DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-10-2018 17:01
SXEU31 DWAV 121800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 12.10.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Keine markanten Entwicklungen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir zwischen einer hochreichenden Antizyklone über Osteuropa
und einem umfangreichen Trogsystem über dem Nordostatlantik in einer südlichen
bis südwestlichen Strömung.
Unter der Frontalzone über Nordwesteuropa herrscht rege Tiefdrucktätigkeit. Ein
kräftiges Sturmtief zieht derzeit nordwestlich an Irland vorbei Richtung Island
mit einem Kerndruck von unter 960 hPa. Es beeinflusst uns nicht unmittelbar. Die
kräftige Warmluftadvektion an seiner Südostflanke verursacht allerdings hohe und
mittelhohe Bewölkung, die in den Westen und Nordwesten eindringt. Regen bleibt
aber Fehlanzeige.
Dabei wird eine ungewöhnlich warme Luftmasse nach Mitteleuropa geführt, in der
die Temperaturen über Deutschland in 850 hPa auf 10 bis 14 Grad gestiegen sind.
Die Nachmittagstemperaturen lagen gebietsweise über der 25 Grad-Marke, örtlich
wurden, vor allem am Oberrhein und im Nordosten 27 Grad erreicht.
Die Temperaturen sinken in der häufig gering bewölkten oder klaren Nacht auf 17
bis 5 Grad. Die 17 Grad dürften unter der Bewölkung im Westen und Nordwesten zu
finden sein, die tieferen Werte gibt es im Südosten, wo sich gebietsweise Nebel
bilden kann.
Der Druckgradient zeigt sich entspannt über Deutschland, lediglich über der
Nordsee und auf exponierten Bergen frischt der Südostwind etwas auf, ohne
Warnrelevanz.

Samstag ... formiert sich über dem Atlantik aus dem breiten Trogsystem ein
zunehmend schärfer konturierter Trog, der sich nach Süden ausweitet und es bis
zum Abend mit seiner Achse bis kurz vor die Küste Irlands und Nordspaniens
schafft. Hinter dem ins Nordmeer abgezogenen Sturmtief, verläuft eine wellende
Luftmassengrenze über Westeuropa, an der das nächste, deutliche schwächere Tief
im Tagesverlauf zur Irischen See zieht. Die blockierende Antizyklone über
Osteuropa weicht unterdessen aber nicht, sondern kräftigt sich ortsfest sogar
noch, so dass sich die südliche Strömung sowie die Warmluftadvektion über
Mitteleuropa wieder etwas verstärkt.
Die Windzunahme hält sich aber in Grenzen. In einigen Hochlagen werden Bft 7
erreicht, in tiefen Lagen eher Bft 6, entsprechend wird das Ganze nicht
warnwürdig.
Wir liegen dabei weiter unter antizyklonalem Einfluss, sprich: leichtem Absinken
und der sonnige, trockene Wettercharakter setzt sich fort.
Da auch im Nordwesten die Wolken im Tagesverlauf verschwinden, sind nach
ungewöhnlich milder Nacht, beste Voraussetzungen gegeben für einen ebenso
ungewöhnlich warmen Tag. Dazu trägt auch die gute Durchmischung bei etwas
auffrischendem Südostwind bei, die im Norden, der Mitte und dem Südwesten
rekordverdächtige Temperaturen zwischen 23 und 28, vereinzelt 29 Grad erwarten
lässt.
Nicht ganz so warm wird es an den Küsten und vor allem im Südosten, wo der
Gradient schwächer bleibt und sich der Nebel gebietsweise länger halten kann,
zudem kommt der Wind dort eher aus Ost, so dass der Föhn nicht richtig greift.
Für Höchstwerte zwischen 20 und 25 Grad reicht es aber auch dort, lediglich in
Regionen mit zähem Nebel und an Küstenabschnitten mit auflandigem Wind bleibt es
mit 15 bis 20 Grad etwas kühler.
In der Nacht zum Sonntag greift der Langwellentrog auf die Britischen Inseln und
die Biskaya über. Das Höhenhoch hält sich weiter nahezu ortsfest, die
Höhenströmung dreht auf südliche Richtungen und verstärkt sich etwas. Die
Kaltfront des zur Norwegischen See ziehenden Wellentiefs erreicht den Südosten
Englands und reicht von dort weiter in die Biskaya.

Die zögernde Annäherung der Kaltfront führt zu einer weiteren leichten
Gradientzunahme. In den Kammlagen des Erzgebirges treten einzelne starke bis
stürmische Böen auf und in einigen Tälern Böen Bft 7 nicht ganz ausgeschlossen.
Im Norden und Westen unterbindet der etwas auflebende Wind die Nebelbildung
erneut, vor allem im Süden dürfte sich in den Flusstälern aber wieder Nebel
ausbreiten.
Entgegen der Simulation der Vorläufe kommt die Kaltfront langsamer nach Osten
voran, die Wolken derselben erreichen uns noch nicht und auch die Entwicklung
des ehemaligen Subtropensturm "Leslie" wird gänzlich anders simuliert. Statt
Richtung Madeira abzudrehen, soll er nun im Laufe der Nacht auf Portugal
übergreifen, sich stark abschwächen und dann weiter zu Biskaya ziehen.

Sonntag ... tropft der Trog unter starker Verkürzung der Wellenlänge über der
Iberischen Halbinsel ab, das Trogresiduum im Norden zieht zur Nordsee. Damit
hält der Block über Osteuropa und ebenso behält die hochreichende Antizyklone
ihren Einfluss auf unser Wetter mit einer trockenwarmen Strömung aus südlicher
bis südöstlicher Richtung.
Die Luftmassengrenze über Westeuropa kommt lediglich bis in die mittlere Nordsee
voran und verläuft von dort aus zu einem Tief über der Biskaya und dann weiter
ins westliche Mittelmeer. Der Luftdruck über uns fällt zwar, nennenswerte Hebung
wird nicht simuliert und eventuelle schwache Hebung ist in der trockenen Luft
weitgehend folgenlos. Zudem sind wir von frontalen Prozessen ausgespart und
selbst der äußerste Westen bekommt nichts mehr von den Wolken der Tiefausläufer
zusehen, zumindest in der Version des ICON 12 UTC Laufs. Damit steht ein
weiterer trockener, sonniger und sehr warmer Oktobertag an.
Gebietsweise wird erneut ein Sommertag erreicht werden.

Der Wind weht in einigen Gipfellagen in Böen mit Stärke 7, vereinzelt Bft 8 und
auch in den Alpen könnte sich aufgrund der südlichen bis südöstlichen Anströmung
wieder eine leichte Föhnlage einstellen mit den entsprechenden Böen auf Gipfeln
und in einigen windanfälligen Tälern. Auch in einigen Leelagen der Mittelgebirge
sind ebenfalls Bft 6 bis 7 möglich.

In der Nacht zum Montag könnte zwar ein Höhentief vom Alpenraum nordwärts
ausgreifen, großartig wetterwirksam ist es aber nicht. Die Tiefausläufer über
der Nordsee und Westeuropa kommen kaum in unsere Richtung voran, so dass weiter
geringe Bewölkung vorherrscht. Die Nebelneigung bleibt eher gering und auch der
Wind dürfte in Hochlagen wieder nachlassen, da der Gradient in der Höhe und am
Boden wieder auffächert.

Montag ... bestimmt trockene und warme Luft unser Wetter, wobei durch das
Hochdruckgebiet über Osteuropa frontale Prozesse von uns ferngehalten werden.
Tiefausläufer werden in der aktuellen ICON Variante von der Nordsee über
Frankreich ins westliche Mittelmeer simuliert. Lediglich im Westen und
Nordwesten dürften demnach ein paar kompaktere Wolken durchziehen, vereinzelt
wäre dabei auch leichter Regen nicht ausgeschlossen. Ansonsten bleibt es weiter
sonnig und trocken sowie warm.
Bei überwiegend geringem Gradienten spielt auch der Wind kaum eine Rolle. Nur im
Nordwesten ist er etwas stärker, aber wohl kaum warnrelevant und auch auf
einigen Berggipfeln im Südosten und Osten sind mal Bft 7 aus südlichen
Richtungen drin.


Modellvergleich und -einschätzung
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ICON ist in den letzten Läufen alles andere als konsistent. Der aktuelle 12 UTC
weicht stark von der 00 UTC und immer noch erheblich von der 06z Lösung ab.
Schuld daran dürfte der Sturm "Leslie" sein, der nun vom westeuropäischen Trog
erfasst und über die Iberische Halbinsel gesteuert wird. GFS 06z zeigte aber
auch schon eine ähnliche Tendenz, so dass die neue Lösung nicht von der Hand zu
weisen ist. Was den Kern von Leslie (Sonntag, 06 UTC) angeht, liegen zwischen
der 00z Lösung und der von 12z ca. 1500km.
Die Prognose ab Sonntag kann man von daher zunächst mal als etwas unsicherer
einzustufen, auch wenn die anhaltende Blockierung natürlich nicht unrealistisch
ist.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner