DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-10-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 14.10.2018 um 10.30 UTC



Ruhiges Herbstwetter mit allmählich zurück gehenden Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 21.10.2018


Am Mittwoch liegt Deutschland in einer Zone niedriger Druck- und
Geopotentialgegensätze. Zwar nähert sich im Tagesverlauf von den Britischen
Inseln allmählich ein Langwellentrog, dieser beginnt aber recht zügig
abzutropfen. Schon in der Nacht zu Donnerstag hat sich über Portugal innerhalb
des Cut-Offs ein abgeschlossenes Höhentief gebildet, im Bereich des westlichen
Ausgangs des Ärmelkanals reißt der Trog in der Nacht auseinander, so dass der
Cut-Off-Prozess schon zum Donnerstagmorgen abgeschlossen sein sollte. Da durch
den Cut-Off-Prozess die Höhenströmung an der Vorderseite des Langwellentroges
antizyklonal gekrümmt ist, werden Hebungsprozesse weitgehend unterbunden.
Leichte Niederschläge sind in diesem Umfeld allenfalls im Nordwesten denkbar, wo
ein schwaches Frontensystem zu erkennen ist, das - je nach Lesart - zu einem
Tief bei Island oder einem Tief über Nordrussland gehört. Das Frontensystem
erstreckt sich dabei etwa von der Biskaya bis nach Finnland und hat bei einer
(trotz der angesprochenen Antizyklonalität der Höhenströmung) weitgehend
parallel zur Front verlaufenden Höhenströmung kaum Schub um nach Süden bzw.
Osten voranzukommen. Vielmehr kann im Bereich Ärmelkanal/Nordsee der Druck
deutlich ansteigen, so dass das Azorenhoch wieder beginnt, eine Brücke zu einem
kräftigen Russlandhoch aufzubauen. Dabei liegen die 850er Temperaturen von Nord
nach Süd zwischen 7 und 13 Grad, was Höchstwerte von grob um 20 Grad, lokal auch
knapp an die 25 Grad erwarten lässt. Abgesehen von möglichen nächtlichen
Nebelfeldern sollte der Tag warnfrei über die Bühne gehen.

Am Donnerstag wandert das portugisische Höhentief nach Nordafrika, und da das
nördliche Trogresiduum am Tage zur nördlichen Ostsee und in der Nacht bis nach
Nordwestrussland zieht, stellt sich über Deutschland eine bezüglich des
Geopotentials extrem gradientschwache Lage ein. Folglich fehlt es völlig an
dynamischen Hebungsantrieben, was zusammen mit dem über der Nordsee und dem
angrenzenden Mitteleuropa weiter ansteigenden Druck der o.e. Front bzw. den
Frontresten das Niederschlagspotential weitestgehend raubt. Somit lässt sich die
Front allenfalls noch an der Feuchte (z.B. 700 hPa), an der etwas dichteren
Bewölkung und im thermischen Feld erkennen. Bezüglich des thermischen Feldes ist
zu erwähnen, dass die Achse des sich intensivierenden Hochs von den Azoren bis
nach Dänemark verläuft, so dass wir auf seiner Südostflanke liegen und von der
Nordsee mit einer nördlichen bis nordwestlichen Strömung etwas kühlere Luft in
den Norden sickert. In der Folge erreichen die 850er Temperaturen in der Nacht
an der dänischen Grenze nur noch um 3 Grad, im Südwesten sind es lokal noch bis
zu 12 Grad. Erneut könnte damit Nebel der einzige Warnparameter des Tages
werden.

Am Freitag und in der Nacht zu Samstag ist nach EZMW-Hauptlauf keine
durchgreifende Änderung der synoptischen Situation zu erwarten. Das Hoch
kräftigt sich weiter, in der Nacht steigt der Druck über dem Süden
Großbritanniens auf über 1030 hPa. Der zugehörige Höhenrücken schiebt sich
ebenfalls vom Atlantik her zu den Britischen Inseln. Mit der damit über
Deutschland herrschenden oftmals nördlichen Strömung werden nicht nur die
Frontreste nach Süden gedrückt, es hält auch das nieder- und
mitteltroposphärische Einsickern kühlerer Luftmassen an. So soll zum
Samstagmorgen die Null-Grad-Isotherme die Nordspitze Rügens erreichen, und auch
im Südwesten erreichen die entsprechenden Werte die 10-Grad-Marke nicht mehr.

Am Samstag zeigen sich das Hoch und der Höhenrücken anfangs noch weitgehend
stabil, allerdings läuft in ihre Rückseite ein hoch reichender Trog, der
insbesondere in der Nacht zu Sonntag zu Druckfall und Geopotentialabbau führt.
Die zugehörige Front erreicht aber nur die nördliche Nordsee, so dass der
Vorhersageraum weiterhin auf Regenfälle warten muss. Über die Osthälfte wird im
850er Niveau von Nord nach Süd ein Kaltlufttropfen geführt, in dem die
Temperaturen unter null Grad liegen. Im Westen steigen die entsprechenden Werte
dagegen von 4 bis 9 auf 6 bis 10 Grad an.

Am Sonntag werden das Hochdruckgebiet und der Höhenrücken von Norden her
abgebaut und eine Kaltfront kann, am Tage mit ihren Wolken, in der Nacht auch
mit Niederschlägen, auf den Norden übergreifen. Der Süden liegt im
Einflussbereich eines Kaltlufttropfens, der von Polen her nach Süd-Südwest zieht
und für Hebung sowie für Regenfälle sorgt.

In der erweiterten Mittelfrist laut EZMW-Hauptlauf Regeneration von
westeuropäischem Hoch und Höhenrücken.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Donnerstag muss die Konsistenz des aktuellen Laufs mit seinen
Vorgängern als gut eingestuft werden. Das von Südwest nach Nordost ausgerichtete
Hoch über England und der Nordsee ist am Donnerstag (12 UTC) ebenso noch
durchgängig zu finden wie die an der 700er-Feuchte erkennbare Frontalzone.
Unterschiede zeigen sich dagegen in der Trogstruktur über der Nordsee. Während
dieser Trog im gestrigen 00-UTC-Lauf noch über die Biskaya hinweg nach Süden
reichte, reichte er (auf Basis der 568 gpdm-Isohypse) im gestrigen 12-UTC-Lauf
nur noch bis nach England, im aktuellen Lauf dann nur noch bis nach Dänemark.
Damit zeigt sich ein markantes Zurückrechnen der Trogintensität.

Am Freitag simuliert der aktuelle Lauf über der zentralen Ostsee einen flachen
Rücken, wo der Vorlauf noch ein kleines Höhentief gesehen hat. Der gestrige
00UTC-Lauf wären noch in die GWL Trog Westeuropa einzuordnen gewesen, während
die beiden jüngeren Läuft von Westen das Hereinschwenken des kräftigen
Höhenrückens sehen. Auf die Lage der Front und die 850er Temperaturen über
Mitteleuropa haben diese Unterschiede aber keinen Einfluss.

Am Samstag dann, wenn auch mit deutlichen Unterschieden in der Intensität und
Lage, wieder Einigkeit bezüglich eines Hochs über Westeuropa und eines Rückens,
der vom Atlantik zur Nordsee weist. Trotz dieses Angleichens der großräumigen
Lage wird die Vorhersage für Deutschland unsicherer, weil an der Ostflanke von
Hoch und Rücken die Verlagerung der Front bei den verschiedenen Läufen klar
voneinander unterscheidbare Varianten aufweist.

Danach ist ein weiteres Abdriften in die Ungewissheit zu beobachten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im internationalen Vergleich zeigen die Modelle bis zum Donnerstag eine gute
Übereinstimmung. EZMW und ICON zeigen große Ähnlichkeiten, während GFS zwar den
westeuropäischen Höhentrog von der Nordsee zur Biskaya zeigt (vgl. alten
EZMW-Lauf), aber auf dessen Rückseite ist der Höhenrücken schon deutlich zu
erkennen. Unterschiedlich in das Geopotentialmuster aber auch bezüglich eines
kleinen Höhentiefs über Niederschlesien, das bei GFS und ICON auftaucht, von
EZMW aber nicht simuliert wird.

Auch am Freitag ist die Übereinstimmung gut. Alle Modelle zeigen das vom
Atlantik zur Nordsee gerichtete Hoch, bei EZMW und ICON zeigen sich sogar
Ausläufer, die bis zur Ostsee reichen. Auch der westeuropäische Höhenrücken ist
wieder bei allen Modellen im Programm, und ein Blick ins Detail verrät, dass
EZMW die von Norden nach Norddeutschland einsickernde Kaltluft langsamer nach
Süden vorankommen lässt als GFS oder ICON. Dies sind aber Unterschiede, die sich
eingedenk des Vorhersagezeitraums von +6 Tagen absolut im Rahmen bewegen.

Auch am Samstag sind die simulierten Muster sehr ähnlich, alle Modelle haben das
Hoch über England und den kräftigen Rücken über Westeuropa auf dem Schirm,
bezüglich des Temperaturfeldes werden die Strukturen jetzt aber diffuser.

Selbst am Sonntag sind die Muster im Geopotential- und im Druckfeld noch sehr
ähnlich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum +72 bis +92 Stunden werden die Ensembles in zwei praktisch gleich
große Cluster unterteilt, die beide in der Kategorie
Blockierungslage sind und damit das insgesamt ruhige, von Hohem Luftdruck
dominierte Wetter wiederspiegeln. Der Haupt- und Kontrolllauf liegen dabei in
Cluster 2.

Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden werden 3 Cluster simuliert, wobei die
Blockierungslage in allen Clustern über den gesamten Zeitraum erhalten bleibt
und der Hauptlauf in Cluster 2, der Kontrolllauf aber in Cluster 3 liegt. Bei
den repräsentativen Membern von Cluster 1 und 3 deutet sich zum Ende des
Zeitraum allerdings an, dass über dem Nordosten der hohe Luftdruck zunehmend
abgebaut wird.

Im Zeitraum +192 bis +240 Stunden deuten 2 Cluster unisono den Wechsel in die
Kategorie Atlantischer Rücken an, mit einer eher nordwestlichen Strömung bei den
30 Membern von Cluster 1 und einer eher westlichen Strömung bei den 21 Membern
von Cluster 2.

Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen bei weitgehend gleichbleibend hohem
Geopotential und allmählich Absinkenden 850er Temperaturen bis einschließlich
Donnerstag nur eine geringe Streuung. Erst ab Freitag wird die Variabilität bei
den 850er Temperaturen, am Samstag auch beim Geopotential höher. Eine deutlichen
Temperaturrückgang deuten fast alle Ensemblemitglieder am Montag der kommenden
Woche an.

Auch die GFS-Ensembles zeigen ein ähnliches Muster wie die EZMW-Ensembles mit
einer nur geringen Streuung der 850er Temperatur bei moderatem
Temperaturrückgang. Auch einen deutlicheren Temperaturrückgang zum Beginn der
nächsten Woche deuten viele Ensemblemitglieder an, allerdings mit einer deutlich
größeren Zeitlichen Varianz.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Abgesehen von zwar leicht, aber doch statistisch signifikant erhöhten
Temperaturen zu Beginn des Mittelfristzeitraums deutet der EFI keine
signifikanten Wettererscheinungen an - und bewegt sich damit im Einklang mit
COSMO-LEPS.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas