DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-10-2018 17:01
SXEU31 DWAV 141800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 14.10.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhige Hochdruckrandlage und weiterhin für die Jahreszeit viel zu warm. Auf
exponierten Alpen- und Erzgebirgsgipfel anfangs stürmische Böen nicht
ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland nach wie vor an der Westflanke eines
blockierenden und hochreichenden Hochdruckgebietes mit Schwerpunkt in 500 hPa
über Weißrussland. Mit einer südlichen Strömung wird daher Warmluft aus dem
westlichen Mittelmeerraum advehiert. In der mittleren Troposphäre ist die
Strömung antizyklonal geprägt, so dass Absinken andauert und keine nennenswerte
Wolkenbildung einsetzt. Kompensatorisch wird das Absinken noch zusätzlich
gestützt durch eine rege Tiefdrucktätigkeit im Bereich eines Höhentroges mit
mehreren Drehzentren über Südwesteuropa. Eines dieser eingebetteten (und auch
nur in 300 bzw. 500 hPa ausgeprägten) Höhentiefs verlagert sich bis Montagfrüh
von der Toskana zur Schweiz, erweist sich aber aufgrund des überlagerten
Absinkens als nicht wetterwirksam.
Im Bodenfeld bzw. in der unteren Troposphäre hat sich zwischen dem
quasistationären osteuropäischen Hochdruckgebiet und einer flachen, von
Katalonien über den Südwesten und Westen Frankreichs bis zur mittleren Nordsee
reichenden Tiefdruckrinne eine südsüdöstliche Strömung eingestellt. Darin
eingebettet, befindet sich eine potenziell instabile Luftmasse, innerhalb derer
sich über Süd- und Zentralfrankreich Gewitter entwickeln können, die das
Vorhersagegebiet aber nicht weiter tangieren.
Von Warnrelevanz bleibt allerdings der Wind, vor allem am Alpen- und
Erzgebirgsnordrand, wo sich leichter Föhn eingestellt hat. Für stürmische Böen
(Bft 8) aus Süd bis Südost reicht es wohl nur auf exponierten Gipfeln, in
einigen Tälern kann es allerdings auch die Nacht über hinweg steife Böen (Bft 7)
geben. Auch am Nordrand von Eifel und Hohem Venn reicht es für die ein oder
andere Bft 7. Mit Annäherung des Höhentiefs beginnt ausgangs der Nacht in
Süddeutschland der Gradient ein wenig aufzufächern, so dass zumindest an den
Alpen der Wind zögernd abflauen sollte.
Ansonsten verläuft die Nacht wettertechnisch ruhig, über den äußersten Westen
und Nordwesten ziehen zeitweise hohe Wolkenfelder hinweg, bevorzugt im Süden
kann sich Neben bilden.

Montag ... wird der Höhentrog über der Iberischen Halbinsel durch ein aus dem
Ex-Hurrikan "Michael" resultierendes Tiefdruckgebiet regeneriert und tropft dort
ab. An dessen Vorderseite wird das Höhentief über der Schweiz nach
Süddeutschland gesteuert. Das blockierende Hoch über Osteuropa ändert seine Lage
kaum, während ein in die kräftige Frontalzone über dem Nordatlantik
eingebetteter Randtrog bis zum Abend die Britischen Inseln überquert.
Im Bereich des Höhentiefs ist die Luftmasse über dem Süden und der Mitte
Deutschlands eigentlich labil geschichtet (-18 Grad in 500 hPa, +13 Grad in 850
hPa) und was im Sommer für eine ausgewachsene Gewitterlage genügen würde, reicht
jetzt mangels "Luftmasse" (aufgrund der Trockenheit und des recht tiefstehenden
Sonnenstandes kann kaum Cape generiert werden) maximal für flache
Quellbewölkung, nach Osten zu auch für einige mittelhohe Wolkenfelder, zumal
großräumig auch nach wie vor Absinken dominiert.
Im Bodenfeld kommt die Tiefdruckrinne über dem westlichen Mitteleuropa mit
Annäherung des Troges maximal geringfügig nach Osten voran und beginnt sich
zudem noch aufzufüllen. Zwar können über den Nordwesten und äußersten Westen
zeitweise auch mal dichtere Wolkenfelder hinwegziehen, ob es für einzelne
Schauer reicht - am ehesten noch am Niederrhein, im Emsland und im Nordseeumfeld
- ist aber fraglich.
Insgesamt fächert der Gradient mit dem Auffüllen der Rinne weiter auf, vor allem
am Erzgebirge gibt es aber anfangs noch steife Böen, auf exponierten Gipfeln
eventuell auch noch eine stürmische Böe.
Insgesamt gehen die Temperaturen in 850 hPa um etwa 1 bis 2 Grad zurück, dazu
nimmt der Wind etwas ab und sorgt nicht mehr für so gute Durchmischung wie an
den Vortagen. Dennoch steigen die Temperaturen erneut auf warme 20 bis 25 Grad,
in einigen Leelagen auch bis 27 Grad, sollte sich im Süden gebietsweise länger
Nebel halten, bleibt es dort etwas kühler.

In der Nacht zum Dienstag verlagert das Höhentief über Süddeutschland seinen
Schwerpunkt ins Vogtland, bleibt aber wetterunwirksam. Der Randtrog über den
Britischen Inseln verliert deutlich an Kontur und zieht über die Nordsee hinweg
nordostwärts. Die korrespondiere Kaltfront über der mittleren Nordsee kommt kaum
nach Südosten voran und verwellt. Somit bleibt es im Nordwesten bewölkt und
gebietsweise kann es auch mal regnen, die Mengen sind aber kaum nennenswert.
Ansonsten ändert sich nichts an der Hochdruckrandlage, so dass die Nacht ruhig
verläuft, wobei die Neigung zu Nebel aufgrund des kaum mehr vorhandenen
Gradienten vor allem in der Südhälfte weiter zunimmt.

Dienstag ... ändert das Höhentief aufgrund der Blockadewirkung des
quasistationären, sich aber etwas abschwächenden osteuropäischen
Hochdruckgebietes seine Lage kaum und macht sich maximal in Form einzelner
mittelhoher Wolkenfelder über der Osthälfte bzw. lockerer flacher Quellbewölkung
über den Mittelgebirgen bemerkbar. Auf den nahen Ostatlantik greift im
Tagesverlauf ein weiterer Trog über, wobei sich die recht weit nördlich
verlaufende Frontalzone ein wenig nach Süden ausweiten kann und vor allem die
Nordhälfte Deutschlands mehr und mehr an deren Südflanke gelangt. Rückseitig des
Höhentiefs bleibt derweil ein flacher Höhenrücken nach Südwestdeutschland
gerichtet, so dass sich die Tiefdruckrinne über dem westlichen Mitteleuropa
weiter auffüllt und auch über dem Vorhersagegebiet aus der Nacht heraus sogar
noch leichter Druckanstieg eingesetzt hat. Das Frontensystem eines noch übrig
gebliebenen flachen Wellentiefs, das sich von England zur mittleren Nordsee
verlagert, tangiert das Vorhersagegebiet weiterhin nicht großartig, allerdings
schwächt sich insgesamt das Absinken ab, so dass vor allem über den Westen und
Norden - bis in den zentralen Mittelgebirgsraum reichend - vielleicht etwas
häufiger hohe und mittelhohe Wolkenfelder hinwegziehen können. Einige
Modell(läufe), unter anderem auch der aktuelle Lauf des ICON-EU, simulieren auch
leichte schauerartige Niederschläge, die aber weiterhin keine nennenswerten
Mengen bringen.
Somit steht, nachdem sich die Nebelfelder im Süden (teils nur zögernd) aufgelöst
haben, ein voraussichtlich warnfreier Tag ins Haus. An der Luftmasse ändert sich
wenig, bei kaum mehr vorhandenem Gradienten und mit der negativen
Strahlungsbilanz werden nicht mehr die Höchstwerte der Vortage erreicht, mit 19
bis 24 oder gar 25 Grad bleibt es aber weiterhin viel zu warm. Lediglich bei
zähem Nebel im Süden (Donau, Oberschwaben) bleibt es örtlich deutlich kühler.

In der Nacht zum Mittwoch bleibt das Höhentief nahezu quasistationär über den
östlichen Mittelgebirgen liegen. Der Trog über dem nahen Ostatlantik weitet sich
knapp westlich der Britischen Inseln nach Süden aus, so dass die Strömung
westlich und nördlich des Vorhersagegebietes etwas aufsteilt und sich der
Höhenrücken über der Westhälfte des Landes nach Norden ausweiten kann.
Im Bodenfeld greift die Kaltfront des nach Südnorwegen ziehenden Wellentiefs auf
den Nordwesten über, verliert aber mehr und mehr an Wetterwirksamkeit. Nach wie
vor werden keine nennenswerten Niederschläge simuliert, die meisten Modelle
lassen es sogar komplett trocken. Immerhin bleibt es im Westen und Norden
gebietsweise stärker bewölkt, so dass die Nebelbildung weiterhin unterbunden
wird. Anders im Süden: Dort ist der Himmel klar oder nur gering bewölkt
(lediglich im Bereich des Höhentiefs im Südosten und Osten werden einige
mittelhohe Wolkenfelder simuliert, GFS hat im Berliner Raum sogar einzelne
Schauer auf der Karte), so dass sich vor allem im Bereich Donau, Oberschwaben
und im südlichen Oberrheingraben erneut dichter Nebel bilden kann.

Mittwoch ... ändert sich so gut wie gar nichts an der großräumigen Verteilung
der Geopotenzial- und Druckgebilde: Dem nahezu quasistationären Höhentief im
Bereich Zittauer Gebirge/Riesengebirge steht ein nach Westdeutschland
gerichteter Höhenrücken gegenüber, der sich sogar noch verstärkt, da der
westeuropäische Höhentrog, der im Tagesverlauf Irland erreicht, im weiteren
Verlauf nordwestlich der Iberischen Halbinsel austropft. Im Bodenfeld löst sich
die Kaltfront über dem Nordwesten des Landes allmählich auf. Die nachfolgende
Kaltfront eines Sturmtiefs östlich von Island greift auf die mittlere Nordsee
über, kommt aber aufgrund von Wellenbildung über der Biskaya auf der Vorderseite
des abtropfenden Höhentroges kaum nach Süden voran und schwächt sich ebenfalls
ab, da sich im Bodenfeld ein Keil des Azorenhochs über den Süden der Britischen
Inseln bis zur Nordsee ausweitet.
Somit bleibt es im Norden und Westen sowie im Bereich des Höhentiefs im Osten
eher bewölkt, aber ohne nennenswerte Niederschläge (GFS simuliert im Berliner
Raum nach wie vor vereinzelte Schauer). Sonst scheint aber vielerorts die Sonne,
im Süden gebietsweise aber erst nach zögernder Nebelauflösung (meistens sollte
er sich noch komplett auflösen). Insgesamt gehen die Temperaturen in 850 hPa
(auf etwa 10 Grad) und somit auch in Bodennähe etwas zurück, mit 18 bis 23 Grad
(bei zähem Nebel nur um 15 Grad) bleibt es aber sehr mild bis warm.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle zeigen im Kurzfristzeitraum eine sehr ähnliche
Wetterentwicklung. Die von einigen Modell(läufen) simulierten, kaum
nennenswerten Niederschläge im Nordwesten bzw. im Osten (GFS) sind kaum
prognose- und schon gar nicht warnrelevant.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff