung auf Nord-Nordost genauso
gut vorstellbar. Immerhin ein Fünftel der Einzellösungen stützt die Version des
GFS, wonach sich bereits zur Wochenmitte hin wieder antizyklonaler Einfluss
durchsetzen soll. Hier bestehen noch Unsicherheiten, die auch durch die deutlich
divergierenden Rauchfahnen deutlich werden. Bemerkenswert ist hierbei, dass für
den Süden und Südosten Deutschlands Einzellösungen existieren, die kaum einen
Temperaturrückgang im Programm haben.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Vorerst dauert das ruhige Herbstwetter an, so dass keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse zu erwarten sind. Frühestens ab Sonntagabend und in der Nacht
zum Montag können an der Nordseeküste einzelne stürmische Böen nicht ganz
ausgeschlossen werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), anfangs auch MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann