DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-10-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.10.2018 um 10.30 UTC



Blockierendes Hoch über Osteuropa; Frontenfriedhof über Nordwestdeutschland.
Gegen Ende der Woche schwacher Kaltfrontdurchgang.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 20.10.2018


Am Dienstag liegt immer noch ein kräftiges blockierendes Hoch über Osteuropa,
dessen Einflussbereich im Bodendruckfeld bis nach Mitteleuropa reicht. Dieses
blockiert einen nordatlantischen Langwellentrog. Die Frontalzone biegt deshalb
steil vor Skandinavien nach Norden ab. Deutschland wird in der Höhe von einem
schwachen Kurzwellentrog beeinflusst. Dabei liegen die Reste einer sich
auflösenden Kaltfront über dem Norden Deutschlands. Bodennah ist bereits wieder
schwacher Hochdruckeinfluss in einem schwach gradientigem Bereich wirksam,
sodass die Kaltfront kaum Regen, allenfalls dichtere Wolkenfelder über den
Norden bringt. Die 850-hPa-Temperatur liegt mit Werten um 10 °C für die
Jahreszeit immer noch ziemlich hoch.

Am Mittwoch nähert sich der Langwellentrog von Westen an. Er liegt mit seiner
Achse über Groß-Britannien. Deutschland kommt auf die Trogvorderseite. Während
die Kaltfront mit leichtem Regen auf die Nordwesthälfte übergreift, befindet
sich der Rest von Deutschland noch unter Hochdruckeinfluss in der gealterten,
warmen Luftmasse.

Am Donnerstag schwächt sich das Osteuropahoch etwas ab. Gleichzeitig rückt ein
kräftiger Keil des Azorenhochs Richtung Groß-Britannien vor. Der Langwellentrog
wird von einem Bodenhoch überlaufen und schwächt sich deutlich ab. Stromabwärts
tropft ein Kaltlufttropfen über der Iberischen Halbinsel ab, während das
Trogresiduum über Skandinavien zieht. Die Kaltfront kommt bis in die Mitte
Deutschlands voran und mit ihr ein schwall subpolarer Meeresluft
(850-hPa-temperatur um 5 °C). Die Wetterwirksamkeit schwächt sich aber mangels
Hebungsantrieb deutlich ab, sodass nur wenig Regen erwartet wird.

Am Freitag rechnet der neue ECMWF-Lauf mit der Entwicklung eines
Kurzwellentroges über Frankreich, der sich durch einfließende Höhenkaltluft in
der baroklinen Zone verstärkt. Dadurch wird die Luftmassengrenze über
Deutschland aktiviert, wodurch es zu einer Wellenbildung über dem Westen
Deutschlands kommt, die im Westen und in der Mitte Regen bringt.

Zum Wocheneden gewinnt dann doch wieder der nachfolgende Azorenhochkeil an
Einfluss. Sodass der Trog unter starker Abschwächung ostwärts abzieht und sich
ab Sonntag die eingeflossene subpolare Meeresluft unter Hochdruckeinfluss wieder
erwärmen kann.

Im weiteren Verlauf regeneriert der Keil das blockierende Osteuropahoch, über
dem Atlantik baut sich wieder ein kräftiger Keil auf. Stromabwärts stößt
gleichzeitig ein Trog nach Westeuropa vor, der sich erneut stark abschwächt und
ins Mittelmeer abtropft. Interessant für unser Wettergeschehen wäre noch ein
Kaltlufttropfen über Südpolen, der sich aber schon im Bereich der Spekulationen
befindet.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Auch wenn bezüglich des Kaltfrontdurchgangs zu Beginn der neuen Woche zwischen
den vergangenen Modelläufen größere Unterschiede bestehen, zeigt sich dennoch
auch in den Ensembles ein gewisser Trend. Die neueren Läufe und ENS sind
tendenziell antizyklonaler, wärmer und trockener.
Den Kaltfrontdurchgang gegen Ende der Woche berechnen auch alle vorhergehenden
Läufe. Bezüglich des genauen Ablaufes gibt es allerdings noch Sprünge.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Großräumige Entwicklung wird von den anderen Globalmodellen ähnlich gesehen.
Sie unterscheiden sich allerding stärker in Details, die jedoch größeren
Einfluss auf die Wetterentwicklung in Mitteleuropa haben. So lassen GFS und ICON
die Kaltluft am Dienstag weiter in den Süden vordringen, sodass diese Modelläufe
im Norden auf 850hPa um mehr als 5 Grad kälter sind, als ECMWF. Der Mittwoch
sieht in allen Modellen dann wieder sehr ähnlich aus.

Große Unterschiede gibt es dann zum Ende der Woche: ICON lässt die Kaltfront
erst gar nicht durchgehen. Demnach baut sich ein Hoch über dem südöstlichen
Skandinavien und dem Baltikum auf, das zum Wochenende dann eine Brücke zum
Azorenhochkeil bildet. Vom Trog bleibt dann nur einen Kaltlufttropfen über
Ostfrankreich übrig, der allenfalls im Westen etwas Regen bringt. Sonst ist es
weiterhin trocken und warm.
GFS rechnet keine Wellenbildung am Donnerstag, lässt den schwachen Resttrog mit
der sich auflösenden Kaltfront rasch durchziehen, ehe am Freitag erneut ein
kräftiger Kiel des Azorenhochs nachfolgt. GFS simuliert dann in der Folge eine
nördliche Westlage mit einem warmen und antizyklonal geprägten Mitteleuropa.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In den ECMWF-Rauchfahnen gibt es bereits in der Nacht zum Dienstag eine größere
Streuung in der 850-hPa-Temperaturen. Ein kontinuierlicher Abwärtstrend bei den
Temperaturen bis Ende der Woche ist deutlich sichtbar. Die Streuung ist
besonders im Norden jedoch noch enorm. Beim Geopotenzial zeigt sich nur ein
geringer Rückgang bis Ende der Woche, danach jedoch wieder ein allgemeiner
Anstieg. Die Niederschlagssignale sind bis Donnerstag nur gering.
Die Clusteranalysen zeigen im erweiterten Mittelfristzeitraum ab dem Wochenende
entweder eine antizyklonale Westlage oder eine Blockadelage, die für
Mitteleuropa größtenteils antizyklonal geprägt ist.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass bereits in der Nacht zum Dienstag größere
Unsicherheiten bezüglich der Niederschläge im Nordwesten an der Kaltfront
bestehen. Als sicher gilt, dass bis Mittwoch in den restlichen Landesteilen
überwiegend Hochdruckeinfluss und in der Südhälfte auch bei vergleichsweise
hohen Temperaturen wirksam ist. Ab Donnerstag nehmen die Unsicherheiten deutlich
zu. Wie und ob am Ende der Woche eine Kaltfront Abkühlung und endlich Regen
bringt, ist noch fraglich. Es deutet vieles darauf hin, das sich das
Zirkulationsmuster, das im Wesentlichen jetzt schon seit einem halbe Jahr gleich
ist, auch weiterhin fortsetzt. Lange antizyklonal geprägte Blockadephasen werden
nur kurz von sich abschwächenden Trögen unterbrochen. Die Tendenz, dass sich
Fronten über Deutschland unter antizyklonalem Einfluss auflösen bleibt
wahrscheinlich bestehen. Auch wenn die Wetterlage sich jetzt etwas zyklonaler
und wechselhafter gestaltet, eine Nachhaltige Umstellung der Zirkulation ist
auch im erweiterten Mittelfristzeitraum nicht in Sicht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Einige Modelle simulieren am Donnerstag vor der Kaltfront im Südosten CAPE-Werte
bis 400 J/kg, wodurch Gewitter möglich, aber eher wenig wahrscheinlich sind.
Ansonsten bietet die Wetterlage kein Potenzial für signifikante
Wettererscheinungen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, ab Donnerstag ECMWF-ENS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold