DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-10-2018 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 08.10.2018 um 10.30 UTC



Verbreitet sonnig und trocken, dabei für die Jahreszeit zu warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 15.10.2018


Am Donnerstag liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Langwellentroges in
500 hPa, dessen Achse am Morgen im Begriff ist, auf die Iberische Halbinsel
überzugreifen und die bis zum Abend den westlichen Ausgang des Ärmelkanals und
Westfrankreich erreichen soll. In der auf der Trogvorderseite südlichen bis
südwestlichen Höhenströmung wird ein kurzwelliger Trog über den Nordwesten
unseres Landes geführt, an den entsprechende Hebungsprozesse gekoppelt sind.
Damit zeigen sich dort am Tage nicht nur dichtere Wolken, sondern es kann im
äußersten Nordwesten mitunter auch etwas Regen fallen. Da die Trogachse auf
ihrem Weg nach Osten deutlich an Kontur verliert (Verringerung von Amplitude und
Wellenlänge), lassen auch ihre Hebungsantriebe nach, was einhergeht mit der
Abschwächung der dem Trog vorlaufenden Kaltfront. Diese gehört zu einem
großräumigen Tiefkomplex über dem Nordatlantik, der zwei sehr kräftige Kerne
aufweist. Die Kaltfront und der nachfolgende Trog greifen in der Nacht zu
Freitag auf den Westen und Nordwesten über, neben den nur wenig ergiebigen
Niederschlägen hat die Kaltfront noch leicht auflebenden Wind im Nordseeumfeld
zu bieten, wobei warnwürdige Böen wohl nicht zu erwarten sind. Weite Teile des
Ostens und des Südens werden hingegen von hohem Luftdruck beeinflusst, womit es
dort von nächtlichen Nebelfeldern abgesehen sehr freundlich werden sollte, das
zugehörige Hoch liegt über dem Westen Russlands und schiebt einen Keil
insbesondere in Richtung Alpen, wodurch es dort, aber auch im Erzgebirge leicht
föhnig werden kann, mitunter auch mal mit einer Sturmböe. Zwar kommt es in der
Nacht im äußersten Westen mit Übergreifen der Kaltfront zu einem moderaten
Temperaturrückgang, insgesamt bleibt es aber sehr mild. Die 850er Temperaturen
liegen am Tage zwischen 15 Grad im Nordosten und etwa 10 Grad im Westen, in der
Nacht dann zwischen 14 und 7 Grad.

Am Freitag läuft die sich weiter abschwächende kurzwellige Trogachse weiter nach
Nordosten ab, während sich auf dem Atlantik eine neue Hauptachse ausbildet.
Diese ist der in die Rückseite des Troges einfließenden Kaltluft geschuldet, die
Temperaturen in 500 hPa liegen westlich der Britischen Inseln nur bei etwa -33
Grad. Durch die Austrogung auf dem Atlantik dreht auch über Westeuropa die
Höhenströmung auf Südwest, so dass der kräftige südliche Kern des Tiefkomplexes
(Kerndruck morgens um 955 hPa, im Tagesverlauf allmählich auffüllend) westlich
an Irland vorbei nach Norden zieht und uns weder mit seinem scharfen Gradienten
noch mit seiner Kaltfront tangiert. Diese gilt insbesondere auch deshalb, weil
sich vorderseitig der neuen Trogachse ein neues Tief bildet, das zwar von seiner
Druckkonstellation recht flach ausgeprägt ist, das aber zu einer leichten
Wellenbildung der Kaltfront führt und diese damit in ihrer Verlagerung nach
Osten hemmt. Somit ist im ganzen Land Hochdruckeinfluss wetterbestimmend, das
kräftige Hoch über Osteuropa verlagert sich leicht nach Süden und kommt am
Samstagmorgen über der nordöstlichen Ukraine zu liegen, und das damit
verbundenen Absinken wird von einem Höhenrücken verstärkt, der sich durch WLA
auf der Vorderseite des atlantischen Langwellentroges ausbildet und von Spanien
in Richtung Deutschland weist. Getrübt wird das Szenario allenfalls durch die
Reste der Kaltfront des Vortages, die zwar kaum noch wetterwirksam sind, die
aber dennoch sehr zögerlich ostwärts über unser Land driften und hier und da
etwas dichtere Wolken oder noch ein paar letzte Tropfen bringen können. Bei
einem Kaum veränderten Temperaturniveau (T850 zwischen 7 und 14 Grad liegen auch
die Höchstwerte meist wieder zwischen 20 und 25 Grad, und in der Nacht ist
wieder die Bildung von Nebel möglich.

Am Samstag kräftigt sich der Langwellentrog über dem Atlantik, er greift weiter
nach Süden aus und verlagert sich zögerlich nach Osten, bis zum Sonntagmorgen
erreicht seine Achse das Seegebiet westlich von Irland sowie westlich von
Portugal. Dadurch wird der südwesteuropäische Höhenrücken abgebaut, und die sich
deutlich kräftigende Höhenströmung dreht auf Süd-Südwest. Damit lässt erneut die
östliche Schubkomponente nach, das flache Tief zieht rasch vor die norwegische
Küste und in der Nacht weiter zum Nordmeer. Dass die Front danach nicht weiter
nach Osten vorstößt liegt am tropischen Sturm LESLIE, der laut EZMW-Hauptlauf
dass Seegebiet um Madeira erreichen soll und damit die Front bis in den Bereich
Biskaya/Bretagne in seine Zirkulation einbezieht. In der Folge können die Wolken
der Front allenfalls in der Nacht und allenfalls in den Nordwesten hereinziehen,
Regen ist sogar nur im äußersten Nordwesten denkbar. Im übrigen Land alles wie
gehabt, allerdings bei etwas höheren Temperaturen, da an der Ostflanke des
weitgehend ortsfesten Osteuropahochs mit einer südlichen Strömung Warmluft
advehiert wird. Die 850er Temperaturen sollen zwischen 10 und 15 Grad liegen, so
dass die Temperaturen weiter auf hohem Niveau verharren.

Am Sonntag tropft der atlantische Langwellentrog über Portugal ab, wobei das
Cut-Off-Tief weitgehend senkrecht über dem tropischen Sturm LESLIE zu liegen
kommt, was dessen Abschwächungstendenzen ebenso forciert wie sein Landgang im
Laufe des Vormittages (nach EZMW-Hauptlauf). Von Portugal ausgehend soll sich
eine schwache Tiefdruckrinne nach Nordosten erstrecken, die über Benelux und
Südnorwegen hinweg nach Lappland verläuft und in der es zu Niederschlägen kommen
soll, die Deutschland erneut allenfalls im äußersten Nordwesten streifen. Die
Rinne soll sich am Montag, bei zögerlicher Verlagerung nach Osten, auffüllen,
was auch zu einem Nachlassen der Niederschläge in der Rinne führt. Das damit
aktuell vom EZMW-Hauptlauf skizzierte Szenario erscheint noch recht unsicher,
einerseits bezüglich der Ausbildung der Rinne bzw. der gesamten
Druckkonfiguration insbesondere über Südwesteuropa, andererseits bezüglich der
Niederschlagsverteilung innerhalb der Rinne.

Am Dienstag soll weiterhin das Osteuropahoch unser Wetter dominieren, erst am
Mittwoch sieht der EZMW-Hauptlauf von Westen ein Frontensystem auf Deutschland
übergreifen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs mit seinen Vorläufen ist allenfalls
mäßig. Schon am Donnerstag zeigen sich deutlichere Unterschiede, beispielsweise
im Druckfeld. Während der aktuelle Lauf um 12 UTC über Irland allenfalls noch
einen schwachen Bodentrog simuliert, hatten der gestrige 12-UTC-Lauf und mehr
noch der gestrige 00-UTC-Lauf eine eigenständiges Tief bei bzw. über Irland
simuliert. Damit weichen auch die Temperaturfelder deutlich voneinander ab
(irische See Donnerstag 12 UTC: aktueller Lauf 5 Grad, gestriger 12-UTC-Lauf 9
Grad). In den Geopotentialfeldern halten sich die Unterschiede zu diesem
Zeitpunkt noch in Grenzen.

Dies ändert sich am Freitag, wo der gestrige 00-UTC-Lauf ein Höhentief westlich
von Irland vorschlug, während der aktuelle Lauf einen Kurzwellentrog mit Achse
in Richtung Schottland präferiert (Lageunterschied 650 ca. km). Im
Bodendruckfeld springt die Position des südlichen Kerns (Nähe der Britischen
Inseln) innerhalb des großräumigen Tiefkomplexes von Lauf zu Lauf um ca. 400 km,
wobei zwar der Kerndruck (955 bis 960 hPa) recht ähnlich vorhergesagt wird,
nicht aber der mit dem Tief verbundene Gradient.

Am Samstag gleichen sich die Muster in den Temperatur- und Geopotentialfeldern
mit der Regeneration des atlantischen Langwellentroges wieder an, gravierende
Unterschiede zeigen sich dagegen immer noch im Druckfeld, wo der gestrige
00-UTC-Lauf ein Tief südlich von Irland, der gestrige 12-UTC-Lauf ein solches
nördlich von Irland, und der aktuelle Lauf in diesem Bereich nur noch eine
schwache Tiefdruckrinne zeigt.

Insgesamt lässt sich die Konsistent allenfalls als mäßig bezeichnen, in manchen
Feldern zu manchen Zeitpunkten ist sie sogar schlecht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Am Donnerstag zeigen die Modelle (ICON, GFS, EZMW) im Geopotentialfeld noch ein
sehr ähnliches Muster, wobei GFS den von Westen nahenden schwachen Trog etwas
zügiger nach Osten ausgreifen lässt als dies EZMW und insbesondere ICON tun. Im
Bodendruckfeld führt dies aber zu teils gegenläufigen Strukturen, dort zeigt GFS
über Irland rückseitig des Kurzwellentroges schon schwachen Hochruckeinfluss,
genau dort, wo ICON den Bodentrog vermutet.

Am Freitag zeigen sich im Bodendruckfeld Lage-, Druck- und Gradientunterschiede
bezüglich des Bodentiefs nördlich von Irland, wobei der Druck zwischen 975 und
960 hPa liegen soll. Den schärfsten Gradienten simuliert GFS, gefolgt von EZMW
und in einigem Abstand ICON, was auch an ICONs hohem Kerndruck liegt. Auch im
Geopotentialfeld zeigen sich Unterschiede bezüglich der Lage und Schärfe des
Kurzwellentroges, der bei ICON von Seegebiet westlich von Island zur Irischen
See, bei GFS dagegen nach Südnorwegen weist.

Eine Verbesserung der Konsistenz ist auch am Samstag nicht zu erkennen, vielmehr
driften die entsprechenden Muster noch weiter auseinander. So deutet GFS ein
Tief westlich von Irland an, von dem bei EZMW und ICON nichts zu sehen ist. Der
Langwellentrog liegt bei GFS deutlich weiter westlich als bei ICON oder EZMW, so
dass über der Nordsee bei GFS antizyklonale, bei EZMW und ICON dagegen zyklonale
Krümmung zu erkennen sind.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen beim EZMW-Ensemble bis Donnerstag eine
Zunahme der 850er Temperatur bei sehr geringer Streuung, ab Freitag, und dann
nochmal am Sonntag nimmt die Streuung der Ensemblemitglieder dann deutlich zu,
wobei der Haupt- und Kontrolllauf auf hohem Niveau verharren, einige
Ensemblemitglieder aber nach unter ausbrechen (Nacht zu Montag Haupt- und
Kontrolllauf um 12 Grad, Ensembleminimum 3 Grad).

Die Rauchfahnen von GFS zeigen insgesamt eine ähnliche Struktur, allerdings
zeigt sich schon am Freitag ein deutlicherer Temperaturruckgang in 850 hPa, und
dies bei mehr Ensemblemitgliedern, und insbesondere auch beim Hauptlauf.

Die Clusteranalyse ergibt für den Zeitraum +72 bis +96 h drei Cluster, alle in
einer Blockierungslage, wobei der Haupt- und Kontrolllauf im mit 19 Mitgliedern
zweitgrößten Cluster liegen. Gemein ist dabei allen Lösungen ein kräftiges
Osteuropahoch und ein massiver Trog über dem Atlantik.

Im Zeitfenster +120 bis +168 h werden nur noch zwei Cluster getrennt, die mit 24
bzw. 27 Mitgliedern etwa gleich groß sind, wobei der Haupt- und Kontrolllauf im
Cluster 1 liegen. Weiterhin zeigt sich durchgängig die Blockierungslage,
Unterschiede zeigen sich zum Ende des Zeitfensters in der Ausrichtung des
Osteuroparückens über Skandinavien.

Im Weiteren werden wieder 3 Cluster errechnet, wobei der mit 25 Mitgliedern
größte in die Wetterkategorie "Positive NAO" wechselt, während die beiden
anderen in der Blockierungslage bleiben.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt in der zweiten Wochenhälfte und auch am Wochenende Signale für
signifikant erhöhte Temperaturen.

Am Mittwoch und Donnerstag zeigt EFI Signale für signifikante Windereignisse
an/in den Alpen und vom Erz- bis zum Zittauer Gebirge.

COSMO-LEPS zeigt am Donnerstag im Erzgebirge Signale bis 80% für stürmische Böen
und Signale bis 20% für Sturmböen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas