DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-10-2018 17:01
SXEU31 DWAV 111800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 11.10.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhige Hochdruckrandlage, vorerst ohne markante Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland zwischen einem blockierenden Höhenhoch mit
Schwerpunkt über den Baltischen Staaten und einem Langwellentrog über dem nahen
Ostatlantik und somit unter einer steilen südwestlichen Strömung. Mit dieser
werden kurzwellige Keil-Trog-Strukturen nord- nordostwärts gesteuert. Im Sommer
würde dieses Szenario eine ausgewachsene Gewitterlage ergeben. Aktuell
beschränkt sich jedoch die Wetterwirksamkeit dieser Kurzwellentröge auf den
Durchzug mehrschichtiger Bewölkung. Eines dieser Wolkenfelder streift aktuell
den Südwesten und den äußersten Westen, wobei kaum Niederschläge fallen.
In den anderen Gebieten lässt großräumiges Absinken am Rande des Hochs keine
nennenswerte Bewölkung zu. Nahezu ungehinderte Einstrahlung ließ die Temperatur
auf sommerliche Werte steigen.
In der Nacht zum Freitag kann sich aufgrund der generell geringen
Luftdruckgegensätze dort, wo es längere Zeit aufklart, Nebel bilden.
Nach Osten hin wird der Gradient ebenfalls auseinandergezogen. Hierdurch flaut
der Wind ab, so dass auch im Erzgebirgsraum keine entsprechenden Warnungen mehr
erforderlich sein sollten.

Freitag ... verlagert sich der Schwerpunkt des blockierenden Höhenhochs über
Weißrussland hinweg zur nördlichen Ukraine. Das korrespondierende Bodenhoch
ändert seine Lage kaum, so dass sich an der süd-südwestlichen Strömung nicht
allzu viel ändert. Vielmehr erfolgt an der Vorderseite eines Sturmtiefs westlich
von Schottland kräftige Warmluftadvektion, wodurch sich ein Höhenkeil von der
Iberischen Halbinsel nordostwärts ausweitet. Hierdurch können auch auf den
Nordwesten und Westen Deutschlands mittelhohe und hohe Wolkenfelder übergreifen.
Dies sollte aber einem Temperaturanstieg auf spätsommerliche 23 bis 27 Grad
nicht im Wege stehen. Nur an den Küsten und im höheren Bergland wird es mit
Werten um 20 Grad nicht so warm.
In einigen Tallagen Süddeutschlands werden sich Nebel und Hochnebel nur sehr
zögernd auflösen, was dort ebenfalls einen Temperaturanstieg dämpfen würde.
In der Nacht zum Samstag lässt eine Welle, die zu den Britischen Inseln
gesteuert wird, den Gradienten über dem Nordwesten und Westen Deutschlands etwas
anziehen. Dies sollte die Nebelbildung dort unterbinden, aber für Windwarnungen
noch nicht hinreichend sein.
Im Osten und Süden sowie in Teilen Mitteldeutschlands bleibt es
schwachgradientig, so dass sich erneut teils dichter Nebel bilden kann.

Samstag ... rückt der Langwellentrog in das Seegebiet unmittelbar westlich der
Iberischen Halbinsel und der Biskaya vor. Warmluftadvektion über Westeuropa
sorgt für weiteren Geopotentialgewinn, was der Strömung eher ein antizyklonales
Gepräge gibt. Großräumiges Absinken sollte daher auch im Nordwesten und Westen
Deutschlands für ein Verschwinden der ohnehin dünnen hohen und mittelhohen
Wolkenfelder sorgen.
Bei nahezu ungehinderter Sonneneinstrahlung sind erneut Höchstwerte von 23 bis
28 Grad zu erwarten. Dies wird durch die in der unteren Troposphäre vorhandene
Süd-südwestliche Strömung, mit welcher Subtropikluft aus dem westlichen
Mittelmeerraum herangeführt wird, begünstigt. Eine Ausnahme stellen Regionen
dar, in denen sich Nebel und Hochnebel verzögert auflösen. Dort werden je nach
Zeitpunkt der Nebelauflösung 15 bis 20 Grad erreicht. Am wahrscheinlichsten ist
dies am Ober- und Hochrhein, in Teilen der Donauniederung sowie am Bodensee.
Aber auch im höheren Bergland und an der See wird die 20 Grad-Marke kaum
überschritten.
In der Nacht zum Sonntag greift der o.g. Trog unter Verschärfung auf die Biskaya
und den Westen der Iberischen Halbinsel über. Die diesem Trog vorgelagerte
Kaltfront erreicht Mittelfrankreich, erste Wolkenfelder erfassen den äußersten
Westen. Da der Gradient etwas zulegt, sollte die Bildung von Nebel oder
Hochnebel auf Tallagen Süddeutschlands beschränkt bleiben. Im Erzgebirgsraum und
in der Lausitz kann dann der Wind durchaus wieder warnrelevant werden.

Sonntag ... greift der Trog auf Westfrankreich über, beginnt aber durch rasch
nachfolgende Warmluftadvektion bereits wieder abzuflachen. Die diesem Trog
vorgelagerte Kaltfront erreicht bis zum Abend den äußersten Nordwesten
Deutschlands und die grenznahen Gebiete zu den Benelux-Staaten.
Kaltluftadvektion, die präfrontal übergreift, lässt diese Front an
Wetterwirksamkeit einbüßen, so dass sich die Niederschlagstätigkeit im
Frontbereich, die ohnehin erst gegen Abend einsetzt, auf wenige Millimeter
beschränkt.
In Frontnähe, aber auch ganz im Osten verschärft sich der Gradient ein wenig,
was den Wind auffrischen lässt. Für warnrelevante Böen sollte es jedoch nur in
exponierten Berglagen reichen. Auf höheren Berggipfeln können auch einzelne
stürmische Böen nicht ganz ausgeschlossen werden.
Im weitaus größten Teil Deutschlands, d.h. zwischen Ostsee und Alpen, dauert das
Absinken an, wodurch nahezu ungehinderte Einstrahlung zu erwarten ist. Eine
Ausnahme stellen die o.g. Tallagen Süddeutschlands dar, wo sich bis weit in den
Tag hinein einige Nebel- und Hochnebelfelder halten können. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen noch einmal spätsommerliche 20 bis 26 Grad. An
den Küsten und im höheren Bergland sind Maxima um 18 Grad zu erwarten. Je nach
Auflösung von Nebel oder Hochnebel werden 12 bis 18 Grad erreicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen durchweg eine ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Bisher haben Unsicherheiten in Bezug auf die Annäherung der Kaltfront
am Sonntag bestanden. Aber auch hier ergeben die verfügbaren Vorhersagemodelle
ähnliche Aussagen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann