DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-10-2018 07:01
SXEU31 DWAV 100800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 10.10.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
S a

In den Alpen leichter Föhn.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... kräftigt sich ein für unseren Raum wetterbestimmendes Höhenhoch über
dem östlichen Mitteleuropa weiter, verschiebt seinen Schwerpunkt aber langsam
nach Osten. Das zugehörige Bodenhochdruckgebiet liegt mit Kern über der Ukraine
und Weißrussland, von wo aus ein Keil nach Südskandinavien gerichtet ist. Wir
liegen damit in einer östlichen bis südöstlichen Strömung unter leichtem
Absinken. Abgesehen von der teilweise feuchten Grenzschicht gelangt trockene und
warme Luft nach Deutschland.
Weiter westlich kann sich ein Höhentrog über dem Ostatlantik nach Süden
ausweiten, ein Höhentief über der Iberischen Halbinsel wird eingefangen und als
Randtrog in die Biskaya gesteuert. Dadurch beginnt die Höhenströmung über Europa
stärker zu meridionalisieren. Unter anderem wird dann auch wird eine kräftige
Zyklogenese westlich Irlands induziert, wobei das Tief am Abend laut ICON Lösung
einen Kerndruck von knapp unter 980 hPa aufweisen soll.

Durch diese Entwicklung verschärft sich der Druckgradient über Deutschland.
Dabei setzt in der südlichen bis südöstlichen Strömung und einer Druckdifferenz
von etwa 5 bis 7 hPa zwischen Alpennord- und Alpensüdseite im Tagesverlauf in
den Alpen leichter Föhn ein. Auf Alpengipfeln treten Sturmböen um 75 km/h (Bft 8
bis 9) auf. Dabei kann der Föhn am Nachmittag und Abend bis in einige
föhnanfällige Alpentäler durchgreifen und dort für Windböen um 55 km/h (Bft 7)
sorgen.
Auch in den Kammlagen des Erzgebirges und anderer Mittelgebirgsgipfel (Brocken,
Wasserkuppe) macht sich die Gradientverschärfung bemerkbar, sodass dort Wind-
oder stürmische Böen bis 70 km/h (Bft 7 bis 8) aus Südost aufkommen.

Durch den zunehmenden Wind und der besseren Durchmischung der unteren Schichten
sollten sich Nebel- und Hochnebelfelder etwas rascher auflösen als am Vortag. In
einigen Luvlagen der Mittelgebirge kann es bis zum Nachmittag aber trüb bleiben.


Unter Absinken kann sich die Luftmasse weiter erwärmen und in 850 hPa sind
Temperaturen um 15 Grad oder etwas darüber an der Tagesordnung. Dabei werden
Höchstwerte zwischen 20 und knapp 25 Grad erreicht. Bei längerem Nebel und an
der Küste bleibt es etwas kühler. Mit Föhnunterstützung können an den Alpen
lokal bis 26 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Donnerstag kommt der Höhentrog in seinem Südteil ostwärts
voran. Der Randtrog wird nach Norden geführt, zum Ärmelkanal und
Nordostfrankreich. Nennenswerte Auswirkungen auf unser Wetter hat das aber
nicht. Das atlantische Tief kann sich noch etwas intensivieren (Kerndruck Do 06
UTC 966 hPa in der ICON Lösung) und zieht nordwärts Richtung Island. Da sich
gleichzeitig das Hoch über Osteuropa kräftigt auf 1030 hPa, nimmt der
Druckgradient über Deutschland weiter zu. Auf exponierten Alpengipfeln sind
Sturmböen bis 90 km/h (Bft 9, 10) zu erwarten. In Kammlagen des Erzgebirges, auf
dem Brocken und auf der Wasserkuppe gibt es stürmische Böen (Bft 8), auf dem
Fichtelberg Sturmböen bis 80 km/h (Bft 9) aus Südost.

Dabei sind auch im Elbtal einzelne Böen Bft 7 zu erwarten. An der See nimmt der
Südostwind ebenfalls zu, in exponierten Lagen an der schleswig-holsteinischen
Ostseeküste und auf der Nordsee (Helgoland) kommen einzelne Böen 7 Bft auf.
Nebel sollte sich in der klaren Nacht nur lokal bilden. Es kühlt auf 14 Grad an
der Nordsee und bis 4 Grad lokal im Südosten ab.


Donnerstag... kommt der Höhentrog nur wenig weiter ostwärts voran. Wir
verbleiben zwischen dem Höhenhoch über Osteuropa und dem Höhentrog in einer
südlichen Höhenströmung. Der Randtrog zieht am Vormittag über Benelux nordwärts.
Abgesehen von ein paar hohen und mittelhohen Wolkenfeldern, die in diesem
Zusammenhang in den Westen und Südwesten ziehen, bleiben wir unter
Hochdruckeinfluss wolkenarm. Nach Auflösung örtlicher Nebelfelder ist meist ein
sonniger Tag zu erwarten bei Höchstwerten zwischen 19 und 26 Grad.

Der Druckgradient fächert mit der weiteren Verlagerung des Tiefs Richtung Island
über Deutschland im Tagesverlauf wieder auf; auch über dem Alpenraum dreht die
Strömung in der Höhe auf Südwest und schwächt sich ab. Damit lässt der Wind auf
den Berggipfeln, aber auch in tieferen Lagen wieder nach. Zuvor muss aber auf
Alpengipfeln noch mit starken bis stürmischen Böen Bft 7 bis 8 gerechnet werden.
Auch im Elbtal und in Regionen mit auflandigem Wind an der See sind einzelne
Böen Bft 7 aus Südost möglich.

In der Nacht zum Freitag schwenkt ein weiterer Randtrog über Frankreich zur
Nordsee. Ein neues kräftiges Sturmtief findet sich westlich Irlands ein, mit
einem Kerndruck von knapp unter 950 hPa (ICON). Der zur Nordsee ziehende Trog
kann ein paar lockere Wolken ganz im Westen verursachen, sonst sind keine
wesentlichen Änderungen zu erwarten. Der Wind lässt weiter nach, sodass keine
Warnungen mehr zu erwarten sind. Die Nebelneigung nimmt vor allem im Süden
wieder etwas zu.


Freitag... verbleibt Deutschland auf der Vorderseite des Höhentroges über
Nordwesteuropa und an der Westflanke des Höhenhochs über Osteuropa in einer
südlichen bis südwestlichen Strömung. Das Sturmtief westlich Irlands zieht
weiter zu den Färöern und schwächt sich schon wieder ab. U.a. durch kräftige
Warmluftadvektion gestützt, schiebt sich der nächste Höhenrücken vom Südwesten
Europas Richtung Deutschland vor.
Somit setzt sich der Hochdruckeinfluss weiter fort. Einzig auf den äußersten
Nordwesten greifen die Reste der Kaltfront des über Island abgezogenen Tiefs
über. Dies äußert sich dort durch etwas mehr Bewölkung, aus der freilich kein
Regen mehr fällt.
Sonst ist es überwiegend sonnig. Bei Höchstwerten zwischen 20 und 27 Grad bleibt
es sehr warm. Da der Druckgradient nichts her gibt, bleibt es nach Ablauf der
nächtlichen Nebelwarnungen tagsüber warnfrei.

In der Nacht zum Samstag liegen wir weiter unter Absinken am Rand des
Osteuropahochs. Die Frontalzone verläuft über Westeuropa zur Norwegischen See.
Bei zunächst geringer Bewölkung oder klarem Himmel bildet sich im Laufe der
Nacht gebietsweise Nebel.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ohne signifikante Unterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner